*Stefan
Offener Brief eines weltbekannten Autors an das Weisse Haus
Danke, grosser Staatsmann George W. Bush. Danke, dass Sie jedem gezeigt
haben, welche Gefahr Saddam Hussein darstellt. Viele von uns hätten sonst
womöglich vergessen, dass er chemische Waffen gegen sein eigenes Volk,
gegen die Kurden und die Iraner eingesetzt hat. Hussein ist ein
blutrünstiger Diktator und eine der augenfälligsten Verkörperungen des Bösen
in der heutigen Welt.
Aber nicht allein dafür wollte ich Ihnen danken. Während der ersten zwei
Monate dieses Jahres 2003 haben Sie der Welt eine Reihe anderer, wichtiger
Dinge gezeigt.
Ich möchte mich daher in Anlehnung an ein Gedicht, das ich als Kind
gelernt habe, bei Ihnen bedanken:
Danke, dass Sie allen gezeigt haben, dass das türkische Volk und sein
Parlament nicht käuflich sind, auch nicht für 26 Milliarden Dollar.
Danke, dass Sie der Welt gezeigt haben, welch tiefe Kluft zwischen den
Entscheidungen der Machthaber und den Wünschen des Volkes liegt.
Danke, dass Sie uns vor Augen führen, dass weder José Maria Aznar noch
Tony Blair ihren Wählern die geringste Achtung und Wertschaetzung zeigen.
Aznar bringt es fertig, darüber hinwegzusehen, dass 90 Prozent der Spanier
gegen den Krieg sind, und Blair ist die grösste Demonstration der
vergangenen dreissig Jahre in England schlichtweg egal.
Danke, dass Sie Tony Blair dazu gebracht haben, mit einem Dossier, das ein
Plagiat einer Arbeit war, die ein Student zehn Jahre zuvor geschrieben
hatte, vor das britische Parlament zu treten und es als vom britischen
Geheimdienst erbrachten schlagenden Beweis vorzustellen.
Danke, dass Sie Colin Powell gestatten, sich selbst zum Narren zu machen,
indem er dem UN-Sicherheitsrat Fotos vorlegt, die eine Woche später von
Hans Blix, dem Chef der UN-Rüstungskontrollkommission zur Entwaffnung des
Irak, öffentlich angefochten werden.
Danke, dass Sie mit Ihrer Haltung dafür gesorgt haben, dass bei der
UN-Vollversammlung der französische Aussenminister Dominique de Villepin
mit seiner Anti-Kriegsrede Applaus geerntet hat, was meines Wissens vorher
nur einmal in der Geschichte der UNO, im Anschluss an eine Rede Nelson
Mandelas, geschehen ist.
Danke, dass Sie mit allen Ihren Bemühungen, den Krieg voranzutreiben, dazu
beigetragen haben, dass die sonst untereinander zerstrittenen arabischen
Nationen sich bei ihrem Treffen in Kairo in der letzten Februarwoche
erstmals einstimmig gegen jedwede Invasion ausgesprochen haben.
Danke, dass Sie mit Ihrer rhetorischen Behauptung, die UNO habe nun die
Chance, ihre wahre Bedeutung zu zeigen, sogar die zögerlichsten Länder
dazu gebracht haben, sich gegen jede Art von Angriff gegen den Irak
auszusprechen.
Danke, dass Sie mit Ihrer Aussenpolitik den britischen Aussenminister Jack
Straw zu der Erklärung verleitet haben, im 21. Jahrhundert könne es Kriege
geben, die sich moralisch rechtfertigen liessen, wodurch Straw seine ganze
Glaubwürdigkeit verlor.
Danke, dass Sie versucht haben, ein Europa auseinander zu dividieren, das
für seine Vereinigung kämpft. Es wird ihm als Warnung dienen.
Danke, dass Sie geschafft haben, was nur wenigen in diesem Jahrhundert
gelungen ist: Millionen Menschen auf allen Kontinenten im Kampf für
dieselbe Idee zu vereinen, auch wenn diese Idee nicht die Ihre ist.
