Hallo Yono,
ich bin erstaunt darüber, dass bei Dir sogar die Cholinesterase bestimmt wurde.
Das fiel mir als Erstes auf.
Aber ich will Dir meine Meinung zu Deinen Werten schreiben, da ich selbst mit diesen Werten in eigener Sache sehr viel Erfahrung habe. Ich muss aber dazu sagen, dass ich Laie bin, wenngleich ich mich schon seit ca. 1995 sehr intensiv mit Recherchen zu meinen Problemen und meinen Laborwerten beschäftige:
Erythrozyten: 4,56 3,90-5,00
Hämoglobin: 13,7 12,0-16,0
MCV: 84,2. 84-98
Zunächst sind die Erythrozyten und das Hämoglobin nicht verdächtig.
Hingegen halte ich das MCV schon für verdächtig, weil es bei normalen Erys und normalem Hb höher sein müsste.
Ist MCV immer so niedrig?
Du hast bei diesen 3 Werten ähnliche Werte wie ich. Da ich auch solche Werte bei mir kenne, habe ich natürlich schon weitere Untersuchungen wegen des niedrigen MCVs gemacht.
Niedriges MCV bedeutet, dass man sehr viele kleine, d. h. junge Erythrozyten hat. Das hat man dann, wenn die Erythrozyten vorzeitig absterben, was bei einem Eisenmangel oder auch bei einer (latenten) hämolytischen Anämie (Hämolyse) passieren kann.
Zu viele kleine Erythrozyten haben den Nachteil, dass der Sauerstofftransport, der ja über die roten Blutkörperchen geregelt wird, nicht einwandfrei funktioniert und das wiederum kann zu Beschwerden wie Abgeschlagenheit führen, wenn dieser Prozess beschleunigter verläuft. Und solche Prozesse verlaufen immer wieder mal beschleunigter.
Daher sollte man schon darauf achten, dass dieser MCV-Wert höher liegt.
Ich muss aber dazu sagen, dass Du mit 84 nicht sooo tief liegst, als dass Du davon allein Deine Beschwerden haben kannst. Ärzte werden da erst reagieren, wenn dieser Wert unter 80 liegt.
Meine Werte schwanken zwischen 80 und 86. Ich bin schon froh, wenn ich mal 85 erreiche.
Es geht mir aber darum, anhand der Werte auf evtl. Probleme rückschließen zu können, wie einen evtl. Eisenmangel oder eine latente hämolytische Anämie, denn solche Probleme werden sich immer wieder verstärken und dann auch zu Beschwerden führen.
Vielleicht wurde wegen eines evtl. Eisenmangels das Ferritin (Speichereisen) bei Dir schon bestimmt? Ich schätze, dass es normal war, aber eher im unteren Normbereich liegt?
Da ich bei Dir aber den Verdacht habe, dass etwas mit Deiner Leber nicht stimmt und da Ferritin bei Leberkranken höher ausfallen kann, als ohne Leberkrankheit, würde ich das
Zinkprotoporphyrin für den Fall bestimmen lassen, wenn das Ferritin bei Dir nicht mind. bei 70 oder höher liegt.
Zinkprotoporphyrin soll zuverlässiger einen Eisenmangel anzeigen können als Ferritin.
Bei mir trifft das. Zinkprotoporphyrin liegt bei mir schon im Bereich eines Eisenmangels, wenn das Ferritin mit ca. 30 bis 40 noch normal ausfällt.
Was aber als weitere Ursache für das niedrige MCV noch in Betracht kommen kann, ist eine latente Hämolyse (d. h. die oben angesprochene hämolytische Anämie).
Die habe ich auch und bei mir scheint sowohl der latente Eisenmangel wie auch die latente Hämolyse das MCV niedrig zu halten.
Die Hämolyse kann man am besten mit der Bestimmung von
Haptoglobin eingrenzen. Ist Haptoglobin erniedrigt oder sehr niedrig würde das für eine solche Hämolyse sprechen.
