Gegen eine (sehr) einseitige Sichtweise auf Psychologie ...

Etwas spät(er), aber Ja, Felis, ich hatte diesen Artikel auch gelesen ......
... Umweltschadstoffe wie Metalle, Pestizide, Weichmacher und viele mehr auch körperlich schwere Erkrankungen auslösen können ... über die Generierung von oxidativem und nitrosativem Stress ...

Bisher eher wenig beachtet ist aber die Tatsache, dass auch psychische Traumata über ähnliche Mechanismen zu einer chronischen Entzündungsreaktion und zu körperlichen Erkrankungen führen können. Nicht selten ist es so, dass Menschen gleichzeitig sowohl einer Schadstoffbelastung als auch einer psychischen Belastungssituation ausgesetzt sind.

Psychische Verletzungen werden zwar häufig nicht als solche erkannt geschweige denn gebührend in entsprechenden Therapien berücksichtigt, dennoch sind sie auch in Deutschland keine Seltenheit.
Der Biochemiker Pall beschrieb bereits 2007 den Umstand, dass es aufgrund eines starken Auslösers zu einem folgenreichen biochemischen Teufelskreis kommen kann, der für viele chronische Erkrankungen als Ausgangspunkt gelten kann.
Die Ursache sogenannter Multisystemerkrankungen, wie chronischem Erschöpfungssyndrom, Fibromyalgie, multipler Chemikaliensensibilität aber auch der posttraumatischen Belastungsstörung sieht er in dem nach ihm benannten NO/ONOO‐Zyklus.
Unterschiedliche Ursachen, chemische Belastungen auf der einen Seite, psychische Traumatisierungen auf der anderen, führen zu ein und demselben biochemischen Prozess, der zu erhöhter oxidativer und nitrosativer Stressbelastung, chronischer Entzündung, Energieverarmung in der Zelle und letztlich in chronische körperliche Erkrankungen münden.
Eine aktuelle Studie über Holocaust‐Überlebende konnte den Mechanismus der Übertragung von Traumaerfahrung über den biochemischen Weg der sogenannten DNA‐Methylierung an die Nachkommen aufzeigen und erklärbar machen. Hier zeigte sich eine veränderte Genexpression über den Mechanismus der Epigenetik durch frühere Erlebnisse.
Das sind ja alles Punkte, die hier im Forum in vielen Threads diskutiert und thematisiert werden, meist o h n e einen erkennbaren Zusammenhang mit psychisch-seelisch-emotionalen Momenten/Situationen/Lebensproblemen....wie auch immer.

Noch ein Hinweis auf eine ARTE-Sendung nächsten Samstag, 21:40 Uhr, oder bis zum 9. September in der Mediathek ...
Vererbte Narben - Generationsübergreifende Traumafolgen (arte.tv/de/videos/071389-000-A/vererbte-narben-generationsubergreifende-traumafolgen)
Familiengeheimnisse, frühe Prägungen von Angst und Gewalt, körperliche und seelische Traumata, familiärer Stress oder Druck und zementierte Glaubenssätze – all das wirkt sich nicht nur auf diejenigen aus, die es selbst erleiden, es kann sich sogar auf die nachfolgenden Generationen auswirken. Diese entwickeln dann Symptome, als hätten sie das Leid der Eltern selbst erlebt.
Die schlimmsten Verursacher von Traumafolgestörungen und deren Übertragung auf die nachfolgenden Generationen sind Kriege. Sie produzieren Schmerz, Verlust und großes Leid auch bei den Kriegskindern, obwohl ihnen doch die Gnade der späten Geburt zuteil wurde.
Liebe Grüße - Gerd
 
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Die Geschichte von Frederick, von der Frau Reddemann spricht, kann man sich hier anhören....

Frederick ist eine kleine Maus, die während die anderen Mäuse „Körner, Nüsse, Weizen und Stroh“ sammeln, „Sonnenstrahlen für die kalten, dunklen Wintertage“ sammelt. Außerdem sammelt er auch Farben für den Winter, „denn der Winter ist grau“. Und schließlich sammelt Frederick Wörter, denn „es gibt viele lange Wintertage - und dann wissen wir nicht mehr, worüber wir sprechen sollen“.



