Vegetarische Ernährung – ein Beitrag zur Nachhaltigkeit

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Vorbemerkungen

Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Aspekt zur Rettung der Erde. Vegetarische Ernährung kann einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, denn sie basiert auf einem ganzheitlichen Konzept, das weit über die Auswahl und Zubereitung von Lebensmitteln hinausgeht. Vegetarismus ist Teil eines Lebensstilkonzeptes, das neben eigener Gesundheit auch Tierrechte, Perspektiven der Welternährung und Umweltanliegen beachtet. Die Überlegungen, Einstellungen und Verhaltensweisen eines Vegetariers unterscheiden sich erheblich von denen der Fleischesser. Vegetarier wurden daher bis vor kurzem noch belächelt und als Sektierer betrachtet, ihre vermeintlich asketische Lebensweise erweckte Misstrauen.

Derzeit leben etwa sechs Millionen Vegetarier in Deutschland und erheblich mehr Menschen haben ihren Fleischkonsum reduziert, wie sich am Rückgang des Fleischverzehrs bei uns in den letzten Jahrzehnten zeigt. Die steigende Tendenz der vegetarischen Lebensweise wird besonders die eher jüngeren, überwiegend weiblichen, meist gebildeten Menschen bewirkt. Überzeugte Vegetarier aus Wissenschaft und Kunst, Religion und Politik, Sport und Medien haben schon immer zu dieser Entwicklung beigetragen und eine Vorbildfunktion ausgeübt. Auch Lebensmittelskandale, die weitaus überwiegend bei tierischen Produkten auftreten, fördern den Trend zum Vegetarismus.

Die Varianten der vegetarischen Ernährung

Der Vegetarismus kennzeichnet im ursprünglichen Sinne eine „lebendige“ und „belebende“ Ernährungs- und Lebensweise, in der neben pflanzlichen Lebensmitteln nur solche Produkte verzehrt werden, die vom lebenden Tier stammen, wie Eier, Milch und Honig und daraus hergestellte Produkte.
Entsprechend der unterschiedlichen Entwicklungen, Motive und Ziele von Vegetariern gibt es keine einheitliche Form des Vegetarismus, sondern eine Vielzahl von Ernährungs- und Lebensweisen, die für sich in Anspruch nehmen, vegetarisch ausgerichtet zu sein. Neben der allgemeinen Lebensführung, die für viele, wenn auch nicht für alle Vegetarier, eine ebenso bedeutsame Rolle spielt wie die Ernährung, ist eine ernährungsphysiologische Klassifikation der verschiedenen Ausprägungen des Vegetarismus üblich.

selbst Gemüse anbauen

Bei der Einteilung vegetarischer Ernährungsweisen wird als Kriterium die Lebensmittelauswahl zugrunde gelegt. Gemeinsamkeit aller vegetarischen Kostformen ist das Meiden von Nahrungsmitteln, die von getöteten Tieren stammen. Dies sind Fleisch, Fisch, andere Meerestiere sowie daraus hergestellte Produkte wie Wurstwaren. Die Einbeziehung von Lebensmitteln, die von lebenden Tieren stammen, unterscheidet die Hauptformen des Vegetarismus, Lakto-ovo-, Lakto- und Ovo-Vegetarismus.

Die konsequenteste Variante einer vegetarischen Lebensweise praktizieren die Veganer, die sämtliche Nahrungsmittel tierischer Herkunft meiden, einschließlich Honig. Außerdem verwenden viele Veganer auch keine von Tieren stammenden Gebrauchsgegenstände oder Materialien. Eine Untergruppe der Veganer stellen die meisten Rohköstler dar. Diese praktizieren dieselben Einschränkungen bei der Lebensmittelauswahl, meiden aber zusätzlich jede erhitzte Nahrung. Ein Teil der Rohköstler verzehrt auch (rohe) tierische Produkte.

