Hühnchen und Schwein fördern ihr eigenes Mikrobiom - auf lange Sicht Hühnchenverzehr nicht zu empfehlen?

Kate

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Aus einem hier schon verlinkten Artikel:

Im Stuhl der Hühneresser fanden sie mehr kurzkettige Fettsäuren (SCFA), vor allem Essig-, Propion- und Isovaleriansäure, verzweigtkettige Fettsäuren (BCFA) und die Tryptophan-Abbauprodukte Indol und Skatol.

Außerdem fanden sie ein Darm-Mikrobiom vor, dass sich sehr deutlich von dem der Schweineessern unterschied. (...)

Insgesamt fanden die Forschenden statistisch bedeutende Unterschiede bei 142 Bakterienarten, 55 davon bei Hühnchenessern, 87 bei Schweineessern erhöht. (...)

Diese Studie zeigt, dass die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms stark auf nur geringfügige Unterschiede in der Nahrung reagiert. Bei Hühnchenessern erschienen deutlich mehr Abbauprodukte von Tryptophan im Stuhl, obwohl Schweine- und Hühnereiweiß sich kaum im Tryptophangehalt unterscheiden. Kleinen Unterschiede haben hier große Auswirkungen.

Schlussfolgerung der Autoren ist, auf lange Sicht sei der Verzehr von Hühnchen nicht empfehlenswert, da Indol und Skatol in höheren Dosen gesundheitsschädlich sein können.


Detail zu den Veränderungen im Artikel.

Als Quelle wird angegeben:
Shi, Jie et al. “Chicken-eaters and pork-eaters have different gut microbiota and tryptophan metabolites.” Scientific reports vol. 11,1 11934. 7 Jun. 2021, doi:10.1038/s41598-021-91429-3

Link zum Volltext (noch nicht angeschaut):
 
Uiiiih.
Jetzt können wir neben Säugetierfleisch auch kein Geflügel mehr essen.
Fisch? Ach nee, der ist ja sehr belastet.
Oh je, jetzt bleibt ja gar nichts mehr. Milchprodukte sind nix. Süßgräser wegen Gluten geht nicht. Feldfrüchte, Obst etc. Alles überdüngt, voller Pestizide arm an Nährstoffen, da ausgelaugte Böden.
Was essen wir denn jetzt noch?

Das ist jetzt überzogen sarkastisch gemeint.

Aber auf Ernährungsempfehlungen kann man nix mehr geben, gut wer Selbstversorger sein kann. Der weiss was er auf dem Teller hat.

Ansonsten ….. man weiß ja irgend wann nicht mehr was man überhaupt noch essen darf/kann.
 
Ich finde, Du siehst das ein wenig zu düster. "Dürfen" tut man sowieso, denn jeder entscheidet ja für sich, darf und sollte Gehörtes und Gelesenes hinterfragen und seine Kriterien wählen und gewichten.

Spontan (ohne die Studie gelesen zu haben, was wichtig wäre, denn Sekundärliteratur fasst Aussagen nicht immer richtig zusammen) würde ich für mich sagen, dass ich - für ein ausgewogenes Mikrobiom - eben nicht so viel davon essen würde. Ebenso wie beim Seefisch wegen der Schwermetallbelastung - die aber schon lange bekannt ist. Süßwasserfisch ist anders zu bewerten und beim Seefisch gibt es auch Unterschiede. Ich habe zum Glück auch mit Rind und Lamm kein Problem und in geringen Mengen Milchprodukten. Da spielst Du wohl auf die diese beiden sehr spezielle Sichtweisen/Situationen an:

Bei Gemüse würde ich mir gar keine Grenzen auferlegen, außer dass es aus kbA oder Eigenanbau sein sollte - und natürlich individuell verträglich.
Jammern und Kopf-in-den-Sand-stecken wie der Vogel Strauß hilft auch nicht :) Und vergessen sollte man bei dem Artikel auch nicht, dass die Mikrobiom-Forschung noch am Anfang steht. Ich finde es sehr interessant, diese zu verfolgen.
 
