Genie und Wahnsinn...

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...liegen ja angeblich nah beeinander.

Dazu habe ich einen Gedanken. Kann es sein, dass bestimmte Krankheiten oder besser Störungen, dafür verantwortlich sind, dass Großartiges vollbracht wurde/wird. Wäre diese Störung behoben, wäre der Künstler, Erfinder o.ä. ein "normaler" Mensch und eine Entwicklung hätte nicht stattgefunden?
Kreativität nur bei Werten außerhalb der Norm? Siehe HPU: vermutet bei Darwin, Dickinson, Legasthenie bei Einstein, Histadelie oder Borderline bei Marylin Monroe, van Gogh war auch "nicht ganz dicht" und die Reihe lässt sich fortsetzen.
Ideen nur bei Mangelerscheinungen? Vielleicht nur ein schmaler Grat zwischen Krankheit und Kreativität?

Ich komme darauf weil, seit ich Zink, B6 usw. substituiere, Laut Doc alles wiederok ist, mich zwar körperlich besser fühle, aber vollkommen unkreativ werde, "down to earth" beschreibts ganz gut. Keine Depression mehr, aber auch keine geistigen Höhenflüge, keine Ideale, "Esoterik" ist weit weggerückt. Das waren früher Erklärungsmöglichkeiten meiner Probleme, lieber weiter denken als nur profanes Materialismusdenken. Doch genau da bin ich jetzt gelandet. Und ich kann für mich sagen: es fehlt etwas. Aber aus dem Blickwinkel kann ich einige Schulmediziner besser verstehen.

Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt, mich würd eure Meinung dazu mal interessieren.

Schöne Feiertage
samadhi
 
Ein sehr interessantes Thema, finde ich, und ich glaube schon, daß Du mit Deiner These richtig liegst, Samadhi: durch Krankheit - egal welcher Art - werden andere Ressourcen angestoßen und möglich, die vorher brach gelegen haben.
Eine Freundin von mir war lange Zeit ziemlich depressiv, weil sie eine mehr als bescheidene Kindheit hatte. Sie war damals auf ihre Art "hellsichtig", d.h. sie wußte schon beim Ansehen eines Menschen, was mit ihm in etwa los war, wo seine Probleme lagen. Sie machte auch Akupunktur und hatte erstaunliche Treffsicherheiten...
Langsam besserte sich ihre Depression, sie stellte ihre Ernährung total um, machte eine Kur in einer psychosomatischen Klinik und verändert sich immer mehr zum "Normalen". - Ergebnis: Wie Du schreibst: die Esoterik war auf einmal nicht mehr wichtig, ihre Art der Hellsichtigkeit und Hellfühligkeit (sie hatte immer gleich die Schmerzen der anderen) verflüchtigten sich. Dafür fand sie endlich einen Freund, mit dem sich eine tragfähige und sehr erfreuliche Beziehung entwickelte.
Ihre Begabungen lagen lange brach (Malen, Querflöte, Geige, Skurriles basteln). Aber jetzt - nach ca. 4 Jahren Ehe - kommt die Kreativität wieder zum Tragen, allerdings in einer eher "bewußten " Art und nicht mehr so "bauchig" (und damit oft nicht mehr nachvollziehbar).

Das wäre doch die ideale Lösung: wieder "erdig" werden und trotzdem kreativ sein .


Gruss,
Uta
 
Hi,

ja ich finde auch, dass das ein sehr spannendes Thema ist. [Es gehört eigentlich in die Unterrubrik "Nachdenken", finde ich! :D !]

War es nicht Rillke, der eine psychoanalytische Therapie (bei Freud?) aufgab, weil er befürchtete, dass seine ganze Kreativität wegtherapiert werden würde?

Herzliche Grüße von

Leòn
 
hi samadhi,
ja es ist sicher etwas daran was du schreibts.
schon der gute alte papa freud hielt unsere kulturleistungen für etwas das aus unseren unerlösten neurosen entspringt. (mal arg verkürzt gesagt).
und ich glaube es ist auch nur eine teilwahrheit.
aber durch kreativität erhalten sie ja in gewisser weise eine lösung.
so wie sich ein fluß bei stauung ein neues bett sucht.
doch der neue fluß, und das finde ich zu beachten, wird ja weiter durch wasser gebildet nicht durch die stauung!
will sagen: kreativität wird durch probleme vermutlich herausgefordert aber nicht verursacht!


ob der betreffende damit dann gut leben kann ist im einzelfall sicher unterschiedlich.

gutes buch dazu das diese frage aufgreift ist "und nietzsche weinte" von yalom.
gedächtniss zitat: nietzsche:..." mein leiden ist nicht mein problem...sondern meine quelle"
am beispiel nitzsches wird diese frage "illustriert".
gut lesbar und spannend.

lieber gruß
andreas
 
hallo samadhi und uta,

ich denke, dass ihr was anderes anspricht.
ich vermute, dass samadhi mehr auf das anatomische anspielt, während uta mehr den seelischen zustand betrachtet.

es gibt ja zwei fälle.