Die Stellung der Vegetarier in der Gesellschaft

Bis vor kurzem be- und verurteilte besonders die Wissenschaft eine Ernährung ohne tierisches Protein als Mangelernährung. Diese Einschätzung wurde von der allgemeinen Bevölkerung bereitwillig geteilt, denn der Mensch ändert nicht so gerne seine Ernährungsgewohnheiten. Dabei beruhte die Ablehnung der Wissenschaftler weniger auf wissenschaftlichen Untersuchungen, als auf überwiegend theoretischen Berechnungen, Annahmen oder gar Vorurteilen.
Inzwischen hat sich die Situation deutlich verändert, unter anderem durch die zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zum Vegetarismus.

Die Daten mit Vegetariern lieferten den wissenschaftlichen Beweis, dass sich in fast allen Fällen das Gegenteil von dem zeigte, was zunächst erwartet, befürchtet oder gar gewünscht wurde. Dabei war es schon immer leicht, anhand der recht großen Bevölkerungsgruppen in Asien, die sich vornehmlich aus religiösen Gründen teilweise seit Jahrtausenden vegetarisch ernähren, zu erkennen, dass bei ausreichender Nahrungsverfügbarkeit keine Gesundheitsgefahren durch eine lakto-ovo-vegetarische Ernährung bestehen.

Im Gegenteil: in einer Vielzahl von teilweise groß angelegten Studien konnte die Wissenschaft überzeugend nachweisen, dass eine gut zusammengestellte lakto-ovo-vegetarische Ernährung eine optimale Versorgung mit allen Nährstoffen in allen Lebensabschnitten sichern kann. Etwas anders verhält es sich bei den Veganern, da sie mit ihrer rein pflanzlichen Ernährung nur Spuren von Vitamin B12 aufnehmen. Das für den Menschen geeignete Vitamin B12 wird ausschließlich von Mikroorganismen synthetisiert, findet sich in allen tierischen Produkten und kann in sehr geringen Mengen in Algen und fermentierten pflanzlichen Lebensmitteln vorhanden sein. Die Bedarfsdeckung von Vitamin B12 ist bei veganer Ernährung unsicher. Dieses kann auch für Eisen, Zink und Calcium zutreffen, sofern die Kost einseitig zusammengestellt ist.

Motive für eine vegetarische Lebensweise

Geflügelfarm Tierproduktion

Die am häufigsten genannten Motive der Vegetarier, kein Fleisch von Tieren zu verzehren, haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte erweitert und verändert. Derzeit lassen sich neben einer Reihe weiterer Anliegen die drei wichtigsten Beweggründe nennen, die bei Vegetariern im Vordergrund stehen:

