Wichtig!: Was ist eine Salicylat-Unverträglichkeit/Intoleranz?

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Wann sollte man an eine Salicylsäureunverträglichket, Salicylatintoleranz denken? - Histaminintoleranz / Histaminunverträglichkeit

Das ist eine Übersicht über die Problematik der Salicylat-Intoleranz (SIT) mit Vorkommen, Angabe der Symptome, LIteratur usw.
Sehr lesenswert!

Wichtig auch:
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Vielfach wird berichtet, dass trotz strenger Eliminationsdiät wegen Histaminintoleranz die lästigen Symptome nicht verschwinden wollen.
Wenn dieses der Fall ist, muss man sich fragen, was dahinterstecken könnte.
Es gibt viele Möglichkeiten. Recht naheliegend ist jedoch die der Salicylatintoleranz.

Wir sind mit den Salzen der Salicylsäure (Salicylaten) sehr häufig konfrontiert, sei es in Medikamenten, in Kosmetik, Reinigungsmitteln (Haushaltsreinigern) oder auch und ganz besonders in "gesunden" Nahrungsmitteln, wie z.B. biologisch angebautem Gemüse und Obst.
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https://www.mastzellaktivierung.info/de/mastzellerkrankungen_begleiterkrankungen.html#salicylat

Grüsse,
Oregano
 
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AW: Wichtig!: Was ist eine Salicylat-Unverträglichkeit/Intoleranz

Deutsches Ärzteblatt: Salicylatintoleranz

Zitate daraus:

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Beschwerden wie Bronchialasthma und Rhinitis, die nach der Applikation von Salicylaten auftreten, bezeichnet man als Intoleranz. Bei Symptomen, die von einem Naturstoff und ohne Beteiligung des Immunsystems verursacht werden, handelt es sich weder um eine pharmakologische Nebenwirkung noch um eine Allergie. Obwohl die Salicylatintoleranz seit mehr als 100 Jahren bekannt ist, wird sie in den relevanten Bereichen der Medizin nicht angemessen wahrgenommen. Diese Lücke soll durch den vorliegenden Beitrag geschlossen werden.
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Grundsätzlich besitzen die in pflanzlichen Nahrungsmitteln vorkommenden Salicylate und die industriell hergestellten COX-Hemmer eine gleichartige Wirkung. COX-2-Hemmer (sogenannte Coxibe) verursachen im Magen-Darm-Trakt geringere Beschwerden und Effekte als COX-1-Hemmer (zum Beispiel Indometacin, Ibuprofen) (2, 10, 13, e10). Gelegentlich bedingen sogar kleinste Unterschiede in der chemischen Struktur substanzielle Differenzen in der Verträglichkeit der Substanzen
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Die Applikation von Acetylsalicylsäure erfolgt vorzugsweise oral oder nasal (2, e4). Dies sollten nur mit dem Problemfeld Vertraute vornehmen. Wegen möglicher heftiger Reaktionen wie Asthma sind Notfallvorkehrungen zu treffen. Dazu zählt auch die Bereitstellung stationärer Beobachtung und Weiterbetreuung. Diese diagnostische Maßnahme ist sowohl personell, zeitlich als auch apparativ aufwendig und anspruchsvoll.
Feingewebliche Untersuchungen von Biopsaten erbringen vor allem aufgrund der Eosinophilie einen wertvollen Hinweis (5, 9, 10, 11). Es handelt sich um eine invasive Maßnahme mit den üblichen Kontraindikationen und Risiken.
Die apparative Diagnostik bedient sich bildgebender Verfahren wie der Computertomografie (CT) zur Darstellung etwa von Polypen, und der Lungenfunktionsprüfung zur Objektivierung einer Obstruktion nach Exposition/Provokation (2, 11, e6, e20). In Einzelfällen ist eine Endoskopie zur lokalen Inspektion und Gewinnung von Biopsaten erforderlich .
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Therapie und Prophylaxe
Karenz
Karenz ist die zuverlässigste Form der Prophylaxe und Therapie. Vor allem COX-1-Hemmer müssen gemieden werden. Ein Teil der Kranken zeigt aber auch auf Paracetamol, das als Ausweichmittel eingesetzt wird, in sehr hoher Dosierung die gleichen Erscheinungen (2, e4); in diesem Fall muss Buprenorphin oder Naloxon verordnet werden. Karenz erfordert bei hochsensiblen Personen darüber hinaus Meiden von Kosmetika oder Nahrungsmitteln mit hohem Salicylatgehalt, vor allem von Gewürzen und industriell bearbeiteter Nahrung; 1 g Curry enthält beispielsweise bis zu 2 mg Salicylat (e23) (Tabelle 4). Hierfür stellen Beratungsteams von Universitätskliniken und andere darauf spezialisierte Einrichtungen Tabellen und Diätempfehlungen zur Verfügung.
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Interessanterweise vermag sogar die Nahrung den Eikosanoidkomplex zu beeinflussen. Vegetarier weisen zufolge des Gehaltes an Salicylaten in Pflanzen einen erhöhten Serumspiegel auf (e24); dies könnte einer der verschiedenen Gründe für deren niedrigere Krebserkrankungsrate sein (e25). Auch die vermehrte Zufuhr ungesättigter Fettsäuren – mit konsekutiv reduzierter Neubildung an Arachidonsäure bei gleichzeitig verminderter Aufnahme mit der Nahrung – hemmt die Entzündungsaktivität und wirkt zudem immunmodulatorisch (e26). Das wurde in der Gastroenterologie (e27), Rheumatologie (e28) und Neurologie (e29) gezeigt. Wegen der Bedeutung weiterer Auslösefaktoren und der Verfügbarkeit weiterer Therapiewege kann die Diät jedoch allenfalls eine begleitende unterstützende Maßnahme sein.
Die Salicylatintoleranz, und im Kontext die Eikosanoidverschiebung, stellt eine systemische Besonderheit dar, mit im Einzelfall jeweils unterschiedlichen Manifestationsmustern und Erkrankungsformen. Das verlangt fachübergreifendes Denken, indem etwa nach längerer Einnahme von COX-Hemmern auf Nasenpolypen (24) geachtet wird.
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Grüsse,
Oregano
 
