Frühere Infektion mit dem Coronavirus HCoV-OC43 verringert Risiko für schweren SARS-CoV-2-Verlauf

Kate

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Hallo zusammen,

Ausgangspunkt dieses Threads ist das Ergebnis des Covid-Immunitäts-Tests, den ich beim imd Berlin gemacht habe. Anlass war, zu checken, ob ich eventuell "still gefeit" bin, d.h. SARS-CoV-2 unbemerkt durchgemacht und entsprechende Antikörper und/oder spezifische T-Gedächtniszellen entwickelt habe.

Ich habe auf dem Anforderungsbogen links alles angekreuzt außer IgM und PCR. Das LTT-Ergebnis ist negativ.

Die Antikörper auch, bis auf die IgGs auf zwei endemische Coronaviren im "IgG-Blot", mit denen nach einigen Studien ein etwas geringeres Risiko für einen schweren Verlauf einhergeht: HCoV-OC43-Nc, HCoV-NL63-Nc

Aus dem Befund (Hervorhebung von mir):
Aktuell kein Nachweis SARS-CoV-2-spezifischer Antikörper und somit kein Hinweis auf eine durchgemachte Infektion mit diesem Virus. Es wurden jedoch IgG-Antikörper gegen endemische Corona-Viren nachgewiesen. Studien weisen darauf hin, dass bei dieser Befundkonstellation im Vergleich zu Patienten ohne Antikörper gegen endemische Corona-Viren ein etwas geringeres Risiko für einen schweren Verlauf bei SARS-CoV-2-Infektion besteht. Dies gilt insbesondere bei IgG gegen HCoV-OC43 (Literatur: Dugas et al., Int J Infectious Diseases 2021; Dugas et al., J Clin Virology 2021;104847).
Mehr als 80% aller Erwachsenen besitzen Antikörper gegen humane Coronaviren. Vorausgegangene Infektionen hinterlassen jedoch keine lang anhaltende Immunität, so dass Reinfektionen mit dem gleichen Erreger bereis nach 1 Jahr möglich sind.
 
Hier die Links zu den im Befund genannten Studien:
  1. Dugas et al., Int J Infectious Diseases 2021

    Volltext: https://doi.org/10.1016/j.ijid.2021.02.085

    (Überschrift übersetzt mit DeepL-Translator, kostenlose Version: "Ein weniger schwerer Verlauf von COVID-19 ist mit erhöhten Antikörperspiegeln gegen die saisonalen humanen Coronaviren OC43 und HKU1 (HCoV OC43, HCoV HKU1) verbunden")

  2. Dugas et al., J Clin Virology 2021;104847

    (Das ist wohl der Volltext)

    (Überschrift übersetzt mit DeepL-Translator, kostenlose Version: "Das Fehlen von Antikörpern gegen das Nukleokapsidprotein des saisonalen Coronavirus OC43 kennzeichnet Patienten mit dem Risiko einer kritischen COVID-19-Erkrankung"
Sie stehen beide unter Creative Commons license - von daher darf man beliebig lang zitieren (unter gewissen Bedingungen).

Ich habe sie bisher nur grob überflogen, also später mehr...

Trotz positiver AKs HCoV-OC43-Nc und HCoV-NL63-Nc ist der LTT negativ. Das imd schreibt dazu im Befund:
Der parallele negative serologische Befund auf IgG gegen SARS-CoV-2 bestätigt den LTT-Befund (...). Der in diesem Test positive Nachweis von IgG gegen andere (endemische) Coronaviren steht nicht im Widerspruch zum LTT-Resultat, da zumindest der N-terminale Peptidpool hochspezifisch für SARS-CoV-2 ist.

Der SI (Stimulationsindex) des Spike-C-Term ist bei mir auch höher als der des Spike-N-Term, garnicht so weit vom "Graubereich" entfernt. Ich finde fast schade, dass der AK-Blot nur qualitative Ergebnisse liefert (positiv/negativ) und ich die genauen Werte, besonders des OC43-Nc nicht kenne. Zumindest in der einen Studie werden die Ergebnisse nach Höhe der AKs differenziert.

Nebenbei habe ich erstmals das "freie Vitamin D" mit untersuchen lassen liege mittig im Referenzbereich (das war u.a.interessant für mich, da ich einen Polymorphismus am DBP habe, der mit niedrigen Spiegeln assoziiert ist).
 
