Themenstarter
- Beitritt
- 19.03.06
- Beiträge
- 8.401
Die Wohnung ist unverletzlich.
Also eins ist mal klar: was ich über meinen Bruder denke, mit wem ich spiele und welche Noten ich in der Schule habe, geht keinen etwas an. Außer Papa!
Und wenn ich das jemandem erzählen will, dann bestimme nur ich, was ich erzähle.
Meiner besten Freundin erzähle ich fast alles. Und die sagt nichts weiter. Und das ist gut so. Das ist Datenschutz!
Jeder hat ein Recht auf Privatsfere, sagt Papa. Und was man Zuhause macht, geht niemanden etwas an! Und den Staat schon gar nicht! – Was der Staat genau ist, kann ich nicht so richtig erklären, aber das hat was mit Ordnung und Gesetzen zu tun!
„Die Gesetze sind für den Bürger da!“, sagt Papa, „nicht umgekehrt!“
In Diktaturen ist es üblich, dass die Bürger ausgeschnüffelt werden. „In Demokratien auch!“, sagt mein Onkel.
Das ist so, als wenn ich meinem Bruder nachspionieren und es dann aufschreiben würde, wenn er wieder heimlich unter der Bettdecke Bonbons ist. Das mache ich aber nicht, das ist seine Privatsfere. Außer, er nervt mich mal wieder …
Im Grundgesetz steht etwas von der „Unverletzlichkeit der Wohnung“. „Das bedeutet, dass das was man Zuhause macht, keinen etwas angeht, außer man gefährdet dadurch andere“, sagt Papa. Also wenn mein Bruder jetzt anfangen würde, Spaghetti und Pizza unter der Bettdecke zu essen und damit Ungeziefer anlocken würde, dann bekäme er Ärger. Das ist nämlich unhügienisch!
Nun will der Staat jetzt nicht verhindern, dass die Leute im Bett Pizza essen. Sondern dass sie r i c h t i g e Verbrechen planen und durchführen. Dafür gibt es schon den „Lauschangriff“. Das ist so, als wenn ich einen Kassenrekorder unter das Bett meines Bruders stellen würde, der sein Schmatzen unter der Bettdecke aufnimmt.
Nun will der Staat, sagt mein Onkel, auch noch dafür sorgen, dass das Internet besser überwacht wird. Dafür soll dann ein Programm in den Kompjuter eingeschmuggelt werden. Und zwar heimlich. Da wird man nicht gefragt: „Wollen Sie diesen Bundestrojaner jetzt herunterladen?“. Nein; der schleicht sich ganz heimlich, still und leise ein. Und da hilft kein Spemmschutz und keine Feierworl!
„Das hat natürlich einen Grund“, sagt Papa. Das ist der internationale Tourismus. Oder heißt das Terrorismus? Jedenfalls will der Staat verhindern, dass gefährliche Anschläge im Internet geplant werden. Sagt der Staat.
So ein Bundestrojaner kann eine ganze Menge, glaube ich. Der kriegt alles mit, was man so im Internet macht und der kann alles lesen, was man im Kompjuter gespeichert hat. Also der würde mitkriegen, was ich mit der „Blinden Kuh“ suche und was dass ich mir die „Löwenzahn“- Seite angucke und die Seite mit der Maus …. Und der würde sehen, was ich in die E-mails an meine Freundin schreibe und mein Kompjutertagebuch würde der auch lesen.
Also einfach alles!
Dann ist die Privatsfere futsch! – Na ja, aber ich bin ja kein internationaler Tourist. Und die hätten es dann wirklich schwerer, ihre Verbrechen zu planen.
Das wäre dann so, als wenn mein Bruder mit einer riesigen Familienpizza durchs Wohnzimmer marschieren und dabei laut singen würde: „Ich gehe jetzt Pizza essen im Bett!“
„Das heißt mal wieder Sicherheit um jeden Preis!“ sagt mein Onkel. „Und so dumm sind die Terroristen nun nicht, dass sie sich so einfach ausschnüffeln lassen!“
Also, was da richtig ist, weiß ich jetzt auch nicht so genau! Vielleicht lerne ich da später was drüber, wenn ich Politikunterricht habe. Die Hauptsache, der Bundestrojaner bleibt von meinem Kompjuter – Tagebuch weg!
