Die sieben Tugenden - Was ist eine Tugend?

. . . Abkürzungen zu benutzen könnte vielleicht auch schon fast eine Untugend sein, denn wer sollte in diesem Zusammenhang hier unbedingt und sofort wissen, "wer" oder auch "was" HvB ist?

Gerd

Hallo Gerd,

schön, daß Du mein posting gefunden hast. Dir brauche ich doch nicht ausführen, wer mit HvB gemeint ist, oder?
Aber, Du hast recht, ich habe nicht weiter nachgedacht.

In diesem Fall war meine Untugend "Gedankenlosigkeit". Die kommt aber bei Hildegard von Bingen nicht vor. Die Gedankenlosigkeit ist ein Leiden, das besonders schon etwas ältere Mitmenschen manchmal haben. ;)

Ich will mich bessern.

Wahrnehmerin
 
Lieber León,

als Kind habe ich nur erzählt bekommen, was ich zu glauben und für gut zu befinden habe. Der Joke an dieser Nummer war, daß es mich nie so berührt hat, wie es nötig gewesen wäre, um mich zu brechen.

Wohl aber stand auch fest, daß das, was man mir nahelegte, meinem inneren Bedürfnis widersprach und ich auf den Straßen sah, daß es der falsche Weg dieser Artgenossen war.

Mein größtes Problem war über lange Jahre, den daraus resultierenden inneren Mißmut der permanenten gesellschaftlichen Lügen zu bändigen.

Nun, heute ist mein Feuer des Herzens gezähmt.
Damit einhergehend paßten sich die anderen 6 Feuer (Todsünden) an.

Zum Ganzen gehören beide Teile. Wenn einem das eine begegnet, gilt es mit dem natürlichen Gegenstück zu kontern, um die seelische Spannung zu neutralisieren.

IN = Negativ -> | <- Positiv = OUT (Sänfte, die Wunde stillen)
IN = Positiv -> | <- Negativ = OUT (Mahnung, keine Gewalt)

Vor uns liegt eine gewaltige Summe an Herausforderungen, bei der sich eine Auseinandersetzung mit realen Inhalten und Verständnissen nicht vermeiden läßt. Die angesprochene Maßlosigkeit ist ein besonders wesentlicher Faktor. Doch offenbart er bei genauerem Hinsehen nichts als der Sehnsucht nach den Grundbedürfnissen eines jeden.

So schaukelten sich unvorstellbare Potentiale in Wogen auf, derer es sich nur mit Ruhe und Verstand glätten lassen.


liebe Grüße
der Postbote
 
Hallo,

passt es hier?

Das steht auf meinem heuigen Kalenderblatt:

Es kann niemand
angenehm leben,
wenn er nicht zugleich
sittlich gut lebt.
(seneca)

Unter sittlich gut verstehe ich das Einhalten der Tugenden, zumindest das stetige Bemühen darum. Also meine ich - es passt hier. :)

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Hallo Hexe,

ja ich finde, dass das hervorragend hierher passt! :) Nach meinem Verständnis berührt es die Tugend der Mäßigung und auch noch ein paar andere.

Die frage bleibt wohl, was ist das "sittlich gut zu leben", bzw. wie füllt man diese Begrifflichkeit heute mit Inhalt?

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hallo Hexe,

ja ich finde, dass das hervorragend hierher passt! :) Nach meinem Verständnis berührt es die Tugend der Mäßigung und auch noch ein paar andere.

Die frage bleibt wohl, was ist das "sittlich gut zu leben", bzw. wie füllt man diese Begrifflichkeit heute mit Inhalt?

Herzliche Grüße von
Leòn

Hallo Leon,

jetzt habe ich schon das 2x eine Antwort vorbereitet, bin auf Vorschau gegangen, habe Texte aus meiner Wordkartei eingegeben und wie ich noch etwas verbessern wollte, war alles weg. :traurigwink:

Jetzt warte ich mal bis morgen :sleep:


Wahrnehmerin
 
Hallo Wahrnehmerin,

schade! Na, dann gedulden wir uns noch bis morgen! :)

(Off Topic: Wegen des Problems: symptome.ch/v(b)board/technische-fragen/57142-bermuda-dreieck-fuer-beitraege-2.html#post348027 )

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Hexe,

ja ich finde, dass das hervorragend hierher passt! :) Nach meinem Verständnis berührt es die Tugend der Mäßigung und auch noch ein paar andere.

