Umgang mit psychisch behindertem Partner

  • Themenstarter Sternenbande
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Sternenbande

Hallo,
mein Freund hat durch einen Unfall irreparable Schäden am Gehirn zurückbehalten.

Dadurch zeigt er Verhaltensweisen die mich bzw. unsere Beziehung sehr belasten.

Er erzählt zum Beispiel oft Dinge, die ich ihm einfach nicht glauben kann, da sie zu unglaubwürdig klingen. Ich bin mir sicher, dass er nicht mit Absicht lügt, sondern einfach Dinge durcheinanderbringt oder Realität mit Phantasie verwechselt. Wenn wir alleine oder mit Freunden zusammen sind dann habe ich keine großen Probleme, weil da ja alle wissen wie er tickt. Aber wenn wir mit Leuten zusammen sind die ihn nicht (gut) kennen, dann ist mir das schon sehr unangenehm, weil ich einfach merke, dass die Leute ihm auch nicht glauben.

Dann ist er sehr leicht ablenkbar. Wenn wir irgendwo abends zusammen hin gehen dann muss ich ständig aufpassen, dass ich ihn nicht verliere, weil er irgendwas sieht was seine Aufmerksamkeit auf sich zieht und er dann dort hinterher rennt. Oder ich brauche eine Ewigkeit um ihn von irgendwas wieder weg zu bekommen. Er spricht auch ständig fremde Leute an und mischt sich da einfach in Gespräche mit ein.

Ihm ist auch absolut nichts zu peinlich und er sagt auch immer ganz direkt was er denkt. Das finden die Leute dann auch nicht so gut, wenn er einem Fremden direkt ins Gesicht sagt, dass er ne komische Frisur hat...


Das belastet mich schon ziemlich, weil ich nur ungern mit ihm weggehe. Egal ob Volksfest, Jahrmarkt, Konzert oder was auch immer. Man fällt mit ihm immer negativ auf.

Ich würde mir da irgendwie Hilfe wünschen wie ich mit solchen Situationen besser umgehen kann. Wer hat einen Rat für mich oder hat auch einen Partner mit einem derartigen Problem?

MfG
 
Umgang mit psychisch behinderten Partner

Hallo Sternenbande,

leider kann ich dir nichts direkt raten. Ich kann mir schon vorstellen, dass die Situation schwierig ist. Es klingt so, als sei die Situation verschoben. Was vorher ein Partner war ist nun ein wenig wie ein Kind. Vor allem kann ich mir auch vorstellen, dass es unangenehm ist, weil man diese Behinderung nicht sieht und fremde Menschen das gar nicht einordnen können. Da ist man nicht so nachsichtig wie mit einem Kind oder einem Menschen, der eine offensichtliche Behinderung hat.
Meine Idee wäre, mal zu schauen, ob es Selbsthilfegruppen für Angehörige von psychisch Behinderten Menschen gibt. Solltest du da nicht fündig werden, würde ich überlegen, eine Therapie zu machen nur für dich.
 
Umgang mit psychisch behinderten Partner

Meine Idee wäre, mal zu schauen, ob es Selbsthilfegruppen für Angehörige von psychisch Behinderten Menschen gibt.

Leider nicht, zumindest nicht hier in der Gegend.

Und mir erschließt sich der Sinn nicht wieso ich ne Therapie brauchen sollte.
 
Umgang mit psychisch behinderten Partner

Hallo Sternenbande,

es geht doch nicht darum, daß Du eine Therapie brauchst. Es geht darum, daß Du Hilfe suchst in dieser schwierigen Situation und die evtl. über eine Therapie bekommen könntest.
In meiner Stadt gibt es z.B. Gruppen für "pflegende Angehörige". Das ist zwar nicht genau das, was Du suchst, aber evtl. würdest Du über den Organisator einer solchen Gruppe weiter kommen?

Lebst Du mit Deinem Freund zusammen?
Was tut er in Bezug auf seine Behinderung?