  1. Aus ethischen, moralischen, religiösen oder spirituellen Motiven möchten viele Menschen nicht länger hinnehmen, dass für sie Tiere ausgebeutet, gequält und getötet werden. Die zunehmende Transparenz über die tatsächlichen Zustände bei Aufzucht, Mast, Transport und Schlachtung unserer Nutztiere brachte viele ehemalige Fleischesser zu der Entscheidung, den Verzehr von Produkten von getöteten Tieren zu meiden. Dieses Anliegen wird von der Mehrheit der Vegetarier vertreten. Manche dieser sensibilisierten Menschen finden einen Ausweg aus diesem Dilemma im Kauf und Verzehr von Erzeugnissen von Tieren, die artgerecht gehalten werden, wie in der ökologischen Landwirtschaft.
    Die Veganer setzen ihre Ernährungs- und Lebensform am konsequentesten um. Da sie versuchen, jede Ausbeutung von Tieren zu vermeiden, lehnen Veganer nicht nur den Verzehr aller tierischen Lebensmittel, sondern auch die Verwendung von Gebrauchsgegenständen und Konsumartikeln ab, die ganz oder teilweise aus tierischen Rohstoffen hergestellt wurden wie Wolle, Leder, Daunen, Haare, Gelatine und Perlen.
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  2. Aus gesundheitlichen, hygienischen oder toxikologischen Gründen möchten viele Menschen ihre Ernährungs- und Lebensweise so gestalten, dass sie möglichst lange ohne Krankheiten und dabei körperlich und geistig fit bleiben. Die Erfahrung zeigt, dass dieses besonders gut mit einer von Pflanzen geprägten Kost gelingt. Inzwischen wird auch von der etablierten Medizin erkannt, das eine vegetarische Ernährung in erheblichem Maße dazu beitragen kann, ernährungsassoziierten Erkrankungen vorzubeugen, wie Fettsucht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Hypertonie, Gicht und verschiedenen Krebsarten. Diese Erkenntnisse haben mittlerweile dazu geführt, dass entsprechend informierte Mediziner aus prophylaktischen Gründen eine ausgewogene lakto-ovo-vegetarische Ernährung ausdrücklich empfehlen.
    Die bedenkliche Zunahme vieler Zivilisationskrankheiten belastet nicht nur den einzelnen Menschen und seine Angehörigen, sondern unser gesamtes Gesundheitssystem in bisher nicht gekanntem Ausmaß. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben die Zusammenhänge zwischen diesen Erkrankungen und der Lebensweise des bewegungsarmen Wohlstandsbürgers weltweit aufgezeigt, bei denen die Ernährung eine entscheidende Rolle spielt.
    Die Behandlung ernährungsassoziierter Krankheiten erfordert in Deutschland etwa ein Drittel des Gesundheitsbudgets. Hier könnte allein durch eine vollwertige Ernährungsweise mindestens die Hälfte dieser Ausgaben und durch eine lakto-ovo-vegetarische Ernährung noch mehr eingespart werden. Gesundheitspolitisch besteht der wichtigste Faktor bei vegetarischen Kostformen durch das präventive Potential gegenüber Krankheiten.
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  3. Aus ökologischen, sozialen oder politischen Gründen kommen viele Menschen zu der Überzeugung, dass es einer Korrektur der Lebensweise in unserer Gesellschaft bedarf. Deshalb findet inzwischen eine von vielen Experten und Organisationen geführte gesellschaftliche Diskussion über einen nachhaltigen oder zukunftsfähigen Umgang mit den verbliebenen Ressourcen und der bereits in Mitleidenschaft gezogenen Umwelt weltweit statt. Die Datenlage zeigt, dass besonders die Menschen in den wohlhabenden Ländern ihren Lebensstil ändern müssen, bevor durch ein zu spätes Handeln wesentlich schmerzhaftere Kurskorrekturen notwendig werden.
    Die Besorgnis erregenden Anzeichen globaler Probleme häufen sich und nehmen an Schärfe zu. So ist die Anzahl der weltweit an Hunger leidenden Menschen auf über eine Milliarde angestiegen und die allgemeinen Umweltbelastungen haben bereits irreversible Schädigungen verursacht. Die von Menschen verursachte Klimaveränderung schreitet voran und kann zu kriegerischen Auseinandersetzungen um die begrenzten Ressourcen der Erde, inklusive Lebensmittel und Wasser, führen.

Vegetarismus als eine zeitgemäße und nachhaltige Ernährungsweise

Dicke Frau isst Junkfood

Studien belegen mit überzeugenden Daten, dass sich durch einen vegetarischen Lebensstil auf verschiedenen Ebenen Verbesserungen erreichen lassen. So wird immer deutlicher, dass die Situation vieler Menschen in materiell armen Ländern, die zu mittellos sind, um sich die vorhandenen Lebensmittel zu kaufen, auch mit unserem Lebensstil und besonders mit unserer Ernährungsweise sowie den derzeitigen Bedingungen der Weltwirtschaft zusammenhängen. Unsere Nutztiere werden teilweise mit Ackerfrüchten aus diesen Ländern gefüttert, die den Menschen dort als Grundnahrungsmittel dienen, wie Sojabohnen und Maniok.

