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... Diagnose Schizophrenie: gibt es sie überhaupt?
Jim van Os, Psychiatrieprofessor in Utrecht, stellt in Frage, ob es Schizophrenie, wie sie in den psychiatrischen Lehrbüchern steht, überhaupt gibt.

Keine gespaltene Persönlichkeit
Laut van Os entstand die Vorstellung von Schizophrenie als gespaltener Persönlichkeit im Sinne der Geschichte von Dr. Jekyll and Mr. Hyde. Heute hätte die Krankheit in der Allgemeinsprache immer noch diese Bedeutung, nicht aber in der Wissenschaft.

Schizophrenie gilt als chronische Störung des Gehirns. Der Psychiater van Os hält das nicht für haltbar. Ihm zufolge ist Schizophrenie keine eigenständige Krankheit.
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Wissenschaftliche Definition
Die wissenschaftliche Psychiatrie betrachte Schizophrenie als chronische Hirnerkrankung. Symptome seien Halluzinationen und Wahn, auch desorganisiertes Denken und Motivationsverlust.

Vernichtende Diagnose
Van Os sagt: “Schizophrenie ist eine vernichtende Diagnose, die zu einem “ausgebrannten Schizophrenen” führen kann, einem Patienten, der keine Hoffnung mehr hat und sich selbst aufgibt.”

Psychoseanfälligkeit
Van Os nennt diese Symptome hingegen Psychoseanfälligkeit. Er sagt: “Genetische und epidemiologische Forschung hat hunderte, ja tausende Risikogene identifiziert. Je mehr jemand davon hat, desto größer das Risiko für die Störung. Ausschlaggebend sind aber oft traumatische Erfahrungen oder Rückschläge im Leben. Doch auch so etwas wie die Immigration in ein anderes Land kann eine Rolle spielen.”

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https://www.heilpraxisnet.de/naturh...iater-stellt-diagnose-in-frage-20170915387063

... Erhöhtes Risiko für junge Menschen
Junge Menschen sind verhältnismäßig stärker von Schizophrenie und verwandten psychotischen Störungen betroffen, darunter insbesondere Jugendliche mit anderen Risikofaktoren wie erlebten Traumen. Eine Vielzahl der Faktoren, die die Erkrankung auslösen, sind den Experten zwar bekannt, die komplexen Beziehungen untereinander müssen jedoch besser verstanden werden, um den Patienten effektiv helfen zu können.
Für ein einzelnes Land ist diese Aufgabe ist zu groß. Das EU-GEI-Projekt bringt daher 28 verschiedene Projektpartner aus der EU und darüber hinaus sowie 7500 Patienten und ihre Familien zusammen. Das ist die bisher größte und höchstdotierte Untersuchung dieser Art, die mit Partnern aus den entsprechenden wissenschaftlichen Disziplinen das komplexe Zusammenspiel von genetischen, klinischen und Umweltfaktoren beleuchten soll.
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https://ec.europa.eu/research/health/pdf/schizophrenia-factsheets_de.pdf
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https://ec.europa.eu/research/health/pdf/schizophrenia-factsheets_de.pdf

Es wäre sehr gut, wenn bei diesem breiten Forschungsansatz Wege gefunden werden könnten, die eine Behandlung der Scizophrene erleichtert, und zwar für beide Seiten. Patienten und Ärzte.

Grüsse,
Oregano
 
Hier noch ein weiterer Artikel von ihm im Spektrum der Wissenschaft:
https://www.spektrum.de/news/schizophrenie-gibt-es-nicht/1682902

Inzwischen wissen wir, dass bei einer Psychose die normale geistige Aktivität auf Hochtouren läuft. Wer Wahnvorstellungen und Halluzinationen hat, schreibt den Dingen in seiner Umgebung eine viel zu persönliche Bedeutung zu. Wer traumatisiert ist, betrachtet die Welt durch eine Brille des Misstrauens und sieht mehr, als es andere tun. Jeder von uns kennt Menschen, die in alles etwas hineindeuten. Aber die meisten von ihnen hindert das nicht daran, ihren Alltag zu meistern. Bei einigen geht es jedoch so weit, dass sie den Kontakt mit der geteilten Wirklichkeit verlieren. Sie schauen fern und meinen, an einer Flutkatastrophe in Bangladesch schuld zu sein. »Sie haben eigentlich mit mir gesprochen«, denken sie. Das ist unheimlich, da passt etwas nicht mehr, es entsteht ein sozialer Konflikt. Und das heißt Psychose. Die Interpretation der Realität läuft aus dem Ruder; sie wird zu sehr durch die Brille der eigenen Emotionen gesehen. Die persönlichen Gefühle bestimmen die Konstruktion der Wirklichkeit. Das ist also keine Krankheit, sondern ein Kontinuum. Deshalb sollten wir aufhören, den Begriff »Schizophrenie« zu gebrauchen.
 
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