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Von Farben, Bildern, meiner ganz privaten Kunsttherapie mit der Art:card Düsseldorf, oder auch von der freiwilligen Mitarbeit in den Gartenanlagen der MuseumsInsel Hombroich......vielleicht später mal.

Ein Eindruck...google.com/ Dahlien im Bauerngarten :) Gerd
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Von Farben, Bildern, meiner ganz privaten Kunsttherapie mit der Art:card Düsseldorf, oder auch von der freiwilligen Mitarbeit in den Gartenanlagen der MuseumsInsel Hombroich......vielleicht später mal.

Ein Eindruck ... google.com/ Dahlien im Bauerngarten

Lieber Gerd :)

Die Farben und auch Frederick hier wieder zu sehen, das finde ich sehr schön! Auch das "vielleicht später mal" - ich bin gespannt, wenn es dann soweit ist.

Liebe Grüße sendet Felis
 
Von Farben, Bildern, meiner ganz privaten Kunsttherapie mit der Art:card Düsseldorf, oder auch von der freiwilligen Mitarbeit in den Gartenanlagen der MuseumsInsel Hombroich......vielleicht später mal.

Hallo Gerd! :)

Gesammelte Farben meines Sohnes. Diese Bilder hängen überall in meiner Wohnung.
Teilweise unter Glas.
Sie stammen aus den ersten Waldorf-Schuljahren.
Die Art wie die Kinder malen durften, ermöglichte ihnen Szenen ganz ohne Perfektionszwang darstellen zu können/müssen.

Ich liebe diese Bilder und Farben.

Das erste Bild zeigt einen Engel, Maria und das Jesuskind. Das zweite Bild war eine Geschichte. Ich glaube es war etwas mit Wölfen, Schafen und einem Hirtenfeuer.
Bild Nummer drei ist ein Fuchs im Wald. :)

Eigentlich wollte ich sie anders hochladen und einfügen.
Ich kann es aber nicht.
So sende ich sie dir als Anhang und wünsche dir noch einen schönen zweiten Weihnachtsfeiertag.

Liebe Grüße von Felis
 

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Da möchte ich doch gleich meine Begeisterung loswerden, Felis: wunderbare Bilder !

Grüsse,
Oregano
 
Danke, liebe Felis, das sind sehr schöne, eindrucksvolle Bilder!
Für mich ist es Kunst!
Ich mache mich gleich wieder auf den Weg zur KunstInsel Hombroich, also wer gerade in der Nähe ist.......vielleicht in der Cafeteria dort? So viele Leute werden nicht da sein, es sieht im Moment draußen nicht sehr einladend aus, aber es soll nachher noch anders werden!
Das Feuerbild gefällt mir am besten, die Farben und der Ausdruck - toll!
Danke, eine sehr schöne Weihnachtsüberraschung!
Alles Liebe - Gerd
 
Dann mal das von mir, älterer Text...
... ein Bild ... in einem großen Kreis um ein Feuer.

Später hatte ich mal ein anderes Feuer-Bild sehr deutlich vor dem Inneren Auge, und habe dieses Innere Feuer(!?) einige Sachen gefragt....es kamen auch Antworten.
Das Feuerbild gefällt mir am besten ...
und diese beiden Bilder aus einer Feuer-Suche.....

2017 Feuer.jpg

2017 Feuer1024x684.jpg

Feurige Grüße :hexe: Gerd
 
Neue Wege!
Die Erde ist nicht auf einer Kreisbahn um die Sonne, sondern auf einer endlosen Spiralbahn......die Sonne bewegt sich auch in der Milchstraße, unserer Galaxie, mit größerer Geschwindigkeit als die Erde um die Sonne. Also keine Neue Runde, sondern eine weitere Spiralwindung, mit der Sonne auf dem Weg um das Zentrum der Milchstraße.
Immer weiter! Wohin auch immer!
Alles Liebe und Gute auf dem Weg!
 