Die Pharmazeutische Zeitung hat schon im April darüber geschrieben: "Frühere Corona-Erkältung schützt vor schwerem Covid-19-Verlauf"

Am Universitätsklinikum Münster werden seit einigen Wochen alle stationären Covid-19-Patienten auf Antikörper gegen das harmlose Coronavirus HCoV-OC43 getestet. Patienten, die darauf negativ getestet werden, hätten ein höheres Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf, ...
Covid-19 verhindern kann sie nicht, aber eine frühere Infektion mit dem meist nur harmlose Infekte auslösenden, saisonalen Coronavirus HCoV-OC43 kann laut Forschenden der Uni Münster vor einem schweren Covid-19-Verlauf schützen. Das ist das Ergebnis von zwei Studien; eine davon wurde im »International Journal of Infectious Diseases« publiziert, die andere im »Journal of Clinical Virology«.

Die beiden im Text genannten Studien, sind die vom imd geannten, siehe letzter Beitrag.

»Beide Studien belegen, dass im Vergleich zu anderen Covid-19-Patienten vor allem jene Patienten kritisch erkrankten, bei denen sich keine Antikörper gegen das Nukleokapsid-Protein von HCoV-OC43 nachweisen ließen«, informiert Professor Dr. Martin Dugas, Direktor des Instituts für Medizinische Informatik der Universität Münster. (...)
Aufgrund der Erkenntnisse plädieren die Forscher in Münster dafür, sich bei Covid-19-Patienten bei der Risikobewertung nicht nur auf ein fortgeschrittenes Alter und Vorerkrankungen zu stützen. »Mit der zusätzlichen Bestimmung der Antikörper haben wir einen weiteren Baustein, um diese sehr komplexe Erkrankung zu verstehen«, so Professor Dr. Joachim Kühn vom Universitätsklinikum Münster.

Wikipedia schreibt auch einen Satz dazu:
Nach einer überstandenen Infektion mit OC43 ist aufgrund vorhandener Antikörper das Risiko einer schweren Erkrankung an COVID-19 (Erreger SARS-CoV-2) offenbar geringer.[18]
Quelle 18 ist dabei:
Lars Fischer: Krezuimmunität: Erkältungs-Antikörper deuten auf leichtere Verläufe hin, auf spektrum.de vom 27. April 2021

 
Auch "Spektrum" äußert sich dazu (Hervorhebung von mir):

Antikörper gegen das humane Coronavirus OC43 zeigen mutmaßlich ein geringeres Risiko schwerer Verläufe von Covid-19 an. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung an 296 Patientinnen und Patienten in vier französischen und deutschen Kliniken. Eine Arbeitsgruppe um Martin Dugas von der Universität Münster untersuchte das Blut der Patientinnen und Patienten auf Antikörper gegen das Nukleokapsidprotein des Erkältungsvirus und wertete anschließend deren Krankheitsverläufe aus. Demnach hatten die zuvor mit OC43 infizierten Personen mutmaßlich dank der Kreuzimmunität ein um nahezu zwei Drittel reduziertes Risiko, wegen eines sehr schweren Verlaufs beatmet werden zu müssen, (...)

Es wird dort auch eine weitere Studie erwähnt, die zum gleichen Ergebnis kam:
... sicher ist das nicht. Inzwischen mehren sich jedoch die Anzeichen, dass eine vorherige Infektion zumindest mit bestimmten Coronaviren einen Schutz vor schweren Verläufen bietet.

(...) kam zum Beispiel im September 2020 eine Arbeitsgruppe aus Boston zu dem gleichen Ergebnis. Ein Team um For Yue Tso von der University of Nebraska-Lincoln schlug im Januar 2021 auf der Basis von Antikörperdaten sogar vor, dass die geringere Sterblichkeit im subsaharischen Afrika mit Kreuzimmunität zu tun haben könnte. (...)

Nachgewiesen wurde nur für OC43 ein signifikanter Effekt und es gab offenbar auch Studien, die gar keinen Schutzeffekt nachwiesen:
Allerdings (...) war in der aktuellen Studie nur der Effekt der Antikörper gegen OC43 signifikant, obwohl die Arbeitsgruppe auch drei weitere endemische Coronaviren in die Analyse mit einbezog. Tatsächlich gab es schon Studien, die überhaupt keinen Schutzeffekt durch solche vorherigen Infektionen aufspürten. Die Gründe für den Unterschied sind unklar.
Alle Zitate aus: https://www.spektrum.de/news/kreuzimmunitaet-koennte-covid-19-abmildern/1866661

Hier noch eine Grafik zur saisonalen Aktivität von HCoV OC43: in Prozent der untersuchten Proben:

... und eine genaue Beschreibung dieses Antikörpers, mit der ich aber nicht viel anfangen kann:
 
In Ergänzung zu den obigen Informationen:

...

