Themenstarter
- Beitritt
- 10.01.04
- Beiträge
- 73.266
"nicht übertragbare Krankheiten"doch durch Mikrobiom übertragbar?
Wenn sich diese Hypothese weiter bewahrheitet, wäre es u.a. bei Diabetikern möglich, sie von dem Stigma "passt nicht auf die Ernährung auf, frißt zu viel, keine Disziplin ..." zu befreien. Auf jeden Fall ein interessantes Forschungsthema.
Grüsse,
Oregano
https://www.diabetologie-online.de/...eiten-oder-diabetes-doch-uebertragbar-2073150...
Adipositas, Herzkrankheiten oder Diabetes doch übertragbar?
Ein internationales Forschungsteam liefert Hinweise, dass sogenannte „nicht-übertragbare Krankheiten“ möglicherweise doch über das Mikrobiom von Mensch zu Mensch weitergegeben werden könnten.
Krankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs oder bestimmte Lungenkrankheiten zählen heute zu den häufigsten nicht-natürlichen Todesursachen und machen etwa 70 Prozent der Todesfälle weltweit aus. Weil man davon ausgeht, dass sie durch eine Kombination von genetischen, Lebensstil- und Umweltfaktoren verursacht werden und nicht zwischen Menschen übertragen werden können, werden sie von der Weltgesundheitsorganisation WHO als nicht-übertragbar definiert.
...
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler liefern Hinweise dafür, dass viele als nicht-übertragbar eingestuften Krankheiten möglicherweise doch von Mensch zu Mensch über das Mikrobiom weitergegeben werden können - und die mikrobielle Besiedlung des menschlichen Körpers einschließlich Bakterien, Pilzen und Viren zentral an der Übertragung beteiligt ist. Das Forschungsteam veröffentlichte die neue Hypothese am vergangenen Freitag im führenden Wissenschaftsjournal „Science“.
...
Erstens konnten sie zeigen, dass bei einer Vielzahl von Erkrankungen, von Adipositas und entzündlichen Darmerkrankungen bis hin zu Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das menschliche Mikrobiom im Vergleich zum gesunden Körper deutliche Veränderungen zeigt.
Zweitens zeigten sie zahlreiche Belege dafür, dass solche veränderten Mikrobiom-Zusammensetzungen zur Ausprägung von Krankheiten führen, wenn man sie im Laborexperiment in einen ursprünglich gesunden Modellorganismus überträgt. Entnimmt man etwa das Darmmikrobiom einer fettleibigen Maus und transferiert es in ein gesundes Tier, wird dieses ebenfalls übergewichtig.
Schließlich fanden sie zahlreiche Indizien, die auf eine generelle natürliche Übertragbarkeit des Mikrobioms hinweisen. "Wenn man diese Fakten zusammenfasst, legt das die Vermutung nahe, dass viele traditionell nicht als übertragbar eingestufte Krankheiten vielleicht doch übertragbar sind", betont Finlay.
Insbesondere den dritten Aspekt konnten Forschende aus Boschs Arbeitsgruppe an der Kieler Universität belegen. „Hält man Labortiere wie die Süßwasserpolypen nicht einzeln, sondern über eine gewisse Zeit in einem gemeinsamen Lebensraum, gleicht sich zunächst ihr Mikrobiom und in der Folge und auch ihre äußere Erscheinungsform einander an“, fasst Mitautor Bosch, Sprecher des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1182 „Entstehen und Funktionieren von Metaorganismen“ an der CAU, zusammen.
„Wir konnten nachweisen, dass dabei die Mikroben direkt von einem Individuum zum anderen gelangen. Möglicherweise findet diese Übertragung des Mikrobioms auch beim menschlichen Zusammenleben statt, zum Beispiel durch intensive soziale Kontakte oder in gemeinsamen Wohnungen“, vermutet Bosch.
Anstoß für weitere Forschungsarbeiten
...
Wenn sich diese Hypothese weiter bewahrheitet, wäre es u.a. bei Diabetikern möglich, sie von dem Stigma "passt nicht auf die Ernährung auf, frißt zu viel, keine Disziplin ..." zu befreien. Auf jeden Fall ein interessantes Forschungsthema.
Grüsse,
Oregano