..... fast 2 Jahre später hole ich mal etwas aus einem anderen Thread hier herein:
Ich werde mich in aller Ruhe umschauen . Mit professioneller Hilfe einen Versuch starten , denn allein geht das nicht . Eben weil man abdriftet (Psychose) .
Es ist einfach nicht zu bewerkstelligen .
Ich denke auch, dass Trauma eben gerade bedingt, dass man es nicht allein lösen kann. Schon gar nicht das (frühkindliche) Bindungstrauma. Dazu braucht man einen anderen Menschen. Ich habe das z.B. gemerkt in meiner EFT-Phase. Es hat mich am Ende immer tiefer und tiefer hinabgerissen die Klopferei.

Ich bin auch mal wieder auf der Suche. Es ist nicht so leicht, vor allem, weil die ganze Erzählerei in den Erstgesprächen immer ziemlich belastend ist für mich. Aber ich bleibe auch dran.
Übrigens glaube ich, dass dir der Mike Hellwig und der Gopal vielleicht tws. ganz gut gefallen könnten, sie sind anders als das meiste, was man so kennt.
Also kann man sich auf solche Listen und Informationen auch nur bedingt verlassen, und muss sich wirklich durch-telefonieren! Und auch 'ne ganze Menge auf Glück und Zufall vertrauen! Meine Erfahrung.
Ja, das stimmt. Ich habe schon einige "Traumatherapeuten" probiert und einige davon waren so empathisch wie ein Eisschrank. Im Grunde bedeutet das ja nur, dass jemand bspw. eine Qualifikation in EMDR hat, was ich z.B. nicht machen möchte, da ich denke, dass es nicht geeignet ist für Komplextrauma. Man kann aber auch echt Glück haben. Bist du denn jetzt zufrieden mit der jetzigen?
Meine Antwort dort zu dem letzten Teil - Danke für diese Frage, Piratin, das hat mich angeregt, diese Geschichte mal weiter zu erzählen!
So ein Eisschrank kann einen ja auch anlachen, wenn nur das Richtige d'rin ist :D ansonsten....mein personal-thread zum Thema endete ja leider schon vor einiger Zeit :confused: da verkündete diese Therapeutin mir, sehr leider, das (gesetzliche) Ende der Therapie bzw die letzten 10 Stunden, das fanden Ich, meine Inneren Anteile, mein Bewusstsein und vor allem, glaube ich, auch mein Unterbewusstsein, überhaupt nicht lustig, nein, eigentlich fanden "wir" das ziemlich ungerecht und vielleicht sogar "illegal" :cool: wie gut, dass ich eine Therapeutin hatte, der ich von Anfang an vertrauen konnte, mit der ich Schritt für Schritt weiter kommen konnte, und mit der ich dieses Problem (Therapieende) besprechen konnte :) nach, ich glaube, 3 Therapieverlängerungen, war es an der Zeit, es hat dann aber noch einige Zeit (Monate) gedauert, bis "wir" (so ungefähr nach ego-state-theorie) damit wirklich klar kamen, und erstmal wie aus einer (Therapie-)"Blase" auftauchten, im positivsten Sinne! Ich hatte vorher schon bei Bedarf Mail-Kontakt zu ihr, das hat sie mir auch für die Zeit "danach" angeboten, was ich alles ganz toll finde! - und wir haben auch ganz klar über (gesetzliche) Wartezeiten gesprochen, wann ich mich wieder bei ihr melden könnte, wenn ich, nein Wir, das möchten!
Ja, ich bin immer noch sehr zufrieden mit dieser Zeit, und ich konnte ihr zum Schluss sagen, dass das vielleicht sogar das Wichtigste war, was ich im Leben "gemacht" habe!:fans:
Sie sagte mir ja mal, dass sie wohl noch für Jahre(!) Patienten-Anfragen hätte - wenn auf ihrem Praxisschild auch Traumatherapie stehen würde, gäbe es vielleicht eine Schlange bis auf die Straße:idee:
Sie arbeitet vor allem (oder unter anderem? ich weiß nicht so genau) nach der Imaginativen Traumatherapie nach Frau Reddemann - mit einem "psychodynamisch" davor heißt das Ding dann PITT, als Abkürzung, klar :) - also mit Imaginationen, Inneren Bildern. Davon stand auch nix auf dieser Liste, zum Beispiel.
Da stimmt nur nicht ganz die timeline, Anfang 2018 war noch nicht das Ende der Therapie, das kam erst 1 Jahr später, also Anfang 2019, Ende Januar war die letzte Stunde.....seit 2018 lief es aber schon einige Zeit nicht mehr so gut für mich wie bis dahin, wir kamen mit diesen Inneren Bildern, Imaginationen, nicht mehr richtig weiter bzw ich hatte den Eindruck, dass wir vielleicht in eine andere Therapiephase gekommen waren - ich aber auch nicht mehr so direkt und konkret das äußern konnte, was auch immer da in mir ankam, oder in mir passierte. Zum Teil auf jeden Fall auch das Gefühl, auch das, diese Therapie, nicht wirklich "geschafft" zu haben, Zweifel an mir, aber dann auch Zweifel an der Therapeutin, die mir bis dahin schon so toll geholfen hatte, und ich wirklich keine einzige Stunde dort bereuen musste! Bis dahin.

