Achilles

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Achilles Verse

Lehrer: "Fritzchen, nenn' mir einmal einen berühmten Dichter!"
"Achilles."
"Aber Fritz! Achilles war doch kein Dichter!"
"Wieso, der ist doch wegen seiner Verse bekannt."
 
Achilles Verse

Du sollst einen Achilles - Vers haben, liebe Uta:

Zu Cassandra sprach Achilles:
"Ich will es!"
Zu Achilles sprach Cassandra:
"Da ist noch ein Andra!"
Da gab sein Leben hin, der Held,
im Feld!
 
Und noch ein "echter Klassiker":

Minos fuhr durchs Mittelmeer,
heim ins Land der Kreter,
Theseus, der fuhr hinterher,
und kam etwas später!
 
blume3.gif
Hübsch!
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Hier noch mehr Cassandra, aber ganz anders:

CASSANDRA
von Robinson Jeffers (1887–1962)

Das rasende Mädchen mit den sternhaften Augen und langen
weißen Fingern
Hockt in den Mauersteinen,
Das Haar sturmzerzaust, der Mund kreischend: kommt es darauf
an, Cassandra,
Ob das Volk glaubt
Deiner bitteren Quelle? Wahrlich, Menschen hassen die Wahrheit,
sie würden lieber
Einem Tiger auf der Straße begegnen.
Deshalb versüßen Dichter ihre Wahrheit mit Lügen; aber
Religion –
Händler und Politiker
Zapfen vom Faß, neue Lügen auf die alten, und werden gütig
gepriesen.
Weisheit. Arme Hündin sei weise.
Nein: du wirst weiter in einer Ecke an einer Kruste Wahrheit
herumkauen, Menschen
Und Göttern mißtrauend. – – Du und ich, Cassandra.



Cassandra

The mad girl with the staring eyes and long white fingers
Hooked in the stones of the wall,
The storm-wrack hair and screeching mouth: does it matter, Cassandra,
Whether the people believe
Your bitter fountain? Truly men hate the truth, they'd liefer
Meet a tiger on the road.
Therefore the poets honey their truth with lying; but religion –
Vendors and political men
Pour from the barrel, new lies on the old, and are praised for kind
Wisdom. Poor bitch be wise.
No: you'll still mumble in a corner a crust of truth, to men
And gods disgusting. – you and I, Cassandra.

www.zikaden.de/gedruckt/neues/Jeffers
 
Hallo, Uta,
sehr schön! Kennst Du "Cassandra", von Christa Wolf?

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Kassandra

Gelesen habe ich es, aber anscheinend inzwischen vergessen :mad: :) .



Kassandra
Freude war in Troja's Hallen,
Eh' die hohe Feste fiel;
Jubelhymnen hört man schallen
In der Saiten gold'nes Spiel.
Alle Hände ruhen müde
Von dem tränenvollen Streit,
Weil der herrliche Pelide
Priams schöne Tochter freit.

Und geschmückt mit Lorbeerreisern,
Festlich wallet Schar auf Schar
Nach der Götter heil'gen Häusern,
Zu des Thymbriers Altar.
Dumpf erbrausend durch die Gassen
Wälzt sich die bacchant'sche Lust,
Und in ihrem Schmerz verlassen
War nur eine traur'ge Brust.

Freudlos in der Freude Fülle,
Ungesellig und allein,
Wandelte Kassandra stille
In Apollo's Lorbeerhain.
In des Waldes tiefste Gründe
Flüchtete die Seherin,
Und sie warf die Priesterbinde
Zu der Erde zürnend hin:

"Alles ist der Freude offen,
Alle Herzen sind beglückt,
Und die alten Eltern hoffen,
Und die Schwester steht geschmückt.
Ich allein muß einsam trauern,
Denn mich flieht der süße Wahn;
Und geflügelt diesen Mauern
Seh' ich das Verderben nahn.

