Themenstarter
- Beitritt
- 10.07.11
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- 158
Hallo zusammen,
möchte mal gerne die Geschichte Frau Mama (heute Anfang 80) an Euch loswerden. Ich bin gerade echt frustriert.
Also - damit es nicht zu lange wird in Stichworten. Ganz früher war sie eigentlich ganz "normal", allerdings ein recht nervöser Typ. Über Kleinigkeiten konnte sie sich aufregen, also stressmäßig, wenn irgendwas ihr zuviel wurde, wobei das Level eher niedrig war. Sie hatte mit meiner Geburt aufgehört zu arbeiten (da war sie Mitte 30) und hat ab und an mal eine kurze Vertretung gemacht. Sie sagte immer, sie hätte im Haushalt (der aus meinem Vater und mir und ihr natürlich bestand) soviel zu tun, dass sie dafür keine Zeit habe. Sie hat in der Tat auch alles selbst gemacht, gewascht, gekocht, geputzt, einkaufen, es war immer alles tiptop. Im Haus wohnte noch meine Großmutter, die sich allerdings noch lange Jahre in eigener Wohnung selbst versorgt hat.
In meiner Teenie-Zeit erinnere ich mich an eine ständig misstrauische Mutter, ob ich mich an ihre Gebote und Verbote auch nur ja halte.
Später habe ich aus gesundheitlichen Gründen auch weiter im Haus (eigene Wohnung) gelebt, ich hatte ein angeborenes Herz-Problem, das lange unentdeckt blieb und daher nicht behandelt werden konnte. Meine Mutter fuhr mich zwar zu Ärzten, war aber immer der Meinung, dass ich mir das alles nur einbilden würde irgendwie. Ich hatte einmal dermaßen Herzprobleme, dass ich selbst den Notarzt gerufen habe. Ich hatte sie gebeten es für mich zu tun, aber sie meinte, ich leide an Einbildung und löste ihr Kreuzworträtsel weiter. Mein Puls in der Situation übrigens bei weit über 200, der Notarzt hat mich gleich auf die Intensivstation gesteckt. Dann hat sie mir auch tatsächlich plötzlich geglaubt.
In diesen Jahren war sie recht aktiv, sie hatte mehrere Gruppen, die sie besuchte (tanzen usw.). Kurios war, dass sie all die Jahre praktisch nie Besuch bekam. Nur wenn jemand mal durch Zufall ins Haus kam. Angeblich könne sie niemanden ins Haus lassen, weil ja aus den und den (völlig vorgeschobenen Gründen) nicht aufgeräumt wäre. Das war aber immer völliger Quatsch. Es war immer sauber, immer gepflegt und das, was so herumstand, war eigentlich völlig normal.
Im Laufe der Jahre und des Älterwerdens hat sie dann mehr und mehr von diesen Gruppen drangegeben. Der letzte im Boot blieb ich sozusagen. Der Vater ist leider schon lange tot. Sie geht nirgendwohin, sie ruft niemanden an (freut sich allerdings sehr, wenn sie angerufen wird).
Jetzt hat sie sich schon mehrere Brüche zugezogen, die letzten beiden innerhalb von vier Monaten. Sie will dann immer angeblich wieder vor die Haustür, wenn es ihr besser geht. Gut, dass mit den Brüchen ist jetzt echt totales Pech. Aber ihr Hauptproblem ist ihre Sturheit und Unvernunft. Sie weiß alles besser, natürlich wie sie wieder ans Gehen kommt (Aus leider aufgetretenen Gründen ist sie damals nicht in Reha gekommen.), dass sie, trotz Gehproblemen, ständig durch die Wohnung läuft, die nur so vor Stolperfallen wimmelt. Die dürfen aber nicht entfernt werden, weil es war immer alles so und muss auch immer alles so bleiben. Sie weigert sich sich alternative Beschäftigungen zu suchen. Wäsche waschen und Hausarbeit war immer ihr Hobby, also ist es das auch jetzt. Sie hat Augenprobleme, andere Leute benutzen Sehhilfen oder ein Hörgerät, wenn es mit den Ohren nicht mehr so klappt. Sie fragt ob es denn für die Augen keine Pille gibt, wenn sie hört, dass sie mit Hilfe von Sehhilfen und den und den Übungen was erreichen kann, blockt sie sofort ab. Eine Pille wäre einfacher. Und auf den Ohren hat sie es auch nicht, die anderen sprechen halt nur so schlecht. Tja und mit Reha will sie bis heute nichts zu tun haben, Frau XYZ brauchte die schließlich auch nicht. Nachher wollen die noch, dass sie da schwimmen geht.
