Sommer



Als Allerschönste bist du anerkannt

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

Als Allerschönste bist du anerkannt,

bist Königin des Blumenreichs genannt;

Unwidersprechlich allgemeines Zeugnis,

Streitsucht verbannend, wundersam Ereignis!


Du bist es also, bist kein bloßer Schein,

in dir trifft Schauen und Glauben überein;

Doch Forschung strebt und ringt, ermüdend nie,

nach dem Gesetz, dem Grund Warum und Wie.


 
Was für eine Rose - fast beängstigend ....
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Dämmernd liegt der Sommerabend

Dämmernd liegt der Sommerabend
über Wald und grünen Wiesen;
goldner Mond, im blauen Himmel,
strahlt herunter, duftig labend.

An dem Bache zirpt die Grille,
und es regt sich in dem Wasser,
und der Wandrer hört ein Plätschern
und ein Atmen in der Stille.

Dorten an dem Bach alleine,
badet sich die schöne Elfe;
Arm und Nacken, weiß und lieblich,
schimmern in dem Mondenscheine.

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Heinrich Heine
 
Sommer

Du gute Linde, schüttle dich!
Ein wenig Luft, ein schwacher West!
Wo nicht, dann schließe dein Gezweig
So recht, dass Blatt an Blatt sich presst.

Kein Vogel zirpt, es bellt kein Hund;
Allein die bunte Fliegenbrut
Summt auf und nieder übern Rain
Und lässt sich rösten in der Glut.

Sogar der Bäume dunkles Laub
Erscheint verdickt und atmet Staub.
Ich liege hier wie ausgedorrt
Und scheuche kaum die Mücken fort.

O Säntis, Säntis! läg' ich doch
Dort, - grad' an deinem Felsenjoch,
Wo sich die kalten, weißen Decken
So frisch und saftig drüben strecken,
Viel tausend blanker Tropfen Spiel;
Glücksel'ger Säntis, dir ist kühl!

(Annette von Droste-Hülshoff, 1797-1848)
 
Rilke

Erste Rosen erwachen,
und ihr Duft ist zag
wie ein leisleises Lachen;
flüchtig, mit schwalbenflachen
Flügeln streift es den Tag.

Und wohin Du langst,
da ist alles noch Angst.

Jeder Schimmer ist scheu,
und kein Klang ist noch zahm,
und die Nacht ist zu neu,
und die Schönheit ist Scham.
 
F. von Bodenstedt

Der Rose süsser Duft genügt,
du brauchst sie nicht zu brechen,
und wer sich mit dem Duft begnügt,
den wird ihr Dorn nicht stechen.
 
Das traurige Röslein
topfroseora1.jpg


Ein Röslein war gar nicht munter,
Weil es im Topfe stand,
Sah immer traurig hinunter
Auf die Blumen im freien Land.
Die Blumen nicken und winken.
Wie ist es im Freien so schön
Zu tanzen und Tau zu trinken
Bei lustigem Windeswehn.


Von bunten Schmetterlingen
Umgaukelt, geschmeichelt, geküßt;
Dazwischen der Vöglein Singen
Anmutig zu hören ist.
Wir preisen dich und loben
Dich, fröhliche Sommerzeit;
Ach Röslein am Fenster droben,
Du tust uns auch gar zu leid.

Da ist ins Land gekommen
Der Winter mit seiner Not.
In Schnee und Frost verklommen
Die Blumen sind alle tot.
Ein Mägdlein hört es stürmen,
Macht fest das Fenster zu.
Jetzt will ich dich pflegen und schirmen,
Du liebes Röslein du.

Wilhelm Busch (1832-1908)
 
Ausnahmsweise kein Gedicht:

Der Rosenelf

von
Hans Christian Andersen

Mitten in einem Garten wuchs ein Rosenstock, der war ganz voller Rosen; und in einer derselben, der schönsten von allen, wohnte ein Elf. Der war so winzig klein, daß kein menschliches Auge ihn erblicken konnte. Hinter jedem Blatt in der Rose hatte er eine Schlafkammer. Er war so wohlgebildet und schön, wie nur ein Kind sein kann, und hatte Flügel von den Schultern hinunter bis zu den Füßen. Oh, welcher Duft war in seinen Zimmern und wie schön und klar waren die Wände; es waren ja die blaßroten Rosenblätter.

