Malve
Gesundes Klosterleben
Enthaltsamkeit und Beten fördert die Lebenserwartung der Männer. Mönche leben durchschnittlich um fünf Jahre länger als Männer außerhalb von Klostermauern.
In den letzten 200 Jahren hat sich die Lebenserwartung der Menschen dramatisch erhöht: Erreichten im Jahr 1840 nur 50 Prozent der männlichen Bevölkerung in Deutschland das fünfzigste Lebensjahr, so liegt heute die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer bei 73 und die der Frauen bei nahezu 80 Jahren. Wie in allen Ländern der Erde leben damit die deutschen Frauen durchschnittlich um fast zehn Prozent länger als ihre Männer. Als Ursache dieses signifikanten Unterschieds wird meist die Lebensführung der Männer angesehen, die oft in den männlichen Geschlechthormonen ihre Ursache hat: Männer leben riskant und hart am Limit. Sie rauchen und trinken deutlich mehr, rasen häufiger mit ihren Autos und betreiben ungesunde Sportarten.
Eine neue Studie gibt den Männern nun aber die Hoffnung zurück, von der Natur nicht benachteiligt zu sein. In einer umfangreichen Studie ist der Bevölkerungswissenschaftler Marc Luy der Frage nachgegangen ob über die Lebenserwartung von Mann und Frau tatsächlich biologische Faktoren entscheiden. Für seine Untersuchungen hat der Rostocker Forscher eine besondere Menschengruppe gewählt, nämlich die Nonnen und Mönche in den Klöstern.
Er wollte erkunden, welchen Einfluss das Klosterleben auf die Lebenserwartung von Männern und Frauen hat. Professor Luy studierte anhand der so genannten Professbücher der Klöster, in denen sämtliche persönliche Daten der Ordensmitglieder vom Eintritt in das Kloster bis zum Tod festgehalten werden, die Lebenszeit von Mönchen und Nonnen. Und er kam dabei zu einem unerwarteten Ergebnis: Verglichen mit Geschlechtsgenossen, die außerhalb von Klostermauern leben, werden Mönche fast fünf Jahre älter. Sie erreichen damit fast das Durchschnittsalter von Frauen. Bei Nonnen dagegen hat die klösterliche Umgebung keine größeren Auswirkungen auf die Lebenserwartung.
Professor Luy interpretiert seine Ergebnisse so: "Mit meiner Klosterstudie konnte ich schon ziemlich deutlich zeigen, dass es überwiegend nicht-biologische Faktoren sind, denn sonst könnten sich die Unterschiede in der Lebenserwartung im Kloster nicht ganz anders darstellen als in der Allgemeinbevölkerung". Offensichtlich ist es nicht die Biologie, die die Lebenserwartung der Männer limitiert sondern ihr Lebensstil. Tägliches Gebet und Enthaltsamkeit sind Garanten für ein langes Leben. Aber es gibt auch Hoffnung für Männer außerhalb von Klostermauern: Auch Kinderbetreuung kann die Lebenserwartung von Männern steigern. Nach einem anstrengenden Arbeitstag kann das Spielen mit den Kindern helfen, Aggressionen sowie Stress abzubauen.
Quelle: PM-Magazin 7/2006