Themenstarter
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Aus dem Buch "Die Nervenschwäche" (Neurasthenia) von Georg M. Beard, Verlag von F.C.W.Vogel, Leipzig, 1881. Nach der zweiten Auflage ins Deutsche übertragen.
Wer eine Unibibliothek in der Nähe hat, sollte sich das schmale Buch mal zu Gemüte führen.
Es ist die erste Beschreibung der Schwermetallvergiftung durch Amalgamplomben, auch wenn Beard das selber leider nicht erkannte.
Die vorher unbekannte Krankheit trat zuerst in den USA auf und kam erst mit grosser Verspätung nach Europa. Sie betraf Hunderttausende. Beard studierte die Krankheit während Jahren und schuf sich dadurch einen Namen. Er war Neurologe. Etliche Jahre vor dem Auftreten der Amerikanischen Nervenvenschwäche hatten die Gebrüder Crawcourts das Amalgam in den USA eingeführt, deshalb auch das Adjektiv „amerikanisch“ im Namen. Die Krankheit betraf ausschliesslich Amerika. Erst mir vielen Jahren Abstand kam das Amalgam nach Europa. Einige Jahre später trat auch die „Amerikanische Nervenschwäche“ in Europa auf, man gab ihr – weil sie nicht mehr ausschlieslich Amerika betraf den neuen Namen „Neurasthenie“. Die Krankheit betraf fast ausschliesslich die Wohlhabenden. Und nun zu Beards Symptomenliste, das für den Zusammenhang mit Amalgam wichtigste „Symptom“ habe ich zuunterst abgeschrieben.
Empfindlichkeit der Kopfhaut
Migräne und verschiedene Formen des Kopfschmerzes
Augenprobleme
Ohrengeräusche
Schwache Stimme
Mangelnde Beherrschung des Geistes
Krankhafte Reizbarkeit, Verstimmung
Hoffnunglosigkeit, Verzweiflung
Krankhafte Furcht, oft begleitet von Schwindel
Aufsteigende Hitze und Rastlosigkeit
Häufiges Erröthen
Schlaflosigkeit
Empfindlichkeit der Zähne und des Zahnfleisches
Nervöse Dyspepsie
Mangel an Durst und mangelnde Assimilation von Flüssigkeiten
Verlangen nach stimulierenden und narkotischen Mitteln
Anomalien der Secretionen (Die Neigung, schon bei leichten Erregungen zu weinen...)
Abnorme Trockenheit der Haut, Gelenke und Schleimhäute
Schwitzende Hände und Füsse mit Röthe
Speichelfluss
Empfindlichkeit der Wirbelsäule und des ganzen Körpers
Schwere in Gliedern und Lenden
Schiessende Schmerzen
Schmerz in den Füssen
Zittriger und ungleicher Puls und Herzpalpitation
Oertliche Muskelkrämpfe
Dysphagie (Schlingbeschwerde)
Convulsive Bewegungen, besonders beim Schlafengehen
Krämpfe
Specielle Idiosynkrasien in Bezug auf Nahrung, Arzneien und äussere Reizmittel
Empfindlichkeit gegen Witterungswechsel
Gefühl tiefster Erschöpfung, ohne poitiven Schmerz
Kitzlichkeit
Umherziehende Schmerzen und flüchtige Neuralgien
Allgemeindes oder locales Jucken
Allgemeine, wie örtliche Frostschauer und fliegende Hitze
Kalte Hände und Füsse
Nervenschauer
Plötzliches nachlassen allgemeiner oder specieller Funktionen
Vorübergehende Lähmung
Übermässiges Gähnen
Jugendliches Aussehen
Hemi-Neurasthenia
Hier nun zum Symptom, das den Link zum Amalgam herstellt: Was Beard als Symptome beschrieb war nach meiner Überzeugung die Ursache der „Amerikanischen Nervenschwäche“.
„Rasche Fäuliniss und Unregelmässigkeit der Zähne gehört zu den Symptomen der Nervenschwäche. Sie ist ebenfalls die Folge eines Verarmungszustandes des Nervensystems.