Grüsse,
Oregano
 
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Umgang mit psychisch behinderten Partner

Ich würde mir da irgendwie Hilfe wünschen wie ich mit solchen Situationen besser umgehen kann. Wer hat einen Rat für mich oder hat auch einen Partner mit einem derartigen Problem?
Sternenbande,
Ich kenne das aus meiner Familie, möchte aber nichts dazu schreiben. Ich kann dir aber den Rat geben, mache das, was dir gut tut. Sei egoistisch und schau auf dein Leben. Es kann sein, dass es dein Weg ist, jemanden dauerhaft zu betreuen, du musst aber nicht. Hat dein Freund auch Eltern, Geschwister, Freunde, ... die mithelfen oder bist du alleine damit?
Liebst du ihn auch so, wie er jetzt ist und möchtest dein Leben mit ihm verbringen oder fühlst du dich verpflichtet? Das musst du dich selber fragen und dann entscheiden.
Alles Gute für dich, fühle dich umarmt, ich kann es fühlen, wie es dir geht.
 
Umgang mit psychisch behinderten Partner

Leider nicht, zumindest nicht hier in der Gegend.

Und mir erschließt sich der Sinn nicht wieso ich ne Therapie brauchen sollte.

Ganz einfach, weil man dort lernt, mit allen möglichen belastenden Lebenssituationen besser umzugehen. Dieser Thread zeigt, dass du ein Problem hast, dass dich belastet, dass du momentan so allein nicht lösen kannst. Dabei kann ein Therapeut helfen.
Ullika hat Recht, diese Fragen stehen sicher im Raum. Ihn kannst du ja nicht mehr ändern, nur dich und deinen Umgang mit ihm. Und dabei kann ein Therapeut eine Stütze sein.
 
Ganz einfach, weil man dort lernt, mit allen möglichen belastenden Lebenssituationen besser umzugehen.

Braucht dann nicht jeder einen Psychiater? Schließlich hat doch jeder mal ne belastende Lebenssituation. Und aufgrund welcher Krankheit/Diagnose sollte mir denn eine Therapie bezahlt werden?
Und wie sollte mir das jetzt konkret weiterhelfen, wenn ich in 3 Jahren einen Therapieplatz bekäme? Wenn ich 3 Jahre gut mit ihm auskomme dann komme ich auch 30 Jahre gut mit ihm aus.

Und dabei kann ein Therapeut eine Stütze sein.

Nein. Weil ich solche arroganten Besserwissen nicht leiden kann, mich nicht mit ihnen abgeben möchte und mit ihnen erst recht nicht über so private Dinge reden möchte. Schon gar nicht in 3 Jahren.
 
Braucht dann nicht jeder einen Psychiater? Schließlich hat doch jeder mal ne belastende Lebenssituation. Und aufgrund welcher Krankheit/Diagnose sollte mir denn eine Therapie bezahlt werden?
Und wie sollte mir das jetzt konkret weiterhelfen, wenn ich in 3 Jahren einen Therapieplatz bekäme? Wenn ich 3 Jahre gut mit ihm auskomme dann komme ich auch 30 Jahre gut mit ihm aus.



Nein. Weil ich solche arroganten Besserwissen nicht leiden kann, mich nicht mit ihnen abgeben möchte und mit ihnen erst recht nicht über so private Dinge reden möchte. Schon gar nicht in 3 Jahren.

Nach dem was du hier so von dir gibst, denke ich gerade erst Recht, dass du eine Therapie gut brauchen könntest. Aber wenn du selbst nur besserwissen und von einem sehr hohen Ross herunter schnippische, rethorische Fragen stellen willst, dann tu dies. Vielleicht wird dir das mehr helfen, als ein paar Sitzungen bei jemandem, der dafür ausgebildet wurde, Menschen in Krisen zu helfen. Und ja, ich denke tatsächlich, dass eine Psychotherapie so ziemlich jedem helfen kann. (Nebenbei, ein "Psychiater" ist etwas völlig anderes als ein Psychotherapeut. Scheinst dich ja bestens auszukennen...;)).
 
Mir geht es wie Sternenbande und ich weiß nicht, was der Therapievorschlag für sie soll. Im Gegenteil finde ich deinen Ton ziemlich unangemessen Frau Piratin. Wenn Sternenbande der Ansicht wäre, dass sie in ihrer Situation eine Gesprächstherapie bräuchte, hätte sie hier wahrscheinlich gar nicht erst geschrieben, sondern statt hier zu posten gleich einen entsprechenden Termin vereinbart.

