Mein neuer Freund, der Alkohol und ich

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01.12.12
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Hi, ich habe mich angemeldet weil ich seit vier Monaten einen Partner habe, der ein Alkoholproblem hat. Vor fünf Monaten habe ich die Schweiz verlassen um auf unbestimmte Zeit reisen zu gehen. Hauptsächlich um herauszufinden, was ich im Leben so machen will. Bin jetzt 30 und denke, es ist an der Zeit. :)
so, nun habe ich vor vier Monaten in Spanien einen Mann kennengelernt. Wir haben eine Woche zusammen verbracht, uns fantastisch verstanden und ja, uns auch etwas verliebt. Allerdings ist mir da schon sein hoher Alkoholkonsum aufgefallen. Leider habe ich das auf den Urlaub abgeschoben.Ich bin dann, kurze Zeit später, zu ihm geflogen um etwas Zeit mit ihm zu verbringen. Wir hatten eine tolle Woche zusammen, allerdings hat er täglich getrunken. Ich hatte vorher keinerlei Erfahrung mit Suchtkranken. Als er die unsere letzte Nacht damit verbracht hatte, sich mit seinen Saufkumpanen die Kante zu geben, habe ich ihn darauf angesprochen, dass ich das nicht in Ordnung finde. Daraufhin wurde er sehr emotional. Ich bin dann, mit gemischten Gefühlen zurück nach Spanien und habe mir ernsthaft Gedanken gemacht, ob ich das will. Ich habe ihn aber wahnsinnig vermisst so, dass ich nach zwei Wochen wieder zurück flog. Trotz etwas ungutem Gefühl. Mir war die Problematik nicht recht bewusst. Hier angekommen musste ich auch gleich bei ihm einziehen da eine eigene Wohnung auf Dauer ohne Job zu teuer gewesen wäre. Sonst würde ich das nie machen. Nun, ich habe erst mal die ganze Wohnung geputzt und ausgemistet weil es echt ein Saustall war und ich so nicht wohnen mag. Ich schaute ihm täglich zu, wie er sich betrank und fühlte mich sehr unwohl. Habe auch mit seiner Mutter gesprochen, die bestätigte, dass das Problem schon seit Jahren bestehe. Nun, nach einem Monat und mehreren vergeblichen Versuchen mit ihm darüber zu sprechen, habe ich ihm die Pistole auf die Brust gesetzt und gesagt, ändere was oder ich gehe. Er ist völlig ausgerastet und hat mich dann angefleht nicht zu gehen, er könne ohne mich nicht leben. Das fand ich nach der kurzen Zeit etwas übertrieben aber leider konnte ich das nicht richtig einordnen. Ich muss sagen, dass ich bereits früher, auf Grund von Kindheitserlebnissen, problematische Beziehungen hatte, mich aber stark damit auseinander gesetzt habe und versucht habe meine Muster zu durchbrechen.
So, der Alkoholkonsum ging etwas zurück. Er war nur noch selten betrunken, trank aber immernoch quasi täglich. Ich habe mich in der Zeit aber viel mit mir selber beschäftigt, mir eine Freiwilligenarbeit gesucht, einen Tanzkurs belegt um Leute kennen zu lernen, die Sprache ansatzweise gelernt...ich dachte, ich müsse ihm Zeit lassen. Er ist extrem liebevoll zu mir und tut alles für mich. Eher zu viel würde ich sagen. Das ist für mich eher ein Druck. In letzter Zeit trinkt er wieder viel. Wir haben uns oft darüber gestritten. Er sagt dann, ich sei Schuld weil ich Druck mache und er habe kein Problem, er trinke einfach gerne und, ob ich das nicht einfach akzeptieren könne. Den Schuh mit der Schuld ziehe ich mir aber nicht an! Diese Woche ist es wieder eskaliert als ich am Dienstag von der Arbeit kam und ihn betrunken vorfand. ich habe ihm gesagt, der Alkohol oder ich. Er meinte definitiv ich und er würde in eine Therapie gehen. Nun hat er aber seither weiterhin viel getrunken. Macht es nun eher heimlich und findet unendlich viele Gründe dafür. heute fand er, er habe sich sein Bier verdient weil er die Wohnung geputzt hat. Sprachs und ging umgehend sechs grosse Flaschen Bier kaufen, die er auch gleich ausgetrunken hat.
Es wirkt vielleicht nicht so, aber mir geht das alles sehr nahe. Ich weiss nicht, was ich machen soll. Ich habe in der letzten Zeit viel über Co-Abhängigkeit gelesen und über Alkoholismus. Ich kann einfach nicht mehr. Ich mag nicht ständig Angst haben, dass er wieder trinkt und immer wieder leere Versprechungen hören. Ich bin körperlich bereits angeschlagen durch die Anspannung. Ich weiss, ich sollte vermutlich meine Sachen packen und gehen aber ich möchte nicht vorschnell handeln und es dann vielleicht bereuen. Er meint, in einer Beziehung unterstütze man einander. Aber wenn ich das tue, unterstütze ich nicht eher seine Sauferei? Er hat jetzt ein schönes, gemütliches Heim und eine "saubere" Freundin. Bin ich nur ein Alibi? Ich habe ehrliche Gefühle für diesen Mann, bin mir aber eigentlich zu schade nur an 2. Stelle nach dem Alkohol zu kommen. übertreibe ich? er ist ja nicht immer betrunken. Eine Entscheidung fällt mir dadurch auch schwer, dass ich, wenn ich gehe, definitiv weg bin. Aus dem Land, aus seiner Nähe. Es wäre entgültig. Darum will ich sicher sein.
Es würde mir sehr helfen,mich hier austauschen zu können.
Vielen Dank schon mal an alle, die sich die Zeit hier nehmen meine Geschichte zu lesen.
 
