Datura
in memoriam
Themenstarter
- Beitritt
- 09.01.10
- Beiträge
- 4.815
Wie entsteht MCS- Meine Arbeitshypothese
Ehrlich gesagt ist mir ein bisschen schwummerig bei dem Gedanken, diese meine Arbeitshypothese hier zu veröffentlichen, dieses Vorhaben kommt mir so groß vor und ich bin so klein, aber sei's drum. Ich werde dazu einen Diskussionsthread eröffnen und bitte alle, die dazu etwas sagen möchten, dies auch zu tun.
Teil 1
Seit etwa 10 Jahren habe ich MCS und ebenso lange beschäftige ich mich damit, herauszufinden, wie MCS entsteht.
Vor 7 Jahren etwa habe ich den Vortrag „Das olfaktorische System und MCS“ als Kassette bekommen und transscribiert (nicht wörtlich, sondern zusammengefasst). Gehalten wurde der Vortrag auf dem norddeutschen Umweltsymposium in Kiel 1999 . Später habe ich diesen Vortrag in der Zeitschrift für Umweltmedizin als Aufsatz gefunden:
Umweltmedizin.de [ Umweltmedizin->Zeitschriftenarchiv->Nr. 31 (11-12/99)->Das olfaktorische System und MCS ]
„Das olfaktorische System und MCS“ von Peter Ohnsorge (2000)
Dieser Vortrag war Anlass und Ausgangspunkt für mich, meine Arbeitshypothese der Entstehung von MCS zu entwickeln.
MCS heißt „Multiple Chemikaliensensibilität“, der Name kommt aus den USA und trifft das Konglomerat von Symptomen und Ursachen nur sehr unzureichend.
Dioxine, Furane, PCP, PCB, Weichmacher, Flammschutzmittel, Pyrethroide, Pestizide – dies alles sind Umweltgifte, die zwei Eigenschaften gemeinsam haben:
• Sie sind lipophil, d.h. sie hängen sich an Lipide, Lipoproteine und überwinden damit spielend leicht die Bluthirnschranke.
• Sie sind chemische Stoffe aus der Petrochemie, die meisten sind halogenorganische Verbindungen.
Die Frage, was genau mit den halogenorganischen Verbindungen im Körper passiert, was sie anrichten, ist noch nicht eindeutig geklärt. Bekannt und bewiesen ist, dass es Nervengifte sind.
Folgende Ursachen der Krankheit MCS werden diskutiert:
• „MCS“ ist ein allergischer Prozess. Durch Pseudoallergene, nämlich die chemischen Stoffe aus der Petrochemie, schwellen Gehirnzentren an und werden gereizt. Mastzellen sitzen auch im Gewebe des Zentralnervensystems, sie setzen Histamine, Enzyme, chemotaktische Substanzen in die gerade verletzten Gewebe frei, um den „Ruf nach den Waffen“ vorzubereiten.
• „MCS“ entsteht durch einen autoimmunologischen Prozess. Fremde, chemische Moleküle heften sich an körpereigene Strukturen, z.B. an die Zellmembran mit ihren Lipoproteinen und bringen Immunzellen dazu, Antikörper gegen körpereigenes Gewebe zu bilden.
• Lebenswichtige Enzyme und/oder Neurotransmitterrezeptoren werden unterdrückt.
.
• Viele Gifte (z.B. Pestizide und Herbizide der industriellen Landwirtschaft, auch Nitrofen) haben hormonähnliche Strukturen. Auf dem Weg über Axone können chemische Stoffe auf schnellstem Weg im Körper transportiert werden und in allen Strukturen ihr Unwesen treiben. Nervenfasern haben viele feine Strukturen, Neurofilamente und Neurotubuli. Proteine und andere Makromoleküle werden das Axon entlang transportiert (400 mm pro Tag, siehe Eccles, a.a.O. S. 218).
• Das Red- Ox- Entgiftungssystem ist überlastet, da nicht genug antioxidative (reduzierende) körpereigene und zuzuführende Antioxidantien zur Verfügung stehen, um das oxidative Potential der Xenobiotika zu neutralisieren.
Das Olfaktorische (Riech-) System
Das Riechsystem ist für die Arterhaltung ein lebenswichtiger und gleichzeitig phyllogenetisch alter Sinn. Wenn wir als Erwachsene einen Geruch aus der Kindheit wahrnehmen, erinnern wir auch sofort die dazugehörigen Gefühle.
Riecht ein paarungsbereites Menschlein ein anderes paarungsbereites Menschlein, so reagiert unser limbisches System und der Cortex mit der Aufforderung "paar Dich". Gleichzeitig laufen im Zwischenhirn die entsprechenden Vorbereitungen. Riechnerv, Zwischenhirn, limbisches System und Cortes sind direkt miteinander verbunden , anders als bei anderen Sinnen. Riecht ein Mensch einen als gefährlich eingestuften Geruch, so kommt die Aufforderung: "lauf weg", im Zwischenhirn laufen die Vorbereitungen zur entspechenden
Hormon- und Neurotransmitterausschüttung. Riecht ein Mensch ein vergammeltes Lebensmittel, so kommt die Aufforderung "nicht essen, weitersuchen nach Essen".
