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Gerade habe ich diesen Eid wieder einmal gefunden und stelle ihn erneut hier ein:
Der von dir wiedergegebene Maßstab für die ärztliche Tätigkeit in der BRD ist das "Gelöbnis", das für jeden Arzt gilt. Die "Deklaration von Genf - Das ärztliche Gelöbnis" des Weltärztebundes (s. Anhang) weicht davon in wichtigen Punkten ab und sollte eigentlich für alle Ärzte gelten. Drei Beispiele:
1. Menschheit oder Menschlichkeit?
Gelöbnis:
Bei meiner Aufnahme in den ärztlichen Berufsstand gelobe ich feierlich, mein Leben in den Dienst der Menschheit zu stellen.
Deklaration:
ALS MITGLIED DER ÄRZTLICHEN PROFESSION GELOBE ICH FEIERLICH, MEIN LEBEN IN DEN DIENST DER MENSCHLICHKEIT ZU STELLEN.
Die Menschheit ist ein schwammiger Begriff. Im Dienst der Menschheit könnte es also Aufgabe des Arztes sein, alle Menschen beispielsweise zwangsweise zu Impfen, auch wenn die Impfung schädlich ist. Um die Menschheit insgesamt angeblich zu retten, muss eine kleine Minderheit geopfert werden. Der Begriff der Menschlichkeit würde eine derartige Vorgehensweise ausschließen.
Lt. Gelöbnis ist der Dienst für die Menschheit wichtiger als die Menschlichkeit für jeden einzelnen Patienten.
2. Würde des Arztes oder Würde des Patienten?
Gelöbnis:
Ich werde meinen Beruf mit Gewissenhaftigkeit und Würde ausüben. Die Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit meiner Patienten soll oberstes Gebot meines Handelns sein.
Deklaration:
DIE GESUNDHEIT UND DAS WOHLERGEHEN MEINER PATIENTIN ODER MEINES PATIENTEN WERDEN MEIN OBERSTES ANLIEGEN SEIN.
ICH WERDE DIE AUTONOMIE UND DIE WÜRDE MEINER PATIENTIN ODER MEINES PATIENTEN RESPEKTIEREN. ICH WERDE DEN HÖCHSTEN RESPEKT VOR MENSCHLICHEM LEBEN WAHREN.
Im ersten Fall geht es um die Würde des Arztes, im zweiten Fall aber um die Würde des Patienten. Lt. GG ist die Würde des Menschen unantastbar. Das wurde im Gelöbnis weggelassen.
3. ALTER, KRANKHEIT ODER BEHINDERUNG
Gelöbnis:
... bei der Ausübung meiner ärztlichen Pflichten keinen Unterschied machen weder nach Religion, Nationalität, Rasse noch nach Parteizugehörigkeit oder sozialer Stellung.
Deklaration:
ICH WERDE NICHT ZULASSEN, DASS ERWÄGUNGEN VON ALTER, KRANKHEIT ODER BEHINDERUNG, GLAUBE, ETHNISCHER HERKUNFT, GESCHLECHT, STAATSANGEHÖRIGKEIT, POLITISCHER ZUGEHÖRIGKEIT, RASSE, SEXUELLER ORIENTIERUNG, SOZIALER STELLUNG ODER JEGLICHER ANDERER FAKTOREN ZWISCHEN MEINE PFLICHTEN UND MEINE PATIENTIN ODER MEINEN PATIENTEN TRETEN.
Im Gelöbnis fehlen "ALTER, KRANKHEIT ODER BEHINDERUNG", was bedeuten könnte, dass in einigen Jahren z.B. über 80-jährige nicht mehr behandelt oder "freiwillig" in ein Hospiz geschickt werden. Das wäre nach dem Gelöbnis möglich.
Auch die "POLITISCHE ZUGEHÖRIGKEIT" wird im Gelöbnis auf die "Parteizugehörigkeit" eingeschränkt. Wer an politischen Demos teilnimmt, wäre also nicht geschützt ("keinen Unterschied machen"), wenn er kein Mitglied einer Partei ist.
Das ist keine "Rosinenpickerei". Bei Corona haben wir gesehen, dass diese Formulierungen wichtige Grundlagen für die Handlungen der Ärzte sind und auch in Zukunft sein werden.
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