... schreibe ich in einem anderen Beitrag weiter ...
 
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"knocking on heaven's door" - wie beeindruckend, berührend - ohne jemals ein Kellyfamilyfan gewesen zu sein, bin ich inzwischen sehr von Michael Patrick angetan - (bis zum Kauf einer seiner Cds). Dieses Stück ist etwas Besonderes. Danke Dir,

mondvogel
 
Hallo!

Nun ist diese interessante Diskussion schon einige Zeit her und ich habe sie überflogen. Äußerst interessant.

Ich wollte mal Psychologie studieren, hatte mich damit beschäftigt und es sein lassen, weil ich persönlich sehr viele Ansätze und Thesen nicht vertrete.

Grundsätzlich sehe ich das Problem darin, dass Menschen komplex sind und man deshalb bei keiner Diskussion eine einheitliche Basis findet.

Warum entwickeln sich in einer Familie mit z.B. drei Kindern diese unterschiedlich? Gleiche Eltern, gleiche Umgebung, Erziehung... Zwei studieren und einer wird Straftäter.
Gut. Eltern sind auch nur Menschen und es ist kein Geheimnis, dass auch Eltern ihr "Lieblingskind" haben und es deshalb bevorzugen.

Aber auch hier gibt es kein einheitliches Schema. Auch vermeintlich liebevoll behandelte Kinder können auf die schräge Bahn geraten.
Und andererseits: Benachteiligte Kinder entwickeln sich nicht gewalttätig und kämpfen sich mit eisernem Willen in ein schönes und erfolgreiches Leben hoch.

Ich war z.B. als ganz junge Frau auch mal bei einem Psychologen und der meinte, dass er verwundert ist, dass ich aufgrund meiner Geschichte nicht drogenabhängig geworden oder auf die schiefe Bahn geraten bin.
Ich kam mit der Therapie nach wenigen Sitzungen nicht weiter und habe es seither bleiben lassen mich mit Psychologen zu unterhalten.

Körperlich hätte ich eigentlich schon als Kind Diabetes hoch zehn bekommen müssen, weil ich bis zu meinem 30. Lebensjahr Süßigkeiten tonnenweise gegessen habe. Das ist nicht übertrieben. Wurde nicht dick.

Ich habe Unverträglichkeiten, aber trotzdem passe ich in keine Schublade. Es gibt Lebensmittel, die ich vertrage und andere - egal wie gesund oder laktosefrei usw. - verursachen Probleme. Selbst Lebensmittel, die ich auf meinem Diät-Speiseplan habe, können "ab und zu" zicken.

In meiner Familie erkrankte eine Person (Vater im Krieg, Gefangenschaft, sehr streng mit Frau und Kindern, die Mutter beging später Selbstmord) mit den Jahren sehr massiv im Bewegungsapparat und die Ärzte konnten keine Diagnose stellen. Kein Neurologe, kein Internist... MRT, Blut, Darmspiegelungen usw. Er achtete stets sehr auf gutes, ausgewogenes Essen. Er wurde Mitte 60.
Sein Bruder hingegen wurde über 80 Jahre alt. Bei ihm gab es unter der Woche nur Essen aus der Mikrowelle. Allerdings hielt er sich körperlich mehr fit.

