Laktoseintoleranz - Endlich ein Name für meine Probleme (lang)

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06.10.05
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Hallo alle miteinander,
Laktoseintoleranz - oder LI - ist ja leider sehr vielfältig. Meine persönliche Leidensgeschichte fing - anders als bei den meisten- schon direkt nach der Geburt an. Leider wußte damals noch keiner, was LI überhaupt ist und so blieb es 22 Jahre lang unentdeckt.
Ich litt unter fürchterlichen Krämpfen, Blähungen und Durchfällen. Die Ärzte empfohlen bei solchen Beschwerden immer: Geben sie dem Kind Joghurt und Kartoffelbrei. Naja... Wir wissen alle, was in beidem zur Genüge drin ist. (Zumindest, wenn man Instant-Kartoffelbrei nimmt)
da ich auch die Muttermilch nicht vertrug, hatten meine Eltern sicher erhöhte Windelkosten... aber da ein weiteres Symptom nach Laktosegenuss - die Müdigkeit - bei mir sehr ausgeprägt ist, hatten sie auch ihre Ruhe. Ich hatte außerdem Heißhungerattacken und nahm immer weiter zu.
Auch als ich völlig dehydriert beim Arzt war (Ich hatten solche Magen-Darm Beschwerden, dass ich nicht einmal mehr Wasser bei mir behielt) riet der mir: Kartoffelbrei und Möhrenbrei essen. Zum ersten mal allerdings betonte er: Nur mit Wasser kochen, keine Butter und keine Milch. Auf LI hat er sicher trotzdem nicht getippt, denn sobald es mir wieder etwas besser ging, empfohl er Zwieback und Joghurt dazu.
Erst nach einem drei-monatigem Aufenthalt in einem jüdischen Sommercamp, wo strickt kosher gegessen wurde (und Jugendliche essen lieber Fleisch als Milch), erfuhr ich eine Besserung meiner Beschwerden. Mein Freund war dann derjenige, der auf LI tippte, übers Internet Informationen sammelte und mich zu einem Test drängte. (Ich selbst hatte meine Probleme ja längst als Normalzustand angesehen. Ihm war aufgefallen, dass es mir nach meiner Rückkehr immer schlechter ging.)

Selbst bei den Tests gibt es Probleme. Meine Ärzte kannten keine Tests. Sie nahmen Blut ab und machten Pricktests. Ich erfuhr fünf-sechs mal hintereinander, dass es keine Milcheiweißallergie ist und gegen Tierhaare und Blütenpollen sei ich auch nicht allergisch. Nachdem ich dann auf einem H2- Atemtest bestand wurde ich von Arzt zu Arzt geschickt (Am Telefon hatten sie alle total die Ahnung, wenn man dann da war: "H2-Test machen wir hier nicht. Wir können nur einen Pricktest machen und Blut abnehmen") Als der Test endlich vorüber war und ich nach einigen Tagen wieder erholt bei meinem Hausarzt das Ergebnis abholte, fragte der noch: "Ja, hm. Kann ich ihnen denn irgendwelche Medikamente aufschreiben? Sie können natürlich jederzeit wiederkommen, wenn sie etwas brauchen und ich ihnen helfen kann." (Kann er ja offenbar nicht. Ich gehe seither nur noch dann hin, wenn ich ihm genau sagen kann, welche Aspirin ich gern hätte und was genau er zu untersuchen hat. Zudem diagnostizierte er bei mir Schuppenflechte, die sich vor kurzem als Hautpilz entpuppten und inzwischen verschwunden sind.)
Es gibt natürlich viele Probleme, die mit dieser Diagnose verbunden sind, aber vieles läßt sich sehr einfach lösen. Ich habe vorher nie selbst gekocht (bzw. nie aufwenidges. Kartoffelbrei und Würstchen bekam ich wohl schon hin). Inzwischen macht es mir Spaß immer neue Rezepte auszuprobieren und selbst Brote und Kuchen zu backen. Natürlich unterstützt mich mein Freund dabei. Geschirr abwaschen udn Äpfel schälen mag ich immer noch genauso wenig.
Mein größtes Problem ist die Uni. An manchen Tagen 8 Stunden Vorlesung, da hab ich ständig Hunger zwischendurch. Da es nirgends in der Uni etwas L-Freies zu kaufen gibt (Außer Salat für 4 Euro von 11:30-13:00 Uhr), schleppe ich mich entweder tot mit mitgebrachten Broten oder ich kaufe doch etwas verseuchtes, mit den altbekannten Folgen....
Nunja, soviel zu meiner Geschichte. Hoffe ich habe euch nicht gelangweilt.
LG
Delphyine
 
hallo, gehet dir jetzt etwas besser, und was darfst du essen und was musst du meiden? ( sorry kenne mich mit Lactose Intoleranz überhaupt nicht aus)

MfG
 
Hallo Delphyine
Nimmst du keine Laktrase ein, wenn du unterwegs bist und nicht selbst kochen kannst? Bei Libase und Laktonova gibt es viele Informationen bezüglich der entsprechenden Enzyme. Da sollte es dir auf der Uni dann auch nicht schlecht gehen ;).