Ich bin sicher, dass das olfaktorische System eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von MCS inne hat.
Zusammenfassung
• Chemische Verletzung einiger zum Riechsystem gehörender Nerven durch Pestizide, Lösungsmittel, Quecksilber, Kohlenmonoxid entweder in kurzer hoher Exposition oder langdauernder niedriger Exposition, auch langdauernde, niedrige Dosis von Mischexpositionen sind möglich.
• Die inhibitorischen Neurotransmitter (Gammaaminobuttersäure – GABA) werden durch die Verletzung nicht in optimaler Menge hergestellt, dadurch bekommen die exitatorischen Neurotransmitter die Überhand und die exitatorischen Neurone feuern viel zu früh und viel zu oft.
• Durch das frühe und häufige Feuern werden auf dem Weg der Axone geringe Mengen lipophiler , neurotoxischer eingeatmeter Chemikalien (nämlich die, auf die Personen mit MCS reagieren) ins Gehirn transportiert.
• Hier kann die Produktion von Hormonen, Neurotransmittern gestört werden, NO kann zu viel produziert werden, ATP- Herstellung kann vermindert/ gestört werden, es ist auch denkbar, dass im Gehirn vermehrt Histamin ausgeschüttet wird.
• Da die Riechnerven zuallererst zur Amygdala führen (in der anderen Richtung führen sie zum Riechkolben - Bulbus olfaktorius - und zum frontalen Cortex), wird diese dazu gebracht, immer wieder zu feuern: Gefahr, lauf weg, hier wird’s gefährlich (leider finde ich die Quelle nicht mehr, in der es heißt, dass die Amygdala vielleicht direkt stimuliert wird durch neurotoxische Stoffe).
• Außerdem werden das Riechzentrum im Cortex und der Bulbus olfaktorius vergrößert, um immer besser riechen zu können.
• Die Amygdala ist der Schalter, der für die Vergrößerung des Riechzentrums und des Bulbus olfaktorius sorgt, sie wird immer empfindlicher, je mehr man Angst vor chemischen Gerüchen bekommt, je mehr man an Sachen, die nach Chemie riechen, schnuppert, je mehr man sich darüber aufregt, was alles für MCS- Kranke und auch für alle Menschen gefährlich ist. Sie feuert immer öfter „Gefahr- Gefahr“ - Die Stressachse wird überstrapaziert, mit allen krank machenden Folgen.
Ich werde die Punkte ausführen und belegen, so gut es geht.
1.Veröffentlichungen, die mich auf diese Spur gebracht haben:
• Der oben schon genannte Aufsatz „Das olfaktorische System und MCS“ von Peter Ohnsorge. Daraus zitiere ich einige kurze Teile:
„So besteht ein System, mit dem die höheren Ebenen des Cortex, die unmittelbar an der Bildung von Absichten und Plänen beteiligt sind, die niederen Systeme der retikulären Formationen, des Thalamus und des Hirnstammes ansteuern. Die Stimulation einzelner Cortexfelder kann niedere Hirnstrukturen sowohl erregen als auch hemmen.“
„Diese Aktivität reicht jedoch noch nicht aus, die Information weiter zu tragen. Es muß noch weiter verstärkt werden. Dies gelingt zum einen durch einen von vornherein höheren Wachheitsgrad des Riechkolbens. Hunger, Durst, Gefahr oder sexuelle Erregung können das bewirken. Zum anderen kann sich das neuronale System selbst weiter hochschaukeln.“
„MCS-Patienten beklagen eine extreme Empfindlichkeit auf bestimmte, sie schädigende Gerüche. Theoretisch könnten Dysfunktionen auf mehreren Etagen des Riechsystems dieses Phänomen hervorrufen. Generell könnten Transmitterschäden Ursache der hervorgerufenen Symptomatik sein (siehe Tabelle). Vor allem die Hebb-Synapsen, aber auch die Synapsen aller efferenten und afferenten Bahnen wären störanfällig. Wie Pharmaka [7] können durchaus auch andere chemische Noxen diese Schäden induzieren.“
• Aus der Zeitschrift „Umwelt- Medizin- Gesellschaft“ Heft 2/2002 der Aufsatz „Das olfaktorische System als Eingangstor für in der Luft enthaltene PCB’s zum Gehirn“ von Raimund Apfelbach et al.
