Möglichkeiten, dem Trauma zu begegnen

Sehe ich auch so, dass es keinen Sinn macht sich einem Komplextrauma allein zu stellen. Das mit dem "Staffellauf" bezüglich Therapeuten finde ich sehr treffend formuliert und auch, dass man bei den Erstgesprächen immer wieder etwas retraumatisiert wird.
Ich bin jetzt bei Nr. 4, habe insgesamt über 100h Therapie erlebt, nur ein Therapeut war ein Mann. Mir scheint es nicht wichtig, welches Geschlecht der Th. hat, obwohl es heißt, dass man Probleme mit seiner Mutter, die ja meist ursächlich massiv beteiligt sind, mit einer Frau bearbeiten soll.
Mir haben alle etwas gegeben, aber nach einer Weile, meist gut 30h bei den Kassenth., waren sie mit ihren Methoden am Ende bei mir.

Ich hatte anfangs zwei Kassentherapeutinnen mit VT und EMDR, das waren aber nicht die Werkzeuge, die ich als komplexer Fall brauchte.
Erst seit ich selbst zahle und über Empfehlung aus dem Forum an den Therapeuten geraten bin, geht es voran. Er hat mich nach einer Weile "weitergereicht" an eine Therapeutin, mit der er und seine "schweren Fälle" sehr gute Erfahrungen gemacht hatten. Mit ihr arbeite ich seit einigen Wochen.

EMDR ist nach meiner Erfahrung nicht geeignet, wenn man durch seine Traumata bereits gravierende langjährige gesundheitliche Probleme hat und massive Heilungsblockaden vorhanden sind so wie es bei mir war. Meine Tochter hatte beides nicht und hatte gute Erfolge.
Eine EMDR-Therapeutenliste findet man z.B. unter https://www.emdria.de/therapeuteninnen/, Wartezeit meist ein Jahr bei Kassenpatienten. Da stehen auch die Schwerpunkte des Therapeuten mit drin und ob Kasse oder privat.

Meine Tochter kommt derzeit auch gut mit dem Emotionscode voran, der wegen meiner starken Blockaden auch nicht wirkte. Der E.code ist relativ unemotional für meine Begriffe, eingeschlossene Emotionen etc. werden "weggemacht", aber keinesfalls durchfühlt, was bei Komplextraumata aber anscheinend nötig ist.

Mich bei einer Aufstellung von anderen zur Verfügung zu stellen, käme mir nicht in den Sinn, weil ich schon genug mit meinen eigenen Gefühlen zu tun habe :). Ich hätte sicher hinterher auch Probleme gehabt wie Du, Alexo.
Ich habe selbst aufgestellt, aber nicht mit Fremden, sondern die Therapeutin hat sich auf die Matten gestellt. Mir fiel es selbst in diesem geschützen Rahmen sehr schwer mich emotional zu öffnen, mit Fremden wäre das gar nicht gegangen. Sie ist als Medium ausgebildet, kann sich also super zurücknehmen und ich kann mich auf das verlassen, was sie fühlt. Das ist bei Aufstellungen mit "Amateuren" nicht immer gegeben.

Daher war die Aufstellung eine große Hilfe für mich, es folgte ein tagelanger positiver emotionaler Overflow, den ich niemals erwartet hätte. Danach gingen Dinge, die vorher nicht möglich waren, z.B. das Verändern von Gedanken wie meine Tochter und Alexo es schon beschrieben hatten: Ängste tauchten wieder auf und ich konnte sie zum ersten Mal als Teil von mir akzeptieren, mental gegensteuern und musste meine wenige Energie nicht mehr sinnlos mit Abwehr verplempern.
Es ist wirklich unglaublich was passiert, wenn man endlich mal an die richtigen Werkzeuge und Behandler geraten ist. Dabei stehe ich erst am Anfang und staune jetzt schon.
 
