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Ich denke mir, die richtige Wirkung eines Dichter wäre die, dass eine kleine Zahl von Lesern seine Bücher eine Weile liebt, sie dann weglegt, aber aus ihnen eine Änderung, Festigung, Klärung ihres Lebens mitnimmt. Statt dessen ist bei mir die Wirkung die: dass Hunderte von Lesern entweder ihre ablehnende Kritik oder ihre Zustimmung bei mir abladen, in der Meinung, ich müsse die eingehende Beschäftigung, die sie mir gewidmet haben, dankbar erwidern und selber Tausende von Briefen schreiben.
an Horst Schwarze 1933
Wenn ein Mensch sein Leben in den Dienst einer Arbeit oder Leistung gestellt hat, nicht aus Edelmut, sondern weil sein Naturell und seine Art von Begabung ihn dazu trieben, dann, glaube ich, muss er das, was ihm die Welt als Antwort auf seine Arbeit zuträgt, auch auf sich nehmen. Die Berühmtheit und den Nobelpreis einzustecken, die lästigen und verantwortungsvollen anderen Folgen aber abzulehnen, schiene mir ungerecht und eine nachträgliche Entwertung einer solchen Lebensarbeit zu sein.
an seine Schwiegertochter Isa 1952
Den Morgen nimmt die Post, dann bin ich mit den Augen fertig, und den größeren Teil des Jahres sind Gäste und Besuche da, oft mehrere an einem Tag, im Sommer bis zu 8 und 10, und hängt man einen Zettel an die Tür und bittet um Schonung, dann bleiben die Feineren weg, und die Üblen kommen doch.
an Carl Seelig 1938
Wenn ein Autor wie ich zehn oder fünf oder zwei Menschen findet, die infolge seiner Schriften ihr leben ändern, ihren Willen zum Guten stärken und aus ihrem Herzen heraus der zerfallenen Welt einen neuen Halt zu geben suchen, wiegt das 100 000 Leser auf, denen die Lektüre bloß eine Angelegenheit des Genussses und der Bildung ist.
an Helene Welti 1933
„Unsere Weihnacht ist, von den paar wirklich Frommen abgesehen, ja schon sehr lange eine Sentimentalität. Zum Teil ist sie noch Schlimmeres geworden, Reklameobjekt, Basis für Schwindelunternehmungen, beliebtester Boden für Kitschfabrikation.
Das kommt daher: die Weihnacht und das Fest der Liebe und Kindlichkeit ist für uns alle schon längst nicht mehr Ausdruck eines Gefühls. Es ist das Gegenteil, ist längst nur noch Ersatz und Talmi-Nachahmung eines Gefühls. Wir tun einmal im Jahre so, als legten wir großen Wert auf schöne Gefühle, als ließen wir es uns herzlich gern etwas kosten, ein Fest unserer Seele zu feiern. Dabei kann die vorübergehende Ergriffenheit von der wirklichen Schönheit solcher Gefühle sehr echt sein; je echter und gefühlvoller sie ist, desto mehr ist sie Sentimentalität. Sentimentalität ist unser typisches Verhalten der Weihnacht und den wenigen anderen äußeren Anlässen gegenüber, bei denen noch heute Reste der christlichen Lebensordnung in unser Tagesleben eingreifen. Unser Gefühl dabei ist dieses: »Wie schön ist doch dieser Liebesgedanke, wie wahr ist es, daß nur Liebe erlösen kann! Und wie schade und bedauerlich, daß unsere Verhältnisse uns nur einen einzigen Abend im Jahr den Luxus dieses schönen Gefühls gestatten, daß wir sonst jahraus jahrein durch Geschäfte und andere wichtige Sorgen davon abgehalten sind!« Dies Gefühl trägt alle Merkmale der Sentimentalität. Denn Sentimentalität ist das Sich-Erlaben an Gefühlen, die man in Wirklichkeit nicht ernst genug nimmt, um ihnen irgendein Opfer zu bringen, um sie irgend je zur Tat zu machen.
...
Zündet euren Kindern die Weihnachtsbäume an! Laßt sie Weihnachtslieder singen! Aber betrügt euch selber nicht, seid nicht immer und immer wieder zufrieden mit diesem ärmlichen, sentimentalen, schäbigen Gefühl, mit dem ihr eure Feste alle feiert! Verlangt mehr von euch! Denn auch die Liebe und Freude, das geheimnisvolle Ding, das wir »Glück« nennen, ist nicht da und nicht dort, sondern nur »inwendig in uns«.“
https://www.symptome.ch/threads/hermann-hesse.6810/#post-68895und nicht zuletzt Freimaurer
Einzelansicht[tt_news]=96&tx_ttnews[backPid]=6&cHash=ada2f70a9bSchriftsteller: Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Gotthold Ephraim Lessing, Mark Twain, Heinrich Heine, Hermann Hesse, Sir Arthur Conan Doyle, Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky, Rainer Maria Rilke, Voltaire, Oscar Wilde.
Freimaurer Loge "Zur Morgenlandfahrt" No. 35 im "Orient" Brssel, Belgien...Als Logenname wurde der Titel eines Romans von Hermann Hesse gewählt. Dieser Autor wird von vielen Brüder sehr geschätzt und zuweilen sogar als "Bruder ohne Schurz" bezeichnet, also als Mann, der zwar formell kein Freimaurer ist, aber wie solcher denkt und handelt....
Hallo,
ich weiß, dass dieses Gedicht schon an mehreren Stellen im Forum steht. Im Moment habe ich allerdings eine deutliche Sehnsucht danach. Weil ich es immer wieder als sehr tröstlich empfinde.
Herzliche Grüße von
Leòn
Stufen
(von Hermann Hesse)
Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in and're, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt,
so droht Erschlaffen!
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewohnheit sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden:
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!