Sympathikus & Parasympathikus / vegetatives Nervensystem

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Quelle: https://www.rolfingb.de/stress.htm

Stellen Sie sich einmal vor, was passierte, wenn einer ihrer Ururur...großväter in der ostafrikanischen Savanne aus mittlerer Entfernung eines jagenden Leoparden ansichtig wurde.
Dann mußte es offenbar ganz schnell gehen:

- Adrenalin wird ausgeschüttet,
- das Herz arbeitet schneller und kräftiger,
- der Blutdruck steigt,
- die Muskulatur spannt an,
- die Luftröhre wird weit,
- die Pupillen weiten sich,
- der Schweiß bricht aus,
- die Leber schüttet Glykogen (Muskeltreibstoff) aus,
- die Schmerzwahrnehmung wird gehemmt,
- die Verdauung wird abgeschaltet und das Blut aus den Bauchorganen abgezogen,
- das Immunsystem wird gebremst,
- Sexualität wird uninteressant und
- das Gehirn schaltet in einen schnellen, rigiden Modus.

Nach einem mittleren Sprint ist die Gefahr vorbei. Nun übernimmt allmählich der Parasympathikus das Zepter:

- Das Herz beruhigt sich,
- der Blutdruck sinkt,
- die Muskulatur entspannt sich,
- die Augen werden feucht,
- die Leber schaltet auf Glykogenspeicherung,
- die Verdauung springt wieder an,
- die nach der Formel-1-artigen Belastung dringend erwarteten Reparatur- und Wartungskolonnen rücken aus,
- das Immunsystem darf sich wieder um die inneren Feinde kümmern,
- der Spieltrieb (und damit Neugier, Lernen und Experimentieren) erwacht,
- sexuelle Schlüsselreize können ggf. ihre Wirkung entfalten.

Was wäre nun aber, wenn....:

Unser Urmensch sieht sich mit einem Leoparden konfrontiert, ist aber gefesselt und kann sich nicht bewegen.
Oder: Lieschen Müller sieht einen Thriller und knabbert Kartoffelchips.
Oder: Der Berufskraftfahrer steht im Stop-and-Go und bewegt fast nur seinen rechten Fuß.
Oder: Abenteuer-Alex macht Bungee-Jumping und feiert die Action mit einem Bier.
Das Herz beschleunigt, die Leber schüttet aus, der Blutdruck steigt, alle Augen bleiben trocken, die Muskulatur spannt sich, der Darm schaltet ab. Und es passiert - ... nichts. Der Motor läuft auf Hochtouren, aber die Handbremse ist voll angezogen und der Auspuff verstopft. Aus Spannung wird Verspannung.
Das kann nicht gut gehen! Kein Wunder, daß ein eindeutiger Zusammenhang zwischen gefahrenen Autokilometern und Herzinfarktrisiko festgestellt wurde (von amerikanischen Lebensversicherungen). Nennen wir diese Stressform "ImmobilitätsStress".

Gruss, Marcel
 
Hallo Marcel,

dein Beitrag ist zwar schon älter, aber ich habe ihn nicht vorher gelesen.
Ich fand deine Beispiele super!
Ich selbst habe totale Probleme mit dem Zusammenspiel von Sympathikus
und Parasympathikus. Der Sympathikus überwiegt fast immer bei mir.
Ich laufe auf Hochtouren und komme nicht wieder runter. Dadurch hat sich
bei mir eine Angsterkrankung entwickelt, die ätzend ist.
Wenn ich nur wüsste wie ich den Sympathikus selbst beruhigen kann? Ich
will es mal mit Entspannunstechniken versuchen. Vielleicht klappt es ja.

viele liebe Grüße
Anke
 
Hallo Anke

Als eine der effektivsten Techniken habe ich folgende gehört und auch so empfunden:

- Augen schliessen (am besten setz Dich vorher ;-)
- Schultern weit nach unten drücken
- Sich nur aufs Atmen konzentrieren und auf nichts anderes
- Während 5 minuten nur wenige Male pro Minuten einatmen und ausatmen. Sagen wir ca. 5 mal. So hast Du eine lange Zeit zum Einatmen und auch wieder zum Ausatmen. Das konzentriert Deine Aufmerksamkeit aufs Atmen, ebenso ist durch diese Art des Atmens gegenüber oberflächlichem Atmen mal richtig was los in der Lunge. Durch das lange Ausatmen holst Du alles bis in die letzte Ecke aus Dir raus und holst auch wieder 100% "frische Luft". Und zusätzlich sollte es Dich "runterholen" bei einer solch kontrollierten Atmung.