Die frage bleibt wohl, was ist das "sittlich gut zu leben", bzw. wie füllt man diese Begrifflichkeit heute mit Inhalt?

Herzliche Grüße von
Leòn


Hallo Leon,

Kann es überhaupt eine Tugend ohne den Gegenbegriff des Lasters geben?

Die Auseinandersetzung ist uns Menschen einfach aufgegeben.
Das hat was mit dem "Sündenfall" zu tun, bei dem der Verstand und die freie Entscheidung hin zum Guten oder Bösen aufkam.

Der Sündenfall ist ja ein ziemliches Streitobjekt und wird als Akt im "Großen Welttheater" abgetan, aber findet der Sündenfall nicht tagtäglich immer wieder aufs Neue statt?

Die Entscheidung ist es, daran scheiden sich die Geister.

Wenn ich also versuche sittlich sauber zu leben, muß ich mich mit den Lastern befassen. Vor allem mit meinen eigenen Lastern, da komme ich nicht drum herum. Wenn ich davon ablassen kann, greift plötzlich automatisch die dazu gehörende Tugend in mein Leben ein, denn zwischen den beiden gibt es keinen Zwischenraum, sie sind wie Siamensische Zwillinge aneinander gebunden. Wenn ich versuche die Beiden ins Gleichgewicht zu bringen, bin ich auf dem Weg, der mir immer mehr Gesundheit schenkt.

Ich habe mir einmal die Mühe gemacht aus den 35 Möglichkeiten Gruppen zu bilden, weil da erkennt man plötzlich, daß die Laster sogar Familien bilden können, die zu einem Verhaltensmuster entarten können.

Es gibt Laster, die aktiv betrieben werden:

Weltliebe, Ausgelassenheit, Vergnügungssucht, Zorn, Ausschweifung, Schlemmerei, Lüge, Streitsucht, Maßlosigkeit, und Hochmut.


eher passive Laster sind z.B.

Herzenshärte, Feigheit, Engherzigkeit, Gottlosigkeit, Schwermut, Verstocktheit, Verzweiflung, Stumpfsinn.


Laster von denen man getrieben wird:
Mißgunst, Ruhmsucht, Ungehorsam, Unglaube, Wollust, Ungerechtigkeit, Unbeständigkeit, Sorge für das Irdische, Habsucht, Zwietracht, Spottsucht, Umherschweifen, Magische Kunst.

Die einen Laster schaden den Mitmenschen und der Gemeinschaft, die anderen schaden dem Menschen selbst und zwar leidet nicht nur seine Seele darunter sondern er wird auch davon krank. Zum Leidwesen der Betroffenen kommt auch noch die Tatsache zum Tragen, daß ein Mensch, der einem dieser Laster frönt, seinem Mitmenschen ein anderes Laster aufdrücken kann z.B. Die Ungerechtigkeit einen anderen zur Verzweiflung bringen kann.

So, jetzt gibt es sicher genug Stoff zur Diskussion. Unsere Familie hat einmal einen ganzen Feriensommer lang an modernen Begriffen zu diesen Lastern herumgearbeitet. Das hat unser Verständnis füreinander sehr auf Vordermann gebracht.

Wahrnehmerin
 
Hallo Wahrnehmerin,

du hast mit deinem interessanten Beitrag wirklich für viel Stoff zum diskutieren gesorgt. :)

Wenn ich also versuche sittlich sauber zu leben, muß ich mich mit den Lastern befassen. Vor allem mit meinen eigenen Lastern, da komme ich nicht drum herum.
Das sehe ich auch so. Anders wird es wohl nicht gehen. Zuerst muss ich meiner Meinung nach eine für mich gültige Definiton für die einzelnen Tugenden haben, was für mich sittlich und Tugend bedeutet.
Dann muss ich schauen wo ich gerade stehe, und dann kann ich beginnen anzugleichen. Täglich, stündlich, immer und überall.
Was ich dabei für mich ganz wichtig finde: wenn sich im Laufe meiner Aufmerksamkeit herausstellt, dass meine Leben, mein Handeln, Reden und Denken ziemlich weit entfernt von meinem Ziel, die Tugenden zu leben, ist, ( und dazu wird es zwangsläufig bei den meisten kommen die dabei auch ehrlich zu sich sind) dann darf ich nicht die Tugenden zu mir "herunterbiegen", um den Abstand zu verringern. Sondern ich muss mich dahin strecken. Was bei weitem mühsamer ist, und so manchesmal auch frustrierend. Aber nur so bleibt das ursprüngliche Ziel erreichbar und geht nicht verloren.

