Themenstarter
- Beitritt
- 17.08.07
- Beiträge
- 67
Weiss im Moment nicht weiter...versuche mal hier ein paar Inputs oder Unterstützungen zu finden.
Vielleicht mögen sich einige von euch noch an mich erinnern.
Bislang hatte ich persönlich nur ein paar kleine Gesundheitsprobleme und eben auch Probleme mit dem Geschlechtsverkehr. (Entschuldigte dies anhand der Geburt unseres Kindes, meines PM-Syndroms und auch des Burn outs meines Mannes)
Muss nun ein bisschen (wenn auch konzentriert) ausholen:
Mein Mann fühlte sich in seiner Kindheit als Versager - Riesenbrille, die immer wieder kaputt ging weil er verprügelt wurde, Unterforderung in der Schule (was man damals natürlich nicht als solches enttarnte - sondern ihn als Störenfried betitelte) und er mochte mit Puppen spielen.
Als Teenager hatte er oftmals schwermütige Gedanken. Er verglich sich mit dem Steppenwolf von Hermann Hesse. Schon damals hatte er Todessehnsucht.
Während seine zwei Schwestern studieren gehen konnten - reichte das Geld für sein Studium nicht, deshalb gab's nur Progym und danach eine Berufslehre, wenn auch eine sehr gute.
Seine Eltern hatten ein ständig unterkühltes Verhältnis untereinander. Mutter mit einer ausgezeichneten Berufsausbildung konnte ihrem Beruf nie nachgehen, da 3 Kinder, Haus und Garten, Vater kam seinem Beruf als Lehrer mehr als nur gut nach... Erst viel später erfuhr mein Mann, dass sein Vater Geliebte hatte und seine Mutter deswegen mal eine zaitlang in einer Klinik war.
Ich dagegen genoss eine superschöne, sorglose und liebevolle Kindheit - in armen Verhältnissen. (Wir sind beide gleich alt)
Als mein Mann vor vielen Jahren seine erste Frau kennenlernte, ergab er sich einer neuen Lebenssituation. Sie bekamen drei Kinder und er war sich seiner Verantwortung und seinen ehelichen Pflichten vollkommen bewusst.
Obschon diese Frau ein eiskalter, gefühlloser, egoistischer und desinteressierter Mensch war, kämpfte mein um diese Ehe. Er wollte dieser Frau ein schönes, sorgloses und gefühlvolles Leben schenken. Sie aber hatte nur ein Interesse: sich selber. Sie gab Geld aus für Schönheits-Op's und nahm gelangweilt am Familienleben teil. Sie kümmerte sich weder um Haushalt noch um die Gefühle und Sehnsüchte ihres damaligen Mannes. Er hingegen versuchte sie mit Schmuck, Hauskauf in ihrer Heimat, schönen, selbstgenähten Kleidern und vielem mehr "bei Laune zu halten" und die Ehe aufrecht zu halten, bis dann nach 10 Jahren nichts merh zu retten war.
In der Trennungszeit lernte ich ihn über Internet kennen.
Er war zu dieser Zeit in Rekonvaleszentzeit nach einem sehr schweren Autounfall und ich rekonvaleszent nach einer sehr schweren Infektion.
So lagen wir beide in unseren Betten und phylosophierten hin und her.
Während ich alles andere als auf der Suche nach einer Beziehung war, begeisterte er sich immer mehr ob meiner Gedankenwelt und wollte mich persönlich kennen lernen.
Nach langem Zögern stimmte ich ihm zu und so trafen wir uns.
Er verliebte sich kopfüber - konnte an nichts mehr anderes denken und strahlte täglich nur vor sich hin. Ich hingegen hatte nach einer ebenso schwierigen Vergangenheit in einer 10jährigen Partnerschaft absolut kein Bedürfnis nach Verliebtsein. Aber, ich genoss die Aufmerksamkeit und dass ich fortan mal was anderes als malen, steinhauen, schreiben, Tennis spielen und meine Jobs hatte. Da gab es tatsächlich viele angenehme Abende bei feinem Essen auswärts, in schöner Ambiente und guten Gesprächen.
Und urplötzlich - KAWUMMM!!!