Dann sollte man deren Ursache klären, denn auch da gäbe es verschiedene Ursachen wie z. B.
-die Leberkrankheit, die ich habe (=Morbus Wilson=Kupferspeicherkrankheit=chronische Vergiftung mit Kupfer aufgrund einer durch Gendefekte gestörten Leberfunktion)
-aber auch einige Blutkrankheiten wie Kugelzellanämie und ähnliche Krankheiten (was bei der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein offenbar vorliegt und nicht immer gleich Schlimmes bedeuten muss)
Also wie gesagt, das niedrige MCV sehe ich als etwas verdächtig an.
Zu Deinen Leberwerten:
GPT: 12 <35
Gamma-GT: 10 <38
GOT: 19 <31
Cholinesterase: 6546 4260-11250
Birubin gesamt: 0,63 <1,00
Alkalische Phosphatase: 50 35-104
LDH: 154 <247
Was auffällt, ist dass GOT höher als GPT ist.
Das kann bei der oben erwähnten Hämolyse der Fall sein. Aber das ist nur dann relevant, wenn nun GOT deutlich höher wäre, d. h. GOT würde bei z. B. 70 liegen und GPT bei z. B. 30.
Generell liegt GOT bei Gesunden unter der GPT und solange GOT noch im Normbereich liegt, kann man daraus noch keinen Befund konstruieren.
Diese ersten 3 Leberwerte sind eigentlich nicht verdächtig.
Ich muss allerdings einschränkend erwähnen, dass man auch mit normalen Leberwerten bereits leberkrank sein kann. Die Leber ist ein großes Organ und kann daher lange bei einer Leberkrankheit noch normal arbeiten und produziert dann auch noch lange normale Leberwerte. Erst wenn eine Leberkrankheit schon weit fortgeschritten ist, gehen dann die Leberwerte hoch. Außerdem gibt es Leberkrankheiten (wie die, die ich habe), wo die Betroffenen oft noch Normalwerte haben oder evtl. auch nur leicht erhöhte Werte.
Hinzu kommt, dass Leberkrankheiten oft schubweise verlaufen und daher die Werte auch deutlich schwanken können.
Was mir auch etwas auffällt, ist die relativ niedrige
Cholinesterase. Sie liegt bei Dir deutlich näher am unteren Normwert als am oberen Normwert.
Das muss noch nichts bedeuten. Vielleicht ist sie bei Dir immer schon so gewesen.
Ich selbst hatte früher, bevor ich auf meine Leberkrankheit behandelt wurde, eine noch niedrigere Cholinesterase (je niedriger sie ist umso eher kann eine Zirrhose vorliegen). Heute liegt mein Wert bei ca. 8000. Bei mir steht fest, dass meine Leber schwer geschädigt ist und ich führe die Besserung meines Wertes auch auf die Behandlung meiner Leberkrankheit zurück.
Also wie gesagt, Dein Wert ist nicht sehr hoch, was nichts bedeuten muss,
was ich aber beobachten würde an Deiner Stelle.
Bilirubin:
Mit 0,63 ist es unverdächtig. War der Wert schon mal an der oberen Normwertgrenze oder gar erhöht?
Bilirubin kann nämlich bei Vorliegen einer akuteren Hämolyse (s. o.) auch deutlich ansteigen. Falsch niedrige Werte ergeben sich, wenn das Blutserum nicht lichtgeschützt wird (was ich oft beobachte bei Blutentnahmen).
Alkalische Phosphatase:
Mit 50 liegt der Wert sehr tief. Und der Wert wäre noch tiefer, wenn Du nüchtern gewesen wärst.
Diese Konstellation ist bei meiner Leberkrankheit typisch. Deshalb fällt mir das auch sofort auf.
Ich frage daher, ob vielleicht mal ein Arzt bei Dir das Coeruloplasmin und das Serum-Kupfer bestimmt hat?