Wenn ich davon ablassen kann, greift plötzlich automatisch die dazu gehörende Tugend in mein Leben ein, denn zwischen den beiden gibt es keinen Zwischenraum, sie sind wie Siamensische Zwillinge aneinander gebunden.
Dasselbe ist wohl auch gemeint wenn man im Buddhismus zum Beispiel davon redet, dass ein Erwachter keine Achtsamkeit mehr auf die Tugend richten muss. Das heisst dann nämlich nicht, bei ihm ist es egal ob er die Tugendregeln einhält. Das heisst im Gegenteil, es gibt keinerlei Hang, Drang oder Rest einer Untugend bei ihm, keinerlei Spur eines Lasters. Darum ist auch keinerlei Aufmerksamkeit in dieser Richtung mehr nötig, denn er kann gar nicht mehr anders als tugendhaft handeln.

Hast du diese Einteilung selbst gemacht?
Was unterscheidet diese Laster "von denen man getrieben wird" von den anderen? Was macht da den Unterschied aus?

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Hallo Hexe,

Ich freue mich, daß Du bereits in die Diskussion einsteigst und mir so gute Vorlagen gibst. Daß Du genau so wie Hildegard es sieht, die Laster anschauen und die Tugenden ins Auge fassen würdest.

Zu sehen, wo man im Leben steht um eine Erkenntnis zu gewinnen und eventuell einen Neuanfang zu bewerkstelligen, das ist etwas sehr anstrengendes und manchmal auch beängstigend.

Aber was tut man nicht alles, um einem Leidensweg, auf dem man sich befindet, eine andere Richtung zu geben. Und darum geht es ja bei der Suche nach Erlösung von manchem Übel.

Sehr gut gefallen mir Deine Begriffe Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. Diese Beiden sind auf dem Weg der Läuterung unbestechliche Begleiter. Jeder Schritt will vorher bedacht sein, Vorsicht ist geboten, Überall lauern Fallstricke, in das alte Verhaltensmuster zurückzugleiten.

Es ist nicht so schwer, wie Du meinst und mühsam ist es auch nicht so sehr, wenn Du die Tugend der Reue in Dein Leben hineinnimmst. Die Reue ist bei Hildegard eine der wichtigsten Tugenden, die eine Zessur schafft, eine Möglichkeit zum Atemholen und zum überdenken der momentanen Situation.

Nehmen wir das schöne Wort "Zerknirschung". das drückt aus, wie sehr es uns leid tut, was wir getan haben. Wir senken dabei den Kopf, Scham kommt vielleicht auf, und wir bekommen einen roten Kopf dabei. Das durchblutet das Gehirn und neues Denken kann beginnen. Wenn dann auch noch Tränen fließen, ist das reinigend.

Du schreibst oben -
Dasselbe ist wohl auch gemeint wenn man im Buddhismus zum Beispiel davon redet, dass ein Erwachter keine Achtsamkeit mehr auf die Tugend richten muss. Das heisst dann nämlich nicht, bei ihm ist es egal ob er die Tugendregeln einhält. Das heisst im Gegenteil, es gibt keinerlei Hang, Drang oder Rest einer Untugend bei ihm, keinerlei Spur eines Lasters. Darum ist auch keinerlei Aufmerksamkeit in dieser Richtung mehr nötig, denn er kann gar nicht mehr anders als tugendhaft handeln.


Hildegard hält sehr viel von "Meditare" - in die Mitte gehen - und das ist ja auch das, was bei den Buddhisten geübt wird.

Danke für Deine Antwort, sie hat mich sehr inspiriert

Ob ich die Einteilung zu den Tugenden selber gemacht habe? sag ich ja, es war ziemlich leicht, nachdem wir in den Ferien schon vorgearbeitet hatten.

Was unterscheidet diese Laster "von denen man getrieben wird" von den anderen? Was macht da den Unterschied aus?

Darf ich darauf das nächste Mal antworten? dazu gibt es mehr zu sagen.