Es war nicht das erste Mal, dass wir uns nach einem schönen Abend küsschengebend verabschiedet haben - aber an diesem Abend fragte er mich, ob er mich kurz in die Arme nehmen dürfe.
Schon nur in Gedanken an diesen Moment, schwirren mir wieder tausend Herzen schwebend durch meine Seele. Als wir uns da in den Armen standen, fühlte ich eine so intensive Wärme, Geborgenheit - eine überaus unbeschreibliche Sinnlichkeit, die mich später nicht schlafen liess.
Ich wusste ab dem Moment, dass er der Mann ist, der mich wirklich liebt - genauso wie ich bin - mit allem drum und dran und bei mir war es endlich angekommen und genauso liebe ich ihn auch.
Zwei Jahre später heirateten wir. Das erste (und einzige) Mal für mich - denn diese Heirat und das Versprechen in der Kirche bedeuten mir ganz einfach Ausdruck dieser ewigen, innigen Liebe, die ich auch in schlechten Zeiten nicht vergessen werde.
Kurz darauf wurde ich schwanger - was ein absoluter Höhepunkt für uns beide war, denn gewünscht haben wir uns das schon von Anfang an, aber nach zwei Jahren haben wir uns langsam von diesem Wunsch getrennt, und aber nie damit gestresst.
Im Februar 06 kam unser Sohn kerngesund (nach extrem schwieriger Schwangerschaft, zwei Monate zu früh) in unser Leben.
Zeitgleich erhielt mein Mann (innerbetrieblich) eine neue, interessantere Anstellung - was jedoch bedeutete, dass sich seine Arbeitszeiten verlängerten: fünf Uhr aufstehen, acht Uhr abends zuhause - falls überhaupt, denn in der Regel waren auch zwei-dreimal auswärts schlafen.
Und jedes 3. Wochenende besuchte er seine 3 Kinder aus erster Ehe in viertsündiger Fahrtzeit im Ausland.
Baby- und auch Kleinkindzeit sind seither nur meine Sache, genauso wie 4-stöckiges Haus, riesiger Garten mit Teich, 2 riesige Aquarien und 2 Katzen.
Meine Hobbys fanden keinen Platz mehr. Trotzdem fühlte ich mich überglücklich in der neuen Rolle der Mutter, Hausfrau und Organisatorin von sozialer Kontaktpflege.
Mein Mann tat mir leid. Was er alles verpasste in der Entwicklung unseres Kindes...
Mein Mann wurde immer unzufriedener, gehässiger und wenn er dann endlich mal zuhause war, schnauzte er junior (und mich) an, was mir dann so weh tat für den Kleinen, dass ich später im Bett nicht gerade prickelnd aufgelegt war. Mein Mann war da rationaler. Wir hatten ja kaum Zeit füreinander - also gab's nur kurze Streicheleien, dann bereits Gefummel an den Geschlechtsteilen und mir gab das dann den Rest. Statt bereits zu intervernieren, suchte ich nach Ideenlösungen meinerseits. Also suchte ich meinen Frauenarzt auf und beschrieb ihm mein Problem, dass ich nicht mehr so "geschmeidig" sei...
)
Bekam dann so "Flutsch-Zäpfchen"
Die verbesserten natürlich gar nichts. Dann glaubte ich, dass man mir bei der OP möglicherweise irgendwelche Nerven durchtrennt hat, die mir nie mehr so herrliche Gefühle eines Höhepunktes schenken konnten.
Und alles in allem hatte ich ja auch nicht mehr die knackige Figur und das könne womöglich auch dazu betragen, dass es eben nicht mehr so gut funktionierte...
Und überhaupt....ich denke, uns täten gemeinsame Ferien irgendwo sehr gut.
Also verkaufte ich meinen alten Goldschmuck und buchte 5 Tage Ferien im Nachbarland, welche wir zwar erst im kommenden September antreten können, aber doch endlich ein Highlight bringen könnte. Die Buchung machte ich zu dem Zeitpunkt, als ich selber grosse Mühe bekam, mich noch für irgendwas zu motivieren, da mein Mann sich immer mehr zurückzog und keine Freude mehr ausstrahlen konnte.
