Frühling

Ja, macht mir auch Spaß, Uta!
Hier noch ein "Klassiker" :)))


Tulpen aus Amsterdam


Wenn der Frühling kommt, dann schick ich dir Tulpen aus Amsterdam,

wenn der Frühling kommt, dann pflück ich dir Tulpen aus Amsterdam,

wenn ich wiederkomm, dann bring ich dir Tulpen aus Amsterdam,

tausend rote, tausend gelbe, alle wünschen dir dasselbe.

Was mein Mund nicht sagen kann, sagen Tulpen aus Amsterdam.


"Antje, ich hab dich so gerne",

sagte zum Meischen der Jan,

"Morgen muß ich in die Ferne,

Antje, was machen wir dann?"

Und bei der uralten Mühle

küssten sich zärtlich die zwei.

"Ich hab dich so lieb,

und du hast mich lieb,

ach, Antje, ich bleibe dir treu!"


Wenn der Frühling kommt, dann schick ich dir Tulpen aus Amsterdam,

wenn der Frühling kommt, dann pflück ich dir Tulpen aus Amsterdam,

wenn ich wiederkomm, dann bring ich dir Tulpen aus Amsterdam,

tausend rote, tausend gelbe, alle wünschen dir dasselbe.

Was mein Mund nicht sagen kann, sagen Tulpen aus Amsterdam.
 
Wenn der holde Frühling lenzt...
Wenn der holde Frühling lenzt
Und man sich mit Veilchen kränzt
Wenn man sich mit festem Mut
Schnittlauch in das Rührei tut
kreisen durch des Menschen Säfte
Neue ungeahnte Kräfte -
Jegliche Verstopfung weicht,
Alle Herzen werden leicht,
Und das meine fragt sich still:
"Ob mich dies Jahr einer will?"


Friederike Kempner (1836--1904)
 
Ernst Stadler


Vorfrühling

In dieser Märznacht trat ich spät aus meinem Haus.
Die Straßen waren aufgewühlt von Lenzgeruch und grünem Saatregen.
Winde schlugen an. Durch die verstörte Häusersenkung gieng ich weit hinaus
Bis zu dem unbedecktem Wall und spürte: meinem Herzen schwoll ein neuer Takt entgegen.

5 In jedem Lufthauch war ein junges Werden ausgespannt.
Ich lauschte, wie die starken Wirbel mir im Blute rollten.
Schon dehnte sich bereitet Acker. In den Horizonten eingebrannt
War schon die Bläue hoher Morgenstunden, die ins Weite führen sollten.

Die Schleusen knirschten. Abenteuer brach aus allen Fernen.
10 Überm Kanal, den junge Ausfahrtwinde wellten, wuchsen helle Bahnen,
In deren Licht ich trieb. Schicksal stand wartend in umwehten Sternen.
In meinem Herzen lag ein Stürmen wie von aufgerollten Fahnen.

(STADLER, Ernst Maria Richard, Prof. Dr., Schriftsteller, * 11.8. 1883 in Colmar/Oberelsaß, + 30.10. 1914 (gefallen) bei Zandvoorde/Ypern in Belgien)
 
Frühling der Seele
Blumen blau und weiß verstreut
Streben heiter auf im Grund.
Silbern webt die Abendstund’,
Laue Öde, Einsamkeit.
Leben blüht nun voll Gefahr,
Süße Ruh um Kreuz und Grab.
Eine Glocke läutet ab,
Alles scheinet wunderbar.
Weide sanft im Äther schwebt,
Hier und dort als flackernd Licht.
Frühling flüstert und verspricht
Und der feuchte Efeu bebt.
Saftig grünen Brot und Wein,
Orgel tönt voll Wunderkraft.
Und um Kreuz und Leidenschaft
Glänzt ein geisterhafter Schein.
O! Wie schön sind diese Tag’.
Kinder durch die Dämmerung gehn;
Blauer schon die Winde wehn.
Ferne spottet Drosselschlag.

(Georg Trakl wurde am 3.2.1887 als Sohn eines Eisenhändlers in Salzburg geboren. Während seines Pharmaziestudiums in Wien begann er Gedichte zu publizieren und schloß 1910 die akademische Ausbildung ab; anschließend lebte er in Innsbruck. Im 1. Weltkrieg diente Trakl als Sanitätsfähnrich. Zerbrochen am Leiden seiner Zeit, wählte er Anfang November 1914 im Lazarett von Krakau den Freitod durch eine Überdosis Kokain)
 
Veronika, der Lenz ist da



Ve-ronika! Veronika, Veronika, der Lenz ist da!

