Tochter eines Kranken -Methadon u. Alkohol

Themenstarter
Beitritt
11.02.14
Beiträge
1
Hallo ihr Lieben! Bin neu in dem Forum und würde mich auf Antworten zu meinem sehr komplexen Problem freuen. Leider weiß ich nicht mehr weiter. :confused:

Ich bin 21 Jahre alt und lebe mit meinen Eltern in einer großen Wohnung in Berlin. Meine Mutter hat sich vor 1 1/2 Jahren getrennt, dennoch leben sie weiterhin aus kostengründen zusammen.
Ich bin direkt nach der Bekanntgabe der Trennung 10 Monate im Ausland gewesen, weil das lange von mir geplant war und ich hoffte, dass meine Mutter einen Schlussstrich ziehen kann. In der Zeit ging es mir gut und ich habe das Thema "Zuhause" verdrängt. Ich war selbstständig, hatte sogar ein eigenes Auto und war zufrieden.

Meine Kindheit war von einer sehr fürsorglichen und aufopfernden Mutter geprägt, die sich stets sich um ALLES gekümmert hat.
Mein Vater nimmt seit über 20 Jahren Methadon ein und war leider der schlechteste Vater, den man sich vorstellen kann. Großes Desinteresse gegenüber uns, falsche Freunde, Aggressivität, Drohungen, Dealerei, kein Geld für nix, keine Unterhaltungen, keine Liebe und vieles mehr versuchte meine Mutter immer auszugleichen. Vor 2 Jahren hat er eine Hepatites C Therapie erfolgreich beendet, aber das war auch für meine Mutter und mich sehr schwer. Er hat Probleme ohne Ende...

Seit ein paar Jahren ist nun auch noch täglicher Alkoholkonsum im Spiel und starke Stimmungsschwankungen. So heult er nachdem er die Balkonglasscheibe einschlug oder ist eifersüchtig, wenn meine Mutter und ich uns mit einer Freundin zum Essen verabreden und beschimpft diese Freundin als Schlampe und Hure. Er geht jeden Tag zum Arzt wegen des Methadons um 11 Uhr und kommt oft erst nach 23 Uhr besoffen wieder. Er ist arbeitslos, könnte sogar einen sehr guten Job bekommen, aber es interessiert ihn alles nicht und lässt alles schleifen. Ich rede mit ihm seit einem Monat kein Wort mehr, weil ich eh nicht das Gefühl jemals gehabt habe, dass es etwas bringt und ich muss gestehen, dass ich ihn nicht mehr sehen will. Wir hatten leider nie eine Tochter-Vater-Beziehung gehabt und das ich Abitur geschafft habe und ich im Ausland war, habe ich nur mir selber und meiner Mutter zu verdanken. Übrigens hab ich das Ausland mir komplett selber finanziert im Supermakt.

Mein Vater würde ohne meine Mutter sicherlich als Obdachloser umherirren und einen einsamen Tod sterben. Viel schlimmer ist es fast für mich, wie ich sehen, dass meine Mutter sich nicht selbst verwirklichen kann und immer älter wird, ohne, dass sich was verändert.

Ich kann leider aus finanziellen Gründen nicht ausziehen. So befinde ich mich grade im Bewerbungsprozess für duale Studiengänge, die im Oktober beginnen und würde auch kein Bafög oder ähnliches bekommen, weil ich mein Studium im 1. Semester abgebrochen habe. Verwandte sind nicht vorhanden, die einen unterstützen.
Meine Mutter ist täglich hin-und her gerissen zwischen "Neuanfang ausziehen" und altes Leben weiterführen. Leider entscheidet sie sich immer fürs zweite und rennt zu meinem Vater und will die Hoffnung nicht aufgeben, dass er sich eines Tages ändern könnte. Sie schläft auf dem Sofa, kocht noch jeden Tag und lebt wie in einer Scheinwelt. So soll ich am Besten noch am Esstisch mit meinem Vater zusammen sitzen usw. Möchte man mit ihr über die Situation reden, reagiert sie gereizt. Ich kann keine Freunde einladen und alles wird als eine Zumutung deklariert.

Ich weine jeden Tag mehrfach und breche auch in der Öffentlichkeit einfach so in Tränen aus. Gesundheitlich geht es mir auch nicht gut und so habe ich mit Bandscheiben begünstigt durch Scheuermann schon seit meinem 14. Lebensjahr zu kämpfen und meine Schultern sind weit nach vorne, obwohl ich 2x in der Woche ins Fitnessstudio gehe und ich mich an Pläne usw. halte. Meine Gesichtshaut sieht aus wie ein großer Krater und seelig bin ich ein Wrack und ich habe das Gefühl, dass ich 80 Jahre alt bin in meinem Handeln und Überlegen und meine Jugend an mir vorbeizieht.
Mit 21 Jahren wollte ich glücklich und zufrieden sein und das auch ausstrahlen. Stattdessen kann ich kaum in den Spiegel mehr schauen und drücke in meinem Gesicht herum bis es rot ist. Ich bin verzweifelt.

Wie soll es weiter gehen??
 
Ich bin 21 Jahre alt und lebe mit meinen Eltern in einer großen Wohnung in Berlin. Meine Mutter hat sich vor 1 1/2 Jahren getrennt, dennoch leben sie weiterhin aus kostengründen zusammen.
Ich bin direkt nach der Bekanntgabe der Trennung 10 Monate im Ausland gewesen, weil das lange von mir geplant war und ich hoffte, dass meine Mutter einen Schlussstrich ziehen kann. In der Zeit ging es mir gut und ich habe das Thema "Zuhause" verdrängt. Ich war selbstständig, hatte sogar ein eigenes Auto und war zufrieden.