Ich finde ständig solche Beispiele, die zeigen, dass wir wissen, dass wir nichts wissen. Widersprüche angeblich bewiesener Thesen. Also z.B.: Es ist erwiesen, dass ein Mangel an x über Jahre automatisch zu z führt.
Vielleicht trifft das auf viele Menschen zu, aber nicht auf alle.

Wenn man bedenkt, zu was Menschen unter Hypnose fähig sind... Ich glaube, dass der Mensch eine Menge Selbstheilungskräfte besitzt. Aber wir wissen nicht, wie wir sie einsetzen können.

In einer Reportage habe ich mal gehört, dass es für manche Menschen, die z.B. als Helfer bei einem Zugunglück o.ä. mitgeholfen haben und dadurch traumatisiert wurden, nicht unbedingt ratsam ist, umgehend psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Manche schaffen es über die Familie oder Freunde und evtl. holen sie sich erst nach Monaten oder Jahren Hilfe.

Durch Diskussionen und einen Erfahrungsaustausch haben wir die Möglichkeit, für uns relevante Punkte herauszufiltern und zu nutzen.

Ich glaube inzwischen nicht mehr, dass mir durch Dritte nachhaltig geholfen werden kann. Vielleicht sollte ich aufhören zu erwarten, dass man im Leben auf alles eine Antwort bekommt. Nicht mal von einem Arzt.

Hummer1
 
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Danke für deinen Beitrag, Hummer1,
du schreibst von dir persönlich ....
Ich war z.B. als ganz junge Frau auch mal bei einem Psychologen und der meinte, dass er verwundert ist, dass ich aufgrund meiner Geschichte nicht drogenabhängig geworden oder auf die schiefe Bahn geraten bin.
Ich kam mit der Therapie nach wenigen Sitzungen nicht weiter und habe es seither bleiben lassen mich mit Psychologen zu unterhalten.
Was war dann die Absicht bzw der Anlass, mit einem Psychologen zu sprechen?
Wie du es schreibst, wolltest du ja schon für dich "weiter kommen". Mit irgendeiner Situation oder einem Problem im Leben, mit dir selber, zusammen mit anderen, in der Familie o.ä. ....?

Grüße - Gerd
 
Bei Fragen zu deinem Leben und deiner Familie verstummst du, Hummer1🧩einmal erwähnst du an anderer Stelle, dass es bei deiner Mutter vielleicht ähnlich war, keine Diagnose aber Probleme, und fragst, ob das wohl Zufall ist....mir fiel zu Mangel im Blut "Herzblut" ein! Worein kannst du dein Herzblut geben, oder an wen? Und hast du das Gefühl, dass da etwas zurück kommt?

Natürlich sind das sehr persönliche Fragen! Was ist das für eine "Geschichte", von der du hier schreibst, und die ein Psychologe, oder Psychotherapeut, wohl nicht gerade als "schön und gut" eingeschätzt hat. Was hat dir seine Einschätzung gesagt? Hast du gedacht, dass andere mit so einer Geschichte, oder auch mit viel "schlimmeren" Geschichten, doch auch ihr Leben erfolgreich und gesund leben? Zum Beispiel. Nur bist du eben nicht andere. Und ich würde sagen, keine Geschichte gleicht so schnell der anderen, auch nicht bei Geschwistern, die ja unterschiedliche Gene haben, zu anderen Zeiten und unter anderen "Umständen" gezeugt und geboren werden, andere Freunde haben werden, und andere Erfahrungen unter anderen Einflüssen machen werden, andere Menschen kennen lernen und lieben werden.....die "einheitliche Basis" dabei, wie du es sagst, ist man selber, würde ich sagen. Die eigene Person und Persönlichkeit, das eigene Ich als Ich-Bewusstsein und Selbst-Bewusstsein. Ich kann "ich" nur selber zu mir sagen, jeder andere sagt "du" zu mir - und dabei geht es nicht um Egoismus. Ich gehe, ich singe, tanze, ich liebe. Ohne Ich macht das nicht viel Sinn, keinen bewussten Sinn...man geht, man singt, tanzt, man liebt, ja, wer ist das "man", alle, ein paar, die anderen, irgendwer?