Als ich die Betreuung meiner dementen Tante hatte, habe ich irgendwann einen ausführlichen Kurs zur Demenz besucht, der von der Krankenkasse anerkannt wurde. Dort hat man einen Überblick über die rechtliche und medizinische Situation bekommen. Es wurde über die psychischen Probleme der Angehörigen gesprochen, auch im täglichen Leben, da viele dementen Angehörigen in der Familie lebten. Auch wurden Möglichkeiten vorgestellt, wo sich demente Menschen zu Nachmittagstreffen treffen usw.

Etwas Vergleichbares, Sternenbande, halte ich in deiner Situation für angebracht. Hier kannst Du dich sich sicher mal bei deiner Krankenkasse informieren, ob es Kurse für Angehörige Gehirngeschädigter gibt.

Dein Partner ist, wenn ich es richtig verstehe, nicht geistig behindert. Das Gehirn wurde aber geschädigt, wodurch er noch Ausfälle hat, manchmal Realität und Traum verwechselt und aktuell seine Hemmschwelle gegenüber Fremden nicht existent ist. Das Gehirn kann sich bei jungen Menschen aber noch sehr gut regenerieren, so dass ich davon ausgehe, dass sich sein Zustand noch sehr verbessern kann. Auch wenn die Ärzte von irreparablen Schäden sprechen, heißt das meiner Ansicht nach nicht, dass es sich nicht noch verbessert. Denn meiner Ansicht nach wissen Ärzte eben nicht allzuviel über das Gehirn.

Psychisch kommt sicher dazu, dass er eine extreme Todeserfahrung gemacht hat.
Das alleine führt auch bei nicht Gehirn-Geschädigten, wenn ich nach meinem Magendurchbruch von mir selbst und anderen nach schweren Operationen und Unfällen rede, mit denen ich danach Kontakt hatte, generell dazu, dass man anderen gegenüber eine geringere Hemmschwelle hat.:cool: Der teilweise Verlust der Hemmschwelle ist meiner Ansicht nach darin begründet, dass man fast gestorben wäre. Das macht eben psychisch etwas mit den Menschen.

Wichtig wäre jetzt sicherlich, alles zu tun, damit sich dein Freund so gut als möglich regenerieren kann. Und sollte es einen entsprechenden Kurs für Angehörige Gehirngeschädigter geben, könntest Du alles darüber lernen, welche Maßnahmen ergriffen werden können und sollten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Etwas Vergleichbares, Sternenbande, halte ich in deiner Situation für angebracht.

Das Problem ist ja, dass ich erstens nicht weiß ob sein Verhalten überhaupt von seiner Behinderung her rührt oder ob das einfach sein (sonderbarer) Charakter ist. Und zweitens gibt es so einen Kurs hier nicht. Habe ich jedenfalls noch nie was von gehört. Hirnschaden kann ja auch vieles bedeuten. Die Frau von Michael Schuhmacher hat sicherlich ganz andere Sorgen mit ihrem Mann als ich.

Wichtig wäre jetzt sicherlich, alles zu tun, damit sich dein Freund so gut als möglich regenerieren kann.

Da regeneriert sich nichts mehr. Außerdem ist er ja mit allem total glücklich und zufrieden.
 
Hallo Sternenbande,

ist dein Freund einfach nur extravertiert, aber sensibel dabei, oder ist er plump und distanzlos?

Ich merke bei mir selbst, dass ich seit kurzem von intro- auf extravertiert umgeschaltet habe, und finde das eigentlich ganz lustig und unterhaltsam. :) Bei erstaunlich vielen Menschen kann man damit gut landen, so als ob sie eigentlich schon lange darauf gewartet haben, dass sie mal jemand anspricht. Wenn ich dagegen merke, dass es nicht so gut ankommt - gut, dann eben nicht. Vielleicht hilft es ja, dass Thema einfach mal bei deinem Freund anzusprechen, um die 'peinlichen' Situationen in Zukunft schneller zu erkennen und zu vermeiden ...
 
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