Im Anhang findest Du die Reue und die Verschlossenheit.
Ich finde die beiden ein wunderbares Gegensatzpaar, Du nicht?

Liebe Grüße

Wahrnehmerin
 

Anhänge

  • 28 Reue=Zerknirschung.JPG
    28 Reue=Zerknirschung.JPG
    240.9 KB · Aufrufe: 5
  • 28 Verschlossenheit.JPG
    28 Verschlossenheit.JPG
    245.7 KB · Aufrufe: 5
Hallo Wahrnehmerin,

Darf ich darauf das nächste Mal antworten? dazu gibt es mehr zu sagen.
gerne. :)

Nehmen wir das schöne Wort "Zerknirschung". das drückt aus, wie sehr es uns leid tut, was wir getan haben. Wir senken dabei den Kopf, Scham kommt vielleicht auf, und wir bekommen einen roten Kopf dabei. Das durchblutet das Gehirn und neues Denken kann beginnen. Wenn dann auch noch Tränen fließen, ist das reinigend.
Ja, die Reue, wenn sie denn echt ist, hilft sehr. Denn alles was man im Nachhinein bereut, wird man versuchen besser zu machen. Beim nächsten Mal.
Und immer geht es darum, dass man einsieht dass der neu eingschlagene Weg besser ist. Auch und vor allem für einen selber. Denn wenn man Energie aufbringt um etwas zu ändern dann nur, wenn man überzeugt davon ist, dass diese Veränderung von Vorteil ist. Und es wäre gelogen würde ich behaupten, ich täte es nur zum Vorteil für andere. Denn ein Mensch Kann das auf Dauer nicht tun, Handeln dass nur andere Vorteile haben, und er selber daraus Nachteile hat.
Das Schöne an den Tugenden ist aber doch, dass man durch ihre Einhaltung Vorteile für alle erreicht, für sich selber mindestens genauso wie für andere.

Der erste Schritt, zur Umsetzung der Tugendübung, muss also sein: die richtige Ansicht/Einsicht, das Wissen um die Vorteile.

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Zuletzt bearbeitet:
Deine Frage war:

Was unterscheidet diese Laster "von denen man getrieben wird" von den anderen? Was macht da den Unterschied aus?

Ich versuche es einmal so zu beantworten:

Die 35 Gegensatzpaare der Tugenden und Untugenden sind in der Sittenlehre Hildegards eingeteilt von Kopf bis Fuß.
Das bedeutet, daß bestimmten Fehlhaltungen, bestimmte Körperregionen zugeordnet sind, die bei einer zu starken Beanspruchung durch das entsprechende Laster in Mitleidenschaft gezogen werden können.

Zu stark, kann also auch ein Laster einwirken, das von einem Mitmenschen auf einen anderen ausgeübt wird. Erstaunlich ist, daß dann automatisch das nächste Laster erzeugt wird, was man im Kreis der Tugenden und Laster genau nachverfolgen kann.

Außerdem teilt sie die Gegensatzpaare in Gruppen ein, die den Lebensaltern der Menschen entsprechen: Vorgeburtlich (Kopfregion), Kindheit (Halsregion), Jugend (Brustregion), Reife (Bauch und Unterleibregion) Alter (die Hüfte und Schenkelregion) und Greisenzeit (Füße).

Anhand dieser Einteilung kann man sich schon einmal "abhorchen", wozu man gehört und wo es bei der Gesundheit hakt.

Vorgeburtlich können zukünftige Eltern eine Menge tun, daß sie ein Kind vor Umweltschäden bewahren.

In der Kindheit sollen die Sinne geübt werden, damit sie unter der Anleitung liebevoller Eltern die richtigen Assoziationen hervorrufen können.

In der Jugend sind z.B. die Lehrer ein wichtiger Faktor zur Pflege eines Heranwachsenden und seiner Gemütsbewegungen.

Dem reifen Menschen sollte es möglich gemacht werden in ein gesundes Arbeitsverhältnis einzusteigen, bei dem der Chef, die Mitarbeiter und Kollegen untereinander pflegliche Verhaltensformen betreiben.

Der Mensch im Alter braucht Respekt und Anerkennung für seine Lebensleistungen von den Jüngeren.

Der Greis ist abhängig von einer Umsorgung die ihm sein Alter erleichtern und mit seinen weniger werdenden Verständigungsmöglichkeiten umgehen kann.