Veronika, der Lenz ist da, die Mädchen singen Tralala.
Die ganze Welt ist wie verhext, Veronika, der Spargel wächst.
Ach Du, Veronika, die Welt ist grün, drum laß uns in die Wälder zieh´n.
Sogar der Großpapa, sagt zu der Großmama: Veronika, der Lenz ist da.

Mädchen lacht, Jüngling spricht, Fräulein woll´n sie oder nicht?
Draußen ist Frühling!
Der Poet Otto Licht hält es jetzt für seine Pflicht,
er schreibt dieses Gedicht:

Veronika, Veronika, der Lenz ist da, die Mädchen singen Tralala.
Die ganze Welt ist wie verhext, Veronika, der Spargel wächst!
Ach Du Veronika, die Welt ist grün, drum laß uns in die Wälder ziehn!
Der liebe, alte Großpapa sagt zu der guten Großmama: Veronika der Lenz ist da.

Die Sonne frohlocket: Der Lenz ist da, Veronika!
Die ganze Welt ist wie verhext, Veronika, der Spargel wächst.
O Veronika, Veronika, die Welt ist grün, drum laß uns in die Wälder ziehn.
Sogar der liebe, gute, alte Großpapa, sagt zu der lieben, guten, alten Großmama: Veronika, der Lenz ist da.

Veronika, der Lenz ist da, die Mädchen singen Tralala.
Die ganze Welt ist wie verhext, Veronika, der Spargel wächst!
Veronika, der Lenz ist da, da, da, da.



Bekannt wurde das Lied vor allem in der Interpretation der "Comedian Harmonists"
 
Frühling

Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
"Er kam, er kam ja immer noch"
Die Bäume nicken sich's zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuß auf Schuß;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muß.


Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt; "Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai."


O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du.




Fontane, Theodor (1819-1898)
 
Auch die Maler haben den Frühling zum Thema gewählt:

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Staatsgalerie Stuttgart 20.5.-24.9.
Claude Monet 1840-1926, franz. Impressionist
Felder im Frühling bildet den Ausgangspunkt einer auf vierzig Hauptwerke konzentrierten Ausstellung. Sie lädt dazu ein, die vielfältigen künstlerischen Gestaltungen eines Hauptthemas von Monets Kunst mitzuvollziehen, der Darstellung von Feldern und Wiesen. Den Auftakt dazu bilden die in Argenteuil zwischen 1873 und 1878 gemalten Felder. Unterschiedlich dicht gesetzte Pinselzüge verhelfen diesen frühen Felderdarstellungen zu großer Lebendigkeit und vibrierender Spannung. Häufig bevölkert Monet diese Naturschilderungen mit einer eleganten Stadtbewohnerin mit Sonnenschirm und ihrem kleinen Jungen, für die seine Frau Camille mit dem kleinen Sohn Jean Modell standen.
 
mein Lieblingsgedicht

Dies ist zwar kein Frühlingsgedicht, aber passt auch zum Thema. Jeder Frühling ist auch ein Neubeginn...


Stufen

Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in and're, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt,
so droht Erschlaffen!
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewohnheit sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden:
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

(Hermann Hesse)
 
"Frühling

Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
"Er kam, er kam ja immer noch"
Die Bäume nicken sich's zu....."
Das, Kerstin9, gehörte zu den Gedichten, die ich in der Schule auswendig gelernt habe.

"Stufen", wie manche andere Gedichte von Hermann Hesse, gehören zu meiner Lieblingslyrik.

Uta, die Gedichte von Stadler und Trakl kannte ich nicht (oder nicht mehr?). Die gefallen mir besonders gut.

Und über das Kempnergedicht, Uli, musste ich richtig lachen!

Ich freue mich sehr, dass jetzt soviel "Betrieb" hier ist:klatschen !
Bis bald, liebe Grfüße von Leòn!
 
Noch'n Gedicht

Vorfrühling

Stürme brausten über Nacht,
und die kahlen Wipfel troffen.
Frühe war mein Herz erwacht,
schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.
Horch, ein trautgeschwätz'ger Ton
dringt zu mir vom Wald hernieder.
Nisten in den Zweigen schon
die geliebten Amseln wieder?

Dort am Weg der weiße Streif -
Zweifelnd frag' ich mein Gemüte:
Ist's ein später Winterreif
oder erste Schlehenblüte?

Paul Heyse (1830-1914)
 
Apropos "noch'n Gedicht"

Hier ist noch ein witziges - von Heinz Erhardt:
:idee:

Der Frühling

Wie wundervoll ist die Natur!
Man sieht so viele Blüten,
auch sieht man Schafe auf der Flur
und Schäfer, die sie hüten.
Ein leises Lied erklingt im Tal:
der müde Wandrer singt es.
Ein süßer Duft ist überall,
bloß hier im Zimmer stinkt es!
:wave:
 
:wave: Dafür ist immer Zeit!