Den ganzen Tag erfreute er sich im warmen Sonnenschein, flog von Blume zu Blume, tanzte auf den Flügeln des fliegenden Schmetterlings und maß, wie viele Schritte er zu gehen habe, um über alle Landstraßen und Stege zu gelangen, welche auf einem einzigen Lindenblatt sind. Was wir die Adern im Blatt nennen, hielt er für Landstraßen und Stege. Ja, das waren meilenlange Wege für ihn! Ehe er damit fertig wurde, ging die Sonne unter. Er hatte auch so spät damit angefangen!

Es wurde sehr kalt, der Tau fiel, und der Wind wehte. Nun war es das beste, nach Hause zu kommen. Er tummelte sich, was er konnte, aber die Rose hatte sich geschlossen, er konnte nicht hineingelangen. Keine einzige Rose stand geöffnet. Der arme kleine Elf erschrak sehr. Er war früher nie des Nachts ausgeblieben, hatte immer so süß hinter den warmen Rosenblättern geschlummert. Oh, das wird sicher sein Tod sein!

Am andern Ende des Gartens, das wußte er, befand sich eine Laube mit schönem Jelängerjelieber. Die Blüten sahen wie große bemalte Hörner aus, in eine derselben wollte er hinabsteigen und bis morgen schlafen.

Er flog dahin. Still! Es waren zwei Menschen darin, ein junger hübscher Mann und ein schönes Mädchen. Sie saßen nebeneinander und wünschten, daß sie sich nie zu trennen brauchten. Sie waren einander so gut, weit mehr noch, als das beste Kind seiner Mutter oder seinem Vater sein kann.

“Dennoch müssen wir uns trennen!” sagte der junge Mann. “Dein Bruder mag uns nicht leiden, deshalb sendet er mich mit einem Auftrag so weit fort über Berge und Seen! Lebe wohl, meine süße Braut, denn das bist du doch!”

Und dann küßten sie sich, und das junge Mädchen weinte und gab ihm eine Rose. Aber bevor sie ihm dieselbe reichte, drückte sie einen Kuß so fest und innig drauf, daß die Blume sich öffnete. Da flog der kleine Elf in diese hinein und lehnte sein Haupt gegen die feinen, duftenden Wände. Hier konnte er gut hören, daß Lebewohl gesagt wurde. Lebe wohl! Und er fühlte, daß die Rose ihren Platz an des jungen Mannes Brust erhielt. Oh, wie schlug doch das Herz darin! Der kleine Elf konnte gar nicht einschlafen, so pochte es.

Aber nicht lange ruhte die Rose ungestört an der Brust. Der Mann nahm sie hervor, und während er einsam durch den dunklen Wald ging, küßte er die Blume; oh, so oft und so heftig, daß der kleine Elf fast erdrückt wurde. Er konnte durch das Blatt fühlen, wie die Lippen des Mannes brannten, und die Rose selbst hatte sich wie bei der stärksten Mittagssonne geöffnet.

Da kam ein anderer Mann, finster und böse; er war des hübschen Mädchens schlechter Bruder. Der zog ein scharfes Messer hervor, und während jener die Rose küßte, stach der schlechte Mann ihn tot, schnitt seinen Kopf ab und begrub ihn mit dem Körper in der weichen Erde unter dem Lindenbaum.