Hallo warumnurich!

Deine Zeilen sind sehr berührend und zeigen genau, in welchem Dilemma Kinder und erwachsene Kinder von suchtkranken Eltern leben.
Das was du oben schreibst, ist eine Leistung, du hattest es bereits einmal geschafft da draussen gewesen zu sein.
Und weisst wie Freiheit sich anfühlt.
Es wäre so schön und für dein Leben und deine seelische Gesundheit wichtig, wenn du genau da wieder hinkommen könntest.
Nach allem was du berichtest ist deine Mutter Co-Abhängig, und ich kann mir vorstellen, dass das alles unerträglich für dich ist.

Ich habe einen Link für dich, vielleicht kannst du von dort aus an hilfreiche Kontakte und mit der Problematik sehr vertraute Menschen kommen.
Denn ich denke, du brauchst in deiner Nähe konkrete Ansprechpartner und Menschen.

NACOA Deutschland - Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V.

Informationen für erwachsene Kinder aus Suchtfamilien

Vielleicht können sie dir Adressen in deiner Nähe geben.In Berlin selbst scheinst du ja zu wohnen. :)
Eine Telefonnummer findet sich dort auch.
Auch Suchtberatungsstellen der Caritas oder der Diakonie wären eventuell eine Möglichkeit. Auch da könnte man dir weiterhelfen.

Ich weine jeden Tag mehrfach und breche auch in der Öffentlichkeit einfach so in Tränen aus
.

Das sind ganz eindeutige Signale deiner Seele.

warumnurich, ich wünsche dir ganz bald Ansprechpartner, wo du merken kannst, dass nicht nur du...sondern dass es viele junge Erwachsene gibt,
die mit den Suchterkrankungen und Co- Abhängigkeiten der Eltern auch im Erwachsenenalter noch konfrontiert sind, innerlich wie äusserlich.
Und dass es Wege gibt, um dich davon zu distanzieren, frei zu werden und zu leben.
Ich denke einfach ist es nicht, aber mit Hilfe anderer machbar.

Vielleicht melden sich hier ja auch noch andere zu Wort.
Ich wünsche dir alles Liebe und viel Mut.:)

Felis
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo,liebe warum - nur - ich ,
beim Lesen deiner Zeilen spürt man deine Verzweiflung und Hilflosigkeit und du hast mit deinen 21 Jahren ein wirklich komplexes Problem.
Deine Eltern stecken mit ihren Problemen in ihrem Leben fest.
Dass du deine Mutti liebst,die immer für dich da war,ist verständlich,auch,dass dich ihr Kummer sehr belastet.
Aber dein junges Leben ist auch sehr wichtig.
Du hast dich für ein duales Studium entschieden und dafür braucht man Ruhe und Kraft ,um einen guten Abschluss zu erlangen.
Ich schließe mich den Zeilen von Felis an,suche dir Ansprechpartner die Erfahrung mit diesem Problem haben und dir Wege aufzeigen können,damit auch du ein selbständiges und unbeschwertes Leben führen kannst.
Sehr wichtig ist,jetzt spreche ich als Mutti,sprich mit deiner Mutti einmal ganz offen über deine Gefühle und Wünsche und sie wird erkennen,dass du auch bei einem Auszug immer für sie da bist und sie liebst.
Warum versuchst du nicht ein WG- Zimmer zu finden,finanzielle Unterstützung bekommst du mit 21 vom Amt.Dann hast du den nötigen Abstand,kannst dich um dein Studium kümmern und bist unter jungen Leuten.
Vielleicht hilft dein Auszug deiner Mutti bei ihren Entscheidungen.
Ich verspüre immer dann Glück,wenn es meinen Kindern gut geht und da schlägt jedes Mutterherz gleich.
Liebe warumnurich:),auch ich wünsche dir,dass du einen Weg aus deinen Problemen findest und schicke dir liebe Grüße und Kraft.

Liebe Grüße
Wildaster
 
Hallo warumnurich ( stimmt leider so nicht, geht nicht nur Dir so ....),

ich weiß nicht, ob ich es überlesen habe, aber was machst Du zur Zeit ?
Arbeiten gehen ?
Bis Du Deinen Wunschstudienplatz vielleicht bekommst vergeht noch eine Weile , da wäre es schon sinnvoll , auf eigenen Füßen zu stehen und Geld für ein eigenes Leben zu verdienen.....

Dann fällt die Entscheidung, doch auszuziehen auch nicht unbedingt in die künftige Studienzeit ?

Denn vom Amt gibt es sicher nichts,warum auch, Du bist noch jung und könntest bei den Eltern wohnen .( Ab 25 Jahre sieht das dann anders aus )

Hast Du denn schon eine Ausbildung abgeschlossen ?

LG :wave:
 
Hallo warumnurich....

Ich schließe mich Felis und Wildaster an - und kann Dich nur unterstützen Dir Hilfe und Rat bei professionellen Stellen zu holen.
Du leidest - was verständlich ist - sehr unter der Situation, und es wäre wichtig, dass Du da raus könntest. Und ich könnte mir vorstellen, dass Deine Mutter in der veränderten Situation vielleicht einen Schritt in eine Richtung gehen könnte, die besser für sie wäre....

Viel Glück und viel Kraft, mondvogel
 
Oben