Hallo Uta, Heather und Christiane
Vorab an Christiane eine abschließende Bemerkung zu unserem gesellschaftlichen Diskurs: Ich teile Deine Auffassung vollkommen und bin auch entsetzt darüber, dass es sooo viele von narzisstischer Verblendung fehlgeleitete Männer gibt und dass diese, trotz offensichtlicher Persönlichkeitsanomalien, es schaffen, in einer Gesellschaft Führungspositionen zu besetzen, und sich auch noch durch Gesetzgebung unangreifbar abzusichern. Trotz Entsetzens erblinde ich nicht vor den Folgen und sehe mit einem Schuss Selbstkritik, dass wir Normalbürger lieber vor solchen Menschen kapitulieren als selbst in die Politik zu gehen. Wie weit so etwas führt, haben wir bei Hitler gelernt, können es an unserer heutigen Gesellschaft sehen und können es in Bildern erleben, wenn wir nach Palästina blicken. An einzelnen Figuren der US-Administration hatten wir Anschauungsunterricht, wie man mit Billigung eines ganzen Landes Grenzen des menschlichen Zusammenlebens überschreiten kann und nun aktuell in Israel! Dies ist für einen Teil der Gesellschaft sicherlich ein Histaminproblem.
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Uta: Ja, manchmal scheint der Mensch in diesem eher masochistische Züge als sadistische Züge zu haben. Da muß ein Suchtfaktor hineinspielen oder auch eine Art "psychologische Umkehr": der Körper empfindet auf einmal durch die Wirkung von einem unverträglichen Lebensmittel oder Getränk das Richtige als falsch und das Falsche als richtig
Der Suchtfaktor - eigentlich der Kern dieses Threads - erscheint mir nach euren Beiträgen immer noch als äußerst unklar. Aber da muss es doch eine Logik geben! Könnte diese vielleicht in dem Gedanken gefunden werden, den der „lustigste Arzt Deutschlands“ Dr. ... von Hirschhausen in seinem Buch „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“ verewigt hat: Die Sucht entsteht als Folge von auferlegter Beschränkung über längere Zeit. Damit diese nicht empfunden wird, legt z.B. Kindern täglich ein Stück Schokolade hin und sagt: das wird noch gegessen, bevor du aufstehst! Oder anders herum, bringt schönes Gemüse auf den Tisch, gebt es aber nicht den Kindern. Sagt, das ist nichts für Kinder! Oder willst du es mal probieren? Aber sag es nicht dem Papa. Das funktioniert auch bei Erwachsenen.
Es ist hier wohl wieder mal so, dass es die Dosis macht. Das Gefühl für die richtige Dosis zwischen Mangel und Überfluss. Und die Dosierung geht leicht, wenn man sich öfter eine Kleinigkeit gönnt. Mit ein, zwei Stücken Schokolade habe ich z.B. keine Probleme. Wehe aber, wenn die Schokolade als „Einlade“ auf dem Tisch bleibt! Dann ist der Exzess nicht zu verhindern. Dabei wird die Gier immer größer, die Stücken auch und Ruhe ist erst, wenn nichts mehr da ist - und das im vollen Bewusstsein, dass dann etwa um 3 Uhr trotz Müdigkeit die Nacht zu Ende ist. In dieser Verzögerung der Bestrafung liegt wohl auch ein wichtiger Grund bzw. in dem Zeitversatz zwischen Belohnung des „Genusszentrums“ und der Bestrafung aus dem mehr rückwertigen Teil. (Also der oft falsch verstandene Unterschied zwischen Kopf und A....) Der andere Grund ist die Höhe der Entbehrung, die nicht so groß werden darf, dass man sich gleich exzessiv verhält, sobald sich eine Gelegenheit ergibt. Hier scheint es eine Toleranzbreite zu geben, die mit der Zahl von Entbehrungstagen abnimmt.
Ein dritter Grund liegt in der Beteiligung des Bewusstseins. Wir genießen mit allen Sinnen, bis wir von Sinnen sind und Unterdrücken die Gedanken an die Folgen, die sich ja vielleicht auch überschlafen lassen.
Es bleiben Fragen und nichts ist klar: wie passt das in das Histaminmodell? Kommt es zu Histaminüberschuss nur bei zuviel Schokolade oder auch durch einen Stress bei Schokoladenmangel? Oder kennt jemand den Zustand von Histaminmangel? Ist das Schokoladenbeispiel überhaupt zu verallgemeinern?