“Nun ist er vergessen und fort!” dachte der schlechte Bruder, “er kommt nie wieder zurück. Eine lange Reise sollte er machen, über Berge und Seen. Da kam man leicht das Leben verlieren, und das hat er verloren. Er kommt nicht mehr zurück, und mich darf meine Schwester nicht nach ihm fragen:”

Dann scharrte er mit dem Fuß verdorrte Blätter über die lockere Erde und ging wieder in der dunklen Nacht nach Hause. Aber er ging nicht allein, wie er glaubte, der kleine Elf begleitete ihn. Der saß in einem zusammengerollten Lindenblatt, welches dem bösen Mann, als er grub, in die Haare gefallen war. Der Hut war nun darauf gesetzt; es war so dunkel darin, und der Elf zitterte vor Schreck und Zorn über die schlechte Tat.

In der Morgenstunde kam der böse Mann nach Hause. Er nahm seinen Hut ab und ging in der Schwester Schlafkammer hinein. Da lag das schöne, blühende Mädchen und träumte von ihm, dem sie so gut war und von dem sie nun glaubte, daß er über Berge und durch Wälder ginge. Und der böse Bruder neigte sich über sie und lachte häßlich, wie nur der Teufel lachen kann. Da fiel das trockene Blatt aus seinem Haar auf die Bettdecke nieder, aber er bemerkte es nicht und ging hinaus, um in der Morgenstunde selbst ein wenig zu schlafen. Aber der Elf schlüpfte aus dem verwelkten Blatt, setzt sich in das Ohr des schlafenden Mädchens und erzählte ihr, wie in einem Traum, den schrecklichen Mord; beschieb ihr den Ort, wo der Bruder ihn erschlagen und seine Leiche verscharrt hatte, erzählte von dem blühenden Lindenbaum dicht dabei und sagte: “Damit du nicht glaubst, daß es nur ein Traum ist, was ich dir erzählt habe, wirst du auf deinem Bett ein welkes Blatt finden!”

Und das fand sie, als sie erwachte. Oh, welche bitteren Tränen weinte sie! Und niemandem durfte sie ihren Schmerz anvertrauen. Das Fenster stand den ganzen Tag offen. Der kleine Elf konnte leicht zu den Rosen und all den übrigen Blumen in den Garten hinausgelangen. Aber er mochte es nicht über sein Herz bringen die Betrübte zu verlassen. Im Fenster stand ein Strauch mit Monatsrosen. In eine der Blumen setzte er sich und betrachtete das arme Mädchen. Ihr Bruder kam oft in die Kammer hinein. Er war so heiter und doch so schlecht, sie aber durfte kein Wort über ihren Herzenskummer sagen.

Sobald es Nacht wurde, schlich sie sich aus dem Hause, ging im Walde zu der Stelle, wo der Lindenbaum stand, nahm die Blätter von der Erde, grub dieselbe auf und fand auch den, der erschlagen worden war. Oh, wie weinte sie und bat den lieben Gott, daß auch sie bald sterben möge!

Gerne hätte sie die Leiche mit sich nach Hause genommen, aber das konnte sie nicht. Da nahm sie das bleiche Haupt mit den geschlossenen Augen, küßte den kalten Mund und schüttelte die Erde aus seinem schönen Haar. “Das will ich behalten!” sagte sie. Und als sie die Erde und die toten Blätter auf den Körper gelegt hatte, nahm sie den Kopf und einen kleinen Zweig von dem Jasminstrauch, der im Walde blühte, wo er begraben war, mit sich nach Hause.

Sobald sie in ihre Stube kam, holte sie sich den größten Blumentopf, der zu finden war. In diesen legte sie des Toten Kopf, schüttete Erde darauf und pflanzte dann den Jasminzweig in den Topf.

“Lebe wohl! Lebe wohl!” flüsterte der kleine Elf. Er konnte es nicht länger ertragen, all diesen Schmerz zu sehen, und flog deshalb hinaus zu seiner Rose im Garten. Aber die war abgeblüht, es hingen nur einige bleiche Blätter an der grünen Hagebutte.

“Ach wie bald ist es doch mit all dem Schönen und Guten vorbei!” seufzte der Elf. Zuletzt fand er wieder eine Rose, die wurde zu seinem Haus; hinter ihren feinen und duftenden Blättern konnte er hausen und wohnen.