Ich hab jetzt erst nochmal den Startbeitrag richtig gelesen ...
seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit den Folgen von Traumen und Traumata, hier insbesondere den Small Traumata und die folge von chronischem Stress.

Was mich interessieren würde, diese Tief im Gewebe abgespeicherten Erlebnisse noch anders zu behandeln. Vielleicht eine andere Form von energetischer Arbeit ?
Small Trauma oder auch Small-t-Trauma hatte ich noch nicht gehört,
hier kann man kurz etwas dazu lesen shop.auditorium-netzwerk.de/ Lutz - small-t-trauma
Als Traumata im weiteren Sinn (sog. Small-t-Traumata) bezeichnet Francine Shapiro die scheinbar weniger katastrophischen Ereignisse, die mit Schreck und Angst in Verbindung mit einem hohen Maß an bestürzender Beschämung, Peinlichkeit, tiefer Verunsicherung, vermeintlicher oder real hervorgerufener Schuld einhergehen und mit der gleichen Unausweichlichkeit wie die "großen" Traumata den Betroffenen widerfahren.
Hier im Thread wurde ja nicht weiter speziell dazu geschrieben, wenn ich das richtig sehe, eher über Big-T-Trauma - das Wort gibt's also auch, wohl nach Francine Shapiro.
 
Ich hab jetzt erst nochmal den Startbeitrag richtig gelesen ...

Small Trauma oder auch Small-t-Trauma hatte ich noch nicht gehört,
hier kann man kurz etwas dazu lesen shop.auditorium-netzwerk.de/ Lutz - small-t-trauma
Hier im Thread wurde ja nicht weiter speziell dazu geschrieben, wenn ich das richtig sehe, eher über Big-T-Trauma - das Wort gibt's also auch, wohl nach Francine Shapiro.
Ich schreibe eigentlich nicht über Schocktrauma, sondern eher über Komplex- und Entwicklungstrauma.
Diese bestehen oft aus vielen, chronischen s-Traumata und darüber schreibe ich auch. Diese Gruppe sehe ich auch hier eher vertreten. Die Therapie ist komplexer und anders.
 
Hm, ja, ein bisschen verwirrend für mich - wenn dann die Folgen von small-Trauma big-Folgen sind, ist das Ganze dann small oder big, also groß oder klein....ist vielleicht nicht so wichtig, hatte das vorhin nur so gelesen bei ArmesHaschel im ersten Beitrag hier.

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Gerd, die Bezeichnung Small ist unangemessen finde ich. Vor allem, da die Folgen tatsächlich langwieriger und schlimmer sind als vom einen, großen Knall und schwieriger zu beseitigen.

LG
 
....also irgendwie "nur ein kleines Unglück" oder eine "kleine Katastophe" :cool: aber ich muss das gar nicht weiter kritisieren, habe nicht bei Shapiro oder Levine gelesen, bzw nur ganz wenig mal durch Hinweise einer Freundin schon vor einigen Jahren.

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Francine Shapiro ist die "Erfinderin" von EMDR.

Ich sehe es auch so, dass die kleinen Traumata, derer wir alle ganz viele haben aus unserer Sozialisierungszeit, für die meisten von uns das Problem sind und hier auch besprochen werden.
 
Francine Shapiro ist die "Erfinderin" von EMDR.

Ich sehe es auch so, dass die kleinen Traumata, derer wir alle ganz viele haben aus unserer Sozialisierungszeit, für die meisten von uns das Problem sind und hier auch besprochen werden.
Ich finde das Adjektiv "klein" passt nicht zu Trauma.
 