Das sind viele Anforderungen, die zum Teil unmöglich sind erfüllt zu werden, aber man sollte es wenigstens versuchen.

Alles, was diesen menschlichen Idealen entgegengesetzt ist, fällt in den Bereich der Laster, die einen anderen Menschen in wiederum in ein Laster hineintreiben, das er vielleicht nicht hätte, wenn die Sache anders gelaufen wäre.

Das Rad ist in der Lehre Hildegards ein Symbol dafür, daß alles immer im Kreis geht und zwar von den Eltern auf die Kinder übergreift. Also sind die Kinder, im Falle der Machtausübung der Eltern auf sie die Leidtragenden, die ausbaden müssen, was die Eltern ihnen in ihrer Seele antun. Der Unterschied ist also, ob Macht ausgeübt wird, oder Liebe greifen darf. Man darf nur nicht vergessen, daß auch die Eltern einmal Kinder waren und ebenfalls unter Erziehungfehlern leiden mußten.

Es wäre zu wünschen, wenn es bei einem Familienmitglied droht (Übertreibung), daß ein Laster aus dem Ruder läuft, daß sich Eltern und Kinder einmal zusammensetzen und besprechen, was da falsch läuft. Hier finde ich die Technik der Familienaufstellung eine sehr gute Lösung

In den Seminaren, die ich betreut habe hatten einige Teilnehmer solche Gespräche und sind geläutert daraus hervorgegangen. Alle haben mir bestätigt, daß es die Reue war, die sie wieder ins Lot gebracht hat.

Ein Satz Hildegards ist hier am Platz wichtig:

"Bewegt Freude oder Kummer des Menschen Herz, dann werden die kleinen Gefäße seines Gehirns, der Brust und auch der Lunge erschüttert. Die Äderchen der Brust und der Lunge senden ihre Säfte nach oben zu den Äderchen des Gehirns, welche sie aufnehmen und die Augen überschwemmen. Und so schenken sie dem Menschen die Tränen. Aus Seufzen und Tränen erhebt sich die grünende Lebenskraft der Reue."

Die Reue ist die Leuchte der Seele.

Das einmal, liebe Hexe zu Deiner Frage, deren Antwort ich verschoben hatte.
Bis bald

Wahrnehmerin
 
Zuletzt bearbeitet:
Leòn hat die Frage gestellt:
Die frage bleibt wohl, was ist das "sittlich gut zu leben", bzw. wie füllt man diese Begrifflichkeit heute mit Inhalt?
Ich weiss ja nicht ob sie rein rhetorischer Natur war ;)
aber ich würde da gerne was dazu schreiben.
Denn alle Worte über Tugend bleiben Worte, wenn man diese nicht mit Leben füllt. Alles was wir nicht zu unserem eigenen Leben machen bleibt uns gegenüber, können wir nur betrachten und nicht leben.

Tugendregeln gibt es in jeder Religion, sie sind sich auch ziemlich ähnlich.
Die Begründungen, warum man Tugen "üben" soll können da aber recht unterschiedlich ausfallen.

Ich möchte hier einmal einen verstorbenen buddhistischen Lehrer, Paul Debes, zitieren. Mit freundlicher Genehmigung seiner Ehefrau, Ingetraud Anders-Debes. :)
Von seinem Herzen her befindet sich der Sinnendinge Begehrende in einer finsteren Höhle, und da sind alle Begegnungserlebnisse, wodurch Begehrungen befriedigt werden, zu vergleichen mit einem kurzen Sreichholzlicht, das für einen Augenblick Helligkeit schafft. Ohne die tausend sinnlichen Befriedigungen fühlt sich der Begehrende wie in der dunklen, kalten Höhle.
Der Erwachte zeigt in seiner gesamten Belehrung, dass der Mensch, je dumpfer und dunkler und bitterer sein eigener Zustand ist, umso mehr nach draussen jagt, um durch die tausend Begegnungen Ablenkung, und dazu möglichst Erfreuliche, zu erleben. Da empfehlen nun der Buddha und Jesus die Übung in der Tugend, in der Nächstenliebe und in der Sanftmut. Diese Übung, wenn sie über Jahre und Jahre unbeirrt durchgeführt wird, ist zu vergleichen mit einem Mann, der sich in der Höhle vorwärts tastet und sich einem Schacht nähert, der nach oben führt in die helle Natur. Je näher er dem Schacht kommt, umso mehr gelangt er aus seiner tiefen Dunkelheit in eine allmähliche Dämmerung, bis er unter die Schachtöffnung gelangt, wo das helle Licht hereinbricht. Das ist die Erhellung des Herzens und des Gemüts. So wie dieser kein Streichholzlicht mehr braucht, so braucht einer, dessen Herz hell geworden ist, nicht mehr die Sensationen. Er hat nun diesen inneren, hellen, warmen Klang entdeckt, er erspürt, was an diesem Klima wohltuend und gut und was noch übel, kalt und dunkel ist.
In diesem Sinne sagt zum Beispiel Meister Ekkehart:
Wer Geduld hat und den Weg in rechter Weise beschreitet, der findet in der Tugend und in der Herzensläuterung genug an Honig und Süße, um mit dieser Wegzehrung Traurigkeit und Trägheit zu überwinden.
Und Schopenhauer sagt:
Moralische Trefflichkeit beglückt unmittelbar, indem sie tiefen Frieden des Innern und beruhigte Stimmung gibt.
Zitat aus "Wissen und Wandel" herausgegeben vom buddhistischen Seminar)