Die weltweiten Umweltbelastungen durch die Landwirtschaft stammen weitaus überwiegend aus der Tierproduktion. Neben dem Einsatz von Hormonen und Tierarzneimitteln, die teilweise in die Umwelt gelangen, führt die Entsorgung der Tierexkremente zu erheblichen Belastungen des Grundwassers. Der Ausstoß von Treibhausgasen in der Tierproduktion, insbesondere Lachgas aus Mist und Gülle sowie Methan durch Wiederkäuer, trägt weltweit genau soviel zur Schädigung des Klimas bei, wie der gesamte globale motorisierte Verkehr.

Ernährungssicherung durch eine vegetarische Ernährung

Die Leistungsfähigkeit der Erde ist mehr als ausreichend, um alle Menschen derzeit und in Zukunft bedarfsgerecht zu ernähren. Allerdings werden durch den Anbau von Futtermitteln etwa ein Drittel der Weltackerfläche ver(sch)wendet. Diese Flächen könnten für den Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln dienen und so einen entscheidenden Beitrag zur weltweiten Nahrungssicherheit leisten. Die weltweit zur Verfügung stehenden Gras- und Buschflächen würden zusammen mit der ökologischen Landwirtschaft ausreichen um alle Menschen mit moderaten Mengen an Fleisch, Eiern und Milcherzeugnissen zu versorgen.

Der Einsatz von Ressourcen wie Energie für die Produktion und Verarbeitung tierischer Nahrungsmittel liegt um ein Vielfaches höher als für pflanzliche Lebensmittel. Gleiches gilt für den Wasserbedarf. Schon heute gibt es ernste Auseinandersetzungen bei den Nutzungsrechten der vorhandenen Wasservorräte. Zukunftsforscher sehen in diesen Entwicklungen die Ursachen für Bürgerkriege und militärische Konflikte mit den entsprechenden Flüchtlingsbewegungen.

Die Praxis der vegetarischen Ernährung

Einkauf Früchte und Gemüse am MarktFundierte Ernährungsempfehlungen für die Bevölkerung werden von der Ernährungswissenschaft auf Grundlage des wissenschaftlichen Kenntnisstandes ausgesprochen unter Berücksichtigung gesundheitspolitischer Erwägungen. Dabei soll eine ausreichende Nährstoffversorgung sichergestellt sowie chronischen Erkrankungen vorgebeugt werden. Nährstoffempfehlungen sind aber für den Verbraucher nur bei entsprechenden Fachkenntnissen von Nutzen. Dagegen sind Empfehlungen auf Lebensmittelbasis für den Verbraucher verständlich und nachvollziehbar. Bei den Empfehlungen zu einer vegetarischen Ernährung werden alle zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Erkenntnisse einbezogen.

Neben den allgemeinen Empfehlungen, die sich an gesunde Personen richten, gibt es spezielle Ernährungsempfehlungen für Menschen, die bereits ein oder mehrere Risikofaktoren für bestimmte chronische Erkrankungen aufweisen oder schon erkrankt sind. Dabei ist beruhigend, dass weltweit sowohl die Ernährungsempfehlungen für die Allgemeinbevölkerung als auch die Empfehlungen für Risikogruppen den Prinzipien einer vorwiegend vegetarischen Ernährungsweise entsprechen. Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen, dass Vegetarier ein deutlich geringeres Risiko für die meisten chronisch-degenerativen Erkrankungen aufweisen. Aber auch therapeutische Erfolge mit vegetarischen Kostformen rücken das gesundheitliche Potential einer pflanzenbasierten Ernährungsweise ins Interesse der Ernährungsmedizin. Aktuelle Berichte wissenschaftlicher Institutionen zeigen, dass der überwiegende Verzehr pflanzlicher Lebensmittel und eine Reduktion des Konsums von rotem Fleisch als präventiv gelten.

Die Lebensmittelauswahl für Vegetarier

Die vorliegenden Ernährungsempfehlungen nationaler Gremien, etwa der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, beinhalten auch den Verzehr von Fleisch, Fisch und anderen tierischen Lebensmitteln und sind somit für Vegetarier und Veganer nicht hilfreich. Für diese Zielgruppen sind spezielle Empfehlungen erforderlich, die den besonderen Erfordernissen einer lakto-ovo-vegetarischen oder veganen Ernährungsweise Rechnung tragen. Dies umso mehr, als sich auch nicht wenige Vegetarier aufgrund einer nicht optimalen Lebensmittelauswahl ungünstig ernähren.