Dass frühzeitig eintretende Fäulniss der Zähne ein Resultat der Civilisation ist, ist eine unleugbare Tatsache. Die Zähne sind selten gesund bei denen, deren Constitution entkräftet ist, und werden nur durch die Kunst der modernen Zahnheilkunde in gutem functionsfähigem Zustande erhalten. Zahnärzte sind die Barometer der Civilisation, ihre Zunahme und ihr Gedeihen ist eine der instructivsten Tatsachen in der modernen Sociologie. Amerikanische Zahnärzte sind die Besten in der Welt, weil die amerikanischen Zähne die traurigsten in der Welt sind.
In allen Klassen der Bewohner Amerikas, welche sich geistig beschäftigen und ein Stubenleben führen, beginnen die Zähne gewöhnlich vor dem Alter von 20 Jahren zu faulen und nur sehr selten sieht man einen nervenkranken Menschen im Alter von 35 oder 40 Jahren mit einer gesunden Zahnreihe, welche Sorgfalt auch auf ihre Erhaltung verwendet sein mag; viel wahrscheinlicher ist, dass, wenn er überhaupt einige eigene Zähne hat, die Mehrzahl darunter plombiert ist und nur durch die Geschicklichkeit des Zahnarztes erhalten blieb.“
Soweit die Zitate aus dem Buch von Beard. Er sah als Ursache der "Nervenschwäche" den Fortschritt, die Elektrizität, die wachsenden Anforderungen der Neuzeit, denen Personen mit einem schwächeren Nervenkostüm nicht gewachsen waren.
Amalgamplomben waren damals natürlich von sehr viel schlechtere Qualität als heute. Künstliche Gebisse wohl auch.
Ich kam durch einen Artikel des Zahnarztes Willi Breenkötter darauf, der die Zusammenhänge erforscht hat. Willi Breenkötter forderte in seinem mittlerweile mehr als 20 Jahre alten Artikel die Medizinhistoriker auf, die Sache minutiös nachzuprüfen. Es wäre ein Thema für eine Dissertation.
Elisabeth
[geändert von Elisabeth am 01-09-04 at 08:55 AM]
[geändert von Elisabeth am 01-09-04 at 08:55 AM]
Wer eine Unibibliothek in der Nähe hat, sollte sich das schmale Buch mal zu Gemüte führen.
Es ist die erste Beschreibung der Schwermetallvergiftung durch Amalgamplomben, auch wenn Beard das selber leider nicht erkannte.
Die vorher unbekannte Krankheit trat zuerst in den USA auf und kam erst mit grosser Verspätung nach Europa. Sie betraf Hunderttausende. Beard studierte die Krankheit während Jahren und schuf sich dadurch einen Namen. Er war Neurologe. Etliche Jahre vor dem Auftreten der Amerikanischen Nervenvenschwäche hatten die Gebrüder Crawcourts das Amalgam in den USA eingeführt, deshalb auch das Adjektiv „amerikanisch“ im Namen. Die Krankheit betraf ausschliesslich Amerika. Erst mir vielen Jahren Abstand kam das Amalgam nach Europa. Einige Jahre später trat auch die „Amerikanische Nervenschwäche“ in Europa auf, man gab ihr – weil sie nicht mehr ausschlieslich Amerika betraf den neuen Namen „Neurasthenie“. Die Krankheit betraf fast ausschliesslich die Wohlhabenden. Und nun zu Beards Symptomenliste, das für den Zusammenhang mit Amalgam wichtigste „Symptom“ habe ich zuunterst abgeschrieben.
Empfindlichkeit der Kopfhaut
Migräne und verschiedene Formen des Kopfschmerzes
Augenprobleme
Ohrengeräusche
Schwache Stimme
Mangelnde Beherrschung des Geistes
Krankhafte Reizbarkeit, Verstimmung
Hoffnunglosigkeit, Verzweiflung
Krankhafte Furcht, oft begleitet von Schwindel
Aufsteigende Hitze und Rastlosigkeit
Häufiges Erröthen
Schlaflosigkeit
Empfindlichkeit der Zähne und des Zahnfleisches
Nervöse Dyspepsie
Mangel an Durst und mangelnde Assimilation von Flüssigkeiten
Verlangen nach stimulierenden und narkotischen Mitteln
Anomalien der Secretionen (Die Neigung, schon bei leichten Erregungen zu weinen...)