Was ich überhaupt nicht annähernd erahnte war, dass mein Mann in dieser ganzen Zeit ein Doppelleben führte.
Vor zweieinhalb Wochen kam er nachts nach Hause und beichtete mir weinend, dass er sich vor 11 Monaten in eine Frau verliebt habe im Internet, sie haben sich zweimal getroffen und er wollte diese Beziehung abbrechen aber sie habe mit Selbstmord gedroht und nun könne er selber auch nicht mehr. Aber bevor ich es von irgendeinem Berufskamerad erfahren würde, wollte er mir das selber mitteilen, und dass er mich und unseren Sohn sehr liebe. Dann wollte er fort um sich auch umzubringen.
Ich konnte ihn davon abhalten - unglaublich, wie man im ersten Moment eines seelischen Schocks reagiert. Danach versuchte ich ihn zu beruhigen, dabei verlor ich selber ja völlig den Boden unter den Füssen.
In der Zwischenzeit habe ich den Lauf und das Magazin seiner Dienstwaffe versteckt, ihn bei seinem Hausarzt angemeldet, wir waren beide in einer Krisenintervention der psychaitrischen Klinik, bei der Eheberatung und (nachdem ich rausbekam, dass er keine Schutzmassnahme beim einmaligen Sex hatte) beim Arzt um einen Aidstest zu machen.
Ich habe da so unglaublich erniedrigende, demütigende Sahcen mitbekommen - als ob ich die ganzen 11 Monate ein absolut lebloser, seelenloser Idiot war. Nichts - absolut gar nichts habe ich in diese Richtung gemerkt. Selbst dann nicht, wenn er ihr sogar von Zuhause aus mailte, wo ich nur einen Meter entfernt mit Junior spielte.
Was mich dann komplett verwirrte ist die Tatsache, dass die Geliebte 120 Kilo wiegt und Kette raucht. Mein Mann ist ein asoluter Ästhet und findet zierliche Frauenkörper schön. Und er ist der absolute Nikotingegner - er nervt sich sogar dann, wenn jemand in freien Natur neben ihm durchspazierend raucht.
Und: mein Mann ist PFLICHTBEWUSST, INTELLIGENT, TREU UND EHRLICH.
Also was sollte das alles plötzlich???
Während der Session in der Klinik erwähnte er mehrmals, dass er in seiner vorherigen 10jährigen Ehe -zig Gründe gehabt hätte so zu reagieren. Aber da blieb er sich selber, seiner Familie und seiner Frau treu. Und nun, bei mir, die es überhaupt nicht verdient hätte - die Frau, die er so liebe, habe er so viel Scheiss gemacht.
Niemand nahm diese Worte wirklich ernst.
Ich schon. Ich wusste, WEN ich geheiratet habe und dieser Mensch, der das alles nebenbei so perfekt und abgebrüht durchgezogen hat, war nicht dieser Mann.
Ich fragte und fragte stundenlang. Manchmal natürlich auch heftig und zynisch - ich wollte die ganze Wahrheit.
Irgendwann kam er nach Hause, setzte sich an den PC, steckte seinen USB Stick rein und lud eine Datei runter mit dem Titel "Abschied" - verfasst Mitte Oktober 05 (also ein halbes Jahr nach unserer Hochzeit - während meiner Schwangerschaft). Dort verabschiedete sich mein Mann von mir und unserem Sohn, weil er spüre, dass mit ihm etwas ganz Furchtbares passiere. Er habe in letzter Zeit so schlimme Gedanken, Phantasien und Gefühle, die ihm zu einem Monster werden lassen und er habe Angst davor, dass er uns damit zu sehr weh täte. Er wüsse, dass er in eine "Klapsmühle" gehen müsste, aber er habe zu sehr Angst davor. Deshalb sei es für ihn der einzige Weg so zu gehen...
Nun hatte ich also "die Antwort". Er hatte ein viel tieferes psychisches Problem - so wie ich es schon vermutete, mich aber niemand damit unterstützen wollte, ja - sogar so Kommentare kamen wie "das kommt auch in guten Ehen schon mal vor" (Echt wahr: hab ich von der Klinik wie auch bei der Eheberatung so anhören müssen - tja, meine Lieben, nur dass IHR uns eben erst kennengelernt habt und ICH MEINEN Mann etwas länger kenne und sowas nicht einfach so mal vorkommen kann)
Jetzt sind wir aber seit einer Woche in verzweifelter Suche nach einem Facharzt in der Psychiatrie und es ist einfach unglaublich: "Ferien, ausgebucht, keine Kapazität, abwesend, blabblabla...."