Zusammenfassung:
„Frettchen, fleischfressende Säugetiere, wurden 5 Jahre lang in einer geschlossenen Tierhaltung gehalten, wo sie täglich niedrigen PCB- Konzentrationen in der umgebenden Luft ausgessetzt waren. Nach dieser Zeit wurden die PCB- Konzentrationen im Bulbus olfaktorius , in den restlichen Hirnarealen, im Fettgewebe und in der Leber gemessen. Das Ergebnis zeigte unerwartet hohe PCB- Konzentrationen im Bulbus olfaktorius. Die Werte überstiegen die im restlichen Gehirn und im peripheren Gewebe. Das PCB-Kongenerenmuster im Bulbus olfaktorius ähnelte dem in der Umgebungsluft; die niederchlorierten, flüchtigen PCB’s wurden in höheren Konzentrationen gefunden. Daher nehmen wir an, dass die PCB’s aus der Luft direkt über das olfaktorische System aufgenommen und über die Axone der Riechnervenzellen zum Bulbus olfaktorius transportiert werden, wo sie akkumulieren“.
„Es ist durchaus denkbar, dass die Ergebnisse durch die Anatomie des olfak-torischen Systems erklärt werden können. Jedes bipolare sensorische Neuron im olfaktorischen Epithel hat eine apikale dendritische Endigung auf der Oberfläche des Epithels in der Nasenhöhle. Das Axon erstreckt sich von seinem basalen Ende bis zum Bulbus olfactorius. Unsere Daten lassen vermuten, dass Schadstoffe von den Dendriten der sensorischen olfaktorischen Neuronen aufgenommen und via der olfaktorischen Axone direkt zum Bulbus olfactorius transportiert werden, wo sie akkumulieren. Unsere Argumente werden dadurch unterstützt, dass das olfaktorische Portal als Eingang in das Zentralnervensystem von Schwermetallen benutzt wird, z.B. von Cadmium (GOTTOFREY & TJÄLVE 1991) sowie von Lösungsmitteln wie Toluol, Xylol oder Styrol (GHANTOUS et al. 1990).“
• Otmar Wassermann, Kiel: Zur Frage der toxikologischen Äquivalente der MCS
www.gegen-gift.de/toxikologischeAequivalenteMCS.html
„Es ist lange bekannt, dass Geruchsreize eine starke Wirkung auf verschiedenste vegetative Funktionen ausüben können. Die Nervenendigungen und ihre Rezeptoren im Riechepithel der Nase stehen über die olfaktorischen Neurone mit dem limbischen System in direkter Verbindung. Dieser. entwicklungsgeschichtlich ältere Gehirnteil mit wichtigen, untereinander vielfach verbundenen Teilbereichen, wie Thalamus, Hypothalamus (u.a. die Vernetzungszentrale von Nerven-, Immun- und Hormonsystem), Hippocampus, Mandelkern u.a., bestimmt praktisch alle Körperfunktionen und - über seine komplexen neuronalen Vernetzungen mit der Grosshirnrinde - letztlich indirekt auch die psychischen Empfindungen bzw. Reaktionen und intellektuellen Leistungen des Gehirns. Bei empfindlichen Personen können geruchsintensive Gemische wie «Parfüm», «Gülle», Benzin an Tankstellen etc. z.T. 1extreme vegetative und zentralnervöse Reaktionen auslösen. Manche Holzschutzmittel-Geschädigten «riechen» geringste Konzentrationen des PCP/Lindan/Dioxin-Gemisches und reagieren u.a. mit Kreislauf- und Sehstörungen, akuter Atemnot, Lymphknotenschwellungen etc.. Es liegt nahe, dass die über die olfaktorischen Neurone in das limbische System übertragenen chemischen Reize dort geradezu «explosionsartig» verbreitet und verstärkt werden, mit der Folge von Überreaktionen oder Dämpfung/ Blockade unterschiedlichster Körperfunktionen. Die aus Tierversuchen bekannten Time-dependent Sensitization (TDS) und limbische Bahnung (limbic kindling), die sich durch chemische und nicht-chemische Reize auslösen lassen, zeigen auffällige Übereinstimmungen mit MCS beim Menschen.“
• Der Blogger „Karl Heinz“ hat uns im Blog von CSN interessante Veröffentlichungen geschenkt:
CSN Blog » Chemikalien-Sensitivität (MCS) – “Es ist alles nur in Deinem Kopf” – “It’s all in your head”
„Es ist seit langem bekannt, dass pathogene Mikroorganismen und giftige Metalle entlang neuraler Transportwege von der Nasenschleimhaut zum ZNS transportiert werden können. Es wurde jedoch erst kürzlich erkannt, dass auf demselben Wege auch therapeutische Substanzen ins ZNS transportiert werden können. Der olfaktorische neurale Transportweg bietet sowohl intraneuronale als auch extraneuronale Wege ins Gehirn.“
• Und hier:
CSN Blog » Trigeminale Chemorezeption – Bedeutung als eine Ursache für Chemical Sensitivity