Es sind wohl zwei Schritte nötig um Tugend zu leben:
erstens muss ich wissen warum ich das überhaupt tun will. Ich brauche ein Ziel, nur so bleibt meine Motivation über lange Zeit bestehen.
Zweitens muss ich diese Tugend, deren Sinn ich nun bejahe und mein Ziel anvisiert habe, dann "nur" noch umsetzen und üben.

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Es sind wohl zwei Schritte nötig um Tugend zu leben:
erstens muss ich wissen warum ich das überhaupt tun will. Ich brauche ein Ziel, nur so bleibt meine Motivation über lange Zeit bestehen.
Zweitens muss ich diese Tugend, deren Sinn ich nun bejahe und mein Ziel anvisiert habe, dann "nur" noch umsetzen und üben.

liebe Grüße von hexe :hexe:[/QUOTE]

Hallo Hexe,

Deine postings stammen aus dem Jahr 2009.

Anläßlich meines neuen Versuchs, die Psychotherapie der Hildegard von Bingen hier unter die Menschen zu säen, freue ich mich besonders, daß Deine vergangenen Beiträge hier noch einmal in die Reihe gebracht werden, die ihnen zusteht, als liebevoll formulierte Antworten, die beispielgebend für die Begegnung auf der Seelenebene hier im Forum sind.

Es wird zwar mit diesem Thread aus 2009 manches vorweggenommen, was ich im Laufe meiner neuen Beiträge erst einstellen werde, aber wie so oft, "doppelt genäht hält besser" und deshalb bitte ich die Mitleser, mir zu verzeihen, wenn ich im Laufe meiner weiteren Einstellungen manches noch einmal bringe, damit der Sinn erhalten bleibt der dahinter steckt.

Es ist ein gelungener Versuch hier, einen alten Strang einem neuen einzuverleiben. Dank noch mal an James, der sich so viel Mühe gibt mit meinen Unzulänglichkeiten.

Ich freue mich auf weitere Beiträge von Dir liebe Hexe :kiss:

Im Anhang findest Du die Tugend der Seeligkeit oder des Inneren Friedens

Mit schönen Grüßen
Margot
 

Anhänge

  • 13 Seligkeit= Zufriedenheit.JPG
    13 Seligkeit= Zufriedenheit.JPG
    198.3 KB · Aufrufe: 7
Wer wird in 1'000 Jahren noch gelesen? Wer von uns?

Sicher gibt es neues Wissen in dieser Zeitspanne. Aber wären wir überhaupt hier, hätten unsre Ahnen nicht besondere Kentnisse auch in der Medizin gehabt? Einige Dinge kann man durchaus ernst nehmen, je nach Übersetzung und heutiger Anwendungsmöglichkeiten. Treben hat auch Bingen gelesen, aber die is mir zu esoterisch :hexe:
 
Wer wird in 1'000 Jahren noch gelesen? Wer von uns?

Sicher gibt es neues Wissen in dieser Zeitspanne. Aber wären wir überhaupt hier, hätten unsre Ahnen nicht besondere Kentnisse auch in der Medizin gehabt? Einige Dinge kann man durchaus ernst nehmen, je nach Übersetzung und heutiger Anwendungsmöglichkeiten.


