Tropenkrankheiten bereits heimisch in Europa

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Schon vor einem Urlaub ins Ausland und erst Recht ins entfernte Ausland sollte man sich über vorgeschriebene und mögliche Präventionsmaßnahmen erkundigen. Aber man kann sich nicht vor allem schützen, und manchmal bringt man eine Krankheit aus dem Urlaub mit, die es dann zu diagnostizieren und zu behandeln gilt.
Dann einen gut informierten und interessierten Arzt zu finden, ist nicht einfach. Oft findet man in einem Tropeninstitut Hilfe.

Hier wird beschrieben, wie vorgegangen werden kann und sollte:
...
Urlauber:innen leiden am häufigsten unter Durchfallerkrankungen, Denguefieber, Malaria, Rickettsiosen und Hautinfektionen. Bei Migrant:innen findet man am häufigsten Tuberkulose, chronische Hepatitis B und C sowie HIV. Die Malaria wird vor allem durch den Besuch der Heimatländer importiert.

Vorgehen bei Verdacht auf eine importierte Infektion

Zur Basisdiagnostik gehören natürlich die Anamnese und die klinische Untersuchung sowie ein rasch verfügbares Basislabor. Fragen sollte man nach
  • dem zeitlichen Auftreten und dem Verlauf der Symptome
  • den Aufenthalten, der Reiseroute und den Umständen der Reise
  • den Expositionsrisiken (vgl. Tabelle 1)
  • Vorerkrankungen, Impfstatus und Malariaprophylaxe
  • ähnlichen Symptomen bei Mitreisenden
Aufgrund der Inkubationszeiten einzelner Erkrankungen kann man mit diesen Angaben bereits eine Eingrenzung vornehmen.

Serologische und molekularbiologische Untersuchungen sind nicht Teil der Basisdiagnostik. Es empfiehlt sich aber, etwas mehr Blut abzunehmen und eine Serumprobe einzufrieren, auf die man ggf. später zurückkommen kann.

Zum Basislabor gehören:
  • Malaria-Diagnostik (stets nach Aufenthalt in Endemiegebieten)
  • Blutbild, CRP, Leberwerte, Kreatinin, BZ, Urinstatus
  • Bakteriologische und parasitologische Stuhluntersuchung
  • Blutkulturen (unklares Fieber)
Die Basisdiagnostik entscheidet über das weitere Vorgehen, z.B. auch über die weitere ambulante oder stationäre Betreuung oder die Durchführung weiterer gezielter Diagnostik. Bei begründetem Verdacht ist z.B. eine gezielte mikrobiologische, immunologische und molekularbiologische Diagnostik erforderlich. Dafür sind möglichst genaue Hintergrundinformationen an das Labor wichtig, die dann entscheidend sind für Qualität und Aussagekraft der Diagnostik.

Wichtig, möglichst früh zu klären:

  • Könnte es sich um eine lebensbedrohliche Erkrankung handeln (Malaria tropica, Sepsis, Meningitis, schwere Pneumonie, virales hämorrhagisches Fieber (VHF))?
  • Könnte es sich um eine seuchenhygienisch relevante Erkrankung handeln (Lungen-Tb, VHF)? In diesem Fall gilt: mindestens 1,5 m Abstand zur Patient:in, Standardhygiene und Kontaktminimierung, am besten Untersuchung in einem gesonderten Raum
Man kann durch wenige Fragen meist klären, ob eine hochkontagiöse lebensbedrohliche Erkrankung infrage kommt:
  • Wo/wann: Aufenthalt in Endemie-/Ausbruchsgebiet innerhalb der maximalen Inkubationszeit (Ebola u.a. VHF bis zu drei Wochen, sonst meist kürzer)
  • Wie? Ungeschützter Kontakt zu Erkrankten bzw. Krankheitsverdächtigen oder Verstorbenen, infektiösen Tieren oder Probenmaterial (Laborinfektion)
  • Was? Symptomatik und Epidemiologie mit einer Erkrankung vereinbar?

Das Vorgehen bei begründetem Verdacht auf eine lebensbedrohliche, hochkontagiöse Infektion sieht folgendermaßen aus:

  • Absonderung, Zugang minimieren, Infektionsschutzmaßnahmen (Hygieneplan)
  • Kompetenzzentrum (Tel. 112) und Gesundheitsamt alarmieren
  • Ggf. Ausschluss einer Malaria (nach Rücksprache mit Kompetenzzentrum)
  • Verlegung in eines der 7 Behandlungszentren (Spezialtransport durch Kompetenzzentrum): München, Stuttgart, Würzburg, Frankfurt, Düsseldorf, Bochum, Hamburg, Berlin, Leipzig

Malaria

Wichtig ist vor allem die Malaria tropica, weil sie schwer und tödlich verlaufen kann, während bei der M. tertiana und quartana Todesfälle auch ohne Behandlung sehr selten sind ...
 
... Malaria wird durch nachtaktive Anopheles Stechmücken übertragen. Eine Übertragung über Blut oder in der Schwangerschaft ist ebenfalls möglich. Es gibt dabei 4 relevante Formen der Malaria, die sich fundamental voneinander unterscheiden:
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Die verschiedenen Malaria-Formen.

Diagnostik

Die erste Regel: Daran denken ist alles. JEDE fieberhafte Erkrankung nach Besuch eines (Hoch-)Risikogebietes ist bis zum Beweis des Gegenteils Malaria. Die Inkubationszeit ist mindestens eine Woche, kann aber bis zu einem Jahr gehen.
Der Goldstandard ist die Untersuchung des Blutes unter dem Mikroskop. ...

Leider ist das Wissen um eine mögliche Malaria-Infektion nicht mehr theoretisch in Europa:

... Die klimatischen Bedingungen in ganz Europa eignen sich zunehmend für das Auftreten und die Übertragung klimasensibler Infektionskrankheiten. Malaria ist eine durch Mücken übertragene Krankheit, die durch Plasmodium -Parasiten verursacht wird und sich über Mücken auf den Menschen ausbreitet. Die Krankheit war in Europa bis in die 1970er Jahre endemisch, als sie eliminiert wurde. In Europa werden immer mehr Malariafälle registriert, die vor allem auf internationale Reisen zurückzuführen sind. Zusammen mit der weit verbreiteten Anwesenheit des Malaria-Vektors (Anopheles Moskitos) und der zunehmenden klimatischen Eignung für diesen Vektor (erhöhte Regenfälle und höhere Temperaturen) in Europa kann Malaria in der Region wieder auftreten. ...

Grüsse,
Oregano
 
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