Jeden Morgen flog er zum Fenster des armen Mädchens, und da stand sie immer bei dem Blumentopf und weinte. Die bitteren Tränen fielen auf den Jasminzweig, und mit jedem Tag, an welchem sie bleicher wurde, stand der Zweig frischer und grüner da. Ein Schößling trieb nach dem anderen hervor, kleine weiße Knospen blühten auf, und die küßte sie. Aber der böse Bruder schalt sie und fragte, ob sie närrisch geworden sei? Er konnte es nicht leiden und nicht begreifen, daß sie immer über dem Blumentopf weinte. Er wußte ja nicht, welche Augen darin geschlossen und welche roten Lippen zu Ende geworden waren. Und sie lehnte ihr Haupt gegen den Blumentopf, und der kleine Elf von der Rose fand sie dort schlummernd. Da setzte er sich in ihr Ohr, erzählte von dem Abend in der Laube, vom Duft der Rose und der Elfen Liebe. Wie träumte sie so süß, und während sie träumte, entschwand das Leben. Sie war eines stillen Todes gestorben, sie war bei ihn, den sie liebte, im Himmel.

Und die Jasminblume öffnete ihre großen, weißen Glocken; sie dufteten so eigentümlich süß, anders konnten sie nicht über die Toten weinen.

Aber der böse Bruder betrachtete den schön blühenden Strauch, nahm ihn als ein Erbgut zu sich und setze ihn in seine Schlafstube dicht an sein Bett, denn er war herrlich anzuschauen, und der Duft war gar süß und lieblich. Der kleine Rosenelf folgte mit, flog von Blume zu Blume — in jeder wohnte ja eine kleine Seele — und erzählte von dem ermordeten jungen Mann, dessen Haupt nun Erde unter der Erde war, erzählte von dem bösen Bruder und der armen Schwester.

“Wir wissen es!” sagte eine jede Seele in den Blumen, “wir wissen es! Sind wir nicht aus des Erschlagenen Augen und Lippen entsprossen? Wir wissen es! Wir wissen es!” Und dann nickten sie so sonderbar mit dem Kopfe.

Der Rosenelf konnte es gar nicht begreifen, wie sie so ruhig sein könnten. Und er flog hinaus zu den Bienen, die Honig sammelten, und erzählte ihnen die Geschichte von dem bösen Bruder. Und die Bienen sagten es ihrer Königin und diese befahl, daß sie alle am nächsten Morgen den Mörder umbringen sollten.

Aber die Nacht vorher — es war die erste Nacht, welche auf den Tod der Schwester folgte —, als der Bruder in seinem Bette dicht neben dem duftenden Jasminstrauch schlief, öffnete sich jeder Blumenkelch, und unsichtbar, aber mit giftigen Spießen, stiegen die Blumenseelen heraus und setzten sich in sein Ohr und erzählten im böse Träume, flogen alsdann über seine Lippen und stachen seine Zunge mit giftigen Spießen. “Nun haben wir den Toten gerächt!” sagten sie und flogen in des Jasmins weiße Glocken zurück.

Als es Morgen war und das Fenster der Schlafkammer plötzlich aufgerissen wurde, fuhr der Rosenelf mit der Bienenkönigin und dem ganzen Bienenschwarm hinein, um ihn zu töten.

Aber er war schon tot. Es standen Leute rings um das Bett und sagten: “Der Jasminduft hat ihn getötet.”

Da verstand der Rosenelf der Blumen Rache, und er erzählte es der Königin der Bienen, und sie summte mit ihrem ganzen Schwarm um den Blumentopf. Die Bienen waren nicht zu verjagen. Da nahm ein Mann den Blumentopf fort, und eine der Bienen stach seine Hand, so daß er den Topf fallen und zerbrechen ließ.

Da sahen sie den bleichen Totenschädel, und sie wußten, daß der Tote im Bett ein Mörder war.