Ich finde den Ansatz schon sinnvoll, die Zusammensetzung des Mikrobioms mal in Abhängigkeit von der Nahrungszufuhr zu untersuchen - unabhängig davon, ob die Schlussfolgerung mit dem Hühnchenverzicht nun richtig oder falsch ist.
 
ob die Schlussfolgerung mit dem Hühnchenverzicht nun richtig oder falsch ist.
Das wollte ich noch ergänzen, Du erinnerst mich daran: Die Autoren des (Sekundär-)Artikels schlussfolgern
auf lange Sicht sei der Verzehr von Hühnchen nicht empfehlenswert
Das interpretiere ich nicht als Aufruf zum kompletten Verzicht bzw. Warnung vor jeglichem Verzehr.
 
Die Studie gibt nicht an, wieviel und wie oft die Probanden dieses Fleisch essen. Es waren junge Männer. Da ist es schon möglich, daß sie das jeden Tag essen ...

Ich würde die Studie so interpretieren: Nur noch Hühnchenfleisch essen, und kein anderes Fleisch, ist möglicherweise nicht optimal. (Aber wer hätte das denn gedacht? :))
 
Ich schätze, ein Stückchen Schokolade schlägt wie eine Bombe in das Mikrobiom ein. Da gibt es sicher noch viel zu erforschen, und mit künftigen krassen Warnungen ist zu rechnen. :sick:

Schließlich wird man feststellen, dass es zu all diesen Komplikationen noch individuelle Unterschiede gibt und dass im Endeffekt jeder selbst herausfinden muss, was ihm bekommt und was nicht. :giggle:
 
Ich esse was ich vertrage und schmeckt. Ich habe schon genug Einschränkungen mit der Stiller-Reflux Diat. Vertrage mittlerweile keine Fruktose mehr. Milchprodukte bis auf Butter auch nur ganz, ganz selten.
Aus dem Grund lese ich auch keine Studien. Hinterher kommt plötzlich sonst was raus und jeder hat ein anderes Mikrobiom, gemäß seiner Ernährung.

Ich nehme immer mal ein paar Probiotika und bin nicht der ständige Händewascher. Aus dem Garten wird auch nicht alles gewaschen.

Das größte Problem im Leben ist Streß und der spiegelt unsere Gesellschaft wieder.

Das meiste Huhn essen glaube ich ja oft Kraftsportler.
 
Schließlich wird man feststellen, dass es zu all diesen Komplikationen noch individuelle Unterschiede gibt und dass im Endeffekt jeder selbst herausfinden muss, was ihm bekommt und was nicht. :giggle:
Aha. Aber dennoch:
Ich finde den Ansatz schon sinnvoll, die Zusammensetzung des Mikrobioms mal in Abhängigkeit von der Nahrungszufuhr zu untersuchen...

Man muss ja nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten 🌊 👶 Eine gesunde Distanz zu neuen Gesundheits-Studien bzw. entdeckten Korrelationen ist aber sicher empfehlenswert.
 
Als Quelle wird angegeben:
Shi, Jie et al. “Chicken-eaters and pork-eaters have different gut microbiota and tryptophan metabolites.” Scientific reports vol. 11,1 11934. 7 Jun. 2021, doi:10.1038/s41598-021-91429-3
Hier der Volltext: https://www.nature.com/articles/s41598-021-91429-3
Alle Zitate übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version).