Ich war bis Januar fast 4 jahre bei einer Traumatherapeutin (tiefenpsychologisch, imaginative Traumatherapie), Thema war da eher, dass ich das Gefühl hatte, da gibt es nichts "wirklich Schlimmes" in meinem Leben, und eben auch in der Kindheit, und die Eltern waren (gefühlt) auch nicht "schlimm" oder gar böse, nein - trotzdem ist mein Leben aber mit 19 Jahren eigentlich zusammen gebrochen und eine steile bergab-Karriere begann. Ich hab ja an anderer Stelle geschrieben, dass das Leben meines Vaters mit 19 in russischer Gefangenschaft "endete" und davor seinen "Höhepunkt" in der 10. SS-Panzergrenadier-Division hatte, mit 18 Jahren, 1944. Vielleicht hätte er doch besser "Zivildienst" gemacht :confused: hätte er ja mal vorschlagen können ......
 
Hat jemand die beiden bzw. eines der Bücher gelesen:
"Bessel Van der Kolk-Verkörperter Schrecken "
"Dami Charf-Auch alte Wunden können heilen " ?
Wenn ja, was haltet Ihr davon bezüglich Selbsthilfe etc.?
 
@Piratin

Das Buch von van der Kolk "Verkörperter Schrecken" habe ich mir besorgt und/ aber nur einen Teil davon gelesen, (da ich immer und überall beim lesen einschlafe) kann nur soviel sagen, dass er bis dahin hauptsächlich von den Vietnam- Veteranen schrieb und auch die psychischen Vorgänge in ihnen dadurch, beschreibt..... ich habe deshalb auch erst überlegt, ob ich Dir davon überhaupt schreiben soll, da sehr wenig Auskunft.....
Vielleicht hat aber doch noch Jemand noch mehr dazu zu erzählen.

Liebe Grüße

Marwie!
 
Hat jemand die beiden bzw. eines der Bücher gelesen:
"Bessel Van der Kolk-Verkörperter Schrecken "
"Dami Charf-Auch alte Wunden können heilen " ?
Wenn ja, was haltet Ihr davon bezüglich Selbsthilfe etc.?
Ich habe zwar nicht das Buch von Dami Charf gelesen, sondern mache ihren Online-Kurs "Mit Trauma leben".

Den finde ich sehr, sehr gut.
Der ist ja quasi ausschließlich auf Selbsthilfe ausgelegt, mit vielen Übungen.
Mein Thema ist Bindungstrauma (narzisstische Mutter).
Aus dem Kurs wird deutlich, das es bei der Bewältigung hauptsächlich um die Körperebene geht, denn dort manifestiert sich das Trauma.
Nach einem Trauma werden Körperreaktionen automatisch/reflexartig durch das Stammhirn hervorgerufen, und zwar in heutigen ungefährlichen Situationen, weil die aktuellen Situationen an eine frühere, damals subjektiv als (lebens)bedrohliche Situation erinnern. Zumindest das Gehirn assoziiert es damit.
Diese Körperreaktionen sind als Kampf- oder Fluchtreaktionen zu bezeichnen, oder sogar als Erstarrung, falls Kampf oder Flucht nicht möglich sind.
Bei dem Kurs geht es hauptsächlich um Körperarbeit mit Körperempfindungen.
Weniger um die Arbeit mit Gefühlen, da Gefühle meist zu stark und überwältigend sind, und von den Traumatisierten meistens nicht ausgehalten und damit auch nicht integriert werden können.
 
Hier kann man sich gleich zwei. Trauma-Therapeutinnen anschauen:
Dami Charf und Verena König. Titel: „Das Trauma-Spektrum’“.



Grüsse,
Oregano
 
Zur Zeit höre ich nach und nach die Podcasts von Verena König zum Thema Traumata durch „toxische“ Bezugspersonen; - meistens sind das die Eltern oder ein Elternteil. Wobei das oft dann weiter in die Generationen zu verfolgen ist.
Ich finde, daß sie diese Thematik sehr gut darstellt, und es ist beeindruckend und schwer zu ertragen, was solche toxischen Einflüsse anrichten können.

verena könig, toxisches elernhauf, you tube

Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet:
In ihrem letzten Podcast geht es um die Bagatellisierung von Errlebnisse: „Es ist/war ja gar nicht so schlimm“. Dazu gehören auch solche Sprüche wie „ein Indianer kennt keinen Schmerz“ u.a.