Eine zeitgemäße vegetarische Ernährung sollte den Nährstoffbedarf sicher decken und das Risiko für chronische Erkrankungen minimieren. Dabei sollten auch Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Auf Grundlage der wissenschaftlichen Datenlage ergeben sich die Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl, die sich in einer neu entwickelten vegetarischen Lebensmittelpyramide finden. Dabei sind die Lebensmittel im unteren Bereich der Pyramide besonders empfehlenswert und sollen häufiger gegessen werden. Ernährungsphysiologisch weniger empfehlenswerte Lebensmittel stehen an der Spitze der Pyramide und sollten sparsam verzehrt werden. Die Pyramide besteht aus zehn Lebensmittelgruppen. Die prozentual zugeordneten Flächen in der Pyramide verdeutlichen, welche Mengen an Lebensmittel aus den einzelnen Lebensmittelgruppen verzehrt werden sollten.

sehr gesunde Nüsse

Bei kritischen Nährstoffen und Risikogruppen kann es bei einer entsprechenden Unterversorgung sinnvoll sein, vorrübergehend auf angereicherte Lebensmittel zurückzugreifen, um die Nährstoffversorgung zu verbessern bzw. sicherzustellen. Hierzu zählt bei Vegetariern aber auch bei Fleischessern beispielsweise Vitamin D, besonders in den sonnenarmen Monaten sowie Jod, das mit jodiertem Salz zugeführt werden kann. Veganer müssen außerdem für eine zuverlässige Vitamin-B12-Zufuhr sorgen, die in Form von angereicherten Produkten oder Supplementen erfolgen kann. Auch der Verzehr von mit Kalzium angereicherten Produkten, wie bestimmte Sojagetränke, kann für Veganer sinnvoll sein.

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel) sollten nur dann verwendet werden, wenn der Bedarf einzelner Nährstoffe durch den Lebensmittelverzehr (einschließlich angereicherte Lebensmittel) nicht ausreichend gedeckt werden kann und eine unzureichende Versorgung zuverlässig diagnostiziert wurde. Der vorübergehende gezielte Einsatz von Monopräparaten ist der Verwendung von oft ungünstig zusammengestellten Multi-Vitamin- und Mineralstoffpräparaten vorzuziehen.

Umstellung auf eine vegetarische Ernährung

Wie bei allen anderen Ernährungsformen sollte auch bei vegetarischer Ernährung auf eine Individualisierung der wissenschaftlichen Ernährungsempfehlungen geachtet werden. Jeder sollte sich durch Ausprobieren eine Eigenkompetenz erarbeiten, um am eigenen Körper zu erfahren, welche Lebensmittel in welcher Zubereitungsform bekömmlich sind. Dieses gilt besonders für Menschen, die empfindliche Verdauungsorgane haben oder krank sind.

Wenn über lange Zeit eine ballaststoffarme Durchschnittskost verzehrt wurde, kann eine plötzliche Umstellung auf eine vegetarische Ernährung zu einer physiologischen Überforderung führen. Das Verdauungssystem sollte nicht überfordert, aber auch nicht unterfordert werden. Jüngere Menschen haben meist keine Probleme mit der Umstellung, ältere oder empfindliche Menschen sollten sich Zeit für die Gewöhnung nehmen. Kranke Menschen sollten vor einer Umstellung auf pflanzliche Kost ihren Arzt konsultieren, um den Einfluss auf die Wirkung von Medikamenten abzuklären. Das allmähliche Meiden des Verzehrs von Fleisch kann und darf über Monate andauern.