Treben hat auch Bingen gelesen, aber die is mir zu esoterisch :hexe:

Hallo Felix
Meinst Du jetzt Maria Treben, oder Hildegard von Bingen mit <<ist mir zu esoterisch?<<:confused:

Gruß Margot
 
Hallo Margot,

Du schreibst (#33): "Es sind wohl zwei Schritte nötig um Tugend zu leben: erstens muss ich wissen warum ich das überhaupt tun will. Ich brauche ein Ziel, nur so bleibt meine Motivation über lange Zeit bestehen."

Schön, daß Du "wohl" schreibst. Ist da vielleicht eine kleine Lücke, eine mögliche Öffnung für anderes?

Nein. ich muß nicht wissen, "warum". Wenn ich zu wissen glaube, warum ich jemanden liebe - dann hab ich keine Ahnung davon, was Lieben heißt. (Es kann gut sein, daß nach allen Kriterien des Verstandes meine Energie anderswo oder auf andere Weise viel "besser" beschäftigt wäre. Aber sie will nicht ...) Gibt auch noch andere Fälle - aber, was Liebe angeht, können's viele aus eigener Erfahrung verstehen.

In der christlichen Tradition ist das ein zentrales, wiederkehrendes Element. Z.B. "Credo quia absurdum" (Ich glaube, weil es absurd ist), schrieb ein berühmter Theolog, der ansonsten durchaus bei Sinnen war. (Hab vergessen, wer's war.)

"Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt" (Blaise Pascal, Mathematiker und Mystiker). Vielleicht könnte man folgern: Was der Verstand zu kennen glaubt (das Warum z.B.), sind nicht die wirklichen Gründe, nicht die des Herzens?

Was meinst?

Liebe Grüße
Windpferd
 
Hallo Windpferd,

ich habe unten gleich in Deinen Text hinein geantwortet, weil mir der Zusammenhang wichtig ist.




Hallo Margot,

Du schreibst (#33): "Es sind wohl zwei Schritte nötig um Tugend zu leben: erstens muss ich wissen warum ich das überhaupt tun will. Ich brauche ein Ziel, nur so bleibt meine Motivation über lange Zeit bestehen." Schön, daß Du "wohl" schreibst. Ist da vielleicht eine kleine Lücke, eine mögliche Öffnung für anderes?

Das mit dem "wohl" habe nicht ich, sondern es hat die Teilnehmerin Hexe geschrieben.

Ich will aber trotzdem versuchen Dir zu antworten, auf die Gefahr hin, daß ich dem Niveau, auf dem Du postest nicht gewachsen bin.

Nein. ich muß nicht wissen, "warum". Aber ich darf doch eine Frage stellen - an wen sie gerichtet ist, entscheidet das jeweilige Thema. Wie oft erscheint im täglichen Zusammenleben der Ausdruck "...da habe ich mich gefragt..." leider oft gedankenlos hingeschrieben oder -gesagt. Sich etwas fragen heißt einfach nur, darüber nachzudenken, oder sich mit dem Gedanken an etwas, was einem bis dato nicht klar ist, oder war, zu beschäftigen.

Wenn ich zu wissen glaube, warum ich jemanden liebe - dann hab ich keine Ahnung davon, was Lieben heißt. (Es kann gut sein, daß nach allen Kriterien des Verstandes meine Energie anderswo oder auf andere Weise viel "besser" beschäftigt wäre. Aber sie will nicht ...) Gibt auch noch andere Fälle - aber, was Liebe angeht, können's viele aus eigener Erfahrung verstehen.

Ich möchte jetzt nicht anfangen Dir aufzuzählen, wie viele Arten von Liebe es auf der Welt gibt. Das Thema ist endlos. Deshalb ist Dein Beispiel nicht leicht zu kommentieren.

In der christlichen Tradition ist das ein zentrales, wiederkehrendes Element. Z.B. "Credo quia absurdum" (Ich glaube, weil es absurd ist), schrieb ein berühmter Theolog, der ansonsten durchaus bei Sinnen war. (Hab vergessen, wer's war.)

Sei mal ehrlich, verstehst Du das selber?
Da gefällt mir die Erklärung von Karl Rahner gut:
" Ich glaube, weil ich bete."

"Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt" (Blaise Pascal, Mathematiker und Mystiker).