Hallo aovivo,

ich finde, Du siehst Deine Situation sehr klar, wenigstens vom Verstand her. Aber Dein Herz scheint in dem Fall (noch) nicht mit dem Verstand zusammen zu gehen.
Du hast die Co-Abhängigkeit schon angesprochen und weißt - denke ich - daß Du in dieser Falle sitzt. Da Du offensichtlich in Deinem Leben schon so einiges Unerfreuliches erlebt hast, liegt der Ursprung dieser Abhängigkeit wahrscheinlich in früheren Erlebnissen und gibt Dir auch etwas. Nur: wie lange?

Co-Abhängigkeit

Ich habe ehrliche Gefühle für diesen Mann, bin mir aber eigentlich zu schade nur an 2. Stelle nach dem Alkohol zu kommen. übertreibe ich? er ist ja nicht immer betrunken. Eine Entscheidung fällt mir dadurch auch schwer, dass ich, wenn ich gehe, definitiv weg bin. Aus dem Land, aus seiner Nähe. Es wäre entgültig. Darum will ich sicher sein.
Auch wenn er nicht immer betrunken wirkt: er braucht offensichtlich seinen Alkoholspiegel, und er sieht gar nicht, daß er ein Alkoholproblem hat. Im Gegenteil: er schiebt Dir auch noch die Schuld zu, was ja recht typisch ist.

Du schreibst, daß Dein Weggehen dann endgültig wäre.
Du könntest ja auch ein Ultimatum stellen: wenn Du in -sagen wir - 8 Monaten "clean" bist und in einer therapeutischen Gruppe und wenn das ganz eindeutig so ist, komme ich zurück.
Wenn nicht: adios .

https://symptome-erkennen.anleiter.de/wie-erkenne-ich-alkoholiker

Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet:
hallo ,
ich empfehle dir ein buch ! es schrieb ein talentierter schriftsteller mit drogenproblematik.

Der wie ein Bericht wirkende Roman "Der Trinker" ist das realistische, authentische und erschütternde Psychogramm eines Alkoholkranken.
Auszug einer Kritik.

der autor ist der mecklenburger Hans Fallada . ich habe es einige male gelesen .

Diskusionen, Gespräche mit angetrunkenen personen sind immer etwas problematisch ,sind sie doch ein wenig psychotisch . manche würden sagen , man könnte das auch sein lassen .

LG
 
Hauptsächlich um herauszufinden, was ich im Leben so machen will. Bin jetzt 30 und denke, es ist an der Zeit. :)

Das

tut alles für mich. Eher zu viel würde ich sagen. Das ist für mich eher ein Druck. In letzter Zeit trinkt er wieder viel. Wir haben uns oft darüber gestritten. Er sagt dann, ich sei Schuld weil ich Druck mache und er habe kein Problem, er trinke einfach gerne und, ob ich das nicht einfach akzeptieren könne. Den Schuh mit der Schuld ziehe ich mir aber nicht an! Diese Woche ist es wieder eskaliert als ich am Dienstag von der Arbeit kam und ihn betrunken vorfand. ich habe ihm gesagt, der Alkohol oder ich.
Ich mag nicht ständig Angst haben, dass er wieder trinkt und immer wieder leere Versprechungen hören. Ich bin körperlich bereits angeschlagen durch die Anspannung.

ist es also, was Du im Leben so machen willst?

Grüße von Datura
 
Liebe Aovivo,ich komme aus einer Suchtfamilie und kenne daher die ganzen "Spielchen"die da ablaufen.

Ich würde niemals mit einem Mann eine Beziehung haben wollen ,oder später eine Familie gründen ,der täglich Alkohol trinkt.

ich würde auch eine Frist setzen und dann, hört sich jetzt brutal an ,die Kurve kratzen.