„Man kann das System als eine spezialisierte Komponente des schmerz- und temperaturempfindlichen somatosensorischen Nervensystems in Kopf und Nacken betrachten. Die gegenüber irritierenden Substanzen empfindlichen Schmerzrezeptoren des trigeminalen Systems helfen dabei, den Organismus auf potentiell schädliche chemische Stimuli aufmerksam zu machen, die eingeatmet wurden oder mit dem Gesicht in Kontakt gekommen sind.“
Hier noch eine interessante Dissertation zum olfaktorischen/trigeminalen System:
https://edoc.ub.uni-muenchen.de/8552/1/Albrecht_Jessica.pdf
„Die Mehrheit der Duftstoffe aktiviert in Abhängigkeit von
der Konzentration sowohl das olfaktorische, als auch das trigeminale System des
Menschen (Cometto-Muniz et al. 1998a; Doty et al. 1978; Hummel et al. 1992b). Diese
multimodalen Duftstoffe werden von zwei anatomisch voneinander unabhängigen
Systemen (olfaktorisches/trigeminales System) verarbeitet“
„Olfaktorische Neurone sind die einzigen Neurone, die in unmittelbarem Kontakt mit der
Außenwelt stehen und können deshalb sehr leicht durch äußere Noxen geschädigt
werden. Die durchschnittliche Lebensdauer der olfaktorischen Neurone beträgt einige
Monate. Danach sterben sie ab und werden durch Ausdifferenzierung von neuronalen
Stammzellen (Basalzellen), welche der Basalmembran aufliegen und auch im
Erwachsenenalter noch zu regelmäßiger mitotischer Teilung fähig sind, ersetzt (Calof et
al. 1996; Graziadei & Graziadei 1979).“
„Die Fasern des Nervus trigeminus haben große Bedeutung, da sie als
Schutzsystem agieren und den Menschen vor potentiell schädlichen Substanzen warnen.“
„Der Nervus
ophthalmicus (V I) unterteilt sich ebenfalls in drei Äste, wobei einer dieser Äste als
Nervus nasociliaris bezeichnet wird. Einer der Unteräste des Nervus nasociliaris, der
Nervus ethmoidalis, gelangt schließlich durch die Lamina cribrosa in die Nasenhöhle.
Die anterioren und lateralen Anteile der Nase werden durch mediale und laterale Äste
des Nervus ethmoidalis innerviert. Der zweite Hauptast des Nervus trigeminus, der
Nervus maxillaris (V II), teilt sich auch in mehrere Äste, wobei einer dieser Äste, der
Nervus nasopalatinus, die hinteren Anteile der Nasenhöhle innerviert.“
„Die trigeminalen Nervenfasern sind in der Lage, Rezeptoren zu exprimieren, welche
spezifisch auf einen Stoff reagieren (beispielsweise Capsaicin (Szallasi et al. 1995)),
aber auch durch Hitze aktiviert werden können (Caterina et al. 1997).“
„dass während der Stimulation der Nasenschleimhaut mit Kohlendioxid sowohl typische
olfaktorische (piriformer Kortex, Insula, orbitofrontaler Kortex), als auch typische
trigeminale Hirnareale (Thalamus, sekundärer somatosensorischer Kortex, Cerebellum)
aktiviert werden.“
„Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das trigeminale System das olfaktorische
System moduliert (Bouvet et al. 1987; Cain & Murphy 1980; Hummel & Kobal 1992;
Inokuchi et al. 1993; Kobal & Hummel 1988; Livermore et al. 1992) und dass
umgekehrt das olfaktorische System auch das trigeminale System beeinflusst (Cain &
Murphy 1980; Hummel et al. 1996; Kobal & Hummel 1988; Livermore et al. 1992).“
„Es konnte gezeigt werden,
dass nach Stimulation mit niedrigen Konzentrationen die olfaktorische Wahrnehmung
vorherrschte, während nach Stimulation mit mittleren Konzentrationen ein Anstieg der
olfaktorischen und der trigeminalen Wahrnehmung zu beobachten war. Nach
Stimulation mit der höchsten Konzentration stieg das Brennen und Stechen stark an,
während die Geruchswahrnehmung absank. Diese Ergebnisse sprechen für eine
Unterdrückung der olfaktorischen durch die trigeminale Komponente. Diese Vermutung
wird unterstützt durch die Verteilung der CSERPs nach nasaler Stimulation mit
Nikotindampf, die bei niedrigen Nikotinkonzentrationen ein olfaktorisches und bei
hohen Nikotinkonzentrationen ein trigeminales Aktivierungsmuster zeigten.“
„Das olfaktorische System ist im Vergleich zum nasalen trigeminalen System
sensitiver, es reagiert auf geringere Stimuluskonzentrationen. Dementsprechend
sind die Schwellenwerte für Geruch und Schmerz von intranasal applizierten
Nikotinstimuli verschieden. Die Geruchsschwelle ist im Vergleich zur
Schmerzschwelle von intranasal appliziertem Nikotin niedriger.“
Es gibt also reichlich Hinweise, dass eine Störung im olfaktorischen System ursächlich für MCS ist. Die Möglichkeiten von Störungen, wenn die lipophilen, neurotoxischen Substanzen erst einmal im Gehirn sind, sind vielfältig, wenn man bedenkt, wie komplex das olfaktorische System mit seinen trigeminalen Chemorezeptoren ist.