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nehmen wir mal die genies, welche nahe dem wahnsinn sind.
zum beispiel paul erdös.
er ist eines der grössten mathematik-genies. wirklich. er ist einfach super ober genial. in mathematik.
doch lebensfähig wäre er ohne hilfe nicht gewesen. er war nicht fähig, ein spiegelei zu kochen, geschweige denn was komplizierteres. er begriff nicht, dass man nachts um drei nicht jemanden anruft, um zu sagen, dass man eine lösung einer aufgabe gefunden hat. erdös schlief fast nie und konnte ohne amphetamine nicht existieren.

warum rede ich in diesem fall von einer anatomischen veränderung, welche einfluss auf den zustand genie und wahnsinn nimmt?
weil es wurde anatomisch nachgewiesen, dass wirkliche mathematik-genies, die die mathematik nicht erlernt haben, sondern sie in die wiege gelegt bekamen, dass genau diese mathematiker eine drehung im gehör anders haben als alle nichtmathematiker. also das wurde irgendmal untersucht mit dieser drehung. (ich müsste die genauen angaben dazu nachkucken. ich weiss es nicht mehr genau.)
eine eindeutig anatomische sache.
wenn also diese anatomische veränderung bedeutet, dass ein mensch ein genetisches mathematik-genie ist, warum sollte genau die selbe veränderung nicht auch die ursache des "wahnsinns", sein?

warum also sollte nicht auch eine stoffwechselstörung einen einfluss auf die tatsache genie und wahnsinn haben?

wir kennen doch auch die begabungen von autisten, welche ja eigentlich als nicht wirklich selbstständig auf dieser welt normal lebensfähig gelten. (jedenfalls die schweren fälle.)

oder das beispiel john f. nash, welcher trotz seiner schizophrenie ein genialer physiker war, welcher sogar den nobelpreis bekam?

ich kann mir gut vorstellen, dass wenn man diese anatomischen veränderungen - autismus, schizophrenie, stoffwechselstörung, spezielle windung im ohr - in den zustand eines durchschnittbürgers bringen kann, dass dann sowohl wahnsinn, aber eben auch genie verloren geht.

genau so, wie samadhi das anspricht.

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was jedoch uta anspricht, halte ich für eine andere sache.
für krankheit und spiritualität, aber nicht genie und wahnsinn.

es ist schon erkannt worden, dass bei gewissen krankheiten die menschen "hellseherische fähigkeiten" erlangen können.

so zum beispiel dann, wenn im bauchraum schon schwere störungen vorhanden sind.
es ist dann so, als würde die betroffene person nicht mehr ganz in der realität leben und somit "übersinnliche eigenschaften" erlangen.
das hängt unter anderem damit zusammen, dass zum beispiel bei schweren bauchkrankheiten der schlaf des betroffenen nicht mehr so arg tief ist. doch auch das wachsein ist nicht mehr so aktiv. schlaf und wachzustand vermischen sich. gleichzeitig kann es zu den wahrträumen kommen.

im seelischen bereich kann man das so begründen, dass bei den betroffenen personen durch den schmerz die seele sich von der schmerzstelle entfernt. würde die seele an der schmerzstelle bleiben, wäre es für den schmerzhabenden unerträglich. deswegen entfernt sich die seele aus diesem bereich.
weil sie nun also "in anderen bereichen" ist, wird der körper empfänglicher für "spirituelles".

den fall, welcher uta beschreibt, passt eher in diese gruppe.
gerade auch bei depression geht ja die seele manchmal ein wenig andere wege, was dann wiederum ein wenig mit der leber zu tun hat.

hier geht es aber weniger um genie und wahnsinn, sondern um krankheit und spiritualität.

das also meine meinung und meine erfahrungen.

viele liebe grüsse von shelley :lolli:
 

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