Nun, diese alte, unter anderem auch biblische Aussage, hat - so denke ich - ganz viel mit "loslassen" zu tun.
Das denke ich auch. Deshalb wäre das Loslassen von solchen Glaubenssätzen auch nicht verkehrt. Erst wenn man völlig losgelöst ist von dem, was als richtig und gut oder auch als nicht förderlich erachtet wird, ermöglicht dies nach meinem Gefühl eine optimale Wahrnehmung des anderen und man wird intuitiv in die Lage versetzt, ausgleichend zu wirken und sich selbst weiterzuentwickeln.
Ich denke, wir Menschen brauchen einfach Bilder und wir fertigen sie unaufhörlich an, ob wir wollen oder nicht. Was wir daraus machen ist ganz individuell. Konstantin Wecker hat das Prinzip des sich stetig verändernden Bildes und den Umgang damit wunderbar in einem Gedicht beschrieben, wie ich finde:
An den Freund
Kann ich vereinzelt eine neue Regung
ein Ungewohntes deines Wollens nicht verstehen
dann bleibt mir nur, diese Bewegung
in mir zu suchen und mit dir zu gehen.
Denn was ich von dir weiß, ist niemals mehr
als ich von meinem Wesen will und kenne
und alles, was ich an dir ungefähr
oder gar falsch und unbewiesen nenne
ist nur ein Dunkelsein in mir. Ich spüre
wie sich dein Bild mit mir beständig formt
nur in dem Maß, wie ich mich jeweils sehe.
Ob ich dich finde, ob ich dich verliere -
du bleibst mir nur nach dieser Form genormt:
die ich bestimme und mit der ich überstehe.
Viele Grüße
Anne B.