Ehrlich gesagt ist mir ein bisschen schwummerig bei dem Gedanken, diese meine Arbeitshypothese hier zu veröffentlichen, dieses Vorhaben kommt mir so groß vor und ich bin so klein, aber sei's drum. Ich werde dazu einen Diskussionsthread eröffnen und bitte alle, die dazu etwas sagen möchten, dies auch zu tun.
Teil 1
Seit etwa 10 Jahren habe ich MCS und ebenso lange beschäftige ich mich damit, herauszufinden, wie MCS entsteht.
Vor 7 Jahren etwa habe ich den Vortrag „Das olfaktorische System und MCS“ als Kassette bekommen und transscribiert (nicht wörtlich, sondern zusammengefasst). Gehalten wurde der Vortrag auf dem norddeutschen Umweltsymposium in Kiel 1999 . Später habe ich diesen Vortrag in der Zeitschrift für Umweltmedizin als Aufsatz gefunden:
Umweltmedizin.de [ Umweltmedizin->Zeitschriftenarchiv->Nr. 31 (11-12/99)->Das olfaktorische System und MCS ]
„Das olfaktorische System und MCS“ von Peter Ohnsorge (2000)
Dieser Vortrag war Anlass und Ausgangspunkt für mich, meine Arbeitshypothese der Entstehung von MCS zu entwickeln.
MCS heißt „Multiple Chemikaliensensibilität“, der Name kommt aus den USA und trifft das Konglomerat von Symptomen und Ursachen nur sehr unzureichend.
Dioxine, Furane, PCP, PCB, Weichmacher, Flammschutzmittel, Pyrethroide, Pestizide – dies alles sind Umweltgifte, die zwei Eigenschaften gemeinsam haben:
• Sie sind lipophil, d.h. sie hängen sich an Lipide, Lipoproteine und überwinden damit spielend leicht die Bluthirnschranke.
• Sie sind chemische Stoffe aus der Petrochemie, die meisten sind halogenorganische Verbindungen.
Die Frage, was genau mit den halogenorganischen Verbindungen im Körper passiert, was sie anrichten, ist noch nicht eindeutig geklärt. Bekannt und bewiesen ist, dass es Nervengifte sind.
Folgende Ursachen der Krankheit MCS werden diskutiert:
• „MCS“ ist ein allergischer Prozess. Durch Pseudoallergene, nämlich die chemischen Stoffe aus der Petrochemie, schwellen Gehirnzentren an und werden gereizt. Mastzellen sitzen auch im Gewebe des Zentralnervensystems, sie setzen Histamine, Enzyme, chemotaktische Substanzen in die gerade verletzten Gewebe frei, um den „Ruf nach den Waffen“ vorzubereiten.
• „MCS“ entsteht durch einen autoimmunologischen Prozess. Fremde, chemische Moleküle heften sich an körpereigene Strukturen, z.B. an die Zellmembran mit ihren Lipoproteinen und bringen Immunzellen dazu, Antikörper gegen körpereigenes Gewebe zu bilden.
• Lebenswichtige Enzyme und/oder Neurotransmitterrezeptoren werden unterdrückt.
.
• Viele Gifte (z.B. Pestizide und Herbizide der industriellen Landwirtschaft, auch Nitrofen) haben hormonähnliche Strukturen. Auf dem Weg über Axone können chemische Stoffe auf schnellstem Weg im Körper transportiert werden und in allen Strukturen ihr Unwesen treiben. Nervenfasern haben viele feine Strukturen, Neurofilamente und Neurotubuli. Proteine und andere Makromoleküle werden das Axon entlang transportiert (400 mm pro Tag, siehe Eccles, a.a.O. S. 218).
• Das Red- Ox- Entgiftungssystem ist überlastet, da nicht genug antioxidative (reduzierende) körpereigene und zuzuführende Antioxidantien zur Verfügung stehen, um das oxidative Potential der Xenobiotika zu neutralisieren.
Das Olfaktorische (Riech-) System
Das Riechsystem ist für die Arterhaltung ein lebenswichtiger und gleichzeitig phyllogenetisch alter Sinn. Wenn wir als Erwachsene einen Geruch aus der Kindheit wahrnehmen, erinnern wir auch sofort die dazugehörigen Gefühle.
Riecht ein paarungsbereites Menschlein ein anderes paarungsbereites Menschlein, so reagiert unser limbisches System und der Cortex mit der Aufforderung "paar Dich". Gleichzeitig laufen im Zwischenhirn die entsprechenden Vorbereitungen. Riechnerv, Zwischenhirn, limbisches System und Cortes sind direkt miteinander verbunden , anders als bei anderen Sinnen. Riecht ein Mensch einen als gefährlich eingestuften Geruch, so kommt die Aufforderung: "lauf weg", im Zwischenhirn laufen die Vorbereitungen zur entspechenden
Hormon- und Neurotransmitterausschüttung. Riecht ein Mensch ein vergammeltes Lebensmittel, so kommt die Aufforderung "nicht essen, weitersuchen nach Essen".