Erste Lerche
Von Arno Holz
Zwischen
Gräben und grauen Hecken,
den Rockkragen hoch,
beide Hände in den Taschen,
schlendere ich
durch den frühen
Märzmorgen.

Falbes Gras,
blinkende Lachen und schwarzes Brachland,
so weit ich sehen kann.

Dazwischen,
mitten in den weißen Horizont hinein,
wie erstarrt,
eine Weidenreihe.

Ich bleibe stehen.

Nirgends ein Laut. Noch nirgends Leben.
Nur die Luft und die Landschaft.

Und sonnenlos
wie den Himmel
fühle ich
mein Herz.

Plötzlich - ein Klang!

Ein zager, zarter zitternder Jubel,
der,
langsam,
immer höher
steigt!

Ich suche in den Wolken.

Über mir,
wirbelnd, schwindend, flatterdrehig, flügelselig, kaum entdeckbar,
pünktchenschwarz,
schmetternd,
durch
immer heller strömendes Licht,
die
erste Lerche!
 
Aus dem Buch: Und Manitu erschuf die Welt

Der Tanz der Friedenspfeife

Jeden Frühling wurde die heilige Pfeife aus dem Futteral genommen, um erneuert und wiederbelebt zu werden. Nur der Bewahrer der Pfeife konnte diese Zeremonie ausführen. Während er den Beutel öffnete und die Pfeife vor den Augen der Menschen ans Licht der Sonne hob, sang er Gebete, mit denen sie aufs Neue dem Geist des Friedens gewidmet und geweiht wurde.

Der leitende Medizinmann rief danach den Geist Kitche Manitus und den Geist der Welt an, in die Pfeife einzuziehen und sie zu durchdringen.

Es wurde gebetet und gesungen. Dann nahm der Medizinmann die Pfeife wieder auf, bot sie dem Himmel, der Erde und den vier Himmelsrichtugnen dar und begann seinen Tanz um das Feuer. Nachdem er so seinen vollen Kreis um das Feuer beschrieben hatte, nahm er sie in beide Hände und reichte sie an den nächsten weiter. So ging die Pfeife von einem zum anderen, bis sie alle berührt hatte und bis alle sie berührt hatten.

Von den Strahlen der Sone erhielt die Pfeife einen Teil der Kraft von Sonne und Erde, von Männern und Frauen bekam sie menschlichen Frieden. Durch die Berührung war sie von allen geweiht. Sie besaß den Geist und die Medizin des Friedens. Und alle, die sie berührten, hatten an ihrem Frieden teil. Hatte die Pfeife durch dieses Ritual die Karft des Friedens zurückerhalten, so legte der Bewahrer sie zurück in ihr Futteral.

Für diese Feier gab es noch eine andere Form, wobei der Zweck und die Absicht jedoch gleich waren. Die Feiernden saßen in einem Kreis um das Feuer. Ein Widmungsgebet wurde angestimmt, und solange es dauerte, hielt der oberste Medizinmann die Pfeife in den Händen. Er hob die Pfeife und bewegte sie so, daß sie tanzte. Die Tanzbewegungen der Pfeife stellten die Bewegung der Welt und den Schritt der Zeit dar. Der Tanz wurde reihum fortgesetzt, bis alle Anwesenden die Pfeife berührt hatten.

Kleine Anmerkung: Tabak ist für Indianer eine Heilige Pflanze und unter Freunden die Friedenspfeife zu rauchen manchmal sehr hilfreich, wenn nicht nötig!
 
Hallo, Uta,
wo bekommst du nur immer die tollen Animationen her?

Die Knospen schwellen

Von Hermione von Preuschen (1854-1918)

Verhüllt und verschleiert der Berge Pracht,
kein Licht auf der schweren Zypressen Nacht,
nur die Knospen an starrenden Zweigen
stehen verhüllt und schweigen.

Sie schweigen von blauender Lenzeszeit,
sie wachsen hinein in die Seligkeit,
die Knospen schwellen und schweigen!

Kommt endlich die Nacht, da in Liebesarm
am Berghang ich lehne, so selig-warm,
unter goldnen Orangenzweigen?
Und die Blüten schlagen die Augen auf -
und es schauert ein leuchtender Lenz herauf?