Bis heute hat mein Mann noch nirgendwo einen Termin - selbst mit "Mithilfe" unserer Ärzte nicht.
Mittlerweilen bin ich selber so weit, dass ich nämlich auch bald einen Therapie machen muss, denn eigentlich lebe ich nun auch ein Doppelleben vor.
Es gibt immer mehr Tage, an denen ich kaum Kraft finde zu lächeln und trotzdem muss ich weiter stark bleiben, denn wenn ich "aufgebe" wird mein Mann sich auch ohne Dienstwaffe umbringen können.
Mein Mann ist nun seit einer Woche wieder "arbeitsfähig" und das tut ihm gut - so ist er gezwungenermassen zu seinem normalen Leben fähig. Er wird gefordert, er hat Verantwortung und er freut sich nach Hause zu kommen.
Und ab Freitag hat er drei Wochen Ferien - zwei davon verbringen wir mit seinen Kindern hier bei uns...
Wie ich mich fühle?
Ich nehme an, dass man sich genauso fühlt, wenn man als leidenschaftliche Tänzerin plötzlich von einem Tag auf den anderen die Beine amputiert bekommen hat - es ist eine schockierende Tatsache, unwiderrufbar - dass man von nun an nie mehr unbeschwert Lebensfreude austanzen kann.
Und ich werde nie den Moment erleben dürfen, händchenhaltend mit meinem Mann als Greise auf einer Parkbank sitzend über unser glückliches, treues und geborgenes Eheleben dankbar zu sein.
Doch werde auch ich wieder dankbar sein, dass ich überhaupt leben darf und ein gesundes, fröhliches Kind an meiner Seite habe, welches mir in den letzten Tagen mehr Kraft und Energie geschenkt hat als jeder erwachsene Mensch.
Danke für's Ausharren dieses enorm langen Egotrips.
Vielleicht mögen sich einige von euch noch an mich erinnern.
Bislang hatte ich persönlich nur ein paar kleine Gesundheitsprobleme und eben auch Probleme mit dem Geschlechtsverkehr. (Entschuldigte dies anhand der Geburt unseres Kindes, meines PM-Syndroms und auch des Burn outs meines Mannes)
Muss nun ein bisschen (wenn auch konzentriert) ausholen:
Mein Mann fühlte sich in seiner Kindheit als Versager - Riesenbrille, die immer wieder kaputt ging weil er verprügelt wurde, Unterforderung in der Schule (was man damals natürlich nicht als solches enttarnte - sondern ihn als Störenfried betitelte) und er mochte mit Puppen spielen.
Als Teenager hatte er oftmals schwermütige Gedanken. Er verglich sich mit dem Steppenwolf von Hermann Hesse. Schon damals hatte er Todessehnsucht.
Während seine zwei Schwestern studieren gehen konnten - reichte das Geld für sein Studium nicht, deshalb gab's nur Progym und danach eine Berufslehre, wenn auch eine sehr gute.
Seine Eltern hatten ein ständig unterkühltes Verhältnis untereinander. Mutter mit einer ausgezeichneten Berufsausbildung konnte ihrem Beruf nie nachgehen, da 3 Kinder, Haus und Garten, Vater kam seinem Beruf als Lehrer mehr als nur gut nach... Erst viel später erfuhr mein Mann, dass sein Vater Geliebte hatte und seine Mutter deswegen mal eine zaitlang in einer Klinik war.
Ich dagegen genoss eine superschöne, sorglose und liebevolle Kindheit - in armen Verhältnissen. (Wir sind beide gleich alt)
Als mein Mann vor vielen Jahren seine erste Frau kennenlernte, ergab er sich einer neuen Lebenssituation. Sie bekamen drei Kinder und er war sich seiner Verantwortung und seinen ehelichen Pflichten vollkommen bewusst.
