In der Südd. Zeitung vom 6./7.2.10 gab es einen Artikel von Tina Baier "Der Hilferuf des Rosenkohls".
Darin wurde über Strategien und Fähigkeiten von Pflanzen berichtet, die wirklich erstaunlich sind:
- Rosenkohl empfindet etwas, wenn sich ein Schmetterling Eier auf eines seiner Blätter gelegt und dort festgeklebt hat, damit es nicht herunterfällt. Die Pflanze kann einen Bestandteil des Klebers - Benzylcyanid - erkennen. Der Rosenkohl reagiert schnell: bevor die Raupen schlüpfen verändert er die Zusammensetzung seiner Blattoberfläche. Ergebnis: Parasitäre Wespen werden darauf aufmerksam, entdecken die winzigen Eier des Schmetterlings (Kohlweissling) und legen die eigenen Eier hinein. Die dann schlüpfenden Wespenlarven fressen die Schmetterlingseier im Inneren auf.
Pflanzen können aber auch sehen, riechen und hören! (Forschungen am MPI für Chemische Ökologie in Jena). Sie unterscheiden z.B. helles und dunkleres Licht und können so feststellen, ob "jemand" neben ihnen wächst, der ihnen das Sonnenlicht wegnimmt. Sie reagieren entsprechend: sie weichen aus, wachsen schief, kurbeln ihr Wachstum an...
Eine Pflanze namens Teufelszwirn, die Tomatenstauden anbohrt und aussaugt, riecht seine Opfer. ER konnte u.a. sogar riechen, ob eine Tomatenstaude gesund oder krank ist und wählt dann die gesunde Pflanze aus.
Viele Pflanzen produzieren starke Gifte, um Feinde und Schädlinge abzuwehren oder gar zu töten. Tabak z.B. stopft seine Blätter mit Nikotin voll, wenn jemand an den Blättern knabbert. So wird ein Feind gelähmt. - Der Tabakschwärmer hat es geschafft, eine Immunität gegen Niktotin aufzubauen.
Andere Pflanzen kriegen die Eier von Feinden wieder los, indem sie die betroffene Stelle austrocknen, bis die Eier herunterfallen.
Die Limabohne geht richtig strategisch vor: in dem Moment, in dem sich Raupen an ihre Blätter machen, sondern sie innerhalb von 2 Stunden winzige Nektartröpfchen ab. Das lockt Ameisen an, die diese Nektartröpfchen lieben, bedanken sich durch Angriffe auf die Schädlinge, bis die vom Blatt fallen oder flüchten. Die Limabohne kann noch mehr: Sie sondert den Duftstoff Methyljasmonat ab, der Schlupfwespen anlockt. Sie kommen angeflogen und legen ihre Eier in die fressenden Raupen.... Die Limabohne läßt also andere für sich arbeiten.
Die Limabohne gibt Signale an die Umgebung, sobald sie von Schädlingen besucht wird. Nachbarpflanzen beginnen daraufhin mit der Produktion von Nektartropfen, um Ameisen her zu holen.
"Zwangsläufig fangen auch Pflanzen anderer Arten die Signale der Limabohne auf. Einige verstehen offenb ar Limabohnisch und können die Botschaft richtig deuten": Sie rüsten quasi auf, um gleich auf einen Feind losgehen zu können.
Pflanzen nutzen elektrische Signale, sie meßbar sind, z.B. bei Berührung. Gibt es zu viele Berührungen, z.B. an einem Pfad, reagieren die Pflanzen, werden kleiner, langsamer im Wachstum.
Wie diese Reaktionen genau funktionieren, weiß man noch nicht wirklich. Trotzdem kann man davon ausgehen, daß Pflanzen Nerven haben, evtl. sogar ein Gehirn. Demnach wären Pflanzen genauso hoch entwickelt wie Tiere.
Eine Ethikkommission in der Schweiz hat sich mit der "Würde der Kreatur bei Pflanzen" beschäftigt (
EKAH - Die Würde der Kreatur bei Pflanzen). Viele Fragen, die noch offen sind:
Wie ist zu erklären, daß eine Mimose sich narkotisieren läßt? Wird ihr in der Narkose ein Blatt abgeschnitten, reagiert sie nicht. Normalerweise klappt sie ihre Fiederblättchen bei der geringsten Berührung zusammen.
Warum bewegt die indische Telegraphen-Pflanze ihre Blätter, wenn man ihr Musik vorspielt? Man könnte meinen, sie tanze...
Hier wird darüber berichtet:
Deutschlandfunk - Forschung Aktuell - Der Hilferuf des Rosenkohls
Gruss,
Uta