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Deutschlandfunk - Dossier - Jenseits der Gene28. Februar 1953. Ein Samstag. Zwei junge Wissenschaftler in ihrer Stammkneipe "The Eagle". Sie lachen laut und erzählen jedem, dass sie gerade das "Geheimnis des Lebens" gelüftet haben. Die meisten Gäste im "Eagle" nehmen das nicht sonderlich ernst. Sie wissen: Francis Crick und James Watson klopfen gerne große Sprüche. Aber nur einen Monat später, am 2. April 1953, weiß es die ganze Welt: Watson und Crick haben die Struktur des Erbmoleküls entdeckt - die DNA-Doppelhelix.
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Die Botschaft der Wissenschaftler: Das Buch des Lebens ist entziffert. Der größte Erfolg der Wissenschaft seit der Mondlandung.
Das Human Genom Projekt bestätigte zunächst das Bild, das sich Forscher vom Aufbau des Erbgutes gemacht hatten. Im Buch des Lebens stecken einzelne Bereiche, auf die es ankommt: die Gene. Der Mensch hat etwa 100 Tausend Gene. Davon gingen Forscher zu Beginn des Human Genom Projektes aus. Als es abgeschlossen war, stand fest: es sind nur 30 bis 40 Tausend Gene. Auch dabei blieb es nicht. Die Zahl sank weiter. Auf gerade einmal 26 Tausend Gene. Jedes Gen ist eine Einheit auf dem Erbmolekül DNA. Es enthält die Information, wie die Zelle ein bestimmtes Eiweiß - ein Protein - herstellen kann.
Zwischen den Genen - so glaubten Forscher lange Zeit - liege nichts als Informationsmüll, so genannte "Junk"-DNA.
Dass es sich aber keineswegs um "Müll" handelt, sondern um sinnvolle Information, das zeigte dann das Encode-Projekt, ein Nachfolger des Human-Genom-Projektes. Ein eher kleines internationales Forschungsvorhaben.
Es hat das Weltbild der Biologen ins Wanken gebracht.
Alexandre Reymond ist an diesem internationalen Projekt beteiligt.
Das war wirklich eine Überraschung. Das Dogma sagte ja: Jedes Gen ist eine Einheit mit einem Anfang und einen Ende. Und dann gibt es den Raum zwischen den Genen. Dort, so hieß es, steckt Information, die nicht genutzt wird. Heute sehen wir: die Information wird genutzt. Sie ist wichtig für die Zelle. Und das war für uns die große Überraschung.
Das Encode-Projekt hat gezeigt: Zwischen den "Genen" - im klassischen Sinne - ist eine Menge los. Auch dort wird Information abgelesen.
Wir dachten früher: Es gebe nur wenige Gene, der größte Teil des menschlichen Genoms werde gar nicht genutzt. Heute wissen wir: das Gegenteil ist der Fall. Das allermeiste wird genutzt. Aber wie? Das wissen wir noch nicht. Hier stellen sich viele neue Fragen.
Eine wichtige Frage ist: Warum ist der Mensch komplizierter aufgebaut als zum Beispiel eine kleine Fliege? Die Taufliege Drosophila melanogaster etwa besitzt fast so viele Gene wie der Mensch. Und viele Pflanzen haben sogar deutlich mehr Gene. Was also macht den Mensch zum Menschen - die Taufliege zur Taufliege?
Uta