Obschon diese Frau ein eiskalter, gefühlloser, egoistischer und desinteressierter Mensch war, kämpfte mein um diese Ehe. Er wollte dieser Frau ein schönes, sorgloses und gefühlvolles Leben schenken. Sie aber hatte nur ein Interesse: sich selber. Sie gab Geld aus für Schönheits-Op's und nahm gelangweilt am Familienleben teil. Sie kümmerte sich weder um Haushalt noch um die Gefühle und Sehnsüchte ihres damaligen Mannes. Er hingegen versuchte sie mit Schmuck, Hauskauf in ihrer Heimat, schönen, selbstgenähten Kleidern und vielem mehr "bei Laune zu halten" und die Ehe aufrecht zu halten, bis dann nach 10 Jahren nichts merh zu retten war.
In der Trennungszeit lernte ich ihn über Internet kennen.
Er war zu dieser Zeit in Rekonvaleszentzeit nach einem sehr schweren Autounfall und ich rekonvaleszent nach einer sehr schweren Infektion.
So lagen wir beide in unseren Betten und phylosophierten hin und her.
Während ich alles andere als auf der Suche nach einer Beziehung war, begeisterte er sich immer mehr ob meiner Gedankenwelt und wollte mich persönlich kennen lernen.
Nach langem Zögern stimmte ich ihm zu und so trafen wir uns.
Er verliebte sich kopfüber - konnte an nichts mehr anderes denken und strahlte täglich nur vor sich hin. Ich hingegen hatte nach einer ebenso schwierigen Vergangenheit in einer 10jährigen Partnerschaft absolut kein Bedürfnis nach Verliebtsein. Aber, ich genoss die Aufmerksamkeit und dass ich fortan mal was anderes als malen, steinhauen, schreiben, Tennis spielen und meine Jobs hatte. Da gab es tatsächlich viele angenehme Abende bei feinem Essen auswärts, in schöner Ambiente und guten Gesprächen.
Und urplötzlich - KAWUMMM!!!
Es war nicht das erste Mal, dass wir uns nach einem schönen Abend küsschengebend verabschiedet haben - aber an diesem Abend fragte er mich, ob er mich kurz in die Arme nehmen dürfe.
Schon nur in Gedanken an diesen Moment, schwirren mir wieder tausend Herzen schwebend durch meine Seele. Als wir uns da in den Armen standen, fühlte ich eine so intensive Wärme, Geborgenheit - eine überaus unbeschreibliche Sinnlichkeit, die mich später nicht schlafen liess.
Ich wusste ab dem Moment, dass er der Mann ist, der mich wirklich liebt - genauso wie ich bin - mit allem drum und dran und bei mir war es endlich angekommen und genauso liebe ich ihn auch.
Zwei Jahre später heirateten wir. Das erste (und einzige) Mal für mich - denn diese Heirat und das Versprechen in der Kirche bedeuten mir ganz einfach Ausdruck dieser ewigen, innigen Liebe, die ich auch in schlechten Zeiten nicht vergessen werde.
Kurz darauf wurde ich schwanger - was ein absoluter Höhepunkt für uns beide war, denn gewünscht haben wir uns das schon von Anfang an, aber nach zwei Jahren haben wir uns langsam von diesem Wunsch getrennt, und aber nie damit gestresst.
Im Februar 06 kam unser Sohn kerngesund (nach extrem schwieriger Schwangerschaft, zwei Monate zu früh) in unser Leben.
Zeitgleich erhielt mein Mann (innerbetrieblich) eine neue, interessantere Anstellung - was jedoch bedeutete, dass sich seine Arbeitszeiten verlängerten: fünf Uhr aufstehen, acht Uhr abends zuhause - falls überhaupt, denn in der Regel waren auch zwei-dreimal auswärts schlafen.
Und jedes 3. Wochenende besuchte er seine 3 Kinder aus erster Ehe in viertsündiger Fahrtzeit im Ausland.
Baby- und auch Kleinkindzeit sind seither nur meine Sache, genauso wie 4-stöckiges Haus, riesiger Garten mit Teich, 2 riesige Aquarien und 2 Katzen.