Liebe Grüße
Gaby
 
Hallo Sonia,
Mir geht's inzwischen richtig gut. Man muss nicht viel meiden. Milchprodukte, Fertiggerichte, Soßenbinder und Wurstwaren sind so die Hauptsachen. Alles, was so fertig abgepackt ist. Vieles kann man ersetzen, aber man muss halt selbst kochen, oder wie Gabi vorschlägt das fehlende Enzym "Laktase" einnehmen. Das hat aber einige Nachteile (s.u.). Wenn du dich mit Laktoseintoleranz beschäftigen möchtest (sehr lobenswert!), empfehle ich dir diese Seite:
https://www.libase.de/board.html?boardid=27

@ Gabi,
Ich bin seit meiner Diagnose Mitglied bei Libase. Danke aber für den Hinweis. Für mitleser sicher sehr hilfreich. Libase ist wirklich die beste Anlaufstelle für Betroffene. Laktrase habe ich anfangs benutzt, aber ich halte nicht viel davon. Ich nehme es jetzt nur noch selten, z.B. bei Hochzeiten oder wenn ich krank bin und Medikamente nehmen muss, die Laktose enthalten.
1. kann man sie überhaupt nicht gut dosieren. Meistens geht es mir hinterher trotzdem mies und gerade in der Uni kann man das (besonders den Durchfall, Müdigkeit, Heißhunger und Kopfschmerzen) nicht gebrauchen.
2. wird es auf Dauer doch etwas teuer, wenn du pro Mahlzeit nochmal nen Euro draufrechnen kannst für Tabletten, die dann noch nicht einmal 100% helfen. (zusätzliche Kosten für Durchfalltabletten, um den Uni-Alltag zu überstehen)
3. schädigt man ja jedesmal, wenn man doch wieder zuviel Laktose erwischt hat den Darm weiter. Also ist es das Beste, wenn man sie ganz wegläßt.
4. tragen Laktase-Tabletten dazu bei, dass die Menschen in deiner Umwelt deine Beschwerden nicht für voll nehmen. Du hast Tabltten genommen, also musst du das essen jetzt vertragen. Meine Schwiegermutter z.B. ist nun der Auffassung, dass ich alles essen kann, wenn ich nur Laktase nehme und serviert mir lustig eine Sahnetorte. Aber auch mit Laktase kannst du nicht alles essen. Nur etwas mehr als sonst. Also mal ne Scheibe Käse, etwas Butter oder einen kleks Soße.

Ich muss dazu sagen, dass ich bisher keine Erfahrungen mit Dairy Care habe, sondern nur Latrase, Laluk und verschiedene Sorten aus den USA (u.a. Lactaid Ultra) probiert habe. Die Probleme waren aber immer die gleichen.
Es gibt aber auch auf Libase verschiedene Meinungen zu dem Thema.
Ich finde, man sollte sie nur in Notfällen einsetzen.