Mein Coach meinte daraufhin, es gäbe nur noch eine "Bewusstseinsveränderung" welche schneller so stark wirke:
Smith & Wesson :)

Versuch's doch mal und berichte darüber.

Gruss, Marcel
 
DAs gefällt mir gut, was Du da schreibst, Marcel :) . In Jin-Shin gibt es eine Übung, die in die gleiche Richtung geht: Man setzt sich ruhig, entpsannt, störungsfrei hin, überkreuzt die Arme und steckt die Hände unter die Achseln. Die Daumen bleiben draußen.
Dann atmet man tief ein, hält den Atem lange an, atmet aus, bleibt eine Weile "ohne Atem", atmet wieder tief ein usw. usw.
Das ganze - wenn ich mich recht erinnere - soll man 36 x machen, also einatmen, ausatmen, anhalten = 1 x. In dieser Zeit erneuert sich das gesamte Luftvolumen der Lunge.

Wenn man das ernsthaft macht, fühlt man sich danach tief ruhig - wie nach einer Meditation.

Es gibt übrigens für die, die lieber Begleitung bei solchen übungen haben, gute Kassetten mit Atemübungen.

https://www.jinshinjyutsu.de/seminar_praktisch1.html

Gruss,
Uta :)
 
Könnte man nicht auch dagegen betablocker nehmen?
Sollten meditationsübungen nicht helfen?
ich habe es probiert und habe bemerkt das iwie was meine atmung blockiert,
ich kann nicht richtig einatmen ist mir aufgefallen.
 
Hallo Daywalker,

wie lange hast Du denn die Atemübung und Meditation "probiert"? Das sind Übungen, die nicht unbedingt gleich klappen; ein bißchen Geduld und evt. auch Anleitung braucht's da schon.
Außerdem gibt es so viele verschiedene Formen der Meditation, daß man erst einmal schauen muß, welche Form einem am besten liegt.
Ich werde z.B. ganz unruhig, wenn ich versuche, im Schneider- oder sogar Yoga-Sitz (unmöglich für mich) nur ruhig da zu sitzen und so zu versuchen, ZEN-Meditation zu praktizieren.
Viel besser geht es mir mit Phantasiereisen oder einer Klangschalenmeditation...

Hier werden viele Formen der Meditation vorgestellt:
Anleitungen, Methoden und viele Anregungen zum Thema Meditation

Gruss,
Uta
 
Hallo Daywalker,

hier Infos zu Deiner Frage:
Betablocker: Medikamente, Wirkstoffe, Anwendungsgebiete, Wirkung - Onmeda: Medizin & Gesundheit
Probllemverursacher Sympathikus

Also ist ein Betablocker wohl nicht das Medi erster Wahl. Allerdings, wenn irgendwie vermeidbar, sollte man auf die Einnahme ja sowieso verzichten. Ich habe fast sieben Jahre einen BB genommen da ich immer Herzrasen, etc. (Histamin) bekam. Nun bin ich ihn aber fast schon ein Jahr los :freu:.


Liebe Grüße :wave:.

Heather

Hallo Heather,

ich weiß, Deine Antwort in diesem Thread ist schon zwei Jahre her...
Aber für mich ist das Problem derzeit sehr aktuell.
Ich bekam vor 3 Jahren wegen Vorhofflimmerns einen Betablocker.
Und ich leide massiv unter einer Überreizung des Sympathikus.
Jetzt habe ich Deinen Link gelesen, um gesehen, dass es ein Teufelskreis ist, mit dem Betablocker. Wie hast Du geschafft, damit aufzuhören und wogegen hast Du ihn genommen? Ich habe das Gefühl, richtig "süchtig" nach ihm zu sein, obwohl ich ihn hasse und loswerden möchte.