Wichtig!: Was ist eine Salicylat-Unverträglichkeit/Intoleranz

Toll, dass diese Extra-Rubrik eröffnet wurde - Danke dafür an die Initiatoren(-rin?) und Moderatoren. :D

Ich kam erst zufällig auf das Thema vor ca. einer Woche, und muss mich erst intensiv darin einlesen. Jedenfalls würde es vieles erklären, und dass ich ASS definitiv nicht vertrage weiß ich schon seit ca. 15 Jahren.
Interessanterweise vertrage ich Ibuprofen - jedoch nicht dann, wenn ich zeitnah zu einer Einnahme Kaffee trinke. Dann bekomme ich ebenso einen Asthmaanfall und anfallsartigen Durchfall wie bei ASS.

Bin gespannt, wie sich die Rubrik entwickeln wird und welche Erkenntnisse wir alle gewinnen. :wave:
 
Wichtig!: Was ist eine Salicylat-Unverträglichkeit/Intoleranz

Interessanterweise vertrage ich Ibuprofen - jedoch nicht dann, wenn ich zeitnah zu einer Einnahme Kaffee trinke.

Kaffee enthält Salizylat. Und Ibuprofen wirkt auch in der selben Entzündungskaskade wie Salizylat.
 
Wichtig!: Was ist eine Salicylat-Unverträglichkeit/Intoleranz

Ah, Danke für die Erklärung, Paule.
Da wird mir nun so einiges klar, wo ich tatsächlich ansetzen muss ... :idee:
 
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Salicylat-Unverträglichkeit, Salicylat-Intoleranz, Salicylsäureunverträglichkeit

Oft machen uns Leser darauf aufmerksam, dass sie weitere Lebensmittel nicht vertragen, und führen das irrtümlich auf ihre Histaminose zurück. In fast allen Fällen stellte sich bei weiterer Abklärung aber heraus, dass es sich um stark salicylathaltige Lebensmittel handelt, welche wegen einer zusätzlichen Salicylat-Unverträglichkeit nicht vertragen wurden, ohne dass ein Zusammenhang mit der Histaminose bestehen muss. Die Salicylat-Unverträglichkeit ist noch recht unbekannt. Denken Sie auch an diese Möglichkeit, wenn es Ihnen bisher nicht gelungen ist, mit Eliminationsdiäten alle Auslöser zu eliminieren!