Ach ja, dann hat sie noch so ein paar Ticks. Duschen und baden - braucht sie seit Jahren nicht, waschen reicht. Neue Sachen kaufen? Nee, hat man nicht nötig, das alte (was aus dem Leim fällt) geht noch. Am Geld liegt es nicht.
Es gibt einen bestimmten Grad an Vergesslichkeit, hauptsächlich Kurzzeitgedächtnis, aber keine ausgeprägte Demenz. Was auch noch auffällt ist eine starke emotionale Kühle. Mitleid zeigen? Geht nicht.
Sie macht nur (soweit es geht) Hausarbeit. Damit meine ich nicht, dass sie 40 Stunden pro Woche außer Haus arbeiten soll. Es geht einfach darum, dass das ihr Hauptaugenmerk ist und das war es dann auch. Wenn jemand anruft, freut sie sich. Sie ruft niemanden an. Sie hat mal im KKH gelegen und Besuch bekommen. Sie hatte aber vorher verkündet sie will keinen und es sollen nur ja alle dableiben. Eine Dame ist doch gekommen und wollte ihr was gutes tun. Die hat sie dermaßen angeschnauzt und fertig gemacht, dass die daraufhin einen Blutdruck von an die 200 hatte und fertig mit der Welt war.
Auch möchte sie dort nicht angerufen werden. Sie sagt, dann muss ich denen ja immer die gleiche Story erzählen, da hab ich keinen Bock drauf.
Ist sie aus dem KKH raus, hat sie sich glatt gewundert, dass keiner kommt bzw. anruft.
Hat jemand eine Idee, worauf das passt und wie zu helfen ist? Also - ganz ehrlich - mir alleine wird das zuviel. Aber wo fange ich an - hat sie was körperliches (Form von Demenz, die sich anders zeigt), was psychisches (wer ist dafür zuständig?). Weil, wenn es nach ihr geht, braucht sie ja nichts. Egal, ob gerade was gebrochen ist, sie will nur nach Hause und ihr Leben weiterleben und das auch noch irgendwie ohne Pflegedienst, ohne Hilfe usw. usf. Ach ja, wenn es geht sollte ich das rund um die Uhr machen.
Danke für sachliche Anregungen und Ideen im voraus.
möchte mal gerne die Geschichte Frau Mama (heute Anfang 80) an Euch loswerden. Ich bin gerade echt frustriert.
Also - damit es nicht zu lange wird in Stichworten. Ganz früher war sie eigentlich ganz "normal", allerdings ein recht nervöser Typ. Über Kleinigkeiten konnte sie sich aufregen, also stressmäßig, wenn irgendwas ihr zuviel wurde, wobei das Level eher niedrig war. Sie hatte mit meiner Geburt aufgehört zu arbeiten (da war sie Mitte 30) und hat ab und an mal eine kurze Vertretung gemacht. Sie sagte immer, sie hätte im Haushalt (der aus meinem Vater und mir und ihr natürlich bestand) soviel zu tun, dass sie dafür keine Zeit habe. Sie hat in der Tat auch alles selbst gemacht, gewascht, gekocht, geputzt, einkaufen, es war immer alles tiptop. Im Haus wohnte noch meine Großmutter, die sich allerdings noch lange Jahre in eigener Wohnung selbst versorgt hat.
In meiner Teenie-Zeit erinnere ich mich an eine ständig misstrauische Mutter, ob ich mich an ihre Gebote und Verbote auch nur ja halte.
Später habe ich aus gesundheitlichen Gründen auch weiter im Haus (eigene Wohnung) gelebt, ich hatte ein angeborenes Herz-Problem, das lange unentdeckt blieb und daher nicht behandelt werden konnte. Meine Mutter fuhr mich zwar zu Ärzten, war aber immer der Meinung, dass ich mir das alles nur einbilden würde irgendwie. Ich hatte einmal dermaßen Herzprobleme, dass ich selbst den Notarzt gerufen habe. Ich hatte sie gebeten es für mich zu tun, aber sie meinte, ich leide an Einbildung und löste ihr Kreuzworträtsel weiter. Mein Puls in der Situation übrigens bei weit über 200, der Notarzt hat mich gleich auf die Intensivstation gesteckt. Dann hat sie mir auch tatsächlich plötzlich geglaubt.