LG
Delphyine
 
Hallo Delphyine
Das Enzym Laktase zur Milchzuckeraufspaltung ist für jeden der mit Laktoseintoleranz oder Laktosemalabsorption zu tun hat sicher nur eine Hilfe in Notsituationen. Aber leider kommen die ja auch immer wieder vor, denn sonst müßte man sich in seinem Kämmerlein einsperren und könnte an keinen gesellschaftlichen Vergnügungen teilnehmen.
Die Diät ist auf jeden Fall die beste Lösung, obwohl sie nicht wirklich einzuhalten ist. Wie du schreibst, ist in fast allen Fertiggerichten oder Zusätzen Milchzucker enthalten. Da hilft nur sehr viel Information und pedantische Kontrolle der Zutatenliste.
Die Laluktabletten sind für Leute mit Fruktosemalabsorption meistens auch nicht hilfreich, da sie den Zusatz Xylit enthalten, der ebenfalls Probleme bereiten kann.
Mit Laktrase muß man seine Erfahrungen sammeln, damit man ungefähr abschätzen kann, wieviel man davon einnehmen muß, täglich eingenommen wird das sicher sehr kostspielig werden.
Hat man aber einmal etwas vor, wie eine Einladung zum Essen, dann sollte man doch auf auf die Enzyme zurückgreifen, denn gänzlich auf diese Annehmlichkeiten zu verzichten ist nicht ganz leicht und kann einen auch in gewisse Schwierigkeiten bringen, da ständige Absagen unsererseits bei anderen immer falsch interpretiert werden.
Und was die Mitbürger betrifft, die werden selten oder eher gar kein Verständnis für unsere Probleme aufbringen, da kann ich aus leidvoller Erfahrung sprechen. Also Kopf hoch, mit viel Selbstbewußtsein verkünden, dass man das nicht essen kann und die Enzymtabletten einen nur vor dem Schlimmsten bewahren.
Ein Trost sind die Enzymtabletten auf jeden Fall. Zu akzeptieren, dass man so vieles nicht mehr essen kann, ohne ein paar Minuten später die Gesellschaft auf schnellstem Wege verlassen zu müssen :mad: ist nicht leicht hinzunehmen. Also lieber ab und zu ein paar Tabletten, lieber zu viel als zu wenig, und das Leben geniessen. Ich hab es leider auch viel zu lange ohne diese Hilfsmittel probiert.

Liebe Grüße
Gaby

Hier noch etwas zu dem Thema von Dr.Ledochowski, wer sich genauer informieren möchte, ist hier richtig
https://www.kup.at/kup/pdf/1372.pdf
Nicht jeder Patient mit einem Laktasemangel hat auch klinische Beschwerden. Die Beschwerden hängen im wesentlichen von der bakteriellen Besiedelung des Darmes ab, von der Dünndarmtransitzeit und davon, ob eine bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms vorliegt.
In unserem Patientenkollektiv haben rund 75% der Patienten mit Laktosemaldigestion gleichzeitig eine Fruchtzuckerunverträglichkeit
Es geht sehr ins Detail, aber es ist sicher hilfreich, sich auszukennen.
 
Hallo Gabi,
Also ich finde es gut, dass du mit den Tabletten so gut zurecht kommst.
Zum Ausgehen mit Freunden: Es gibt fast immer die Möglichkeit einen Salat mit Essig und Öl Dressing zu essen, wenn es sonst nichts anderes gibt.
Ich habe allerdings das GLück, dass außer meiner Schwiegermutter jeder mein Problem verstehen kann und darauf rücksicht nimmt. z.B. wenn ich bei Freunden zum Essen eingeladen sind, rufen sie meist nochmal an und fragen nach, was von dem Angebot für mich eßbar ist (Meine Schwiegermutter bemüht sich allerdings auch sehr.) Außerdem bitte ich oft darum, dass ich selbst etwas mitbringen kann, z.B. wenn Kuchen gegessen wird. Die meisten haben nichts dagegen. Nur bei sehr wenigen Gelegenheiten (z.B.Hochzeiten, runde Geburtstage, etc, wo man ncht einzeln bestellt sondern jeder die gleiche Suppen und Gerichte bekommt), ist es ein Problem. Dann nehme ich auch Laktase. Manchmal ist es aber durchaus möglcih dem Veranstalter (Hotel, Wirtschaft) vorher zu bitten eine Extra-Wurst zu braten. (Bei Hochzeiten etwas schwierig, weil die ja sowieso schon eine logistische Herausforderung darstellen, aber z.B. für runde Geburtstage möglich.)
Man muss natürlich schon dreist genug sein im Restaurant falsch gelieferte Sachen auch mal zurückgehen zu lassen und den Freunden immer wieder zu sagen, dass gewisse Dinge nicht drin sind, aber angesichts der Auswirkungen, die diese haben können, finde ich es eine Notwendigkeit.
Ich gehe sehr oft mit Freunden aus. Auch ohne Tabletten.
Da du ja auch FI hast, ist das natürlich ein Problem. Fruktose kann man weniger gut umgehen, als Laktose. Da musst du sicherlich einige Nachteile in Kauf nehmen und Laktrase kann ein Hilfsmittel sein, um wenigstens Milchprodukte wieder essen zu können. Für Menschen, die nur LI haben, ist es aber auch ohne Hilfsmittel möglich gut zu leben und auch auszugehen.
Die 75% LI UND FM halte ich allerdings für eine sehr hohe Zahl. Sicherlich liegt es daran, dass er sich damit beschäftigt und daher diese Menschen vermehrt zu ihm gehen.
LG
Delphyine
 
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