Salicylsäure und deren Salze, die Salicylate, sind normalerweise nicht schädlich oder ungesund, sondern haben sogar positive Eigenschaften (entzündungshemmend, geringeres Herzinfarktrisiko, ...). Es gibt aber anscheinend Menschen, welche auf Salicylate überempfindlich reagieren. Wissenschaftlich ist das noch nicht einwandfrei erwiesen und der Mechanismus ist noch nicht ganz geklärt. Es gibt aber viele Betroffene, die mit dem Meiden von Salicylaten eine ganz markante Besserung ihrer Symptome erfahren. Auch uns sind schon mehrere Fälle bekannt.

Salicylate kommen in allen Pflanzen natürlicherweise in mehr oder weniger grossen Mengen vor (Früchte, Gemüse). Es handelt sich dabei um chemische Abwehrstoffe der Pflanzen, also sozusagen um das pflanzliche "Immunsystem", mit dem sie sich gegen Pilzbefall und andere Krankheiten wehren. Salicylsäure wird von Pflanzen in Stresssituationen (z.B. Schädlingsbefall, Trockenheit) produziert. Der Salicylatgehalt ist folglich nicht nur von der Pflanzenart abhängig, sondern schwankt auch sehr stark je nach Pflanzenteil, Anbaumethode, klimatischen Bedingungen, Lagerung, Zubereitung etc. Salicylate zu meiden ist ähnlich kompliziert wie das Meiden von Histamin und Histaminliberatoren. Sehr vieles muss beachtet werden:

Oft wird in der Schale am meisten Salicylat gebildet. Bei vielen Früchten und Gemüsen lässt sich daher der Salicylatgehalt durch Schälen verringern.
Bio-Früchte und Bio-Gemüse sind nicht für alle gesünder! In ökologisch angebautem Gemüse (Bio-Gemüse), das ohne den Einsatz von Pestiziden angebaut wird, muss sich die Pflanze aus eigener Kraft gegen Krankheiten wehren. Deshalb findet man im Biolandbau um ein Mehrfaches höhere Salicylsäure-Werte als in konventionell angebauten Land*wirtschafts*produkten.

Je stärker man das Gemüse zerkleinert, desto höher steigt der Salicylatgehalt an. Das ist eine Reaktion der Pflanze auf die Verletzungen durch uns "Frassschädlinge". Ebenso ungünstig sind verarbeitete Fertigprodukte. Besser alles eigenhändig frisch zubereiten.

Aber: Durch stundenlanges Einlegen von zerkleinertem Gemüse in Wasser oder durch Kochen in Wasser löst sich ein Teil des Salicylates langsam heraus und kann mit dem Wasser weggeschüttet werden. Je stärker zerkleinert, desto gründlicher wird man das Salicylat durch Wässern los.
Nachteil: So gehen auch wertvolle Vitamine und Mineralstoffe verloren!

Tabellen mit Salicylat*gehalten der Lebensmittel dienen nur als grobe Orientierungshilfe, wo tendenziell eher viel oder wenig Salicylat vorhanden sein könnte. Aus den oben genannten Gründen sind im Einzelfall grosse Abweichungen von den Literaturwerten möglich.

In noch viel grösseren Mengen kommen Salicylate jedoch in bestimmten Arzneimitteln vor (insbesondere die Acetylsalicylsäure in Aspirin, siehe unten stehende Links). Ebenfalls unverträglich ist der Mastzell*stabilisator Cromo*glicinsäure bzw. Natrium*cromoglicat (Nalcrom).
Auch diverse Kosmetikprodukte können zu Unver*träg*lich*keits*reaktio*nen führen.

Die Symptome einer Salizylat-Sensitivität sind von Fall zu Fall variabel und können den Histaminsymptomen ähnlich sein. Häufig sind z.B. Haut- und Schleimhautreizungen (Ausschlag, Urticaria, Juckreiz), geschwollenes Gesicht/Hände/Füsse, Augenentzündung, erschwerte Atmung, Kopfschmerzen, verstopfte Nase, Magenschmerzen, Übelkeit, Husten, in schweren Fällen sogar anaphylaktoide Reaktionen.