Danke, dass Sie uns wieder fühlen lassen, dass unsere Worte, wenn sie
vielleicht nicht gehört, so zumindest ausgesprochen wurden. Das wird uns
in Zukunft noch mehr Kraft geben.
Danke, dass Sie uns missachten, dass Sie alle marginalisieren, die sich
gegen Ihre Entscheidung stellen, denn die Zukunft der Erde gehört den
Ausgeschlossenen.
Danke, denn ohne Sie hätten wir nicht erkannt, dass wir fähig sind, uns zu
mobilisieren. Möglicherweise wird es uns diesmal nichts nützen, aber ganz
sicher später einmal.
Nun, da es keinen Weg zu geben scheint, die Trommeln des Krieges zum
Schweigen zu bringen, möchte ich wie ein europäischer König einst zu
seinem Invasoren sagen: "Möge dein Morgen schön sein, möge die Sonne auf den
Rüstungen deiner Soldaten strahlen, denn noch am Nachmittag werde ich dich
besiegen."
Danke, dass Sie uns - einer Armee anonymer Menschen, die wir die Strassen
füllen, um einen Prozess aufzuhalten, der bereits im Gange ist - erlauben
zu erfahren, wie man sich fühlt, wenn man machtlos ist, und aus diesem
Gefühl zu lernen und es zu verwandeln.
Also, geniessen Sie Ihren Morgen und welchen Ruhm er Ihnen auch immer
bringen mag.
Danke, dass Sie uns nicht zugehört und uns nicht ernst genommen haben.
Doch Sie sollten wissen, dass wir Ihnen sehr wohl zugehört haben und Ihre
Worte niemals vergessen werden.
Danke, grosser Staatsmann George W. Bush.
Herzlichen Dank.
C Diogenes Verlag,
Uebersetzung von Maralde Meyer-Minnemann
Weiterverbreitet ohne freundliche Genehmigung des Urhebers, aber wohl in
seinem Sinne. Und dem all jener, denen daran gelegen ist.
Danke, grosser Staatsmann George W. Bush. Danke, dass Sie jedem gezeigt
haben, welche Gefahr Saddam Hussein darstellt. Viele von uns hätten sonst
womöglich vergessen, dass er chemische Waffen gegen sein eigenes Volk,
gegen die Kurden und die Iraner eingesetzt hat. Hussein ist ein
blutrünstiger Diktator und eine der augenfälligsten Verkörperungen des Bösen
in der heutigen Welt.
Aber nicht allein dafür wollte ich Ihnen danken. Während der ersten zwei
Monate dieses Jahres 2003 haben Sie der Welt eine Reihe anderer, wichtiger
Dinge gezeigt.
Ich möchte mich daher in Anlehnung an ein Gedicht, das ich als Kind
gelernt habe, bei Ihnen bedanken:
Danke, dass Sie allen gezeigt haben, dass das türkische Volk und sein
Parlament nicht käuflich sind, auch nicht für 26 Milliarden Dollar.
Danke, dass Sie der Welt gezeigt haben, welch tiefe Kluft zwischen den
Entscheidungen der Machthaber und den Wünschen des Volkes liegt.
Danke, dass Sie uns vor Augen führen, dass weder José Maria Aznar noch
Tony Blair ihren Wählern die geringste Achtung und Wertschaetzung zeigen.
Aznar bringt es fertig, darüber hinwegzusehen, dass 90 Prozent der Spanier
gegen den Krieg sind, und Blair ist die grösste Demonstration der
vergangenen dreissig Jahre in England schlichtweg egal.
Danke, dass Sie Tony Blair dazu gebracht haben, mit einem Dossier, das ein
Plagiat einer Arbeit war, die ein Student zehn Jahre zuvor geschrieben
hatte, vor das britische Parlament zu treten und es als vom britischen
Geheimdienst erbrachten schlagenden Beweis vorzustellen.