Das fällt mir dazu ein🧩Gerd
 
Hallo Gerd,

habe jetzt hier noch einmal nachgelesen. Ich habe wohl doch eine Generationengeschichte. Eine andere als eine konstant über Generationen hinweg fortgeführte Unart, von denen ich in Landbastians Thread schrieb. Und auch keine so zusammenhängende, sondern eine bunt zusammengewürfelte.

Doch natürlich, über allem hingen die Kriegserfahrungen. Die aus dem 1. und aus dem 2. Weltkrieg und wahrscheinlich sogar dem von 1870. Und die nicht nur damit in Verbindung stehenden Zeiten mit großem Hunger und großer Armut. Die für viele Menschen nicht nur während, sondern auch vor und zwischen den Kriegen existierte.
Als mehr Augen in den Topf hineinschauten als heraus, wie meine Mutter zu sagen pflegte, die nach meiner Einschätzung aus einer eher armen Familie kam.
Was zur Folge hatte, dass meine Oma (Ende des 19. Jahrhunderts geboren) als Kind ein ungeliebtes Essen so lange von Ihrer Oma vorgesetzt bekam, bis alles aufgegessen war. Dabei war diese meine Oma Teil einer wohlhabenderen Frankfurter Familie, die in ihrer Kindheit sogar ein Auto besaß.
Essen war also für alle, die den letzten Krieg überlebt haben, das Allerwichtigste.
Für meinen Vater musste immer Butter, gutes Brot, viel und gutes Essen und natürlich die Wurst vom besten Metzger im Haus sein. Dafür hat er schließlich gearbeitet und er hat sehr viel gearbeitet.
Für meine sehr sparsame Mutter war es immer möglich so viel Haushaltsgeld zu sparen, um 1x die Woche abends mit meinem Vater essen zu gehen und noch was zu sparen.

Aber es war auch der generell andere Zeitgeist, der aus der vorangegangenen Zeit noch herüberwehte und Menschen wenig Wertschätzung zukommen liess. Manche Lehrer schlugen noch oder gaben Kopfnüsse. Um einen herum gab es alte Männer in seltsamen kurzen Schuhen, denen in Russland die Füße erfroren waren. Kannte einen Mann, der sehr jung in die SS kam, lange in russischer Kriegsgefangenschaft war und das Haus nur zum arbeiten verlassen hat. Keine Freundin. Kein Privatleben. Irgendwie eine zerstörte Seele. Fürs Einkaufen hat er Kinder beauftragt. Das war ihm selbst schon zu viel.

Geredet wurde damals nicht darüber. Vom Opa meiner Mutter gibt es Bilder mit hochdekorierter Uniform aus dem 1.WK. Irgendwann im Dachstuhl seines Hauses verbrannt. Der Vater meiner Mutter tot. Alles vor der Übersiedlung. Der Vater meines Vaters war im 1. und 2. WK. Zuletzt glaube in Schweden. Vorher schonmal verheiratet. Die Bilder standen im Wohnzimmer. Kein Thema.
Manchmal wurde sogar gelogen oder abgeblockt, damit man nicht darüber reden musste. Das war die Familie meiner Mutter. Ich denke, es ist etwas passiert in dem Auffanglager (meine Tante hat mir erst vor ein paar Jahren davor erzählt) in das sie kamen, als sie aus dem Sudetenland nach Deutschland umgesiedelt wurden.
Die Deutschen wurden in dem Sinn damals nicht vertrieben. Denn sie alle konnten sich entscheiden, ob sie dableiben und sich zu dem Land bekennen wollen in dem sie teils seit Generationen lebten oder zu Deutschland.

