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https://www.umweltbundesamt.de/them...ffe/haeufige-fragen-zu-quecksilber#textpart-1
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Insgesamt gelangten in Deutschland im Jahr 2010 5,4 Tonnen Quecksilber aus der Luft auf den Boden. Das ergaben Modellrechnungen des internationalen Luftüberwachungsprogramms EMEP. Davon stammten 3,2 Tonnen Quecksilber aus direkten anthropogenen, also menschengemachten Emissionen aus der EMEP-Region (davon 2,1 Tonnen aus Deutschland). Die restlichen 2,2 Tonnen Quecksilber stammten aus natürlichen, globalen und historischen Emissionsquellen (das heißt 38 Prozent der Gesamtdeposition).
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In den Nahrungsnetzen der Gewässer reichert sich Quecksilber an in Form des hochgiftigen Methyl-Quecksilbers (CH3Hg+). Tierische Räuber, die sich hauptsächlich von Fischen aus Binnengewässern oder aus dem Meer ernähren, können daher kritische Werte an Quecksilber-Konzentration im Körper erreichen. Besonders betroffen sind so genannte Spitzenprädatoren, also Tiere an der Spitze der Nahrungsketten wie Raubfische, Greif- und Wasservögel, Otter und Robben. Um Raubtiere zu schützen, die sich ausschließlich von mit Quecksilber belasteten Fischen ernähren
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Quecksilber ist auch für Menschen giftig.

Für das Risiko für die allgemeine Bevölkerung ist im Wesentlichen das organische Quecksilber relevant, das sich beispielsweise im Fisch findet. Organische Quecksilberverbindungen können aus dem Magen-Darm-Trakt sowie auch über die Haut und die Lunge zu sehr hohen Anteilen aufgenommen werden. Nach der Aufnahme wird es im Körper verteilt und kann alle Organe erreichen. Weil es auch die Blut-Hirn-Schranke gut überwinden kann, erreicht es auch das zentrale Nervensystem, das bei chronischer Belastung hauptsächlich angegriffen wird. Bestimmte Zellen im Nervengewebe (sog. Astrozyten) sind für die Schädigungen durch organisches Quecksilber besonders empfindlich. Bei Schwangeren kann organisches Quecksilber die Plazentabarriere passieren und dann die Entwicklung des Gehirns von ungeborenen Kindern schwer schädigen. Auch Säuglinge und Kleinkinder sind hinsichtlich der neurotoxischen Wirkungen von Quecksilber besonders gefährdet, weil sie sich auch nach der Geburt in einem Stadium nicht abgeschlossener Organentwicklung befinden, welches das Nervengewebe besonders anfällig macht.

Dämpfe von elementarem Quecksilber wirken hochtoxisch auf das zentrale Nervensystem und die Nieren. Solche Wirkungen durch metallisches Quecksilber treten in Deutschland nur sehr selten auf. Selbst an Arbeitsplätzen, an denen mit Quecksilber gearbeitet wird, ist die Belastung mit Quecksilber sehr gering. Dies liegt an den hohen Sicherheitsstandards, die an Arbeitsplätzen eingehalten werden müssen.

Anorganische Quecksilber-Verbindungen sind weniger gefährlich, da sie nicht inhaliert und nur zu geringen Teilen aufgenommen werden können. Dennoch kann die Anwendung solcher Quecksilbersalze z. B. in Salben oder auch im Rahmen einer oralen therapeutischen Anwendung (beides heute in Deutschland allerdings nicht zugelassen) zu einer relevanten Aufnahme führen. Solche Belastungen durch anorganisches Quecksilber können zu Nierenschädigungen führen.

Woher stammen die gegenwärtigen Belastungen der Bevölkerung?

Zahnfüllungen aus Amalgam sind die typische Quelle für die Belastung der Bevölkerung mit elementarem Quecksilber und anorganischen Quecksilberverbindungen.
Fisch und andere Meerestiere sind in der Regel verantwortlich für die Belastung mit organischem Quecksilber (Methyl-Quecksilber), da sich Methyl-Quecksilber in der aquatischen Nahrungskette anreichert (siehe Kapitel Wie wirkt sich Quecksilber in der Umwelt aus). Besonders hohe Methyl-Quecksilbergehalte weisen langlebige Raubfische wie Heilbutt, Schwert- oder Thunfisch auf.

Auch andere Lebensmittel wie Getreide, Gemüse oder Fleisch tragen zur Gesamtbelastung mit Quecksilber bei. Die Kontamination terrestrischer Pflanzen und Tiere kommt überwiegend von Quecksilber aus der Luft (z. B. aus Kraftwerken und Industriebetrieben), da Quecksilber aus dem Boden nicht in oberirdische Pflanzenteile gelangt.

In sehr seltenen Fällen können auch das Einatmen von Quecksilberdämpfen bei Bruch von quecksilberhaltigen Fieberthermometern oder mehrfacher gleichzeitiger Bruch von quecksilberhaltigen Energiesparlampen oder Leuchtstoffröhren, quecksilberhaltige Medikamente oder Altlasten als Quellen für die Allgemeinbevölkerung in Frage kommen.

Die Belastung durch Quecksilber aus Amalgamfüllungen hat in den letzten Jahren insbesondere bei den Kindern in Deutschland stark abgenommen. Daher kommt der Problematik des Verzehrs belasteter Lebensmittel relativ gesehen eine zunehmende Bedeutung zu. Klar ist: Die weitere Verbreitung von Quecksilber muss weitgehend verhindert werden, damit es nicht zu einer stärkeren Anreicherung in der Nahrungskette und zu einer Belastung des Menschen kommt.

Wie hoch ist die Bevölkerung mit Quecksilber belastet?

Zur Beurteilung der Quecksilberkonzentrationen in Blut und Urin hat die Kommission Human-Biomonitoring (HBM) toxikologisch begründete HBM-Werte abgeleitet. Für Deutschland gilt: Weniger als ein Prozent der Bevölkerung hat Quecksilberkonzentrationen im Blut und im Urin, bei denen eine gesundheitliche Beeinträchtigung nicht ausreichend sicher ausgeschlossen werden kann (HBM-I-Wert). Die aktuell vorliegenden Ergebnisse der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit GerES und der Umweltprobenbank des Bundes zeigen auch, dass nur äußerst selten im Blut oder Urin Quecksilberkonzentrationen gemessen wurden, ab denen eine als relevant anzusehende gesundheitliche Beeinträchtigung möglich ist, so dass akuter Handlungsbedarf zur Reduktion der Belastung besteht (HBM-II-Wert).
Die Zeitreihen der Umweltprobenbank des Bundes zeigen, dass die Belastung der Bevölkerung mit Quecksilber kontinuierlich abgenommen hat. Dennoch kann es in Ausnahmefällen auch heute noch vorkommen, dass zum Beispiel durch eine besondere Form der Ernährung – insbesondere mit hohem Fischverzehr – bedenkliche Mengen Quecksilber aufgenommen werden.
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Grüsse,
Oregano
 
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