Schlussbemerkungen

Vegetarisch essen ist gesund

Vegetarische Kostformen sollten nicht nur nach gesundheitlichen Aspekten bewertet werden, sondern sollten auch den mit einer vegetarischen Lebensweise verbundenen weitergehenden Nutzen einbeziehen. Die vorliegenden wissenschaftlichen Daten belegen mit großer Deutlichkeit, dass sich der Vegetarismus im Vergleich zur konventionellen Ernährung ausgesprochen nachhaltig auswirkt und gute Chancen besitzt, die überwiegende Ernährungsweise der Zukunft zu werden. Die Entwicklungen im Gesundheitsbereich, der Umweltbelastung und der Ressourcenverfügbarkeit werden die Geschwindigkeit dieses Wandels bestimmen.

Für die Akzeptanz einer vegetarischen Ernährungsweise ist entscheidend, dass sie schmackhaft und zielgruppengerecht zubereitet wird. Ideelle oder pragmatische Entscheidungen für den Vegetarismus führen zu einem dauerhaften Wechsel wenn Genuss und Freude am Essen erhalten oder gar gesteigert werden. Vielfältige Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass es nach der Umstellung für Vegetarier einen Gewinn an Lebensqualität geben kann, nicht nur weil sie länger leben.

Zusammenfassung

Der Vegetarismus ist eine Ernährungs- und Lebensweise. Langjährige Erfahrungen und robuste wissenschaftliche Daten belegen, dass sich eine vegetarische Ernährung günstig auf unsere Gesundheit, Mitwelt, Umwelt und Nachwelt auswirkt. Der Vegetarismus kann zur Prävention von Krankheiten, zum nachhaltigen Umweltverhalten und zur Verbesserung der Situation der Menschen in armen Ländern beitragen.

Literatur

  • Hoffmann I, Schneider K, Leitzmann C
    Ernährungsökologie – Komplexen Herausforderungen integrativ begegnen, 223 S.
    Oekom Verlag, München 2011
  • Leitzmann C
    Vegetarismus: Grundlagen, Vorteile, Risiken, 125 S.
    CH Beck Verlag, München (1. Aufl. 2001), 4. Aufl. 2012
  • Koerber K v, Männle T, Leitzmann C
    Vollwert-Ernährung: Konzeption einer zeitgemäßen und nachhaltigen Ernährungsweise, 420 S.
    Haug Verlag, Stuttgart (1. Aufl. 1981), 11. Aufl. 2012
  • Leitzmann C, Keller M
    Vegetarische Ernährung, 372 S.
    Ulmer Verlag, Stuttgart (1. Aufl. 1996), 3. Aufl. 2013
  • Leitzmann C
    Die 101 wichtigsten Fragen zur gesunden Ernährung, 154 S.
    CH Beck Verlag, München (1. Aufl. 2010), 2. Auflage 2013
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Prof. Dr. Claus Leitzmann

Prof. em. Dr. rer. nat. Claus Leitzmann
Arbeitsschwerpunkte: Ernährungsprobleme in Entwicklungsländern, Vegetarismus, Ballaststoffe, Immunologische Aspekte der
Ernährung, Vollwert-Ernährung, Ernährungsökologie

- Studium der Chemie (Capital University, Columbus, Ohio, USA), Mikrobiologie und Biochemie (University of Minnesota, Mineapolis), Promotion 1967
- Bis 1969 Forschungstätigkeit am Molecular Biology Institute der University of California, Los Angeles
- 1969-71 Gastdozent an der Mahidol University, Bangkok, Thailand, für Biochemie und Ernährung
- 1971-74 Leiter der Laboratorien des Anemia and Malnutrition Research Centers in Chiang Mai, Thailand
- seit 1974 am Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Gießen
- Habilitation 1976 im Fach Ernährung des Menschen
- 1978-98: Professur "Ernährung in Entwicklungsländern"

Mitglied in wissenschaftlichen Gesellschaften und Gremien:
- Vereinigung Deutscher Wissenschaftler
- Verband der Oecotrophologen
- Bundesministerium für Entwicklungshilfe
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung UNICEF

Ehrenmitgliedschaften:
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung
- Österreichische Gesellschaft für Ernährung
- Internationale Gesellschaft für Präventivmedizin
- Vegetarierbund Deutschland