Nur die Mutter meines Vaters hat darüber geredet, weil ich so neugierig war und immer wieder nachgefragt habe. Ich habe viel über die Zeit während des Krieges und sogar über ihre eigene Kindheit erfahren.
Ich habe meine Oma ohne Frage sehr geliebt. Aber ich weiß auch, dass sie 10 Kinder großgezogen hat. Keines war ein eigenes. Mein Vater war adoptiert. Man brauchte einen Nachfolger und Arbeitskräfte fürs Geschäft. Mit 14 hat er 70 Stunden/Woche gearbeitet. Mein Vater hat das Geschäft nicht übernommen.
Ich weiß, dass bei meinem Opa in der Werkstatt vor meiner Zeit die Arschlöcher nur so rumgeflogen sein sollen. Seltsam, dass ich noch erinnere, dass mir das mal jemand gesagt hat. Geliebte Großeltern müssen keine tollen Eltern gewesen sein.

Es gab keine Anerkennung für ihn und es gab keine Anerkennung für seine Kinder. Weder von der Mutter, noch vom Vater. Ich hätte schon eine 1 mit Sternchen schreiben müssen. Dann vielleicht.
Ganz schnell und wegen Nichtigkeit bekam man vernichtende, zutiefst verletzende Sätze an den Kopf geschmissen.

Es war eine andere Zeit. Die Politik hat versucht, das ganze Elend mit der Gründung der Bundesrepublik zuzudecken.
Doch dieses Elend war, abgesehen vom 3. Reich mit seinen speziellen Grausamkeiten und einer weiteren Verrohung der Menschen, ein Elend, dass es schon lange vorher gab.
Die Menschen hat man nicht durch die neuen Gesetze geändert. Die Folgen auch nicht. Die schlimmen persönlichen Erfahrungen, wie Hunger, erfahrene und selbst durchgeführte Grausamkeiten, mangelhafte Wertschätzung der Menschen untereinander, Ideologien, Verrat, alles verbunden mit dem Glauben, wer sein Kind liebt, der züchtigt es. All das war geblieben und so manches wird schon länger bei uns durch die Medien neu kultiviert.
Wie sollen Menschen Achtung vor anderen Menschen haben, wenn sie selbst nicht geachtet wurden oder gelernt haben, andere Menschen nicht zu achten.

Es gibt gewisse Generationenprobleme, deren Folgen wir sicher alle in unterschiedlichem Maße davongetragen haben und die sicher nicht alleine als Kriegsfolgen zu sehen sind. Und doch können wir nur für uns selbst etwas gegen diese Folgen tun.
 
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Es gibt gewisse Generationenprobleme, deren Folgen wir sicher alle in unterschiedlichem Maße davongetragen haben und die sicher nicht alleine als Kriegsfolgen zu sehen sind.
Und doch können wir nur für uns selbst etwas gegen diese Folgen tun.

Danke für's Erzählen, nicht der papa!
Die Therapeutin, mit der zusammen ich fast 4 Jahre an mir und meiner Familiengeschichte herumgewerkt habe, hat in der ersten Zeit öfter mal ausdrücklich und ganz deutlich am Ende der Sitzungen gesagt, dass das die Kriegsgeschichte meines Vaters ist und war, dass ich selber keine Kriegszeit erlebt habe und nicht erleben musste - aber trotzdem haben wir darüber gesprochen, wie das alles auf mich als Kind gewirkt haben mag, was da hängen geblieben sein mag. Das aber auch nicht nur als Spekulation und Vermutung, sondern schon möglichst konkret an dem, was ich erlebt habe, zu Hause, in der Schule, alles was mir wichtig erschien.
Mir wurde also nicht eingeredet, dass ich jetzt ein transgenerationales Trauma 'habe', und schon gar nicht als 'gemütliche' Ausrede, dass jetzt alle anderen schuld sind, und ich etwa nur das arme kleine Opfer bin, das nichts weiter machen kann.
Nein, ganz im Gegenteil, ich als Person und Persönlichkeit war da das Wichtigste, zusammen mit diesen alten Geschichten, in denen ich ja als Nachkriegskind auch mitgelebt und miterlebt habe. Wenn ich schonmal etwas über andere Familiengeschichten las, merkte ich ganz schnell, dass das alles für mich gar nicht wirklich passte. Jede Familie hat so eigene Erlebnisse und Strukturen, auch in Kriegszeiten, das war mir dann zu allgemein, von anderen zu lesen, da kam bei mir nicht wirklich viel an.
In den Therapiestunden (mit tiefenpsychologisch-imaginativer Traumatherapie) stand ich ja im Mittelpunkt der Familiengeschichte sozusagen. Es ging um mich und die Folgen dieser Geschichte für mich. Und was ich für mich daraus machen kann.
Und damit weiter kommen kann!
 
