Hallo fehlbesiedelung,
> Meinen "Ernährungsfehler" sehe ich darin, dass ich seit der Volljährigkeit
> auf Vollkorn und Vollkorn-lastige Produkte einen weiten Bogen gemacht
> habe, weil es mir nie gut tat, stets Durchfall, Blähungen etc.
Das ist einer der typischen Ernährungsfehler heute (neben dem Verzehr von Auszugsmehlen und Fabrikfette und zuwenig Frischkost). Die Unverträglichkeit ist eigentlich bekannt - sie entsteht nicht durch die Vollkornprodukte selbst, sondern durch den gleichzeitig in der Ernährung vorkommenden Fabrikzucker. Er macht neben Vollkornprodukten bei vielen auch Frischkost unverträglich. Dummerweise muß man ihn dazu nicht einmal gleichzeitig verzehren - bei empfindlichen Menschen wirkt er bis zu fünf Tage nach - so daß man den Zusammenhang oft nicht erkennt. Bruker hat den Zusammenhang als erster entdeckt und beschrieben.
> Als echte Fehlernährung stufe ich meinen exzessiven Konsum von
> Fertigprodukten, "amerikanischem Zuckerwasser" und Süssigkeiten ein.
> Also viel raffinierte Produkte, raffinierter Zucker, Konservierungsstoffe
> deluxe, etc.
Das sehe ich auch so und das erklärt dann auch das folgende:
> Selbst wenn ich eine Liste erstelle, was ich an echten, frischen
> Nahrungsmitteln zu mir nehmen soll, bleibt nur eine handvoll übrig,
> die ich beschwerdefrei konsumieren kann.
> Nehme ich nun Aussagen von div. Fachärzten her, müsste ich
> dennoch alle ernährungsempfohlenen Produkte essen, auch wenn
> es Beschwerden hervorruft, damit keine Allergien entstehen,
> andererseits vertrug ich ja immer weniger und die Vermeidung
> ist auch nicht richtig.
Es wäre sinnvoll, erst einmal die Störfaktoren aus der Ernährung zu werfen, also allen voran den Fabrikzucker. Das ist häufig gar nicht so leicht, weil der Fabrikzucker tatsächlich körperlich und seelisch abhängig macht. Er wirkt im Gehirn auf die gleichen Rezeptoren wie Endorphine. Kalter Entzug ist da manchmal das Beste...
> Die Laborwerte, egal was ich testen lasse, zeigen keine eindeutige
> Richtung wo Mängel vorliegen und genau da liegt die Crux.
Das ist aber zu erwarten. Die Laborwerte zeigen nur einen winzigen Ausschnitt des komplexen Stoffwechselgeschehens und davon auch nur die Momentaufnahme eines dynamischen, sich ständig verändernden Systems. Daraus etwas eindeutiges ableiten zu wollen, ist ähnlich als wolle man den Sieger eines Formel 1 Rennens anhand eines Fotos der Zielgeraden in der ersten Runde ermitteln.

Zudem wirkt sich der Vitalstoffmangel im gesamten Organismus bis auf Zellebene aus und zeigt sich daher nur bedingt in Blutwerten.
> Supplements nehme ich bereits zu mir und es zeigt sich ja, dass
> ich ein paar Kilos zugenommen habe. Ich vermute das Vitamin B6
> scheint es zu sein.
Das Problem bei Nahrungsergänzungen ist, daß sie nicht wirklich funktionieren. Vitalstoffe benötigt der Organismus passend zu den Nährstoffen - sowohl, was die Art, als auch was die Menge angeht. Und es gibt Hunderttausende von Vitalstoffen von denen nur ein winziger Bruchteil überhaupt erst erforscht ist und synthetisch nachgebildet werden kann. Zudem sind viele Vitalstoffe sehr empfindlich gegenüber Licht, Sauerstoff, Hitze, usw. und können daher in Nahrungsergänzungen prinzipiell nicht enthalten sein. Nahrungsergänzungen liefern daher immer einzelne isolierte Vitalstoffe in unpassenden Mengen, unpassenden Verhältnissen und zur unpassenden Zeit. Da der Organismus zur Resorption und Verarbeitung der isolierten Stoffe wieder andere Vitalstoffe benötigt, erzeugt man mit NEM einen relativen Mangel an diesen anderen Vitalstoffen. Man stopft also ein Loch und reißt fünf andere auf.