Kuratoriumsmitglied in Stiftungen (Eden Stiftung, Werner und Elisabeth Kollath Stiftung, Stoll VITA Stiftung, Bertelsmann Stiftung)
Beiratsmitglied bei Fachzeitschriften (American Journal of Clinical Nutrition, UGB-Forum, Nutrition Reports International u.a.)
Leiter des wissenschaftlichen Beirats beim Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung

Preise/Ehrungen:
- Preis für Krebsprävention, Zabel Stiftung
- Preis für Präventive Ernährung, Broermann Stiftung
- Ehrenurkunde für Lebenswerk, Kollath Stiftung
- Preis für Lebenswerk, Reformhaus-Fachakademie
- Ehrenplakette in Gold für Verdienste um nachhaltige Ernährung (Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz)
- Mehrere Buch-Auszeichnungen der Gastronomischen Akademie Deutschlands

2 Kommentare in “Vegetarische Ernährung – ein Beitrag zur Nachhaltigkeit

bertpaul November 1, 2013
Danke für den Beitrag Prof Leitzmann! Es ist nur schade, das meist lediglich von eremitierten oder selbstbetroffenen Spezialisten wirklich gute und zuverlässige Ratschläge und Empfehlungen kommen. Was Herr Prof. Dr. Claus Leitzmann hier schreibt entspricht voll meinen eigenen Erfahrungen bzgl. Umstellung auf eine vegetarische Ernährungsweise. Ich habe damit durch Sonderformen, z.B. einer mehrmonatigen Spezialdiät (Schnitzer-Kost) einen iatrogenen Dauerbluthochdruck gegen die Vorhersage meines HA (lebenslängliche Blutdrucksenker erforderlich) innert weniger Wochen dauerhaft normalisieren können. Durch eine mehrmonatige Rohkost-Therapie habe ich auch div. Gelenkprobleme ebenso völlig auskurieren können. Eine bewusstere und besonders artgerechtere Ernährungsweise ist uns über die moderne "Zivilisationskost" fast verloren gegangen. Ebenso das Bewusstsein, das eine Auswahl heilkräftiger Lebensmittel mit schadstofffreier Qualität sogar den wundersamen Weg zur Genesung bei den schwersten Zivilisationserkrankungen unserer Zeit bis hin zu Krebs ebnen können. Wer es nicht glaubt, sollte einfach mal bei der ehem. Chirurgin und russ. Kosmonautenbetreuerin Dr. Galina Schatalowa ('Wir fressen uns zu Tode' und 'Heilkräftige Ernährung', oder bei Tamara Lebedewa ('Krebserreger entdeckt') o.a. nachlesen. Weitere Quellen mit Tipps wurden gesammelt unter FAQ4H: http://faq4h.bplaced.net Gruss bertpaul
Lia vom Bodensee November 24, 2015
Ich ernähre mich nun seit 3 Jahren und habe mir für 2016 vorgenommen komplett auf die vegane Ernährung umzusteigen. Die Vorteile dieser Ernährungsform haben mich überzeugt https://vegane-fitnessernaehrung.de/blog/vegane_ernaehrung_vorteile_fuer_gesundheit.html. Zudem nutze ich ja dann die Tiere nicht mehr für meine persönlichen Belange aus, was mir sehr wichtig geworden ist. Nur muss man dafür auch erst mal das Bewusstsein entwickeln. Außerdem kämpfe ich seit geraumer Zeir mit gesundheitlichen Problemen wie Neurodermitis (ich vermute durch zu viele Milchprodukte). Ich denke mal dieser Schritt, zu einem tierfreien Konsum, wird sich positiv auf meine Gesundheit auswirken. Wichtig wird denk ich mal nur, dass ich regelmäßig wie hier im Text betont auf Vitamin B12, Vitamin D und Jod achte. Aber ich bin zuversichtlich. Es gibt ja immerhin schon einige Veganerinnen, die nach meinen Recherchen absolut topfit sind. Also wünscht mir viel Glück. :) Viele Grüße Lia

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