Wuhu,
... als sie aus dem Sudetenland nach Deutschland umgesiedelt wurden.
Die Deutschen wurden in dem Sinn damals nicht vertrieben. Denn sie alle konnten sich entscheiden, ob sie dableiben und sich zu dem Land bekennen wollen in dem sie teils seit Generationen lebten oder zu Deutschland.
tut mir leid, aber das stimmt so jedenfalls nicht - da gabs zT schon echte Gräueltaten (eh halt auch wieder von "Extremisten"), wie man sie aus anderen Gegenden auch kannte bzw kennt; In der letzten Zeit wird sogar in Tschechien wieder darüber öffentlich gesprochen bzw diese Zeit resp die Taten der Ahnen "aufgearbeitet"...

youtube.com/watch?v=jBPy8wlXynU



sudeten.at/1945-1946.html
 
Ja, Gerd. Es kann immer nur um die eigene Rolle und das eigene Erleben gehen.
Als ich in deinem Beitrag von abwertenden Sätzen gelesen habe, habe ich gleich gewusst was Du meinst.
Das hat bei mir den Schalter angeknipst. Sozusagen.
Habe für mich selbst den Eindruck gewonnen, dass ich all das, was früher und vor meiner Zeit passiert ist, viel zu oft als Entschuldigung für das Verhalten meiner Eltern benutzt habe.
Das will ich jetzt nicht mehr tun. Denn das führt einfach nirgendwo hin. Nur die Erkenntnis, dass man es für sich aufarbeiten muss.

@alibiorangerl Natürlich gab es Gräueltaten. Aber es war Hitler, der das Land auf in meinen Augen sehr linke und hinterhältige Art überwältigt hatte und dort mit seinen Helfershelfern unendlich viele Gräueltaten begangen hat. Und nicht umgekehrt.
Ich habe selbst sehr viel darüber gelesen. Ist schon einige Jahre her, dass ich unter anderem gelesen habe, dass man den Deutschen, die meist seit Generationen in dem Land lebten, die Chance gab, sich schriftlich dazu zu bekennen Tschechen zu sein. Das wollten die meisten Deutschen wohl nicht und offiziell wird das nicht thematisiert. Fakt ist dennoch, dass eben nicht alle Deutschen das Land verlassen haben.

Es war natürlich nicht so, dass sie bei denen, die sich zum Deutschtum bekannt haben, zimperlich waren. Dazu hatten sie aber auch wirklich keinerlei Grund. Denn das waren letztlich die Unterstützer der Gräuel, die ihnen selbst passiert war. Ich habe dafür Verständnis.

Ich habe ein bisschen meine Probleme damit, wenn man die Opfer zu Tätern macht, weil sie nicht in der Lage waren, die erlebten Gräueltaten zu ertragen, ohne sich ein Stück weit an denen zu rächen, die als bekennende Deutsche ein Stück weit für diese Gräueltaten standen und sie vielleicht sogar mitgetragen haben.

Denn was antwortete mein Vater, dank Gnade der späten Geburt nur in der Hitlerjugend, und nach aussen hin ein sozial eingestellter SPD-Wähler mit ausländischen Arbeitern in seiner Firma, vor knapp 40 Jahren auf meine Frage, wie er das mit der Judenvergasung sieht?
"Was will man machen, wenn man das Haus voller Katzen hat." Das hat er gesagt.
Und damit hat er so viel mehr gesagt als diesen einen Satz. Auch über meine Großeltern. Vielleicht sogar über meine Mutter und ihre Familie.

Das bestätigt sich dann auch, wenn man sieht, wer hinter den Vertriebenenverbänden stand, die bis heute eine Art Weißwaschung betreiben.
 
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