Kosmetika
Altbewährtes Produkt
"Kaiser Borax" enthält kein Borax
Produkte, die es schon jahrzehntelang gibt, genießen bei Verbrauchern oft besonderes Vertrauen. Deswegen halten Hersteller an inhaltsbezogenen Markennamen auch dann noch fest, wenn sich die Zutaten längst geändert haben. Das kann Verwirrung stiften und es stellt sich die Frage, ob es sich dann um eine Täuschung der Kunden handelt.
Das Bade- und Waschkosmetikum Kaiser Borax ist seit mehr als 60 Jahren am Markt. Schon ihre Großmütter hat es verwendet, sagt Edeltraut P. Jetzt sei es ihr wieder eingefallen für ein Fußbad, weil sie es irgendwie in guter Erinnerung hat. Und so habe sie es wieder in der Apotheke gekauft.
Zufällig schaute sich Frau P. die Packung mit der Inhaltsangabe genauer an. Sie fand dort viele Ingredienzien, aber nicht das den Namen gebende Borax. Frau P. fühlt sich getäuscht und wandte sich an help. Sie frage sich, da sie dieses Borax schon seit Jahren verwendet hat, ob es etwas Schädliches ist oder keine Wirkung hat, sagt sie. Da müsse ja etwas dahinter sein, warum hätte man es sonst abgeschafft.
Notwendige Modifizierungen
Die Firma Henkel stellt Kaiser Borax-Produkte seit 1981 her. In all diesen Jahren habe man die Körperpflegemittel laufend den gesetzlichen Bestimmungen und wissenschaftlichen Forschungsergebnissen anpassen müssen, steht in einer Henkel-Stellungnahme an help. Und wörtlich heißt es weiter: "Borax darf seit einiger Zeit nicht mehr in Kosmetikprodukten eingesetzt werden. Daher musste die Rezeptur – unter Beibehaltung des alten, eingetragenen Namens - umgearbeitet werden, um den aktuellen Gegebenheiten gerecht zu werden."
Aufnahme reduzieren
Das Spurenelement Bor wird vom Menschen konstant mit dem Trinkwasser, mit Mineralwässern und mit der Nahrung aufgenommen. Da Borverbindungen antiseptisch, konservierend, weichmachend und flammhemmend wirken, gibt es zahlreiche weitere Einsatzgebiete und damit Quellen für die Aufnahme - wie Arznei- und kosmetische Mittel, Lebensmittel-Verpackungen, Spielzeug, Waschmittel und Klebstoffe. Von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit wurde die Aufnahmemenge aus allen Quellen, die bei dauernder Zufuhr nicht zu gesundheitlichen Risiken führen, mit zehn Milligramm pro Tag begrenzt. Angesichts dieser Vorgabe wurde der Einsatz von Borverbindungen in einigen Bereichen eingeschränkt oder ganz verboten. Und so verlor das Kaiser Borax sein Borax.
Keine Täuschung
Von einer Täuschung will AK-Lebensmittelexperte Heinz Schöffl in diesem Fall aber nicht sprechen. Da gibt es sicher gute Gründe, dass sich die Zusammensetzung modifiziert hat, sagt Schöffl, da gibt es Umweltgründe, da gibt es gesundheitliche Gründe, und daher sei es grundsätzlich berechtigt, dass man hier Produktzusammensetzungen modifiziert. Wenn Konsumenten heute mit dem Begriff Borax nichts verbinden, weil sie glauben, dass das eine Phantasiebezeichnung ist, dann wird man wahrscheinlich zum Schluss kommen, hier könne keine Täuschung stattfinden.
Und wer genau wissen will, was wo drinnen – beziehungsweise nicht drinnen ist – dem bleibt nur das genaue Schauen auf die Zutatenliste, anstatt zu glauben, ein Produkt müsse zwangsläufig enthalten, was der Name verspricht.
08.09.2012