Das wären die beiden wichtigsten Blutwerte, die bei meiner Leberkrankheit (Morbus Wilson) bestimmt werden müssen. Vielleicht hat ein Arzt diese Werte schon bestimmt, zumal man auch die Cholinesterase bei Dir schon bestimmt hat (was auch nicht üblich ist).
Denn ich sehe, dass auch Deine
Harnsäure mit einem Wert von 17 erniedrigt ist.
Erniedrigte Harnsäure kommt nämlich auch wieder bei meiner Leberkrankheit vor.
Eiweiß gesamt: 7,44 6,40-8,30
Albumin: 4,8 3,5-5,3
Lipase (37c): 32 13-60
Alpha-Amylase: 42 28-100
TSH: 1,66 0,27-4,20
Eiweiß und Albumin liegen gut. Aber da Du nicht nüchtern warst, muss man das vielleicht etwas einschränken, denn durch Nahrungszufuhr steigen diese Werte natürlich an.
Dennoch denke ich, dass auch im nüchternen Zustand diese Werte noch nicht erniedrigt gewesen wären. Denn sie sinken bei Menschen, die an Muskelmasse verlieren, deutlich ab.
Muskelmasse kann man aus verschiedenen Gründen verlieren, oft eben auch bei Leberkrankheiten.
Ich gehe davon aus, dass Du Fleisch isst, oder?
Denn diese Werte sprechen dafür, dass Du kein Vegetarier zu sein scheinst.
Zum Fleischessen möchte ich sagen, dass Menschen mit Problemen der Leber, der Galle und/oder des Pankreas Fleisch oft nicht gut verstoffwechseln können.
Wenn Fleisch nicht richtig abgebaut werden kann, dann entstehen Fäulnisbakterien. Diese wiederum führen zur Bildung von Ammoniak, was das Gesamtbefinden sehr beeinträchtigt. Ammoniak macht Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen, Benommenheit, etc.
Zu der Zeit, als ich noch Fleisch gegessen habe, hatte ich viel, viel mehr der Probleme, wie Du sie schilderst.
Die von Dir genannten Stuhluntersuchungen beziehen sich leider nicht auf die Darmflora-Zusammensetzung. Das wäre eine interessante Untersuchung bei Dir. Ich vermute aufgrund Deiner Beschwerden, dass Deine Darmflora nicht gesund zusammen gesetzt ist und dass Du vermutlich zu viele Fäulnisbakterien hast.
Vielleicht kannst Du erreichen, dass eine solche Untersuchung der Darmflora noch gemacht wird? Vor allem solltest Du Dich dann vorher so ernähren, wie Du es bisher immer getan hast. Denn nur so kannst Du erkennen, ob evtl. eine gestörte Darmflora mit ursächlich an Deinen Problemen sein kann.
Wenn Fäulnisbakterien vermehrt sind, wird stets empfohlen, das tierische Eiweiß aus Fleisch in der Ernährung deutlich zu reduzieren. Milchprodukte hingegen sind aufgrund anderer günstigerer Aminosäuren eher zu empfehlen, wobei ich aber nicht den Schwerpunkt auf Milchprodukte legen würde. Ich bin der Meinung, dass man sich so abwechslungsreich wie möglich ernähren sollte.
Lipase und Amylase waren an dem Tag der Blutuntersuchung optimal und wenn Du vorher noch gegessen hast, dann waren sie sogar sehr optimal.
Denn durch Nahrungszufuhr steigen diese Werte auch beim Gesunden etwas an.
Das TSH ist wohl schon unter der Behandlung mit Eferoxin gemessen worden?
1,6 sind nämlich noch tolerabel, d. h. mit 1,6 hast Du sicher keine Unterfunktion. Die Normwerte für das TSH sind ja in der Diskussion. Früher hat man erst bei Werten von über 4,0 eine Unterfunktion angenommen. Heute werden schon Werte um ca. 2,5 für verdächtig gehalten.