LG Kerstin
 
Hallo Kerstin,

zuerst einmal ist es sicher gut wenn Du den BB irgendwann nicht mehr einnehmen musst, jedoch:
Ich habe das Gefühl, richtig "süchtig" nach ihm zu sein, obwohl ich ihn hasse und loswerden möchte.
wenn Du Dich so sehr dagegen wehrst machst Du Dir da wohl ziemlich Stress und dies wiederum ist nicht unbedingt förderlich um ihn loszuwerden... :greis: ;).

Die Frage ist halt warum Dein Herzchen so reagiert. Gab es einen bekannten Auslöser vor Symptombeginn? Bist Du umgezogen oder hast Du den Arbeitsplatz gewechselt? Gab es sonstige Veränderungen? Hattest bzw. hast Du großen Stress oder gibt es eben in Deinem Umfeld etwas das Dich dauerhaft sehr stark belastet? Hast Du Allergien oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, ist Dir da schon einmal etwas aufgefallen? Wurde Deine Schilddrüse schon einmal komplett abgeklärt?

Du siehst es gibt viele Möglichkeiten warum Dein Herz so reagieren könnte.

Übrigens, ich bin absolut Hitzeintolerant, mir geht es dadurch momentan nicht gerade gut und nehme daher auch wieder einen Betablocker, quasi nach Bedarf. Ich mache das auch nicht super gerne, doch hilft mir das über die Runden zu kommen. Verteufeln möchte ich diese Option daher auf keinen Fall :).


Liebe Grüße :wave:.

Heather
 
Hallo Heather,

vielen Dank für Deine Antwort. Ich bekam den Betablocker nach einem Vorhofflimmern im Krankenhaus und bin seither dabei geblieben, weil ich zu Rhythmusstörungen neige, ich habe einen Mitralklappen Prolaps. Aber den habe ich ja schon mein ganzes Leben und eben erst vor 3 Jahren bekam ich die Probleme mit dem Vorhofflimmern.
Ich denke mittlerweile, dass ich das Vorhofflimmern wegen Nitrostress bekam...

3 verschiedene Kardiologen habe ich schon befragt, ob ich den Betablocker nicht absetzen kann, die meinen, bei Herzrhythmusstörungen lieber nicht...

Aber wenn ich die Rhythmusstörugen eben wegen Nitrostress und Micronährstoffmangel bekam, dann würde es ja anders aussehen. Ich werde Dr. Kuklinski auf jeden Fall danach fragen, aber habe frühestens im Januar dort einen Termin.

Weil Du schriebst, Du hättest den Betablocker gelassen, wollte ich Dich fragen, wie - hast Du eine alternative Arznei statt dessen eingenommen? Welche? Hast Du ihn ausgeschlichen oder einfach weg gelassen? Mit süchtig meinte ich, dass ich den Eindruck habe, mein Körper hat sich so an ihn gewöhnt... aber der soll sich eben wieder abgewöhnen ;-) Für meinen Blutdruck ist er aber ansich sowieso kontraindiziert (90/60/50)... der war vor der Einnahme 110/80.

Das mit der Hitzeintoleranz kann ich verstehen, geht mir auch so, aber wie soll Dir der Betablocker dabei helfen? Bekommst Du durch die Hitze Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen?

LG Kerstin
 
Hallo Kerstin,

ich habe den BB damals ausgeschlichen, eigentlich sogar über Jahre ;). Ich habe u.a. Hashimoto und eine Histaminintoleranz. Wenn ich also etwas stark histaminhaltiges esse bekomme ich Herzrasen bzw. auch teilweise Herzrhythmusstörungen. Oder, wie eben momentan, reicht Hitze allein bei mir anscheinend aus um die Histaminausschüttung so zu erhöhen, dass mein Körper am rotieren ist :schlag:. Wenn ich dagegen nicht ansteuern würde hätte ich den ganzen Tag munteres Herzrasen oder "Herzhüpfen", da ist mir die Einnahme des BB schon wesentlich angenehmer... ;).