Zu Eurer Diskussion Adrenalin:
Christiane: Adrenalin und Histamin kooperieren ja nun in irgendeiner Weise. "Histamin führt zu einer Freisetzung von Adrenalin [...]" (Wikipedia). Beide allerdings widersprechen sich teilweise in den hervorzurufenden physiologischen Reaktionen (Bsp.: Verengung vs. Erweiterung der Kapillaren), wenn auch beide im weitesten Sinne für die Abwehr von Feinden respektive von Gefahren im weitesten Sinne zuständig sind.
Halten wir zunächst einmal fest, dass Histamin Adrenalin freisetzen kann. Schon früher hatten wir konstatiert, dass Histamin für die Einschleusung von Entzündungsmediatoren und Immunglobulinen verantwortlich ist. Außerdem sieht es so aus, als ob es überall, wo Histamin wirkt, auch Gegenspieler gibt. Alle Prozesse stehen in einem dynamischen Gleichgewicht, welches im Krankheitsfall gestört, aber in kürzerer oder längerer Zeit wiederhergestellt wird. Dazu stehen diffizile, miteinander verquickte Reaktionsabläufe zur Verfügung, die ich nicht überschauen kann und auch nicht werde.
Eines wird mir aber immer klarer: Histamin ist immer schon da. Es ist die erste Frontlinie gegen einen Aggressor. So wie der Körper überall verteilt Histamindepots besitzt und bei Bedarf aktiviert, erscheint mir dies wie eine gigantische Abwehrbasis. Und diese wird - wie ich glaube - ausnahmslos neuronal gesteuert, vielleicht sogar ausnahmslos vom ZNS. Der kleinste Fall, z. B. eine Verletzung wird blitzschnell analysiert, lokalisiert und nach vorliegendem Muster am richtigen Ort mit einem Schwall von Histamin abgeblockt. Durch Schwellungen wird der Verletzungsherd isoliert und die lokale Immunabwehr in Gang gesetzt. Jetzt hilft Histamin durch seine gefäßerweiternden und permeabilitätssteigernden Eigenschaften bei der Heranführung der Abwehrstoffe und bei der schnellen Abwicklung der Prozesse einschließlich der Entsorgung der Abbauprodukte z.B. über das Lymphsystem. Den Einfluss des Histamins auch auf das Lymphsystem erfahren Leute, die bei einer Überfrachtung mit Histamin sofort mit Ödemen zu kämpfen haben. Bei einer Infektion mit bekanntem Erreger umfasst die Ausdehnung des Herdes z.B. den Atemtrakt und zusätzlich quasi als Vorsorge den Blutkreislauf mit entsprechend größerer Symptomatik. (Eine neuronal gesteuerte Histaminfreisetzung sogar aus Blutzellen wird für möglich gehalten.) Die schlimmsten Fälle sind solche ohne Vorerfahrung, wenn es noch kein gespeichertes Abwehrmuster gibt. Dann wird der ganze Körper mit Histamin „geflutet“.
Als s.g. Supergau gibt es noch die Steigerung, wenn der auslösende Stressor in der belebten Natur nicht vorkommt und dieser außerdem nervenschädigende Eigenschaften besitzt. Dies ist wahrscheinlich der Ausgangspunkt für eine MCS.
Aus allem, was ich mal aufgeschnappt habe, ergibt sich etwa folgendes Bild:
Stoffe, die eine MCS auslösen, scheinen ihren Eingang in den Körper über die Nase zu finden, indem sie eine Schranke zum Nervensystem via Riechnerv überwinden und von dort einen kurzen Weg ins Gehirn haben. Zu den Bedingungen, die diesen Vorgang ermöglichen, gehört die Atembarkeit. Sie müssen also gas-/dampfförmig sein und sich im Feuchtemilieu der Nasenschleimhaut lösen und sich außerdem unauffällig verhalten, so dass sie keine spürbaren Abwehrreaktionen auslösen. Bei entsprechenden chemisch/physikalischen Eigenschaften und langen Expositionszeiten, in denen sie sich aufkonzentrieren, sind sie dann in der Lage, die Strukturen einer „Schranke“ zwischen den Zellen einer Gewebsmembran aufzulösen, um sich dann innerhalb des Nervensystems weiter zu verbreiten und Schaden anzurichten. Dieser eingegrabene Weg scheint irreparabel zu sein und macht so eine „eingemeißelte“ Erfahrung aus. Die Vermeidung dieser Exposition ist dann der einzige Schutz. Es besteht auch noch der begründete Verdacht, dass dieser Pfad von anderen ähnlichen Stoffen (sogar Quecksilber bei Daunderer) genutzt und „ausgetreten“ wird und der Betroffene dann feststellen muss, dass er immer weniger gegen Umwelteinflüsse geschützt ist. Vielleicht ist dieser Weg mit Quecksilberatomen gepflastert? Und an wem ist schon die Zeit der Amalgamfüllungen spurlos vorüber gegeangen?