Die Diagnose erfolgt durch genaues Beobachten, welche Produkte welche Symptome auslösen, sowie durch versuchsweises Weglassen der problematischen Produkte. Ein Ernährungstagebuch ist dabei sehr hilfreich. Aussagekräftige Labortests sind uns nicht bekannt.

Beispiele besonders salicylatreicher Lebensmittel:
Gewürze (Paprikapulver, Curcuma, Curry, Anis, Senf, Zimt, Ingwer, schwarzer Pfeffer), Küchenkräuter (Salbei, Basilikum, Oregano), Kleesorten, Oliven, Olivenöl, Datteln, Trauben, Rosinen, Sultaninen, Beeren (Cranberries, Johannisbeere, Cassis, Himbeere, Heidelbeere), Schwarztee, Grüntee, Pfefferminze, Produkte mit Pfefferminz- oder Mentholgeschmack, Aprikose, Ananas, Orangen, Zucchini, Salatgurke.

Beispiele salicylatreicher Kosmetikprodukte:
Bestimmte Zahnpasten, Mundspülungen, Parfums, Duschgels, Shampoos, Lippenstifte, Lotionen, Rasierschaum, Sonnencrèmes.

Die Therapie besteht darin, den Salicylatkonsum zu senken, wobei die unverträglichen Medikamente den grösseren Einfluss haben als das Salicylat aus der Nahrung. Eine salicylatarme Diät nützt nicht viel, solange man noch bestimmte Medikamente nimmt, die sich bei Salicylatunverträglichkeit ungünstig auswirken. Man sollte nicht mehrere salicylatreiche Lebensmittel miteinander kombinieren, sondern darauf achten, dass die Mehrheit der Zutaten salicylatarm ist. Es ist weder möglich noch notwendig, sämtliche salicylathaltigen Lebensmittel zu meiden, sondern man soll bei der Ernährung lediglich darauf achten, dass man den Salicylatkonsum so weit senken kann, wie dies im Einzelfall erforderlich ist. Nicht die in den Tabellen angegebene Konzentration ist dabei relevant, sondern die Salicylatmenge, die sich errechnet aus der Konzentration mal der konsumierten Menge des Lebensmittels. Das heisst, man darf sich durchaus auch mal etwas sehr Salicylatreiches gönnen, wenn man nur ganz wenig davon nimmt. Wenn beispielsweise ein Gewürz eine 100 mal höhere Salicylatkonzentration enthalten würde als ein Gemüse, aber vom Gewürz konsumiert man nur 1 g, vom Gemüse hingegen 100 g, dann führt man sich mit dem "schlimmen" Gewürz dennoch nicht mehr Salicylat zu als mit dem vergleichsweise salicylatarmen Gemüse.
Als weitere Therapieoption soll bei der Salicylatunverträglichkeit eine Desensibilisierung wirksam sein, bei der man sich eine Zeitlang unter ärztlicher Überwachung mit langsam ansteigenden und zum Schluss sehr hohen Salicylatmengen vergiftet, bis sich der Körper daran gewöhnt hat. (Nicht verwechseln: Das gilt nur für Salicylate gegen Salicylat-Unverträglichkeit. Eine Desensibilisierung mit Histamin gegen Histaminose funktioniert nicht, sondern kann gefährlich und schädlich sein!) Informieren Sie sich beim Facharzt oder Ernährungsberater bezüglich Erfolgsquote und Nebenwirkungen.

Weiterführende Informationen:
Ärzteblatt.de: Fachartikel über Salicylat-Unverträglichkeit
salicylatesensitivity.com: Website einer betroffenen Person (Englisch)
Wikipedia: Salicylate sensitivity (Englisch)
hautzone.ch: Website eines Arztes. Liste unverträglicher Produkte (Medikamente, Kosmetika etc.)
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https://www.mastzellaktivierung.info/de/mastzellerkrankungen_begleiterkrankungen.html#allergien

Grüsse,
Oregano
 
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