Charité: Entfernung des HI-Virus aus dem Körper eines Patienten (7/24)

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Er ging in die Medizingeschichte ein: Der Berliner Patient, der nach einer Stammzelltransplantation an der Charité – Universitätsmedizin Berlin 2008 als weltweit erster von einer HIV-Infektion geheilter Mensch galt. Jetzt ist dieser äußerst seltene medizinische Erfolg einem Team der Charité ein weiteres Mal gelungen. Bei dem zweiten Berliner Patienten ist seit mehr als fünf Jahren trotz fehlender antiviraler Therapie kein HI-Virus mehr nachweisbar. Das Besondere an dem Fall: Das Team nutzte eine von bisherigen HIV-Heilungen abweichende Behandlungsmethode. Sie macht eine neue Erklärung des Heilungsmechanismus nötig.

Die Therapiemöglichkeiten bei einer HIV-Infektion haben enorme Fortschritte gemacht, bei guter Behandlung ist für die Betroffenen heutzutage ein weitgehend normales Leben möglich. Dennoch gilt eine HIV-Infektion als nicht heilbar – normalerweise. In äußerst seltenen Fällen ist es mithilfe einer Stammzelltransplantation gelungen, das HI-Virus aus dem Körper zu entfernen. ...

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Oregano
 
Ich habe darüber auch einen Bericht in den Nachrichten vom zweiten Programm gehört. Nach Dr. med. Heinrich Kremer (die stille Revolution der Krebs- und Aids-Medizin) entstehen beide Krankheiten auf dem Boden einer Immunschwäche. Diese Sichtweise ist gut nachvollziehbar, finde ich.

Wenn eine Immunschwäche vorliegt, haben Viren natürlich auch einen besseren Zugang. Wäre doch gut möglich, dass die Stammzelltransplantation bei den zwei Patienten einfach einen Neustart der Immunabwehr ausgelöst hat, dachte ich mir, als ich die Nachricht hörte.
 
Das trifft beim HIV (anders als bei anderen Viren) aber offenbar so nicht zu, denn das macht alle Infizierten immer krank, bis auf ganz wenige, die immun sind. Das ist eben der Trick des HIV, daß es selbst die Immunschwäche erzeugt.

Bleibt die HIV-Infektion unbehandelt, sinkt die Zahl der CD4+Helferzellen kontinuierlich ab, und es kommt im Median neun bis elf Jahre nach der Erstinfektion zu einem schweren Immundefekt (< 200 CD4+-Zellen/Mikroliter).
Ein schwerer Immundefekt bedeutet jedoch nicht, dass sofort AIDS auftritt. Je länger ein schwerer Immundefekt vorliegt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, AIDS zu bekommen.
Verschiedene Gruppen erkranken nicht an AIDS, zum Beispiel die Long-term non-progressors (LTNPs, darunter auch die elite controllers bzw. elite suppressors) und die HIV-exposed seronegative (HESN).[101] Letztere wurden früher auch als highly exposed persistently seronegative (HEPS) bezeichnet. Die LTNP entwickeln für längere Zeit keine fortschreitende Erkrankung, HESN zeigen sogar weder klinische noch serologische Anzeichen einer HIV-Infektion.

Homozygote Individuen mit einem genetischen Defekt am CCR5-Rezeptor (CCR5Δ32) sind weitgehend resistent gegen HIV-Infektionen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/HIV
 
Der Welt-Aids-Tag findet vom 22. bis 26. Juli 2024 in München statt. Im Klinikum Rechts der Isar ist Prof. Christoph Spinner der Leiter der HIV-Forschung.
Aus einem Interview mit ihm :
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Wird HIV in absehbarer Zeit heilbar sein?

Es gab in den vergangenen Jahren eine Handvoll Fälle, in denen das Virus bei Infizierten nicht mehr nachweisbar war. Bisher gelang das aber nur durch Stammzelltransplantationen. Dieser Ansatz ist leider nicht skalierbar, weil sehr viele Nebenwirkungen auftreten.

Das klingt ernüchternd. Gib es in anderen Bereichen Entwicklungen, von denen eine größere Zahl an Menschen profitieren könnten?

Durch Prä-Expositions-Prophylaxe, also die vorbeugende Einnahme von antiviralen Medikamenten, gibt es heute für Risikogruppen eine wirksame Präventionsstrategie. Durch die Kombination aus einer solchen Prophylaxe, häufigeren HIV-Tests und universellem Therapiezugang konnten Neuinfektionszahlen vielerorts deutlich gesenkt werden – in London beispielsweise um 80 Prozent in nur zwei Jahren.

Die Prophylaxe-Medikamente sind Tabletten, die man täglich einnimmt?

Genau. Das funktioniert nur zuverlässig, wenn die Wirkstoffe wirklich regelmäßig genommen werden. Studien zeigen leider, dass dies in manchen Regionen, insbesondere in Afrika, schlechter klappt – auch wenn das Risiko sich zu infizieren, sehr hoch ist. Neuerdings gibt es aber Depotpräparate, mit denen keine tägliche Einnahme mehr nötig ist. Aktuelle Studien zeigen sogar bis zu hundert Prozent Schutz vor Neuinfektionen! Das ist vielversprechend. Hierzu wird es im Rahmen der Konferenz AIDS 2024 bahnbrechende Neuigkeiten aus Studien geben. ...

Grüsse,
Oregano
 
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