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Auch in der Integrationserklärung der bayrischen Regierung zum Beispiel wird Integration als "gegenseitiger Prozess" bezeichnet.
brandenburg.de | MASGF | Konzeption der Landesregierung zur Integration bleibeberechtigter Zuwanderer im Land Brandenburg
Herzliche Grüße von
Leòn
Die Zuwanderung von Menschen aus fremden Ländern führt in jedem Fall zu Integrationsprozessen in der aufnehmenden Gesellschaft, auch wenn keine gezielte Steuerung der Integration erfolgt. Integration ist ein Prozess, der über Generationen verläuft und in dem Unterschiede in den Lebensumständen von Einheimischen und Zugewanderten abnehmen. Nach dem 2. Zwischenbericht der Enquete-Kommission "Demografischer Wandel" des Deutschen Bundestages vom 5. Oktober 1998 bezieht sich erfolgreiche Integration auf Einzelpersonen aus ethnischen Gruppen, die im Grundsatz Teilhabe auf allen Ebenen (Kultur, Schule, Ausbildung, Zugang zu allen Berufen, Ämtern, Mandaten) ermöglicht. Es werden 4 Dimensionen des Begriffs unterschieden:
Strukturelle Integration bezeichnet einen Prozess, in dem Zuwandernde einen Mitgliedsstatus in der Aufnahmegesellschaft erwerben und Zugang zu gesellschaftlichen Positionen sowie gleichberechtigte Chancen erreichen.
Kulturelle Integration oder Akkulturation beinhaltet kognitiv kulturelle Lern- und Internalisierungsprozesse bei den Zugewanderten wie bei der einheimischen Bevölkerung, die notwendig sind für die Teilnahme und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Soziale Integration bedeutet die gesellschaftliche Mitgliedschaft im privaten Bereich durch Teilnahme und Akzeptanz bei sozialen Aktivitäten und bei Vereinsmitgliedschaften der Aufnahmegesellschaft.
Identifikatorische Integration zeigt sich in Prozessen neuer persönlicher Zugehörigkeitsdefinitionen.
Die Enquete-Kommision weist auf ein in der Integrationsforschung empirisch vielfach bestätigtes idealtypisches Phasenmodell der Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern hin:
Zunächst stehen danach in Integrationsprozessen der Erwerb von sprachlichen Fähigkeiten und von Kenntnissen der sozialen Regeln des Zuwanderungslandes im Mittelpunkt und es werden Arbeitsverhältnisse eingegangen. Damit erfolgt ein funktionaler Lern- und Anpassungsprozess der Zugewanderten, der mit Akkumulation bezeichnet wird. In einer 2. Phase dieses Prozesses erfolgt zusätzlich die Veränderung von Werten, Normen und Einstellungen der Zugewanderten, die bis zur weitgehenden Übernahme der Kultur der Mehrheitsgesellschaft - bei wechselseitiger, aber oft ungleichgewichtiger Beeinflussung - reichen kann. Diese Phase des Integrationsprozesses wird Akkulturation genannt. Die Akkulturation wird in der Regel erst erreicht, wenn mehrere Generationen im Aufnahmeland verwurzelt sind.
Obwohl die Anpassungsleistung bei den Zugewanderten selbst größer ist als die der aufnehmenden Gesellschaft, darf von den Zugewanderten nicht die Preisgabe ihrer Identität, d.h. ihrer kulturellen und religiösen Eigenheiten und Traditionen erwartet werden. (2) Integration verlangt keine Assimilation.
Nach dem integrationspolitischen Memorandum der Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege vom November 2000 "geht es bei der Integration von Zuwanderern um einen dynamischen, lange andauernden und sehr differenzierten Prozess der wechselseitigen Annäherung, Auseinandersetzung, Kommunikation, Identifikation, Veränderung und Findung von Gemeinsamkeiten und Übernahme gemeinschaftlicher Verantwortung zwischen Zugewanderten und anwesender Mehrheitsbevölkerung. Dieser Prozess setzt nicht die Aufgabe von Identitäten voraus, sondern entwickelt sie bei und trotz unterschiedlicher äägungen weiter. Der Integrationsprozess stellt somit Anforderungen an die Zugewanderten und die einheimische Bevölkerung."
Integration kann somit zusammenfassend als ein langjähriger gegenseitiger Prozess definiert werden, der Einzelpersonen aus ethnischen Gruppen auf allen gesellschaftlichen Ebenen chancengleiche Teilhabe ermöglicht, ohne von den Zugewanderten eine Assimilation im Sinne einer Aufgabe der eigenen kulturellen Identität zu verlangen und der Anforderungen an die Zugewanderten, aber auch an die Aufnahmegesellschaft stellt.
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