Meine Hobbys fanden keinen Platz mehr. Trotzdem fühlte ich mich überglücklich in der neuen Rolle der Mutter, Hausfrau und Organisatorin von sozialer Kontaktpflege.
Mein Mann tat mir leid. Was er alles verpasste in der Entwicklung unseres Kindes...
Mein Mann wurde immer unzufriedener, gehässiger und wenn er dann endlich mal zuhause war, schnauzte er junior (und mich) an, was mir dann so weh tat für den Kleinen, dass ich später im Bett nicht gerade prickelnd aufgelegt war. Mein Mann war da rationaler. Wir hatten ja kaum Zeit füreinander - also gab's nur kurze Streicheleien, dann bereits Gefummel an den Geschlechtsteilen und mir gab das dann den Rest. Statt bereits zu intervernieren, suchte ich nach Ideenlösungen meinerseits. Also suchte ich meinen Frauenarzt auf und beschrieb ihm mein Problem, dass ich nicht mehr so "geschmeidig" sei...
Bekam dann so "Flutsch-Zäpfchen"
Die verbesserten natürlich gar nichts. Dann glaubte ich, dass man mir bei der OP möglicherweise irgendwelche Nerven durchtrennt hat, die mir nie mehr so herrliche Gefühle eines Höhepunktes schenken konnten.
Und alles in allem hatte ich ja auch nicht mehr die knackige Figur und das könne womöglich auch dazu betragen, dass es eben nicht mehr so gut funktionierte...
Und überhaupt....ich denke, uns täten gemeinsame Ferien irgendwo sehr gut.
Also verkaufte ich meinen alten Goldschmuck und buchte 5 Tage Ferien im Nachbarland, welche wir zwar erst im kommenden September antreten können, aber doch endlich ein Highlight bringen könnte. Die Buchung machte ich zu dem Zeitpunkt, als ich selber grosse Mühe bekam, mich noch für irgendwas zu motivieren, da mein Mann sich immer mehr zurückzog und keine Freude mehr ausstrahlen konnte.
Was ich überhaupt nicht annähernd erahnte war, dass mein Mann in dieser ganzen Zeit ein Doppelleben führte.
Vor zweieinhalb Wochen kam er nachts nach Hause und beichtete mir weinend, dass er sich vor 11 Monaten in eine Frau verliebt habe im Internet, sie haben sich zweimal getroffen und er wollte diese Beziehung abbrechen aber sie habe mit Selbstmord gedroht und nun könne er selber auch nicht mehr. Aber bevor ich es von irgendeinem Berufskamerad erfahren würde, wollte er mir das selber mitteilen, und dass er mich und unseren Sohn sehr liebe. Dann wollte er fort um sich auch umzubringen.
Ich konnte ihn davon abhalten - unglaublich, wie man im ersten Moment eines seelischen Schocks reagiert. Danach versuchte ich ihn zu beruhigen, dabei verlor ich selber ja völlig den Boden unter den Füssen.
In der Zwischenzeit habe ich den Lauf und das Magazin seiner Dienstwaffe versteckt, ihn bei seinem Hausarzt angemeldet, wir waren beide in einer Krisenintervention der psychaitrischen Klinik, bei der Eheberatung und (nachdem ich rausbekam, dass er keine Schutzmassnahme beim einmaligen Sex hatte) beim Arzt um einen Aidstest zu machen.
Ich habe da so unglaublich erniedrigende, demütigende Sahcen mitbekommen - als ob ich die ganzen 11 Monate ein absolut lebloser, seelenloser Idiot war. Nichts - absolut gar nichts habe ich in diese Richtung gemerkt. Selbst dann nicht, wenn er ihr sogar von Zuhause aus mailte, wo ich nur einen Meter entfernt mit Junior spielte.
Was mich dann komplett verwirrte ist die Tatsache, dass die Geliebte 120 Kilo wiegt und Kette raucht. Mein Mann ist ein asoluter Ästhet und findet zierliche Frauenkörper schön. Und er ist der absolute Nikotingegner - er nervt sich sogar dann, wenn jemand in freien Natur neben ihm durchspazierend raucht.
Und: mein Mann ist PFLICHTBEWUSST, INTELLIGENT, TREU UND EHRLICH.
Also was sollte das alles plötzlich???