Ich bin sicher, dass das olfaktorische System eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von MCS inne hat.
Zusammenfassung
• Chemische Verletzung einiger zum Riechsystem gehörender Nerven durch Pestizide, Lösungsmittel, Quecksilber, Kohlenmonoxid entweder in kurzer hoher Exposition oder langdauernder niedriger Exposition, auch langdauernde, niedrige Dosis von Mischexpositionen sind möglich.
• Die inhibitorischen Neurotransmitter (Gammaaminobuttersäure – GABA) werden durch die Verletzung nicht in optimaler Menge hergestellt, dadurch bekommen die exitatorischen Neurotransmitter die Überhand und die exitatorischen Neurone feuern viel zu früh und viel zu oft.
• Durch das frühe und häufige Feuern werden auf dem Weg der Axone geringe Mengen lipophiler , neurotoxischer eingeatmeter Chemikalien (nämlich die, auf die Personen mit MCS reagieren) ins Gehirn transportiert.
• Hier kann die Produktion von Hormonen, Neurotransmittern gestört werden, NO kann zu viel produziert werden, ATP- Herstellung kann vermindert/ gestört werden, es ist auch denkbar, dass im Gehirn vermehrt Histamin ausgeschüttet wird.
• Da die Riechnerven zuallererst zur Amygdala führen (in der anderen Richtung führen sie zum Riechkolben - Bulbus olfaktorius - und zum frontalen Cortex), wird diese dazu gebracht, immer wieder zu feuern: Gefahr, lauf weg, hier wird’s gefährlich (leider finde ich die Quelle nicht mehr, in der es heißt, dass die Amygdala vielleicht direkt stimuliert wird durch neurotoxische Stoffe).
• Außerdem werden das Riechzentrum im Cortex und der Bulbus olfaktorius vergrößert, um immer besser riechen zu können.
• Die Amygdala ist der Schalter, der für die Vergrößerung des Riechzentrums und des Bulbus olfaktorius sorgt, sie wird immer empfindlicher, je mehr man Angst vor chemischen Gerüchen bekommt, je mehr man an Sachen, die nach Chemie riechen, schnuppert, je mehr man sich darüber aufregt, was alles für MCS- Kranke und auch für alle Menschen gefährlich ist. Sie feuert immer öfter „Gefahr- Gefahr“ - Die Stressachse wird überstrapaziert, mit allen krank machenden Folgen.
Ich werde die Punkte ausführen und belegen, so gut es geht.
1.Veröffentlichungen, die mich auf diese Spur gebracht haben:
• Der oben schon genannte Aufsatz „Das olfaktorische System und MCS“ von Peter Ohnsorge. Daraus zitiere ich einige kurze Teile:
„So besteht ein System, mit dem die höheren Ebenen des Cortex, die unmittelbar an der Bildung von Absichten und Plänen beteiligt sind, die niederen Systeme der retikulären Formationen, des Thalamus und des Hirnstammes ansteuern. Die Stimulation einzelner Cortexfelder kann niedere Hirnstrukturen sowohl erregen als auch hemmen.“
„Diese Aktivität reicht jedoch noch nicht aus, die Information weiter zu tragen. Es muß noch weiter verstärkt werden. Dies gelingt zum einen durch einen von vornherein höheren Wachheitsgrad des Riechkolbens. Hunger, Durst, Gefahr oder sexuelle Erregung können das bewirken. Zum anderen kann sich das neuronale System selbst weiter hochschaukeln.“
„MCS-Patienten beklagen eine extreme Empfindlichkeit auf bestimmte, sie schädigende Gerüche. Theoretisch könnten Dysfunktionen auf mehreren Etagen des Riechsystems dieses Phänomen hervorrufen. Generell könnten Transmitterschäden Ursache der hervorgerufenen Symptomatik sein (siehe Tabelle). Vor allem die Hebb-Synapsen, aber auch die Synapsen aller efferenten und afferenten Bahnen wären störanfällig. Wie Pharmaka [7] können durchaus auch andere chemische Noxen diese Schäden induzieren.“
• Aus der Zeitschrift „Umwelt- Medizin- Gesellschaft“ Heft 2/2002 der Aufsatz „Das olfaktorische System als Eingangstor für in der Luft enthaltene PCB’s zum Gehirn“ von Raimund Apfelbach et al.