Und die Bienenkönigin summte in der Luft und sang von der Rache der Blumen und von dem Rosenelf und daß hinter dem geringsten Blatte einer wohnt, der das Böse erzählen und rächen kann!

Der Rosenelf
 
Die Elfe

Nächtlich bei des Mondes Schimmer,
Wenn der Wind schläft in den Wipfeln,
Tanzt die wunderschöne Elfe
Auf dem stillen, schilfumgebnen
Wasserrosenteich im Walde.
Nimmer dringt in diese Gründe
Nur ein Hauch des Menschendaseins!
Selbst der Glocke weithinhallend
Klanggetöne stirbt versummend
In dem weiten Meer der Wipfel.
Und es steht der Wald im Lauschen
Auf das eigne Schweigen lautlos.
Und die wunderschöne Elfe
Wiegt sich über stillem Wasser
Wie ein schimmernd Duftgebilde,
Dass das leuchtend helle Goldhaar
Um die weissen Glieder wallet.
Breitend ihre schönen Arme
Schwebt sie ob dem dunklen Grunde,
Wie ein lieblicher Gedanke
Mondbeglänzter Einsamkeit.

(Heinrich Seidel)

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Elfentanz, Charlotte Litzenburger, 1995
 
Ein wunderschönes Gedicht, Uma -

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"Kennst du den Boten nicht,
der dir allein Bericht
von höher`n Welten bringt?
Der Bote heisset: Licht.
Das Licht nur steiget dir
aus höchsten Sphären nieder
und steigt mit Deinem Blick
zu höchsten Welten wieder.
Folge nur seiner Spur!
Verstündest du es nur,
und unverstanden wäre
dir nichts in der Natur!

Wie von der Sonne gehn viel
Strahlen erdenwärts,
so geht von Gott ein Strahl
in jedes Dinges Herz.
In diesem Strahle hängt das Ding
mit Gott zusammen
und jedes fühlet sich
dadurch von Gott entstammen."


F. Rückert, aus "Weisheit der Brahmanen"
 
Clare, John (1793-1864)
Englischer Naturdichter, bekannt als einer der besten Beschreiber des Landlebens, geboren am 13.7.



Teufelszwirn, Sonnenblume, Mariengras
Goldrute, Zaunrübe und ich weiß nicht was,
Platterbsen, Judasschilling, Gaensefingerkraut
Haben grüßend meinen Zaun geschaut.
Einst lobte jeder sie,
Wer hätt sie nicht gekannt.
Doch heute werden als Unkraut sie
Vom Gartenbeet verbannt.


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Mariengras0906.JPG
www.giftpflanzen.com/urheberrecht_bei_giftpflanzen.com/bryonia_alba.jpg
 
Ich bin der Juli


Grüß Gott! Erlaubt mir, daß ich sitze.

Ich bin der Juli, spürt ihr die Hitze?

Kaum weiß ich, was ich noch schaffen soll,

die Ähren sind zum Bersten voll;

reif sind die Beeren, die blauen und roten,

saftig sind Rüben und Bohnen und Schoten.



So habe ich ziemlich wenig zu tun,

darf nun ein bißchen im Schatten ruhn.

Duftender Lindenbaum,

rausche den Sommertraum!

Seht ihr die Wolke? Fühlt ihr die Schwüle?

Bald bringt Gewitter Regen und Kühle.

(Paula Dehmel)
 
Im Sommer

Im Schweiße unsres Angesichts
soll´n unser Brot wir essen?
Im Schweiße ißt man lieber nichts,
nach weiser Ärzte Ermessen.
Der Hundsstern winkt: woran gebricht´s?
Was will sein feurig Winken?
Im Schweiße unsres Angesichts
soll´n unsern Wein wir trinken!

Friedrich Nietzsche
 
Das Samenkorn

Joachim Ringelnatz

Ein Samenkorn lag auf dem Rücken,
die Amsel wollte es zerpicken.