Ein weiterer Punkt ist, daß der Organismus viele Vitalstoffe nicht oder nur in geringen Mengen speichern kann. B1 bspw. gehört zu diesen Vitalstoffen. Es wird im Rahmen des Kohlenhydratstoffwechsels benötigt, steht aber nie in ausreichenden Mengen für raffinierte Konzentrate wie Fabrikzucker zu Verfügung. Da es auch nur in geringem Umfang gespeichert werden kann, führt Fabrikzucker immer zu einer Verarmung des Organismus an B1 - auch mit Nahrungsergänzungen.
Prinzipiell kann man Ernährungsfehler daher mit Nahrungsergänzungen nicht ausgleichen. Man verschlimmert sie eigentlich sogar.
> Frage ich dich: Was würdest du an meiner Stelle genau tun... :wave:
Erst einmal den Fabrikzucker aus der Ernährung werfen und naturbelassene Öle und Fette einführen. Dann den Frischkostanteil erhöhen und die Auzugsmehle durch Vollkornmehle (und Produkte daraus) ersetzen. Und ein Frischkorngericht einführen.
> Wenn jemand, wie viele in diesem Forum, bereits in die Enge
> getrieben sind mit Intoleranzen und Allergien und defekten
> Transportsystemen, können diese nur schwer auf "gesunde"
> Vegetarierkost umstellen, da würde sich das Beschwerdebild
> noch massivst verschlechtern.
Wenn bestimmte Dinge im Rahmen von Allergien erst einmal nicht vertragen werden, meidet man sie so lange, bis die Allergie nachläßt. Wichtig ist, daß man das macht, was noch möglich ist, sonst kann man den Prozeß irgendwann tatsächlich nicht mehr aufhalten. Wer seine Allergien soweit kultiviert hat, daß er nur noch synthetische Astronautennahrung ohne Probleme verträgt, hat in der Tat schlechte Karten. Man kommt auch da wieder heraus, aber es ist ein ungleich härterer Weg, als rechtzeitig aktiv zu werden.
> Sind die Ratschläge auf Tofu, Soja, Milchprodukte,
Tofu und Sojaprodukte würde ich niemandem empfehlen, es sind hoch verarbeitete Produkte. Milchprodukte kann man verzehren, wenn man sie verträgt. Bei vielen Krankheiten sollte man sie aber meiden, vor allem auch bei Allergien.
> Vollkorn etc tatsächlich nur für gesunde Menschen ausgelegt
> und nicht für Nickel- und andere Allergiker?
Sie gelten prinzipiell für Gesunde wie für Kranke. Der Kranke muß nur manchmal etwas weglassen, bis sein Organismus wieder soweit ist, es beschwerdefrei verarbeiten zu können.
> Wenn Eigelb mehr Proteine enthält als Eiklar, sind dann Kartoffeln,
> Zuccini und Eigelb als Nahrung optimal und Nährstoff-ausreichend?
Eigelb ist tierisches Eiweiß und das sollte man bei Allergien eher meiden. Ansonsten kommte es weniger auf die Art der Nahrung an, sondern auf die Qualität. Kartoffeln lassen sich bspw. nur erhitzt verzehren, das Eiweiß ist dadurch denaturiert und weniger wertvoll, als das native Eiweiß aus einer (unerhitzten) Zucchini in der Frischkost. Der Organismus benötigt natives Eiweiß, deshalb ist die Frischkost so wichtig - auch weil sie noch alle Vitalstoffe unverändert enthält. Sie sollte daher etwa ein Drittel der Gesamternährung ausmachen, bei bereits vorliegenden Krankheiten ist es aber ratsam, den Anteil zu erhöhen. Bei schweren Krankheiten wie bspw. MS kann das bis zur reinen Frischkost über längere Zeit gehen.