Nicht alles ist schlecht an unserem Gesundheitssystem in D.

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Es gibt zurecht Kritik an Auswüchsen und Ungerechtigkeiten unseres Gesundheitssystems. Trotzdem: es ist absolut nicht alles schlecht daran, und so manch ein Mensch auf dieser großen Welt wäre froh, von unserem Gesundheitssystem profitieren zu können.
Ich bin auch ziemlich sicher, daß viele Menschen, die über das Gesundheitssystem schimpfen , es trotzdem nutzen und sich gar nicht mehr darüber im klaren sind, daß sie z.B. mehr oder weniger kostenlos zum Arzt gehen können, operiert werden können, Pflegedienste in Anspruch nehmen können ....


Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,

das mit dem Kostenlos ist so eine Sache. Man bezahlt ja auch einen ganz schönen Batzen dafür. Und als chronisch Kranker, je nachdem, was man hat, zahlt man locker mehr als den Krankenkassenbeitrag aus eigener Tasche für Leistungen, die Krankenkasse nicht übernimmt, die zwar helfen, aber von der Schulmedizin als "nicht wissenschaftlich" gelten oder für Krankheiten, die laut Schulmedizin nicht existieren (weil sie wie so oft mal wieder nicht auf dem aktuellen Stand der Dinge ist). Die, die es sich nicht leisten können, haben Pech gehabt.
Es stimmt schon, man bekommt manche Dinge bezahlt, aber unterm Strich rechnet es sich für viele eben nicht. Aber da man nie weiß, was kommt, vielleicht ein Unfall, der eine teure Operation mit sich bringt, ist es dann vielleicht doch ganz gut so. Abgesehen davon, hat man eh keine Wahl.

Viele Grüße
 
Das Gesundheitssystem sichert ab, dass kein Versicherter auf notwendige Behandlungen, soweit sie von den Kassen erstattet werden, verzichten muss. Es kommt nicht vor, dass Unfallverletzte abgewiesen werden, weil sie nicht versichert sind. Das haben wir z.B. den USA voraus. Wir fallen auch nicht aus dem System, wenn wir arbeitslos werden.

Worauf wir aber nicht immer Einfluss haben, ist wie wir behandelt werden. Die Kosten laufen aus dem Ruder, nicht nur zur Verbesserung der Versorgung, sondern auch und nicht zuletzt zur Erhöhung des Profits. Ein bewährtes Medikament bekommt einen unbedeutenden Zusatz, wird neu patentiert und wird zur Standardbehandlung ernannt. Das alte ist danach nicht mehr erwünscht. Wer für solche Vorgänge im Hintergrund die Fäden zieht und wer davon profitiert, bleibt zu vermuten.

So lange bei der Therapie finanzielle Überlegungen mitspielen, ist eben doch nicht alles so gut.

In Indien, wo wenige Menschen versichert sind, werden viele, die sich teure Medikamente nicht leisten können, von verantwortungsvollen Ärzten homöopathisch behandelt und fahren nicht schlecht damit.

Wo in Deutschland allerdings Überragendes geleistet wird, ist die Versorgung bei Unfällen und akuten Notfällen. Da werden viele Leben gerettet, die anderswo verloren wären.
 
Eine Schwachstelle des deutschen Gesundheitssystems ist, dass kein echter Dialog über Sinn und Unsinn der Therapien stattfindet. Die zuständigen Gremien halten sich an Vorgaben von WHO, BfArM und anderen Instanzen, die bekanntermaßen zum großen Teil von der Pharmalobby durch großzügige finanzielle Zuwendungen beeinflusst sind. Alternative Methoden sind unerwünscht und werden soweit möglich behindert.
Gerade in Corona-Zeiten wäre ein offenes Brain-Storming angebracht, bei dem alle Seiten gehört werden.

Was geschieht aber: Kritische Gegenstimmen werden verächtlich gemacht, auch wenn sie von hochrangigen Wissenschaftlern, selbst Nobelpreisträgern kommen. Wessen Argumente einmal abgelehnt wurden, hat keine Chance mehr, zu Wort zu kommen. Wogard, Bhakdi, Ioannidis sind keine Spinner. Mögen sie in manchen Bereichen falsch liegen, sollten ihre Argumente sachlich diskutiert werden, zumal die Vorgehensweise, die offiziell vorgegeben wird, immer deutlicher ihre Mängel zeigt und Schäden anrichtet, deren Ausmaß, vor allem bei den Kindern und deren Entwicklung, Jahre nachwirken dürften und möglicherweise nicht mehr zu beheben sind.

Was fehlt, sind Mediziner und Politiker, die ehrlich Irrtümer eingestehen können. Gerade im Wahljahr meinen Politiker, ihre Position bis aufs Letzte verteidigen zu müssen, in der Annahme, dass ein Eingeständnis als Schwäche ausgelegt würde, was leider bei einfachen Gemütern wohl der Fall sein kann.

Der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer zeigte noch die Größe:
"Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden."
 
Wenn man was Kompliziertes hat und selbst keine Ahnung hat, kann es vorkommen, dass es ewig dauert, bis die Lösung gefunden wird.
In letzter Zeit schaue ich oft die Sendung Visite, da werden solche Fälle vorgestellt. Allerdings wird trotzdem ein Weg gefunden. Diese Patienten hatten Glück, aber andere geben vielleicht vorher auf.

In der Sendung werden auch weitere fortschrittliche Maßnahmen vorgestellt, die aber oft auch noch nicht standardmäßig in den Praxen durchgeführt werden.
Vielleicht muss man sich mehr selbst als Patient auf dem Laufenden halten, um dann nach bestimmten Therapien zu Fragen.

Viele Grüße
Earl Grey
 
Vielleicht muss man sich mehr selbst als Patient auf dem Laufenden halten, um dann nach bestimmten Therapien zu Fragen.
… oder zusätzlich hier im Forum nach Antworten suchen.
Komplizierte und seltene Erkrankungen bringen der Gesund- bzw Krankheitsindustrie keinen oder kaum Profit. Deshalb wird die Forschung danach nicht gefördert. Patienten bekommen dann allenfalls palliative Mittel, werden in die Psycho-Ecke geschoben oder mit teuren Präparaten versehen, die ihren Zustand noch verschlimmern.
Suche nach wahren Ursachen kostet Zeit. Die nimmt sich kaum ein Arzt. Sie wird ja auch von den Kassen nicht adäquat vergütet.

Fazit: Der Patient muss selbst fündig werden. Das Internet bietet dazu Möglichkeiten, fordert aber die Urteilskraft, die Spreu vom Weizen zu trennen.
 
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