Aus Mitleid hat sie es verschont
und wurde dafür reich belohnt.

Das Korn, das auf der Erde lag,
das wuchs und wuchs von Tag zu Tag.

Jetzt ist es schon ein hoher Baum
und trägt ein Nest aus weichem Flaum.

Die Amsel hat das Nest erbaut;
dort sitzt sie nun und zwitschert laut.
 
Sommerbild

Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
Sie war, als ob sie bluten könne, rot;
Da sprach ich schauernd im Vorübergehn:
"So weit im Leben, ist zu nah am Tod!"

Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
Doch ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
Bewegte, sie empfand es und verging.

(Friedrich Hebbel)

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Leider nur ein Teil eines Gedichtes von Ernst Waldinger

In der Inselhitze von Manhattan,
Wo das Hemd mir feucht am Leibe klebt,
Steil sich Turm um Turm mit strengem Schatten
In den glüh'nden Julihimmel hebt,
Denk' ich an der Bauernstuben Kühle
Einer fernen Ferienzeit zurück...

WEB - Lexikon der Wiener Sozialdemokratie


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Oh, What A Beautiful Morning
Rogers & Hammerstein

There's a bright golden haze on the meadow
There's a bright golden haze on the meadow
The corn is as high as an elephant's eye
And it looks like it's climbing right up to the sky

Oh what a beautiful morning
Oh what a beautiful day
I've got a beautiful feeling
Everything's going my way

All the cattle are standing like statues
All the cattle are standing like statues
They don't turn their heads as they see me ride by
But a little brown mav'rick is winking her eye

Oh what a beautiful morning
Oh what a beautiful day
I've got a beautiful feeling
Everything's going my way

All the sounds of the earth are like music
All the sounds of the earth are like music
The breeze is so busy it don't miss a tree
And an ol' weeping willow is laughing at me

Oh what a beautiful morning
Oh what a beautiful day
I've got a beautiful feeling
Everything's going my way
 
– Hurra! – Ferien –!
Hast du dies Buch in deiner Hand:
Hurra! dann gehts ins Ferienland!

Endlich mal raus aus den staubigen Straßen –
endlich die Schule hinter sich lassen –
endlich mal raus aus dem Großstadtgeschrei –
hinein in die Ferien! – Seid ihr dabei?
Hinaus in die Berge, zum Strand, hinaus ... !
Und so sieht der Tag der Abreise aus:
Morgens um sechs schrillt der Wecker durchs Haus:
»Raus aus den Betten – Rauauauau-aus!«
Und jetzt geht aber ein Gelaufe
los, ein Getrappel und Geschnaufe,
denn jeder will der erste sein:
und Lucie fällt in die Badewanne rein,
und Hans will den Papagei mitnehmen,
und heult – – »Du sollst dich wirklich was schämen!«
Und Grete hat mit Frollein Krach –
und die lieben Eltern ... ?
Ach,
die –! – –

Mama muß sich um alles kümmern –
das Telefon klingelt, die Kinder wimmern –
Mama packt und ordnet und zählt
und paßt auf, dass für unterwegs auch nichts fehlt.
Und belegt die Brote und umwickelt die Bücher
und faltet die Hemden und rollt die Tücher –
und Papa indessen in guter Ruh
sitzt auf dem Koffer, denn der geht nicht zu.

Anna, das Mädchen, geht allen zur Hand ...
Und Flops, der Hund, bellt wie nicht bei Verstand –
Und Lucie will den Baukasten mit den Steinen
mitnehmen und fängt deshalb an zu weinen – –
Und Hans hat Angst, den Zug zu versäumen,
Und Grete will die Puppenstube ausräumen ...
Und Papa indessen in guter Ruh
sitzt auf dem Koffer, denn der geht noch immer nicht zu.

Acht Uhr fünf! Es ist höchste Eisenbahn!
»Ist das Auto schon da?« – »Tritt nicht in das Porzellan!«
Flops heult – ihm trat einer auf den Schwanz ...
Und Papa indessen in guter Ruh
freut sich: denn nun ist der Koffer zu –!