Eine Fackel seh' ich glühen,
Aber nicht in Hymens Hand;
Nach den Wolken seh' ich's ziehen,
Aber nicht wie Opferbrand.
Feste seh' ich froh bereiten.
Doch im ahnungsvollen Geist
Hör' ich schon des Gottes Schreiten,
Der sie jammervoll zerreißt.

Und sie schelten meine Klagen,
Und sie höhnen meinen Schmerz.
Einsam in die Wüste tragen
Muß ich mein gequältes Herz.
Von den Glücklichen gemieden
Und den Fröhlichen ein Spott;
Schweres hast du mir beschieden,
Pythischer, du arger Gott.

Dein Orakel zu verkünden,
Warum warfest du mich hin
In die Stadt der ewig Blinden,
Mit dem aufgeschloss'nen Sinn?
Warum gabst du mit zu sehen,
Was ich doch nicht wenden kann?
Das Verhängte muß geschehen,
Das Gefürchtete muß nahn.

Frommt's, den Schleier aufzuheben,
Wo das nahe Schrecknis droht?
Nur der Irrtum ist das Leben,
Und das Wissen ist der Tod.
Nimm, o nimm die traur'ge Klarheit,
Mir vom Aug' den blut'gen Schein!
Schrecklich ist es deiner Wahrheit
Sterbliches Gefäß zu sein.

Meine Blindheit gib mir wieder
Und den fröhlich dunklen Sinn!
Nimmer sang ich freud'ge Lieder,
Seit ich deine Stimme bin.
Zukunft hast du mir gegeben,
Doch du nahmst den Augenblick,
Nahmst der Stunde fröhlich Leben -
Nimm dein falsch Geschenk zurück.

Nimmer mit dem Schmuck der Bräute
Kränzt' ich mir das duft'ge Haar,
Seit ich deinem Dienst mich weihte
An dem traurigen Altar.
Meine Jugend war nur Weinen
Schlug an mein empfindend Herz.

Fröhlich seh' ich die Gespielen,
Alles um mich lebt und liebt
In der Jugend Lustgefühlen;
Mir nur ist das Herz getrübt,
Mir erscheint der Lenz vergebens,
Der die Erde festlich schmückt. -
Wer erfreuet sich des Lebens,
Der in seine Tiefen blickt?

Selig preis' ich Polyxenen
In des Herzens trunk'nem Wahn;
Denn der beste der Hellenen
Hofft sie bräutlich zu umfah'n.
Stolz ist ihre Brust gehoben,
Ihre Wonne faßt sie kaum,
Nicht euch Himmlische dort oben
Neidet sie in ihrem Traum.

Und auch ich hab' ihn gesehen,
Den das Herz verlangend wählt;
Seine schönen Blicke flehen,
Von der Liebe Glut beseelt.
Gerne möchte' ich mit dem Gatten
In die heim'sche Wohnung ziehn,
Doch es tritt ein styg'scher Schatten
Nächtlich zwischen mich und ihn.

Ihre bleichen Larven alle
Sendet mir Proserpina,
Wo ich wandre, wo ich walle,
Stehen mir die Geister da.
In der Jugend frohe Spiele
Drängen sie sich grausend ein,
Ein entsetzliches Gewühle!
Nimmer kann ich fröhlich sein.

Und den Mordstrahl seh' ich blinken,
Und das Mörderauge glühn!
Nicht zur Rechten, nicht zur Linken
Kann ich vor dem Schrecknis fliehn;
Nicht die Blicke darf ich wenden,
Wissend, schauend unverwandt
Muß ich mein Geschick vollenden,
Fallen in dem fremden Land." -

Und noch hallen ihre Worte,
Horch! Da dringt verworr'ner Ton
Fernher aus des Tempels Pforte,
Tot lag Thetis' großer Sohn!
Eris schüttelt ihre Schlangen,
Alle Götter fliehn davon,
Und des Donners Wolken hangen
Schwer herab auf Ilion.

Friedrich Schiller ( 1759 bis 1805 )
 
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