Die Knospen schwellen und schweigen!
 
images.google.de/images?q=tbn:Y3ltMTxbsvOD4M:www.christophflueck.ch

Hallo Leòn,
die Smileys gibt es alle im Internet. Einfach bei google "smileys" eingeben
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Gruss,
Uta
 
Hi Uta, danke für den Tipp - ich probiere es jetzt gleich aus!

www.my-smileys.de/smileys2/looney0061.gif

Und siehe: Es klappt!
 
Neidhart von Reuenthal, 13. Jhd.
Maienzit âne nit vröuden git wider strit,
sin widerkomen kan uns allen helfen.
Uf dem plân âne wân siht man stân wolgetân
liehtiu bruniu blüemel bi den gelfen.
durch daz grâs sint si schon ui gedrungen,
und der walt manecvalt ungezâlt ist erschalt,
daz ez wart in dem nie baz gesungen.


Eine komplette Übersetzung
Maienzit ane nit (Maienzeit)
(Neidhart von Reuenthal,


Ein sehr schönes MP3 Beispiel dieses Liedes könnt ihr
euch hier anhören (externer Link).
Geht dann zu Musik und dort bei der CD Minne traute Minne von Dingo.
Hört euch ruhig noch weitere Beispiele an, sehr zu empfehlen!

Maienzeit, Freudenzeit, Fröhlichkeit weit und breit,
Ihre Rückkehr kann uns Hoffnung geben.
Auf dem Feld, wohlbestellt, wächst die Welt, wie's gefällt,
Bunte Blumen, die zur Sonne streben.
Manche Knospe ist schon aufgesprungen,
Selbst im Wald ist's nicht kalt, wenn's schon bald laut erschallt,
Wilder wird doch selten nur gesungen.

Große Not, denn mir droht ein Idiot mit dem Tod,
Das ist Hildebold von Berenreute.
Irenfried und der Schmied, jeder flieht, der sie sieht,
Nur zum Spaß verfolgen sie die Leute.
Ber'win ist der Schlimmste von der Bande.
Amelolt, Berenbolt, hab'n gewollt, dass man Gold
Für meinen Kopf bezahlt im Preußenlande.

Als ich sah: Sie sind da, ging ich Narr zu der Schar.
Ich wollte wissen, was die Schnösel machen.
Irenbeer protzte schwer, schwang den Speer hin und her.
Die ander'n taten mit, es war zum Lachen.
Da rief ich: "Nun wollt' ich eines wetten:
Ihr gebt an, schmeißt euch ran, spielt den Mann, aber dann
Beim echten Kampf, da flieht ihr in die Betten."

Da kam der behaarte Hildemar dazu.
Ich sah, wie er mit der Schönen zu scherzen begann.
Ohne sie zu fragen, sprang er neben sie auf die morsche Bank.
Sie sollte es noch als großen Spaß loben, als die Bank einstürzte
Und sie übereinander fielen. Mir wurde ganz anders,
Als ich sah, wie ihr Kleid sich löste und ihr feines Kränzlein verrutschte.
Bitte sehr, lieber Herr! Seht doch her! Was noch mehr?

Herr, ich klage euch diese Geschichte! Schaut hin! Greift ein!
Sie konnte sich kaum wehren.
Holt ihn weg gleich vom Fleck, in den Dreck mit dem Geck!
An die Kandare, in den Kerker mit ihm! Da soll er ein Jahr lang büßen!
Er will sich mit schönen Mädchen balgen!
Pah! Unter Weibern will er sich wälzen
Hin und her und in die Quer, als ob's gar nichts wär'!

Pfui! Der hinge besser gleich am Galgen!
Unlängst wurde mein Wunsch fast erfüllt,
Als das Schwert eines Gesellen ihm das halbe Knie abschlug.
Enzemann griff ihn an, mit knapper Not konnte er entkommen.
Sonst hätte er wohl nie wieder ein Weib gestoßen!
Würde ich doch einmal gerächt im Reuental!
Ich wäre glücklich, ich würde mich freuen, ich wäre begeistert,
Wenn ein Seil ihm alle viere abbrechen würde!
 
Georg Trakl , deutscher Expressionist
An einem Fenster

Über den Dächern das Himmelsblau,
Und Wolken, die vorüberziehn,
Vorm Fenster ein Baum im Frühlingstau,

Und ein Vogel, der trunken himmelan schnellt,
Von Blüten ein verlorener Duft -
Es fühlt ein Herz: Das ist die Welt!

Die Stille wächst und der Mittag glüht!
Mein Gott, wie ist die Welt so reich!
Ich träume und träum’ und das Leben flieht,

Das Leben da draußen - irgendwo
Mir fern durch ein Meer von Einsamkeit!
Es fühlt’s ein Herz und wird nicht froh!
 
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