Dabei ist so eine Verkleinerung der eigenen Empfindungen durch den Menschen selbst oder durch andere Menschen wie ein Schlag ins Gesicht: man wird nicht ernstgenommen, man nimmt die eigenen GEffühle nicht ernst.



Grüsse,
Oregano
 
Soweit ich weiß ist es zumindest unter Fachleuten bekannt, dass sich Trauma nicht über das stattgefundene Geschehen definiert, sondern dadurch, dass es auf eine bestimmte Art verarbeitet bzw. im Gehirn abgespeichert wurde. Daher ja auch Ansätze wie EMDR, die auf ein "Um-Speichern" abzielen.

Insofern hat ein Außenstehender da nichts zu bewerten und Betroffene sollten sich wohl besser nicht selbst an der Nase herum führen, sondern ehrlich in sich hinein schauen
 
Nun ist ein Buch von Verena König heraus gekommen. Hier eine Einführung dazu:


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Grüsse,
Oregano
 
Es gibt Menschen, die jahrelang eine Psychotherapie machen und damit nicht wirklich weiter kommen. Das hat seine Gründe, und Demi Charf sagt in diesem Video, warum das nicht funktioniert: Alte und frühe traumatische Erlebnisse werden an einer Stelle im Gehirn gespeichert, die durch Sprechen/Reden nicht erreicht wird. Deshalb wird wohl in der Traumatherapie von heute nicht mehr ständig über das Trauma gesprochen sondern auf anderen Wegen versucht, es zu heilen..


Grüsse,
Oregano
 
In diesem Video mit Dami Charf geht es um „Trauma und Wut“:

... Für viele Menschen mit einer Trauma-Geschichte ist Wut ein wichtiges Thema. Sie stellen sich Fragen wie:

  • Wie kann ich mit Wut umgehen?
  • Darf ich wütend sein?
  • Wie komme ich an die Wut heran?
Heute möchte ich dir etwas Orientierung geben, wie du damit umgehen kannst.

Zunächst einmal tragen alle, die eine Trauma-Geschichte haben, Wut in sich. Das ist auch logisch, weil ein Trauma etwas ist, das eine Überforderung darstellte, wo ich mich eigentlich hätte wehren wollen, es aber nicht konnte. Der Körper macht sich in der Situation bereit, zuzuschlagen oder wegzulaufen, aber dieser Impuls ist überwältigt worden, weil alles zu schnell ging oder der/die andere zu stark war. Ich konnte den Impuls nicht ausleben, aber der Körper merkt sich diese Energie. Er sitzt weiter auf dieser Energie, die für das Überleben bereitgestellt wurde. Sie wird im Körper eingefroren.
Stell dir vor, du beobachtest einen Tiger, der sich anpirscht und kurz vor dem Sprung ist. Wenn in diesem Moment der Sprung eingefroren würde mit der gesamten Energie, die das Tier in diesem Moment hat, kannst du dir vorstellen, wie viel Energie im Körper gehalten wird.

Heute wird davon ausgegangen, dass diese gehaltene Energie zu Trauma-Symptomen und -Folgen führt, weil der Körper so viel Energie im System nicht managen kann, er versucht mit dieser im Nervensystem eingefrorenen Energie umzugehen.
Man sitzt also förmlich auf dieser Überlebenswut, die ziemlich groß und sehr beängstigend sein kann.

Lesetipp: Entdecke jetzt unseren Blogbeitrag zum Thema Resilenz und Yoga. ...

Grüsse,
Oregano
 
Beschäftige mich auch in letzter Zeit mit unterdrückter Wut /Rage die durch Trigger hochkommen und Dami Charf hat gut Videos!
Danke für den Tip.
 
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