Uff! Nun sitzen sie alle im Wagen!
Anna! Grete! Lucie! Hans!
»Was wollt ich denn dem Mädchen noch sagen?«
Lucie will wissen, wie lange wir fahren –
Hans zieht grad Greten an den Haaren –
Im Kopf der Mama fällt indessen
eine Klappe herunter: »Zurück!
Wir haben die Schlüssel vergessen!«

Alle sind mächtig aufgeregt –
Wohin hat Mama die Schlüssel gelegt –?
Als sie zurück in die Wohnung kommen,
da hat keiner die Schlüssel weggenommen –
die liegen brav auf dem Stuhl – aber auf dem Tisch
tanzt Anna, das Mädchen, mit einem Flederwisch
zum Grammophon – und vor Schreck wird sie weiß wie eine Lilie ...
Und es stürzt wieder herunter die ganze Familie!

Hin zum Bahnhof. Drei Minuten sind noch Zeit!
Ist das große Gepäck in Sicherheit?
»Seid ihr alle da?« – »Sind die Kinder drin?«
»Bedaure, mein Herr, hier kann keiner mehr rin.«

»Mutti, haben wir auch nicht die Thermosflasche vergessen?«
»Aber Hans, denk doch nicht schon wieder an Trinken und Essen!«
»Erst mal zählen: eins, zwei, drei, vier, fünf Mann!«
Achtung, es pfeift! Der Zug rückt an.
Hurra – Ferien! schreien die Kinder alle drei!
Hurra – Ferien! – und von dem Kindergeschrei:
Hurra – Ferien! vergessen Mama und Papa alle Mühn – –
Und hunderttausend vergnügte Kinder
ziehen aus Magdeburg und Stettin und Berlin
in die
– Hurra! – Ferien –!


Theobald Tiger
Beitrag für: Hurra Ferien! Ein Reisebuch für unsere Jugend.
Herausgegeben von E. L. Schiffer (d.i. Edith Jacobsohn),
Williams Verlag, Berlin-Grunewald 1928.

Tucholsky - Gedichte: Hurra! – Ferien –!

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August

von Theodor Storm

Inserat



Die verehrlichen Jungen, welche heuer

Meine Äpfel und Birnen zu stehlen gedenken,

Ersuche ich höflichst, bei diesem Vergnügen

Wo möglich insoweit sich zu beschränken,

Daß sie daneben auf den Beeten

Mir die Wurzeln und Erbsen nicht zertreten.



 
7. August 1929

von Joachim Ringelnatz

Ein Zeppelin fliegt übers Meer.

Aber es gibt schon heute

Ganz gut gescheite Leute,

Die interessiert das gar nicht sehr.



Der Weltenraumverkehr floriert

Seit Urzeit, niemals minder.

Wo gut? Wo schlecht? – Das interessiert

Die Greise wie die Kinder.



Was man im Leben sich erwarb,

War Gnade oder Beute.

Da ich Geburtstag feiere, starb

Die Kathi Kobus heute.



Es hat an solchen Tagen –

— — — — — —

Was wollte ich denn eigentlich sagen? –

Es hat ein Jedes was erträumt.

Es hat ein Jedes was versäumt.



 
Der scheidende Sommer
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Das gelbe Laub erzittert,
Es fallen die Blätter herab;
Ach, alles, was hold und lieblich,
Verwelkt und sinkt ins Grab.

Die Gipfel des Waldes umflimmert
Ein schmerzlicher Sonnenschein;
Das mögen die letzten Küsse
Des scheidenden Sommers sein.

Mir ist, als müsst ich weinen
Aus tiefstem Herzensgrund;
Dies Bild erinnert mich wieder
An unsre Abschiedsstund'.

Ich musste von dir scheiden,
Und wusste, du stürbest bald;
Ich war der scheidende Sommer,
Du warst der kranke Wald.

Heinrich Heine
 
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