Abnorme Trockenheit der Haut, Gelenke und Schleimhäute
Schwitzende Hände und Füsse mit Röthe
Speichelfluss
Empfindlichkeit der Wirbelsäule und des ganzen Körpers
Schwere in Gliedern und Lenden
Schiessende Schmerzen
Schmerz in den Füssen
Zittriger und ungleicher Puls und Herzpalpitation
Oertliche Muskelkrämpfe
Dysphagie (Schlingbeschwerde)
Convulsive Bewegungen, besonders beim Schlafengehen
Krämpfe
Specielle Idiosynkrasien in Bezug auf Nahrung, Arzneien und äussere Reizmittel
Empfindlichkeit gegen Witterungswechsel
Gefühl tiefster Erschöpfung, ohne poitiven Schmerz
Kitzlichkeit
Umherziehende Schmerzen und flüchtige Neuralgien
Allgemeindes oder locales Jucken
Allgemeine, wie örtliche Frostschauer und fliegende Hitze
Kalte Hände und Füsse
Nervenschauer
Plötzliches nachlassen allgemeiner oder specieller Funktionen
Vorübergehende Lähmung
Übermässiges Gähnen
Jugendliches Aussehen
Hemi-Neurasthenia
Hier nun zum Symptom, das den Link zum Amalgam herstellt: Was Beard als Symptome beschrieb war nach meiner Überzeugung die Ursache der „Amerikanischen Nervenschwäche“.
„Rasche Fäuliniss und Unregelmässigkeit der Zähne gehört zu den Symptomen der Nervenschwäche. Sie ist ebenfalls die Folge eines Verarmungszustandes des Nervensystems.
Dass frühzeitig eintretende Fäulniss der Zähne ein Resultat der Civilisation ist, ist eine unleugbare Tatsache. Die Zähne sind selten gesund bei denen, deren Constitution entkräftet ist, und werden nur durch die Kunst der modernen Zahnheilkunde in gutem functionsfähigem Zustande erhalten. Zahnärzte sind die Barometer der Civilisation, ihre Zunahme und ihr Gedeihen ist eine der instructivsten Tatsachen in der modernen Sociologie. Amerikanische Zahnärzte sind die Besten in der Welt, weil die amerikanischen Zähne die traurigsten in der Welt sind.
In allen Klassen der Bewohner Amerikas, welche sich geistig beschäftigen und ein Stubenleben führen, beginnen die Zähne gewöhnlich vor dem Alter von 20 Jahren zu faulen und nur sehr selten sieht man einen nervenkranken Menschen im Alter von 35 oder 40 Jahren mit einer gesunden Zahnreihe, welche Sorgfalt auch auf ihre Erhaltung verwendet sein mag; viel wahrscheinlicher ist, dass, wenn er überhaupt einige eigene Zähne hat, die Mehrzahl darunter plombiert ist und nur durch die Geschicklichkeit des Zahnarztes erhalten blieb.“
Soweit die Zitate aus dem Buch von Beard. Er sah als Ursache der "Nervenschwäche" den Fortschritt, die Elektrizität, die wachsenden Anforderungen der Neuzeit, denen Personen mit einem schwächeren Nervenkostüm nicht gewachsen waren.
Amalgamplomben waren damals natürlich von sehr viel schlechtere Qualität als heute. Künstliche Gebisse wohl auch.
Ich kam durch einen Artikel des Zahnarztes Willi Breenkötter darauf, der die Zusammenhänge erforscht hat. Willi Breenkötter forderte in seinem mittlerweile mehr als 20 Jahre alten Artikel die Medizinhistoriker auf, die Sache minutiös nachzuprüfen. Es wäre ein Thema für eine Dissertation.
Elisabeth
[geändert von Elisabeth am 01-09-04 at 08:55 AM]
[geändert von Elisabeth am 01-09-04 at 08:55 AM]