Zusammenfassung:
„Frettchen, fleischfressende Säugetiere, wurden 5 Jahre lang in einer geschlossenen Tierhaltung gehalten, wo sie täglich niedrigen PCB- Konzentrationen in der umgebenden Luft ausgessetzt waren. Nach dieser Zeit wurden die PCB- Konzentrationen im Bulbus olfaktorius , in den restlichen Hirnarealen, im Fettgewebe und in der Leber gemessen. Das Ergebnis zeigte unerwartet hohe PCB- Konzentrationen im Bulbus olfaktorius. Die Werte überstiegen die im restlichen Gehirn und im peripheren Gewebe. Das PCB-Kongenerenmuster im Bulbus olfaktorius ähnelte dem in der Umgebungsluft; die niederchlorierten, flüchtigen PCB’s wurden in höheren Konzentrationen gefunden. Daher nehmen wir an, dass die PCB’s aus der Luft direkt über das olfaktorische System aufgenommen und über die Axone der Riechnervenzellen zum Bulbus olfaktorius transportiert werden, wo sie akkumulieren“.
„Es ist durchaus denkbar, dass die Ergebnisse durch die Anatomie des olfak-torischen Systems erklärt werden können. Jedes bipolare sensorische Neuron im olfaktorischen Epithel hat eine apikale dendritische Endigung auf der Oberfläche des Epithels in der Nasenhöhle. Das Axon erstreckt sich von seinem basalen Ende bis zum Bulbus olfactorius. Unsere Daten lassen vermuten, dass Schadstoffe von den Dendriten der sensorischen olfaktorischen Neuronen aufgenommen und via der olfaktorischen Axone direkt zum Bulbus olfactorius transportiert werden, wo sie akkumulieren. Unsere Argumente werden dadurch unterstützt, dass das olfaktorische Portal als Eingang in das Zentralnervensystem von Schwermetallen benutzt wird, z.B. von Cadmium (GOTTOFREY & TJÄLVE 1991) sowie von Lösungsmitteln wie Toluol, Xylol oder Styrol (GHANTOUS et al. 1990).“
• Otmar Wassermann, Kiel: Zur Frage der toxikologischen Äquivalente der MCS
www.gegen-gift.de/toxikologischeAequivalenteMCS.html
„Es ist lange bekannt, dass Geruchsreize eine starke Wirkung auf verschiedenste vegetative Funktionen ausüben können. Die Nervenendigungen und ihre Rezeptoren im Riechepithel der Nase stehen über die olfaktorischen Neurone mit dem limbischen System in direkter Verbindung. Dieser. entwicklungsgeschichtlich ältere Gehirnteil mit wichtigen, untereinander vielfach verbundenen Teilbereichen, wie Thalamus, Hypothalamus (u.a. die Vernetzungszentrale von Nerven-, Immun- und Hormonsystem), Hippocampus, Mandelkern u.a., bestimmt praktisch alle Körperfunktionen und - über seine komplexen neuronalen Vernetzungen mit der Grosshirnrinde - letztlich indirekt auch die psychischen Empfindungen bzw. Reaktionen und intellektuellen Leistungen des Gehirns. Bei empfindlichen Personen können geruchsintensive Gemische wie «Parfüm», «Gülle», Benzin an Tankstellen etc. z.T. 1extreme vegetative und zentralnervöse Reaktionen auslösen. Manche Holzschutzmittel-Geschädigten «riechen» geringste Konzentrationen des PCP/Lindan/Dioxin-Gemisches und reagieren u.a. mit Kreislauf- und Sehstörungen, akuter Atemnot, Lymphknotenschwellungen etc.. Es liegt nahe, dass die über die olfaktorischen Neurone in das limbische System übertragenen chemischen Reize dort geradezu «explosionsartig» verbreitet und verstärkt werden, mit der Folge von Überreaktionen oder Dämpfung/ Blockade unterschiedlichster Körperfunktionen. Die aus Tierversuchen bekannten Time-dependent Sensitization (TDS) und limbische Bahnung (limbic kindling), die sich durch chemische und nicht-chemische Reize auslösen lassen, zeigen auffällige Übereinstimmungen mit MCS beim Menschen.“
• Der Blogger „Karl Heinz“ hat uns im Blog von CSN interessante Veröffentlichungen geschenkt:
CSN Blog » Chemikalien-Sensitivität (MCS) – “Es ist alles nur in Deinem Kopf” – “It’s all in your head”
„Es ist seit langem bekannt, dass pathogene Mikroorganismen und giftige Metalle entlang neuraler Transportwege von der Nasenschleimhaut zum ZNS transportiert werden können. Es wurde jedoch erst kürzlich erkannt, dass auf demselben Wege auch therapeutische Substanzen ins ZNS transportiert werden können. Der olfaktorische neurale Transportweg bietet sowohl intraneuronale als auch extraneuronale Wege ins Gehirn.“
• Und hier:
CSN Blog » Trigeminale Chemorezeption – Bedeutung als eine Ursache für Chemical Sensitivity
