Dora
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Einführung der bundesweiten Meldepflicht für Lyme Borreliose
am 02.02.2012 um 15:25 Uhr von Holger46 erstellt
1) die Meldepflicht für alle diagnostizierten Formen/Manifestationen einer Lyme-Borreliose bundesweit eingeführt und dem RKI gemeldet wird, was eine Überarbeitung der Falldefinitionen voraussetzt.
2) dem festgestellten hohen Forschungsbedarf, insbesondere im Bereich der Immunologie, Diagnostik und Therapie dieser besonders Public-Health-relevanten Zoonose Rechnung getragen wird, indem Forschungsmittel gezielt für einschlägige Forschungsprojekte bereitgestellt werden.
3) Maßnahmen ergriffen werden, welche die umfassende Aufklärung/Information der Bevölkerung und der Ärzteschaft über die Unwegsamkeiten bei der Diagnose und Behandlung der Borreliose sicherstellen.
Meldepflicht:
Die gegenwärtige Beschränkung auf Falldefinitionen der IDSA (Infectious Diseases Society of America) entspricht nicht dem Stand der Wissenschaft und Literatur zum Thema. Um eine realitätsnahe Einschätzung der Erkrankungshäufigkeit und -verbreitung zu gewährleisten, empfiehlt sich bei den Falldefinitionen die Orientierung an den Leitlinien der ILADS (International Lyme and assoicated Diseases Society).
Außerdem sind die bisherigen Meldekriterien zur Lyme-Borreliose in einzelnen Bundesländern unzureichend, da ein Erythema migrans nur in etwa 50 Prozent der Fälle auftritt. Mindestens 50 Prozent der (Neu)erkrankten werden so nicht erfasst. Die Kostenlast für das Gesundheitssystem ist immens.
Forschungsbedarf und Forschungsprojekte:
Gemäß EU-Richtlinie 2003/99/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Nov. 2003, sind die Mitgliedsstaaten der EU gehalten, Daten zu überwachungspflichtigen Zoonosen und Zoonoseerregern zu erfassen. Hierzu zählt die EU die Borreliose und ihre Erreger. Dieser EU-Richtlinie ist Deutschland bislang nicht nachgekommen, obwohl die Häufigkeit der Lyme-Borreliose in der Bundesrepublik Deutschland unter medizinischen, gesundheitspolitischen, sozialpolitischen und wirtschaftspolitischen Aspekten erheblich an Bedeutung zugenommen hat, wie ein Expertenteam des Robert Koch-Instituts (RKI) in einem Workshop 2008 feststellte. Mit den bisherigen, lückenhaften Daten kann gegenwärtig keine realitätsnahe Aussage über das Vorkommen und die Krankheitshäufigkeit der Lyme-Borreliose getroffen werden.
Das RKI hat seit 2007 internationale Lyme-Borreliose-Workshops initiiert. Dabei kommen die Experten zu der Feststellung, dass Lyme-Borreliose eine besonders Public Health-relevante Zoonose in Deutschland darstellt. Diese für die Volksgesundheit gefährliche Infektion habe, so die Wissenschaftler, bisher nicht die nötige Beachtung gefunden, daher bestehe dringender Handlungsbedarf. Auch die Experten des RKI-Workshops schlagen eine bundesweite Meldepflicht vor - siehe hierzu Bundesgesundheitsblatt „Lyme-Borreliose: Forschungsbedarf und Forschungsansätze, Ergebnisse eines interdisziplinären Expertentreffens am Robert Koch-Institut, Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 2008, Springer Medizin Verlag, S. 1329-1339.
Mehrheitlich gehen die Fachleute der RKI-Workshops davon aus, dass die Lyme-Borreliose in den nächsten zehn Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnt und dass sich die Kosten für das Gesundheitswesen durch Lyme-Borreliose deutlich erhöhen werden. Es wurden sowohl gravierende Forschungsdefizite im Bereich der Epidemiologie als auch im Bereich der Immunologie, Diagnostik und Therapie bzw. Versorgung festgestellt. Wörtlich heißt es im Bundesgesundheitsblatt: "Nach Expertenmeinung wird die zurzeit laufende immunologische Grundlagenforschung zur Lyme-Borreliose in Deutschland der Problematik dieser in Europa und den USA weit verbreiteten Infektionskrankheit in keiner Weise gerecht."
Da die Lyme-Borreliose zu den häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten in Deutschland gehört und sie die am schnellsten wachsende Infektionskrankheit - noch vor HIV/AIDS ist und in hohem Maße zum chronischen Verlauf tendiert, kommt der realitätsnahen Bestimmung der Prävalenz und Inzidenz eine entscheidende Bedeutung zu. Die Erkrankungszahlen der Krankenkassen übersteigen die geschätzten Zahlen des RKI bei weitem. Lyme-Borreliose kommt in Deutschland auch deutlich häufiger vor als beispielsweise das West-Nil-Virus oder SARS - dennoch sind - im Gegensatz dazu - Borreliose-Forschungsprojekte bislang vernachlässigt worden.
Der Vorschlag wurde folgenden Themen zugeordnet:
Sicherheit
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