Zu den Stuhlproben:
Calprotectin: <12,5 <50
Transglutaminase: negativ <20
Antigennachweis: negativ
Salmonellen: negativ
Camphylobacter: negativ
Yerisina: negativ
Shigella: negativ
Diese Werte sind alle unverdächtig.
Beim Camphylobacter sagte mir eine Laborärztin, dass man den in einer normalen Stuhlprobe oft nicht mehr nachweisen kann. Besser wäre es, wenn man dann einen Abstrich (mit Nährmedium) vom Stuhl im Labor untersuchen lässt.
Aber vermutlich hast Du keinen Camphylobacter, denn da hat man sehr wässrige Durchfälle, soweit ich weiß.
Man könnte den Stuhl auf "Ausnutzung" untersuchen:
Dabei wird geprüft, ob Stärke, Fette und Muskelfasern darin nachweisbar ist. Bei Gesunden darf keines davon nachweisbar sein. Bei Dir wäre diese Untersuchung vermutlich aber positiv. Denn so wie Du es schilderst, hast Du unverdaute Rückstände im Stuhl.
Auch kann man, wie ich schon angesprochen hatte, 3 aufeinander folgende Stühle auf Pankreas-Elastase untersuchen.
Ist diese erniedrigt, spräche dies für eine Pankreasschwäche, die aber wiederum auch die Folge von anderen Störungen - wie einer Leberkrankheit - sein kann.
Aber da Du bereits Enzyme für die Bauchspeicheldrüse nimmst, würde sich davon der Befund vielleicht normalisiert haben, d. h. diese Untersuchungen sollte man machen, wenn Du einige Tage zuvor diese Enzyme abgesetzt hast.
So jetzt zu der Frage wegen anderen Medikamenten:
Eferoxin 50mg morgens wg. Schilddrüse
Vitamin C Tablette jeden 2ten Tag
Vitamin D Tablette jeden 2ten Tag
Von Heilpraktikerin wo ich auch in Behandlung bin:
Probicult zum Aufbauen der Darmflora 3x1
Und zu 1x täglich zur Hauptmahlzeit 2 Tabletten Pankrearin Laves 10000 - Verdauungsenzyme wegen dem unverdauten (leichte Besserung)
Diese Mittel sind sicher alle in Ordnung und können Dir mehr oder weniger gut helfen.
Aber wenn es Dir dennoch nicht
wesentlich besser geht, sollte man m. E. weitere Diagnostik betreiben.
Es wurde im Krankenhaus doch sicher auch ein Ultraschall des Oberbauchs gemacht, oder?
Was wurde darin zur Milz und zur Leber ausgesagt?
Waren beide Organe normal groß, d. h. weder zu groß noch zu klein?
Gab es Anhaltspunkte für eine Fettleber im Ultraschall?
So, das waren nun meine Gedanken zu Deinen Werten.
Ìch denke, dass man bei Dir weiter suchen sollte. Vor allem erscheint mir Dein Gewicht deutlich zu niedrig und schon deshalb sollte man versuchen, weitere Ursachen zu finden.
Die Darmspiegelung würde ich machen. Denn vielleicht stellt sich da doch etwas heraus, was Dich weiter bringt.
Ich wurde auch,
falls noch nicht geschehen, Coeruloplasmin und Serum-Kupfer mal bestimmen lassen - möglichst in einem Labor, das diese Werte auch selbst bestimmt und möglichst am Wochenanfang, damit das Blut schnell untersucht wird und nicht übers Wochenende im Labor liegen bleibt.
Dafür solltest aber etliche Tage zuvor kein Zink einnehmen - Du nimmst doch kein Zink ein? Zink würde das Kupfer verfälschen.
Ich habe nun sehr viel geschrieben und wenn Du dazu Fragen hast, so stelle diese mir. Ich schreibe lieber etwas ausführlicher, weil ich denke, dass manche Dinge nur verständlich sind, wenn man diese auch versucht, zu begründen.
lg
margie