Dr.Berkmüller, der hier bei unserem Thema Hildegard von Bingen mit seinen Vorträgen einen großen Raum einnimmt, hat Blaise Pascal mehrmals zitiert. Ich wünsche Dir viel Geduld bei der Suche danach.

Vielleicht könnte man folgern: Was der Verstand zu kennen glaubt (das Warum z.B.), sind nicht die wirklichen Gründe, nicht die des Herzens?

Die Hoffnung es eines Tages doch noch heraus zu finden, stirbt zuletzt.:kiss:

Was meinst?

Ich meine noch viel mehr, aber da ich ja nicht wirklich gemeint war mit Deinem posting, verschiebe ich es auf demnächst.

Liebe Grüße
Windpferd
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Margot,

ich hab jetzt leider nicht Zeit für eine ausführliche Antwort. Aber ich danke Dir für Deine Einschübe.

Dein letzter Satz - "Ich meine noch viel mehr, aber da ich ja nicht wirklich gemeint war mit Deinem posting, verschiebe ich es auf demnächst" - hat sich in mich gebohrt. Soweit es mir bewußt ist, meine, meinte ich Dich. Aber vielleicht ist mir etwas Wichtiges eben nicht bewußt ...? -- Andererseits Deine Haltung (fast richterlich wirkt sie auf mich), mit der Du mich auf einen - schweren aber für mich ungreifbaren - Mangel bei mir hinweist, macht mich etwas ratlos. Ich sehe mich als Gesprächspartner, sozusagen auf Augenhöhe, nicht als Schüler.

Liebe Grüße
Windpferd
 
Hallo Margot,

Dein letzter Satz - "Ich meine noch viel mehr, aber da ich ja nicht wirklich gemeint war mit Deinem posting, verschiebe ich es auf demnächst" -

hat sich in mich gebohrt.

Das wollte ich nicht, verletzen liegt mir nicht.

Soweit es mir bewußt ist, meine, meinte ich Dich. Aber vielleicht ist mir etwas Wichtiges eben nicht bewußt ...? --

Wenn Du dir meine anderen Einträge anschauen tätst, würdest Du erkennen, daß ich mir immer Mühe gebe, Dinge verständlich auszudrücken. Da reagiere ich vielleicht etwas schärfer, wenn der Textbestandteil, der nicht einmal von mir war, sondern Nr. 33, von Hexe, auf ein Wort reduziert wird.

Das Ganze ist dahingehend etwas problematisch, weil ich diesen Beitrag aus dem Jahr 2009 herübergeholt habe und weil er zur Vervollständigung des Hildegardthemas wichtig war.

Andererseits Deine Haltung (fast richterlich wirkt sie auf mich), mit der Du mich auf einen - schweren aber für mich ungreifbaren - Mangel bei mir hinweist, macht mich etwas ratlos. Ich sehe mich als Gesprächspartner, sozusagen auf Augenhöhe, nicht als Schüler.

Wenn sich Hildegard von Bingen schon als"kleine Feder" bezeichnet hat, was könnte dann ich sein, bestimmt niemals Deine Lehrerin. Also, so war es nicht gemeint. Wenn es aber so bei Dir angekommen ist, tut es mir leid.

Ich schlage vor, wir lesen noch einmal in Ruhe unsere Beiträge zu dieser Sache, samt die Beiträge davor und verständigen uns dann per PN. Dabei können wir uns dann etwas besser kennen lernen und künftig ohne Spitzen kommunizieren. :):fans:
Einverstanden?


Liebe Grüße
Margot
 
Hallo Margot,

es ist wahr: ich hab mich auf ein Zitat bei Dir bezogen als seien es Deine Worte. Versehentlich, aber eben aus Unachtsamkeit - der Zitatcharakter war ja erkennbar.

Man soll halt nur schreiben, wenn man genug Zeit hat, zu lesen und zu formulieren.

Verletzt hast Du mich nicht - nur ein wenig ratlos gemacht.

Danke für Dein Angebot der Kommunikation per PN. Im Augenblick bin ich da unschlüsssig - weiß nicht, ob es legitim ist, sich einfach aus der Öffentlichkeit des Forums zurückzuziehen. (Es sei denn, wenn die Board-Regeln dies nahelegen oder wenn das Gespräch privat würde.)

Und danke für die :) und:fans:

Liebe Grüße
Windpferd
 
Oben