Frühling

Hier kann man sich ganz viele wunderschöne Schmetterlinge ansehen:

Journey-Oase, CH-6353 Weggis (Dia-Show starten anklicken)

Der Schmetterling

Es war einmal ein buntes Ding,
ein sogenannter Schmetterling,
der war ein Falter
recht sorglos für sein Alter.

Er nippte hier und nippte dort,
und war er satt, so flog er fort,
flog zu den Hyazinthen
und guckte nicht nach hinten.

Er dachte nämlich nicht daran,
daß was von hinten kommen kann.
So kam's, daß dieser Schmetterling
verwundert war, als man ihn fing.

(zitiert aus: Noch'n Gedicht)
(Heinz Erhard, 1909 - 1979 )

 
Liebe und Frühling


A.H.H.von Fallersleben

1.

Dein Auge hat mein Aug erschlossen,
Du sahst mich an, da ward es Tag;
Mit Licht und Farbe war umflossen,
Was einst im Graun der Nächte lag.

Zur Freude bin ich auserkoren,
Ich träum in liebtrunkner Ruh;
Ich lächle gar, in Lust verloren,
Der dunklen Zukunft heiter zu.

Und mir gehört das Nah`und Ferne,
Mir mehr, als singen kann mein Lied:
Wer zählt noch da die goldnen Sterne,
Wenn er den ganzen Himmel sieht.

2.

Wie sich die Rebenranken schwingen
In der linden Lüfte Hauch,
Wie sich weiße Winden Schlingen
Luftig um den Rosenstrauch.

Also schmiegen sich und ranken
Frühlingsselig, still und mild
Meine Tag- und Nachtgedanken
Um ein trautes liebes Bild.

3.

Ich muß hinaus, ich muß zu dir,
Ich muß es selbst dir sagen:
Du bist mein Frühling, du nur mir
In diesen lichten Tagen.

Ich will die Rosen nicht mehr sehn,
Nicht mehr die grünen Matten;
Ich will nicht mehr zu Walde gehen
Nach Duft und Klang und Schatten.

Ich will nicht mehr der Lüfte Zug,
Nicht mehr der Wellen Rauschen,
Ich will nicht mehr der Vögel Flug
Und ihrem Liede lauschen -

Ich will hinaus, ich will zu dir,
Ich will es selbst dir sagen:
Du bist mein Frühling, du nur mir
In diesen lichten Tagen!
Gedicht "Liebe und Frühling" H.von Fallersleben
 
Brennessel, verkanntes Kräutlein
Brennessel, verkanntes Kräutlein, Dich muß ich preisen,
Dein herrlich Grün in bester Form baut Eisen,
Kalk, Kali, Phosphor, alle hohen Werte,
Entsprießend aus dem Schoß der Mutter Erde,
Nach ihnen nur brauchst Du Dich hinzubücken,
Die Sprossen für des Leibes Wohl zu pflücken,
Als Saft, Gemüse oder Tee sie zu genießen,
Das, was umsonst gedeiht in Wald, auf Pfad und Wiesen,
Selbst in noch dürft´ger Großstadt nahe Dir am Wegesrande,
Nimms hin, was rein und unverfälscht die gütige Natur
Dir heilsam liebend schenkt auf ihrer Segensspur!


August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
 
Es grünen die Bäume

Kempner, Friederike (1836-1904)

Es grünen die Bäume des Waldes,
Es kündigt der Frühling sich an,
Hinweg mit dem frostigen Winter,
Der Frühling ist ein sanfter Mann!
Die langen goldnen Strahlen,
Sie sind wie ein langes Haar!
Die Veilchen im tiefen Grase
Sind blau, wie ein Augenpaar!

:D liebesgedicht.li.funpic.de/fruehlingsgedichte_18.htm
 
Erich K ä s t n e r:

Der Juni

Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt.
Kaum schrieb man sechs Gedichte,
ist schon ein halbes Jahr herum
und fühlt sich als Geschichte.

Die Kirschen werden reif und rot,
die süßen wie die sauern.
Auf zartes Laub fällt Staub, fällt Staub,
so sehr wir es bedauern.

Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott.
Aus Herrlichkeit wird Nahrung.
Aus manchem, was das Herz erfuhr,
wird, bestenfalls, Erfahrung.

Es wird und war. Es war und wird.
Aus Kälbern werden Rinder
Und weil's zur Jahreszeit gehört,
aus Küssen kleine Kinder.

Die Vögel füttern ihre Brut
und singen nur noch selten.
So ist's bestellt in unsrer Welt,
der besten aller Welten.

Spät tritt der Abend in den Park,
mit Sternen auf der Weste.
Glühwürmchen ziehn mit Lampions
zu einem Gartenfeste.

Dort wird getrunken und gelacht.
In vorgerückter Stunde
tanzt dann der Abend mit der Nacht
die kurze Ehrenrunde.

Am letzten Tische streiten sich
ein Heide und ein Frommer,
ob's Wunder oder keine gibt.
Und nächstens wird es Sommer.
*
(E.K.: Werke. Bd. I. Gedichte. S.306f.)
Dazu eine URL mit hübschem Bild:
https://www.erich-kaestner-kinderdorf.de/Gedichte/Juni.htm

Internet-Tipp: https://www.erich-kaestner-kinderdorf.de/Gedichte/Juni.htm
 
Hallo, einen Gruß an Alle;

ich weiß - es ist gegen die Tradition dieses Threads;), aber es gibt sehr schöne akustische Gedichtinterpretationen bei Youtube - und da kann ich nicht wiederstehen!

youtube.com/watch?v=KQ8QQry38Mk - Heine Fruehlingslied

Herzliche Grüße von
Leòn
 
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Es ist noch früh im Jahr. Die Gräser steigen
in Silberbüscheln zum Gezweig ums Haus.
Das Buch der Landschaft les ich nimmer aus.
Zehntausend Strophen weiß die Drossel. Schweigen

Am Abend dann. Der Acker ist gepflügt.
Ein andres Buch hat mich hinabgenommen.
Ein Wagen hält. Ein Freund ist angekommen.
Ein Buch. Ein Freund. Ein Acker. Das genügt.

Den Wein, den wir nun langsam trinken wollen,
das Brot, die Früchte hab ich selbst gebaut
und oft nach einem Regen ausgeschaut.
Ein Windhauch. Kühle. Ferne Donner rollen.

Es ruft das Buch uns alte Zeiten her,
da wir die alten Zeiten wenden
und langsam lesen wir so die Legenden
von Berg und Fluß.
Mein Freund, was willst du mehr?

As dem Chinesischen

:) Kathy
 
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