Übrigens entspricht solche Spinnerei wohl auch der Denkweise bekannterer Autoren, die uns Mut machen, diese „Arbeitsweise“ fortzusetzen:
Hans A. Pestalozzi (1929 - 2004; Schweizer Publizist):
>Nicht Fachwissen ist entscheidend, sondern die Fähigkeit zu ganzheitlichem Denken und vernetztem Beurteilen.<
Maschewski, MCS-Handbuch:
>Dafür ist es nicht sinnvoll, in den vielen relevanten Wissenschafts- und Praxisdisziplinen jeweils möglichst tief zu schürfen, sondern eher in die Breite zu gehen und die Komplexität des Problems verständlich und fachlich richtig zu präsentieren.<
Uta: Aus der Amalgam-Ecke wurde oft schon berichtet, daß es den Leuten durch Sport, teilweise auch schon durch Bewegung, schlechter geht. Das wurde so interpretiert, daß einfach mehr Quecksilber dadurch mobilisiert wurde und sein Unwesen treiben konnte.
Für mich eine plausible Interpretation.
Wobei natürlich nicht ausgeschlossen ist, daß beides eine Rolle spielt: Quecksilber und Histamin. Ich würde das Quecksilber als Ursache über das Histamin stellen, weil ich glaube, daß z.B. über die Belastung mit Quecksilber eine Histaminintoleranz und andere Unverträglichkeiten überhaupt erst entstehen.
Das letzte glaube ich auch und wäre der 1. Schritt auf der Suche nach Ursachen der Unverträglichkeiten. Das erste ist nicht plausibel. Es ist nicht vorstellbar, dass die Sportler bei ihren Übungen sich das Quecksilber aus den Amalgamplomben kauen. Wohl aber, dass die durch Quecksilber in Gang gehaltenen Unverträglichkeitsreaktionen eine solch hohe Vorbelastung darstellen, dass die Histaminverträglichkeitsgrenze längst vor dem Sport überschritten ist.
Christiane: Mein Anliegen ist immer noch, einen Weg zu finden, mittelfristig diese vermeintliche "Fehl"-Reaktion - welche eigentlich eine gute und logische, also "richtige" Reaktion sein kann und darf - auch wieder zu reduzieren bzw. Wege zu finden, mit dem Körper, mir selbst und meiner umgebenden Gesellschaft ensprechend meiner Anlagen umzugehen....
Wenn ich Dich richtig interpretiere, geht es hier wieder um die Vorstellung von einer richtigen Dosis. Solange der Körper - gesundermaßen - in der Lage ist, das aufgewendete Histamin angemessen zu dosieren und in hinreichend kurzen Zeiten wieder abzubauen, war die Dosis richtig. Werden diese Zeiten zu lang, d.h. stellen sich Krankheitssymptome ein, dann war die Dosis zu hoch oder die Exposition mit dem Stressor zu lang. In schwierigen Fällen muss der Körper Kompromisse eingehen und etwa eine Histaminüberflutung auslösen/aufrechterhalten, obwohl dies einigen Organen nicht bekommt. Besonders krass ist es bei MCS, wenn diese chemischen Stressoren wieder den o.g. ausgetretenen Pfad finden und eine Panikreaktion auslösen. Die so freigesetzten Histaminmengen sind wahrscheinlich hochtoxisch, weil sie die Abbaukapazität des Körpers für lange Dauer übersteigt. (Eigene Erfahrungen dazu werde ich später darstellen.)
Und dies als Letztes: Bedenkt, dass es meist die Kombinationen sind, die die Brisanz eines Cocktails ausmachen!
Liebe Grüße :wave:
Manfred