Stella, 10 Jahre alt
[Erfunden von Leòn]
Also eins ist mal klar: was ich über meinen Bruder denke, mit wem ich spiele und welche Noten ich in der Schule habe, geht keinen etwas an. Außer Papa!
Und wenn ich das jemandem erzählen will, dann bestimme nur ich, was ich erzähle.
Meiner besten Freundin erzähle ich fast alles. Und die sagt nichts weiter. Und das ist gut so. Das ist Datenschutz!
Jeder hat ein Recht auf Privatsfere, sagt Papa. Und was man Zuhause macht, geht niemanden etwas an! Und den Staat schon gar nicht! – Was der Staat genau ist, kann ich nicht so richtig erklären, aber das hat was mit Ordnung und Gesetzen zu tun!
„Die Gesetze sind für den Bürger da!“, sagt Papa, „nicht umgekehrt!“
In Diktaturen ist es üblich, dass die Bürger ausgeschnüffelt werden. „In Demokratien auch!“, sagt mein Onkel.
Das ist so, als wenn ich meinem Bruder nachspionieren und es dann aufschreiben würde, wenn er wieder heimlich unter der Bettdecke Bonbons ist. Das mache ich aber nicht, das ist seine Privatsfere. Außer, er nervt mich mal wieder …
Im Grundgesetz steht etwas von der „Unverletzlichkeit der Wohnung“. „Das bedeutet, dass das was man Zuhause macht, keinen etwas angeht, außer man gefährdet dadurch andere“, sagt Papa. Also wenn mein Bruder jetzt anfangen würde, Spaghetti und Pizza unter der Bettdecke zu essen und damit Ungeziefer anlocken würde, dann bekäme er Ärger. Das ist nämlich unhügienisch!
Nun will der Staat jetzt nicht verhindern, dass die Leute im Bett Pizza essen. Sondern dass sie r i c h t i g e Verbrechen planen und durchführen. Dafür gibt es schon den „Lauschangriff“. Das ist so, als wenn ich einen Kassenrekorder unter das Bett meines Bruders stellen würde, der sein Schmatzen unter der Bettdecke aufnimmt.
Nun will der Staat, sagt mein Onkel, auch noch dafür sorgen, dass das Internet besser überwacht wird. Dafür soll dann ein Programm in den Kompjuter eingeschmuggelt werden. Und zwar heimlich. Da wird man nicht gefragt: „Wollen Sie diesen Bundestrojaner jetzt herunterladen?“. Nein; der schleicht sich ganz heimlich, still und leise ein. Und da hilft kein Spemmschutz und keine Feierworl!
„Das hat natürlich einen Grund“, sagt Papa. Das ist der internationale Tourismus. Oder heißt das Terrorismus? Jedenfalls will der Staat verhindern, dass gefährliche Anschläge im Internet geplant werden. Sagt der Staat.
So ein Bundestrojaner kann eine ganze Menge, glaube ich. Der kriegt alles mit, was man so im Internet macht und der kann alles lesen, was man im Kompjuter gespeichert hat. Also der würde mitkriegen, was ich mit der „Blinden Kuh“ suche und was dass ich mir die „Löwenzahn“- Seite angucke und die Seite mit der Maus …. Und der würde sehen, was ich in die E-mails an meine Freundin schreibe und mein Kompjutertagebuch würde der auch lesen.
Also einfach alles!
Dann ist die Privatsfere futsch! – Na ja, aber ich bin ja kein internationaler Tourist. Und die hätten es dann wirklich schwerer, ihre Verbrechen zu planen.
Das wäre dann so, als wenn mein Bruder mit einer riesigen Familienpizza durchs Wohnzimmer marschieren und dabei laut singen würde: „Ich gehe jetzt Pizza essen im Bett!“
„Das heißt mal wieder Sicherheit um jeden Preis!“ sagt mein Onkel. „Und so dumm sind die Terroristen nun nicht, dass sie sich so einfach ausschnüffeln lassen!“
Also, was da richtig ist, weiß ich jetzt auch nicht so genau! Vielleicht lerne ich da später was drüber, wenn ich Politikunterricht habe. Die Hauptsache, der Bundestrojaner bleibt von meinem Kompjuter – Tagebuch weg!
Stella, 10 Jahre alt
[Erfunden von Leòn]