Auf dem Weg zu einem umfassenden Schutz

Offen ist, ob die Kreuzreaktivität auch umgekehrt funktioniert. Ob also eine Immunität gegen Sars-CoV-2 – beispielsweise durch eine Impfung – auch vor anderen menschlichen Coronaviren schützt. «Sollte eine Sars-CoV-2-Immunität auch einen gewissen Infektionsschutz vor anderen Coronaviren bieten, würden wir einem umfassenden Schutz gegen Coronaviren, also auch neu auftretenden Varianten, einen grossen Schritt näherkommen», so die Virologin. Für diese Annahme spricht zudem, dass eine kreuzreaktive Schutzwirkung eben nicht nur auf Antikörpern basiert, sondern sehr wahrscheinlich auch auf T-Zellen.

Die Studie wurde am 18. November in der Fachzeitschrift Nature publiziert. ...

Grüsse,
Oregano
 
Danke :)

.... sondern sehr wahrscheinlich auch auf T-Zellen.
Das beschäftigt mich auch gerade, ob ich den entsprechenden LTT noch nachschiebe. Ich meine, Du hast diesen - recht neuen - Test vor einiger Zeit mal hier erwähnt und verlinkt.

Habe allerdings gerade erstmal "genug" (Geld ausgegeben und Logistik organisiert) ;)
 
Ich meine, Du hast diesen - recht neuen - Test vor einiger Zeit mal hier erwähnt und verlinkt.
Das war wohl doch etwas anderes:
Dieses erweiterte Profil zeigt zusätzlich zu dem SpikeProtein im kleineren „LTT-SARS-CoV-2-Profil“ auch die TZellantwort auf das Nucleocapsid- und Membranprotein des Virus auf. Da die bisher in der EU zugelassenen Impfstoffe (Vektor- oder mRNA-Impfstoffe) ausschließlich auf dem Spike-Protein basieren, ermöglicht der „LTT SARS-CoV-2 Differenzierung“ nun als einer der ersten in Deutschland verfügbaren SARS-T-Zelltests eine Unterscheidung, ob die Immunität durch die Impfung oder durch eine vorangegangene oder zusätzliche Infektion entstanden ist (Abb. 3). Da neuere Studien darauf hindeuten, dass die tatsächlich durchgemachte Infektion eine etwas „breitere“ und damit wahrscheinlich stabilere Immunität hinterlässt, könnte diese Aussage z.B. für die Indikationsstellung von Auffrischungsimpfungen hilfreich sein, als eines von mehreren Entscheidungskriterien (Antikörpertiter, Alter, individuelles Risiko durch Grunderkrankungen….).



Abb. 3 Beispielbefund für einen positiven "LTT SARS-CoV-2 Differenzierung" nach erfolgter Infektion.
 
Ich habe sie bisher nur grob überflogen, also später mehr...
So, hier noch meine "Hausaufgaben".

Hier die Links zu den im Befund genannten Studien:
  1. Dugas et al., Int J Infectious Diseases 2021

    Volltext: https://doi.org/10.1016/j.ijid.2021.02.085

    (Überschrift übersetzt mit DeepL-Translator, kostenlose Version: "Ein weniger schwerer Verlauf von COVID-19 ist mit erhöhten Antikörperspiegeln gegen die saisonalen humanen Coronaviren OC43 und HKU1 (HCoV OC43, HCoV HKU1) verbunden")

Abstract, Hervorhebung von mir:
Der klinische Verlauf von COVID-19 ist sehr heterogen: Die meisten Infizierten können ambulant behandelt werden, aber ein erheblicher Anteil der Patienten muss auf der Intensivstation behandelt werden, was zu einer hohen Rate an Todesfällen führt. Wir haben eine Biomarker-Studie durchgeführt, um die Auswirkungen früherer Infektionen mit saisonalen Coronaviren auf den Schweregrad von COVID-19 zu bewerten. Sechzig Patienten mit bestätigten COVID-19-Infektionen wurden eingeschlossen (Alter 30-82 Jahre; 52 Männer, 8 Frauen): 19 stationäre Patienten mit kritischer Erkrankung, 16 stationäre Patienten mit schwerer oder mittelschwerer Erkrankung und 25 ambulante Patienten. Patienten mit kritischer Erkrankung wiesen bei der ersten Begegnung signifikant niedrigere Werte an Anti-HCoV OC43-NP (P = 0,016) und HCoV HKU1-NP (P = 0,023) Antikörpern auf als andere COVID-19 Patienten. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass frühere Infektionen mit saisonalen Coronaviren vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen könnten.
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

  1. (...)
  2. Dugas et al., J Clin Virology 2021;104847

    (Das ist wohl der Volltext)

    (Überschrift übersetzt mit DeepL-Translator, kostenlose Version: "Das Fehlen von Antikörpern gegen das Nukleokapsidprotein des saisonalen Coronavirus OC43 kennzeichnet Patienten mit dem Risiko einer kritischen COVID-19-Erkrankung"
Sie stehen beide unter Creative Commons license - von daher darf man beliebig lang zitieren (unter gewissen Bedingungen).