Ich bin aber gespannt was Dr. Kuklinski dazu sagen wird :rolleyes:.

Übrigens, gib doch bei der Suchfunktion mal "Mitralklappenprolaps" ein, es gibt einige Threads in denen schon darüber geschrieben wurde :).


Liebe Grüße :wave:.

Heather
 
Hier ein - finde ich - guter Artikel zum vegetativen Nervensystem:

Ausschnitt:
... Drei Nervensysteme bilden den eigentlichen Kern des vegetativen Nervensystems und werden oft im ihm gleich gesetzt: Sympathikus, Parasympathikus und das Darmnervensystem, in letzter Zeit oft als „Darmhirn“ (engl. „gut-brain“) bezeichnet.

Sympathikus

Der Sympathikus und Parasympathikus sind, vereinfacht gesprochen, Gegenspieler. Während der erste eine allgemeine aktivierende Funktion (Kampf & Flucht) hat, zielt der Parasympatikus auf Beruhigung und Regeneration des Körpers.

Der Sympathikus hat seinen Ursprung im Rückenmark. Er entspringt im gesamten Brustmark und oberen Lendenmark und läuft zu einer ersten Umschaltstelle neben der Wirbelsäule, dem Grenzstrang. Es handelt sich um Nervenknoten, die untereinander nach oben und unten verbunden sind und somit parallel zum Rückenmark links und rechts der Wirbelsäule ein zweites Nervensystem bilden.

Von diesem Grenzstrang aus versorgen dünne Nerven die einzelnen Organe. Das sind Blutgefäße, Eingeweide, Ausscheidungsorgane, Herz, Drüsen, Sexualorgane, Schweißdrüsen, Haare, Pupille u.a.. (siehe nächster Abschnitt)

Der Sympathikus wird wegen seiner Position auch thorakolumbales System (Brust-Becken-System) genannt.

Parasympathikus

Der Parasympathikus ist völlig anders aufgebaut: er verlässt das Rückenmark nur an zwei Stellen: am Hirnstamm und im Kreuzmark. Daher bezeichnet man ihn auch als kranio-sakrales-System (Kopf-Kreuz-System).

Wegen der Austrittsstelle ganz oben und ganz unten an der Wirbelsäule, sind die Nervenfasern sehr lang. Der größte parasympathische Nerv erhielt aus diesem Grund auch den Namen „Vagus“ der „Umherschweifende“. Er verlässt das Zentralnervensystem am Hirnstamm und reicht bis in die Bauchhöhle.

Der Parasympathikus ist der Gegenspieler des Sympathikus. Die meisten inneren Organe hängen also an zwei Zügeln. Mit einem gibt der Köper „Gas“ mit dem anderen „bremst“ er.
Doch gibt es auch einzelne Organe, die nur vom Sympathikus alleine gesteuert werden.
...
Das vegetative Nervensystem ist in aller Regel äußerst stabil. (Weitaus stabiler als die oben angeführten Betriebssysteme von Computern!) Dies ist aus nahe liegenden Gründen lebenswichtig.

Trotzdem können aus unterschiedlichen Gründen Störungen auftreten. Diese werden dann häufig als „vegetative Störungen“ bezeichnet. Man findet keine strukturellen Veränderungen (keine Veränderung der Hardware) sondern Störungen der Funktion.

Viele dieser Störungen werden auf dieser Website beschrieben und Wege aus dem Krankheitsgeschehen aufgezeigt.
.....
Das vegetative Nervensystem: Dr. Thomas Weiss

Grüsse,
Oregano
 
Ich habe es vor einer Woche geschafft, meinen Betablocker entgültig abzusetzen und nehme stattdessen Strophantin. Ich habe keine Probleme mehr.

LG Kerstin
 
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