„Man kann das System als eine spezialisierte Komponente des schmerz- und temperaturempfindlichen somatosensorischen Nervensystems in Kopf und Nacken betrachten. Die gegenüber irritierenden Substanzen empfindlichen Schmerzrezeptoren des trigeminalen Systems helfen dabei, den Organismus auf potentiell schädliche chemische Stimuli aufmerksam zu machen, die eingeatmet wurden oder mit dem Gesicht in Kontakt gekommen sind.“
Hier noch eine interessante Dissertation zum olfaktorischen/trigeminalen System:
https://edoc.ub.uni-muenchen.de/8552/1/Albrecht_Jessica.pdf
„Die Mehrheit der Duftstoffe aktiviert in Abhängigkeit von
der Konzentration sowohl das olfaktorische, als auch das trigeminale System des
Menschen (Cometto-Muniz et al. 1998a; Doty et al. 1978; Hummel et al. 1992b). Diese
multimodalen Duftstoffe werden von zwei anatomisch voneinander unabhängigen
Systemen (olfaktorisches/trigeminales System) verarbeitet“
„Olfaktorische Neurone sind die einzigen Neurone, die in unmittelbarem Kontakt mit der
Außenwelt stehen und können deshalb sehr leicht durch äußere Noxen geschädigt
werden. Die durchschnittliche Lebensdauer der olfaktorischen Neurone beträgt einige
Monate. Danach sterben sie ab und werden durch Ausdifferenzierung von neuronalen
Stammzellen (Basalzellen), welche der Basalmembran aufliegen und auch im
Erwachsenenalter noch zu regelmäßiger mitotischer Teilung fähig sind, ersetzt (Calof et
al. 1996; Graziadei & Graziadei 1979).“
„Die Fasern des Nervus trigeminus haben große Bedeutung, da sie als
Schutzsystem agieren und den Menschen vor potentiell schädlichen Substanzen warnen.“
„Der Nervus
ophthalmicus (V I) unterteilt sich ebenfalls in drei Äste, wobei einer dieser Äste als
Nervus nasociliaris bezeichnet wird. Einer der Unteräste des Nervus nasociliaris, der
Nervus ethmoidalis, gelangt schließlich durch die Lamina cribrosa in die Nasenhöhle.
Die anterioren und lateralen Anteile der Nase werden durch mediale und laterale Äste
des Nervus ethmoidalis innerviert. Der zweite Hauptast des Nervus trigeminus, der
Nervus maxillaris (V II), teilt sich auch in mehrere Äste, wobei einer dieser Äste, der
Nervus nasopalatinus, die hinteren Anteile der Nasenhöhle innerviert.“
„Die trigeminalen Nervenfasern sind in der Lage, Rezeptoren zu exprimieren, welche
spezifisch auf einen Stoff reagieren (beispielsweise Capsaicin (Szallasi et al. 1995)),
aber auch durch Hitze aktiviert werden können (Caterina et al. 1997).“
„dass während der Stimulation der Nasenschleimhaut mit Kohlendioxid sowohl typische
olfaktorische (piriformer Kortex, Insula, orbitofrontaler Kortex), als auch typische
trigeminale Hirnareale (Thalamus, sekundärer somatosensorischer Kortex, Cerebellum)
aktiviert werden.“
„Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das trigeminale System das olfaktorische
System moduliert (Bouvet et al. 1987; Cain & Murphy 1980; Hummel & Kobal 1992;
Inokuchi et al. 1993; Kobal & Hummel 1988; Livermore et al. 1992) und dass
umgekehrt das olfaktorische System auch das trigeminale System beeinflusst (Cain &
Murphy 1980; Hummel et al. 1996; Kobal & Hummel 1988; Livermore et al. 1992).“
„Es konnte gezeigt werden,
dass nach Stimulation mit niedrigen Konzentrationen die olfaktorische Wahrnehmung
vorherrschte, während nach Stimulation mit mittleren Konzentrationen ein Anstieg der
olfaktorischen und der trigeminalen Wahrnehmung zu beobachten war. Nach
Stimulation mit der höchsten Konzentration stieg das Brennen und Stechen stark an,
während die Geruchswahrnehmung absank. Diese Ergebnisse sprechen für eine
Unterdrückung der olfaktorischen durch die trigeminale Komponente. Diese Vermutung
wird unterstützt durch die Verteilung der CSERPs nach nasaler Stimulation mit
Nikotindampf, die bei niedrigen Nikotinkonzentrationen ein olfaktorisches und bei
hohen Nikotinkonzentrationen ein trigeminales Aktivierungsmuster zeigten.“
„Das olfaktorische System ist im Vergleich zum nasalen trigeminalen System
sensitiver, es reagiert auf geringere Stimuluskonzentrationen. Dementsprechend
sind die Schwellenwerte für Geruch und Schmerz von intranasal applizierten
Nikotinstimuli verschieden. Die Geruchsschwelle ist im Vergleich zur
Schmerzschwelle von intranasal appliziertem Nikotin niedriger.“
Es gibt also reichlich Hinweise, dass eine Störung im olfaktorischen System ursächlich für MCS ist. Die Möglichkeiten von Störungen, wenn die lipophilen, neurotoxischen Substanzen erst einmal im Gehirn sind, sind vielfältig, wenn man bedenkt, wie komplex das olfaktorische System mit seinen trigeminalen Chemorezeptoren ist.