Danke, dass Sie Colin Powell gestatten, sich selbst zum Narren zu machen,
indem er dem UN-Sicherheitsrat Fotos vorlegt, die eine Woche später von
Hans Blix, dem Chef der UN-Rüstungskontrollkommission zur Entwaffnung des
Irak, öffentlich angefochten werden.
Danke, dass Sie mit Ihrer Haltung dafür gesorgt haben, dass bei der
UN-Vollversammlung der französische Aussenminister Dominique de Villepin
mit seiner Anti-Kriegsrede Applaus geerntet hat, was meines Wissens vorher
nur einmal in der Geschichte der UNO, im Anschluss an eine Rede Nelson
Mandelas, geschehen ist.
Danke, dass Sie mit allen Ihren Bemühungen, den Krieg voranzutreiben, dazu
beigetragen haben, dass die sonst untereinander zerstrittenen arabischen
Nationen sich bei ihrem Treffen in Kairo in der letzten Februarwoche
erstmals einstimmig gegen jedwede Invasion ausgesprochen haben.
Danke, dass Sie mit Ihrer rhetorischen Behauptung, die UNO habe nun die
Chance, ihre wahre Bedeutung zu zeigen, sogar die zögerlichsten Länder
dazu gebracht haben, sich gegen jede Art von Angriff gegen den Irak
auszusprechen.
Danke, dass Sie mit Ihrer Aussenpolitik den britischen Aussenminister Jack
Straw zu der Erklärung verleitet haben, im 21. Jahrhundert könne es Kriege
geben, die sich moralisch rechtfertigen liessen, wodurch Straw seine ganze
Glaubwürdigkeit verlor.
Danke, dass Sie versucht haben, ein Europa auseinander zu dividieren, das
für seine Vereinigung kämpft. Es wird ihm als Warnung dienen.
Danke, dass Sie geschafft haben, was nur wenigen in diesem Jahrhundert
gelungen ist: Millionen Menschen auf allen Kontinenten im Kampf für
dieselbe Idee zu vereinen, auch wenn diese Idee nicht die Ihre ist.
Danke, dass Sie uns wieder fühlen lassen, dass unsere Worte, wenn sie
vielleicht nicht gehört, so zumindest ausgesprochen wurden. Das wird uns
in Zukunft noch mehr Kraft geben.
Danke, dass Sie uns missachten, dass Sie alle marginalisieren, die sich
gegen Ihre Entscheidung stellen, denn die Zukunft der Erde gehört den
Ausgeschlossenen.
Danke, denn ohne Sie hätten wir nicht erkannt, dass wir fähig sind, uns zu
mobilisieren. Möglicherweise wird es uns diesmal nichts nützen, aber ganz
sicher später einmal.
Nun, da es keinen Weg zu geben scheint, die Trommeln des Krieges zum
Schweigen zu bringen, möchte ich wie ein europäischer König einst zu
seinem Invasoren sagen: "Möge dein Morgen schön sein, möge die Sonne auf den
Rüstungen deiner Soldaten strahlen, denn noch am Nachmittag werde ich dich
besiegen."
Danke, dass Sie uns - einer Armee anonymer Menschen, die wir die Strassen
füllen, um einen Prozess aufzuhalten, der bereits im Gange ist - erlauben
zu erfahren, wie man sich fühlt, wenn man machtlos ist, und aus diesem
Gefühl zu lernen und es zu verwandeln.
Also, geniessen Sie Ihren Morgen und welchen Ruhm er Ihnen auch immer
bringen mag.
Danke, dass Sie uns nicht zugehört und uns nicht ernst genommen haben.
Doch Sie sollten wissen, dass wir Ihnen sehr wohl zugehört haben und Ihre
Worte niemals vergessen werden.
Danke, grosser Staatsmann George W. Bush.
Herzlichen Dank.
C Diogenes Verlag,
Uebersetzung von Maralde Meyer-Minnemann
Weiterverbreitet ohne freundliche Genehmigung des Urhebers, aber wohl in
seinem Sinne. Und dem all jener, denen daran gelegen ist.