Abstract, Hervorhebung von mir:
Hintergrund

Die überwiegende Mehrheit der COVID-19-Patienten leidet an einer milden Erkrankung. Eine Minderheit leidet jedoch an einer kritischen Erkrankung mit erheblicher Morbidität und Mortalität.

Ziele

Um Personen mit einem Risiko für eine kritische COVID-19-Erkrankung zu identifizieren, wurde die Relevanz einer Seroreaktivität gegen saisonale humane Coronaviren untersucht.

Methoden

Wir führten eine multizentrische nicht-interventionelle Studie mit 296 Patienten mit bestätigten SARS-CoV-2-Infektionen aus vier tertiären Referenzzentren in Deutschland und Frankreich durch. In der Gruppe der Intensivpatienten befanden sich mehr Männer, während in der ambulanten Gruppe ein höherer Prozentsatz von Frauen zu finden war. Bei jedem Patienten wurde die Serum- oder Plasmaprobe, die am nächsten nach Auftreten der Symptome gewonnen wurde, mittels Immunoblot auf IgG-Antikörper gegen das Nukleokapsidprotein (NP) von HCoV 229E, NL63, OC43 und HKU1 untersucht.

Ergebnisse

Das Durchschnittsalter betrug 60 Jahre (Spanne 18-96 Jahre). Patienten mit kritischer Erkrankung (n=106) wiesen im Vergleich zu anderen stationären COVID-19-Patienten signifikant niedrigere Werte an Anti-HCoV OC43 Nukleokapsidprotein (NP)-spezifischen Antikörpern auf (p=0,007). In der multivariaten Analyse (bereinigt um Alter, Geschlecht und BMI) hatten OC43-negative stationäre Patienten ein erhöhtes Risiko für eine kritische Erkrankung (bereinigte Odds Ratio (AOR) 2,68 [95% CI 1,09 - 7,05]), höher als das Risiko bei erhöhtem Alter oder BMI und niedriger als das Risiko bei männlichem Geschlecht. Aus dieser Analyse wurde eine Risikostratifizierung auf der Grundlage von Geschlecht und OC43-Serostatus abgeleitet.

Schlussfolgerungen

Unsere Ergebnisse legen nahe, dass frühere Infektionen mit saisonalen humanen Coronaviren vor einem schweren Verlauf von COVID-19 schützen können. Daher sollten Anti-OC43-Antikörper bei stationären COVID-19-Patienten gemessen und als Teil der Risikobewertung für jeden Patienten berücksichtigt werden. Daher erwarten wir, dass Personen, die negativ auf Anti-OC43-Antikörper getestet wurden, besonders von einer Impfung gegen SARS-CoV-2 profitieren, insbesondere wenn andere Risikofaktoren vorliegen.
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
 
Auch hier interessant:
Das (...) Zitat vom imd:

Mehr als 80 % aller Erwachsenen besitzen Antikörper gegen humane Coronaviren. Vorausgegangene Infektionen hinterlassen jedoch keine lang anhaltende Immunität, sodass Reinfektionen mit dem gleichen Erreger bereits nach 1 Jahr möglich sind.
... habe ich per einfacher Internetsuche in einem Artikel hier wiedergefunden: Coronaviren

Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. 2016 : 479–482.
German. doi: 10.1007/978-3-662-48678-8_58
PMCID: PMC7176174

Da ist ein Stefan H.E. Kaufmann dran beteilgt, @thano. Vielleicht hilft es, den (ganz schön komplexen) Artikel im Stück zu lesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch hier interessant:
 
Seit mein Partner sich mit Corona doch ziemlich schwer tut (obwohl "erst" 50 Jahre alt), spiele ich auch mit dem Gedanken einen LTT- Test machen zu lassen.

Da ich ungeimpft bin, reicht der normale LTT (ohne extra Differenzierung)?

Wie sinnvoll haltet ihr den Test, um eure Immunfunktion gegen SARS-CoV-2 zu testen?

Und was haltet ihr insgesamt von dem allgemeinen LTT - Immunfunktionstest?


Rausgeschmissenes Geld oder doch sinnvoll bzw. wie sonst Immunfunktion testen?
 
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