Doch das Familien-Stellen ist kein psychotherapeutisches Heilverfahren. Genauso wenig wie unsere menschliche Sprache ein Heilverfahren ist, weil sie in Therapien angewandt wird. Des Weiteren sind das Weinen, das Lachen, das Schreien, das Umarmen, das Verbeugen, das Fühlen, das Augenrollen, die Musik, Rollenspiel, etc. auch keine Heilverfahren einer Psychotherapie, nur weil sie im Verlauf einer Therapie auftauchen oder angewandt werden. Dieser Irrtum ist meiner Meinung nach die Ursache des Zwiespaltes unter den Aufstellern.
Was ist das Familien-Stellen dann?
Es ist eine Wahrnehmungsform für uns Menschen, die uns allen auf neue Weise bewusst werden durfte. Wir können mithilfe fremder Personen mehr über uns selbst und unser System, in dem wir leben, wahrnehmen. Es ist eine neue Reflexionsmöglichkeit, die zwar schon immer bestanden hat und auch den Menschen bewusst war, die gelehrt haben, dass unsere Umwelt für uns einen Spiegel darstellt, doch die nun viel gezielter eingesetzt werden kann. Wir können über unsere eigene Person mit ihren Gleichgewichten und Ungleichgewichten viel umfassender reflektieren und uns auf diese Weise in neue und bessere Gleichgewichte bewegen.
Man kann Aufstellungen nicht mit einem Handwerk, einer Kunst oder einer ärztlichen chirurgischen Fähigkeit vergleichen, die man lernen muss. Dazu stehen Aufstellungen zu nahe am realen alltäglichen Leben. Sie sind wie ein "Wachrütteln". Sie bringen lediglich etwas an die Oberfläche, was bei jedem Menschen bereits vorhanden ist.
Aufstellungen "wirken" nicht, sondern sie geben nur den Raum für bereits vorhandene Wirkungen. So wie ein Spiegel uns nicht unser Gesicht gibt, sondern nur den Raum dafür bietet, dass wir unser Gesicht selbst sehen können. Ein Spiegelbild "wirkt" nur dadurch, dass wir (oder unser Unbewusstes) eine Sache besser erkennen und darauf gezielter reagieren können.