Er reißt dich mit in den Abgrund liebe Aovivo.

König Alkohol halt.

Ich kann dich nur eindringlich warnen .

ich kann aber auch nur von meinen Erfahrungen schreiben ,ich bin halt mit Alkohol groß geworden ,es war die Hölle.

Liebe Sonntägliche Grüße Glücksdrachen
 
Vielen Dank für eure Antworten!
Nein, das ist definitiv nicht, was ich mit meinem Leben machen will!
Es ist nur alles noch etwas schwer zu begreifen. Bis vor kurzem waren wir einander noch sehr nahe und es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass Alkohol stärker ist als Gefühle. Leider bestätigt er es mir aber immer wieder in dem er weiter trinkt, obwohl er weiss was es für mich bedeutet.
übrigens weist er keinerlei körperlichen oder psychischen Symptome für einen Alkoholiker auf. Er hat keine Kater nach dem Trinken und keine Entzugserscheinungen wenn er nicht trinkt. Deswegen habe ich wohl auch lange gedacht, ich übertreibe etwas. Aber er kann offensichtlich nicht ohne Alkohol sein.
Hilfe holen will er sich jetzt doch keine mehr. Dafür fängt er an, zu lügen.
Ich werde am Mittwoch nochmal mit ihm reden und sagen, dass ich Ende Januar gehen werde Falls er sich nicht behandeln lässt oder, wenn er ja eh aufhören kann wann er will (seine Aussage), es einfach sein lässt. Und dann auch gleich ein Flugticket buchen...
Oh mann, das macht mich alles echt traurig. Wir hatten so eine schöne Zeit und so viel gemeinsam. Hatte echt gedacht, der könnte es jetzt sein.
 
Das Problem kann er nur selber lösen. Dazu muss er es einsehen und ändern wollen.

Ich würde ihm sagen, er soll sich Gedanken darüber machen. Nicht einfach vor die Wahl stellen der Alkohol oder ich, sondern einen ganz konkreten Plan verlangen. Wieso er aufhören möchte zu trinken, wie er das anstellen möchte. Dann kannst du auch hinter ihm stehen und ihn unterstützen. Aber er muss sich ändern wollen, er muss es wirklich wollen und er muss auch wissen wieso er das will, nicht für dich, sondern für ihn!
 
Hallo Clody,
Genau das ist mein Plan. Ich habe ihn letzte Woche gebeten, sich Gedanken zu machen, wie er und, ob er weiter vorgehen will.
Dies möchte ich nun am Mittwoch hören. Das mag sich jetzt etwas streng anhören aber er hat mir in den letzten Monaten einfach zu oft versprochen, etwas zu tun und war "einsichtig". Passiert ist allerdings nie was.
Es tut mir zu sehr weh wenn meine Hoffnungen ständig zerschlagen werden. Darum möchte ich von ihm jetzt eine klare Aussage, ob er so weiterleben will oder nicht. Ich denke, ich habe das Recht darauf das zu wissen und dementsprechend eine Entscheidung treffen zu können.
Sollte er wirklich etwas dagegen machen wollen werde ich ihn dabei unterstützen. Obwohl ich nach diesem Wocheneende nicht mehr weiss, ob nicht schon zu viel kabutt ist...
Tut mir leid wenn das alles etwas wirr ist. Es passiert gerade so viel um mich rum und in mir, dass ich Mühe habe alles einigermassen zu ordnen.
 
Ich versteh dich gut ;)

Ich würde einfach dir und ihm klar machen, dass es jetzt passieren muss oder nicht. Und dann auch wirklich konsequenzen ziehen. Und dich auch nicht mit einer larifari-Antwort zufrieden geben. Tönt hart, aber schlussendlich muss er wollen, wenn er nicht will, wird sich auch nichts ändern und das Drama zieht weiter seine Kreise.

Da musst du auch zu dir stehen und dazu dass du so nicht mit ihm zusammenleben willst/kannst.

Es muss sehr schwer sein, eine solche Entscheidung zu treffen. Aber Menschen kann man nicht ändern, etweder man akzeptiert sie so wie sie sind oder sie wollen sich selber ändern und man kann sie dabei unterstützen und auch da, man kann sie nur auf ihrem weg akzeptieren, kann man das nicht, ists nicht ok, für beide.
 
Das hast du sehr schön gesagt. Schlussendlich ist wohl die einzige Frage, die sich stellt: passen unsere Lebensstile zueinander? Und wenn dies nicht so ist, sollte man sich ohne weitere Vorwürfe trennen...
Ich werde dies alles jetzt mal ein paar Tage sacken lassen.
 
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