Abstract, Hervorhebung von mir:
Ziel dieser Studie war es, die Unterschiede in der Zusammensetzung der Darmmikrobiota, der Tryptophan-Metaboliten und der kurzkettigen Fettsäuren in den Fäkalien von Freiwilligen zu untersuchen, die häufig Hähnchen und Schweinefleisch essen. Zwanzig männliche Hühner- und 20 männliche Schweinefleischesser im Alter von 18 und 30 Jahren wurden rekrutiert, um Kotproben für Analysen der Zusammensetzung der Darmmikrobiota, der kurzkettigen Fettsäuren und der Tryptophanmetaboliten zu sammeln. Hühnerfresser hatten eine vielfältigere Darmmikrobiota und eine höhere Abundanz von Prevotella 9, Dialister, Faecalibacterium, Megamonas und Prevotella 2. Schweinefleischfresser hingegen wiesen eine höhere relative Häufigkeit von Bacteroides, Faecalibacterium, Roseburia, Dialister und Ruminococcus 2 auf. Darüber hinaus wiesen Hühnerfresser höhere Gehalte an Skatol und Indol im Kot auf als Schweinefresser sowie höhere Gehalte an kurzkettigen Fettsäuren insgesamt, insbesondere an Essigsäure, Propionsäure und verzweigtkettigen Fettsäuren. Die Spearman-Korrelationsanalyse ergab, dass die Häufigkeit von Prevotella 2 und Prevotella 9 positiv mit dem Gehalt an Skatol, Indol und kurzkettigen Fettsäuren im Kot korreliert war. Somit kann der Verzehr von Hühnerfleisch das Risiko von Skatol- und Indol-induzierten Krankheiten durch eine Veränderung der Darmmikrobiota erhöhen.

Mir scheint die Schlussfolgerung im letzten Satz angemessen vorsichtig formuliert. Unter den Ergebnissen im Volltext steht es ähnlich, es ist aber von langfristigem Verzehr von Hühnerfleisch die Rede.

Eine Rolle bei den unterschiedlichen Wirkungen der Fleischarten spielt offenbar die unterschiedliche Proteinzusammensetzung. Aussage aus dem Volltext - wiederum sehr allgemein formuliert:
Daher ist das Gleichgewicht der Tryptophanmetaboliten im Darm für die Aufrechterhaltung der intestinalen Homöostase von Vorteil und spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Körpers.

Wenn ich so einen Satz lese (aus der Einleitung der Studie):
Ballaststoffe und Peptide können von der Darmmikrobiota in kurzkettige Fettsäuren (SCFAs) abgebaut werden. Kurzkettige Fettsäuren können den Lipidstoffwechsel, die bakterielle Fermentation und die Kapazität der intestinalen Absorption einschließlich der Absorptionsrate von Skatol im Darm beeinflussen.
deutet das für mich aber auch die Komplexität der Situation an. Denn SCFAs wie Essigsäure, Propionsäure sind ja nicht nur negativ zu sehen. Und wenn dadurch (wie?) die Absorptionsrate des (schädlichen) Skatols beeinflusst wird, könnte diese ja je nach sonstiger Ernährung (Ballaststoffe?) unterschiedlich aussehen.

Siehe folgende Aussage aus dem Volltext:
SCFAs sind wichtige Metaboliten von Ballaststoffen und Proteinen, die von der Darmmikrobiota fermentiert werden18 , und können als wichtige Energiequelle für Darmepithelzellen genutzt werden, beeinflussen aber auch die Funktion der Darmbarriere

Weitere Aussagen aus dem Volltext:
Die Vielfalt der Darmmikrobiota von Schweinefleischfressern war relativ gering, was darauf hindeutet, dass der Verzehr von Schweinefleisch die Vielfalt der Darmmikrobiota verringert.
Also eher ein Nachteil des Schweinefleischkonsums. Und hier etwas allgemein zu hohem Fleischproteinanteil:
In einer Rattenstudie mit strengem Design haben wir beobachtet, dass eine Ernährung mit hohem Fleischproteinanteil eine Dysbiose der Darmmikrobiota und des Tryptophanstoffwechsels verursacht.
Wie Malvegil oben schrieb, wurde die Ernährung wohl(? - es ist von Fragebögen die Rede) nicht sehr genau betrachtet.
 
Ich sehe das gelassen, weil ich tierisch nahezu nur Fisch, Geflügel und Eier esse und seitdem gesund bin, vorher, als ich auch noch Säugetierprodukte gegessen habe, war ich krank, vielen anderen erging es genauso. Vielleicht trifft es nicht auf jeden zu, aber auf viele.

Außerdem geht aus der Studie nicht hervor, was sie sonst noch Tierisches oder anderes gegessen haben.
 
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