In diesen Jahren war sie recht aktiv, sie hatte mehrere Gruppen, die sie besuchte (tanzen usw.). Kurios war, dass sie all die Jahre praktisch nie Besuch bekam. Nur wenn jemand mal durch Zufall ins Haus kam. Angeblich könne sie niemanden ins Haus lassen, weil ja aus den und den (völlig vorgeschobenen Gründen) nicht aufgeräumt wäre. Das war aber immer völliger Quatsch. Es war immer sauber, immer gepflegt und das, was so herumstand, war eigentlich völlig normal.
Im Laufe der Jahre und des Älterwerdens hat sie dann mehr und mehr von diesen Gruppen drangegeben. Der letzte im Boot blieb ich sozusagen. Der Vater ist leider schon lange tot. Sie geht nirgendwohin, sie ruft niemanden an (freut sich allerdings sehr, wenn sie angerufen wird).
Jetzt hat sie sich schon mehrere Brüche zugezogen, die letzten beiden innerhalb von vier Monaten. Sie will dann immer angeblich wieder vor die Haustür, wenn es ihr besser geht. Gut, dass mit den Brüchen ist jetzt echt totales Pech. Aber ihr Hauptproblem ist ihre Sturheit und Unvernunft. Sie weiß alles besser, natürlich wie sie wieder ans Gehen kommt (Aus leider aufgetretenen Gründen ist sie damals nicht in Reha gekommen.), dass sie, trotz Gehproblemen, ständig durch die Wohnung läuft, die nur so vor Stolperfallen wimmelt. Die dürfen aber nicht entfernt werden, weil es war immer alles so und muss auch immer alles so bleiben. Sie weigert sich sich alternative Beschäftigungen zu suchen. Wäsche waschen und Hausarbeit war immer ihr Hobby, also ist es das auch jetzt. Sie hat Augenprobleme, andere Leute benutzen Sehhilfen oder ein Hörgerät, wenn es mit den Ohren nicht mehr so klappt. Sie fragt ob es denn für die Augen keine Pille gibt, wenn sie hört, dass sie mit Hilfe von Sehhilfen und den und den Übungen was erreichen kann, blockt sie sofort ab. Eine Pille wäre einfacher. Und auf den Ohren hat sie es auch nicht, die anderen sprechen halt nur so schlecht. Tja und mit Reha will sie bis heute nichts zu tun haben, Frau XYZ brauchte die schließlich auch nicht. Nachher wollen die noch, dass sie da schwimmen geht.
Ach ja, dann hat sie noch so ein paar Ticks. Duschen und baden - braucht sie seit Jahren nicht, waschen reicht. Neue Sachen kaufen? Nee, hat man nicht nötig, das alte (was aus dem Leim fällt) geht noch. Am Geld liegt es nicht.
Es gibt einen bestimmten Grad an Vergesslichkeit, hauptsächlich Kurzzeitgedächtnis, aber keine ausgeprägte Demenz. Was auch noch auffällt ist eine starke emotionale Kühle. Mitleid zeigen? Geht nicht.
Sie macht nur (soweit es geht) Hausarbeit. Damit meine ich nicht, dass sie 40 Stunden pro Woche außer Haus arbeiten soll. Es geht einfach darum, dass das ihr Hauptaugenmerk ist und das war es dann auch. Wenn jemand anruft, freut sie sich. Sie ruft niemanden an. Sie hat mal im KKH gelegen und Besuch bekommen. Sie hatte aber vorher verkündet sie will keinen und es sollen nur ja alle dableiben. Eine Dame ist doch gekommen und wollte ihr was gutes tun. Die hat sie dermaßen angeschnauzt und fertig gemacht, dass die daraufhin einen Blutdruck von an die 200 hatte und fertig mit der Welt war.
Auch möchte sie dort nicht angerufen werden. Sie sagt, dann muss ich denen ja immer die gleiche Story erzählen, da hab ich keinen Bock drauf.
Ist sie aus dem KKH raus, hat sie sich glatt gewundert, dass keiner kommt bzw. anruft.
Hat jemand eine Idee, worauf das passt und wie zu helfen ist? Also - ganz ehrlich - mir alleine wird das zuviel. Aber wo fange ich an - hat sie was körperliches (Form von Demenz, die sich anders zeigt), was psychisches (wer ist dafür zuständig?). Weil, wenn es nach ihr geht, braucht sie ja nichts. Egal, ob gerade was gebrochen ist, sie will nur nach Hause und ihr Leben weiterleben und das auch noch irgendwie ohne Pflegedienst, ohne Hilfe usw. usf. Ach ja, wenn es geht sollte ich das rund um die Uhr machen.
Danke für sachliche Anregungen und Ideen im voraus.