Während der Session in der Klinik erwähnte er mehrmals, dass er in seiner vorherigen 10jährigen Ehe -zig Gründe gehabt hätte so zu reagieren. Aber da blieb er sich selber, seiner Familie und seiner Frau treu. Und nun, bei mir, die es überhaupt nicht verdient hätte - die Frau, die er so liebe, habe er so viel Scheiss gemacht.
Niemand nahm diese Worte wirklich ernst.
Ich schon. Ich wusste, WEN ich geheiratet habe und dieser Mensch, der das alles nebenbei so perfekt und abgebrüht durchgezogen hat, war nicht dieser Mann.
Ich fragte und fragte stundenlang. Manchmal natürlich auch heftig und zynisch - ich wollte die ganze Wahrheit.
Irgendwann kam er nach Hause, setzte sich an den PC, steckte seinen USB Stick rein und lud eine Datei runter mit dem Titel "Abschied" - verfasst Mitte Oktober 05 (also ein halbes Jahr nach unserer Hochzeit - während meiner Schwangerschaft). Dort verabschiedete sich mein Mann von mir und unserem Sohn, weil er spüre, dass mit ihm etwas ganz Furchtbares passiere. Er habe in letzter Zeit so schlimme Gedanken, Phantasien und Gefühle, die ihm zu einem Monster werden lassen und er habe Angst davor, dass er uns damit zu sehr weh täte. Er wüsse, dass er in eine "Klapsmühle" gehen müsste, aber er habe zu sehr Angst davor. Deshalb sei es für ihn der einzige Weg so zu gehen...
Nun hatte ich also "die Antwort". Er hatte ein viel tieferes psychisches Problem - so wie ich es schon vermutete, mich aber niemand damit unterstützen wollte, ja - sogar so Kommentare kamen wie "das kommt auch in guten Ehen schon mal vor" (Echt wahr: hab ich von der Klinik wie auch bei der Eheberatung so anhören müssen - tja, meine Lieben, nur dass IHR uns eben erst kennengelernt habt und ICH MEINEN Mann etwas länger kenne und sowas nicht einfach so mal vorkommen kann)
Jetzt sind wir aber seit einer Woche in verzweifelter Suche nach einem Facharzt in der Psychiatrie und es ist einfach unglaublich: "Ferien, ausgebucht, keine Kapazität, abwesend, blabblabla...."
Bis heute hat mein Mann noch nirgendwo einen Termin - selbst mit "Mithilfe" unserer Ärzte nicht.
Mittlerweilen bin ich selber so weit, dass ich nämlich auch bald einen Therapie machen muss, denn eigentlich lebe ich nun auch ein Doppelleben vor.
Es gibt immer mehr Tage, an denen ich kaum Kraft finde zu lächeln und trotzdem muss ich weiter stark bleiben, denn wenn ich "aufgebe" wird mein Mann sich auch ohne Dienstwaffe umbringen können.
Mein Mann ist nun seit einer Woche wieder "arbeitsfähig" und das tut ihm gut - so ist er gezwungenermassen zu seinem normalen Leben fähig. Er wird gefordert, er hat Verantwortung und er freut sich nach Hause zu kommen.
Und ab Freitag hat er drei Wochen Ferien - zwei davon verbringen wir mit seinen Kindern hier bei uns...
Wie ich mich fühle?
Ich nehme an, dass man sich genauso fühlt, wenn man als leidenschaftliche Tänzerin plötzlich von einem Tag auf den anderen die Beine amputiert bekommen hat - es ist eine schockierende Tatsache, unwiderrufbar - dass man von nun an nie mehr unbeschwert Lebensfreude austanzen kann.
Und ich werde nie den Moment erleben dürfen, händchenhaltend mit meinem Mann als Greise auf einer Parkbank sitzend über unser glückliches, treues und geborgenes Eheleben dankbar zu sein.
Doch werde auch ich wieder dankbar sein, dass ich überhaupt leben darf und ein gesundes, fröhliches Kind an meiner Seite habe, welches mir in den letzten Tagen mehr Kraft und Energie geschenkt hat als jeder erwachsene Mensch.
Danke für's Ausharren dieses enorm langen Egotrips.