Vortrag: Prof.Dr.Giovanni Maio

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23.05.12
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Guten Morgen :wave: und schönen Sonntag.

Ich schaue mir gerade einen sehr interessanten Vortrag an von Prof.Dr.Maio
- ein Mediziner, der sich sehr tiefe Gedanken macht über die Verbindung der Heilberufen mit Naturwissenschaft und Oekonomie, und auf die dabei entstehenden Gefahren. Ebenso spricht er über Ethik und Medizin.
Ursprünglich waren Heilberufe "Dienst am Menschen" und werden nun aber immer mehr zur angebotenen Dienstleistungen.

Zum Vortrag
Die moderne Medizin konzentriert sich aus ihrem naturwissenschaftlichen Erbe heraus ausschließlich auf die Möglichkeiten einer Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit des Körpers. Dabei wäre es wichtig, Medizin nicht ausschließlich als Reparaturwerkstatt zu verstehen, sondern sich auch in einer personalen Weise auf den Patienten einzulassen und ihm dabei zu helfen, sich in ein gutes Verhältnis zu seinem Kranksein zu setzen. Vor diesem Hintergrund geht der Vortrag auf die Grenzen der wissenschaftlichen Medizin ein und stellt die heilende Kraft von Zuwendung und Begegnung in den Mittelpunkt. Begrenztheit, so Giovanni Maio, kann und soll auch als Chance gesehen werden, sich auf den Kern des Lebens zu konzentrieren.

SWR Fernsehen Tele-Akademie

Hinweis zu seiner Person: Giovanni Maio
Hier hat er seinen Lehrstuhl:
Prof. Dr. med. Giovanni Maio, M.A. phil. — Institut für Ethik und Geschichte der Medizin
Liebe Grüsse
KARDE
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Morgen
falls der Vortrag nicht in der richtigen Rubrik ist, bitte ich den Mod ihn zu verschieben.Danke.

Wer daran glaubt, dass es noch Aerzte gibt, denen das Wohl einzelnen Patienten wichtig ist - sollte den Vortrag ansehen.

Wer das Vertrauen in die Aerzte verloren hat - was leider bei der heutigen Behandlungsart wo man als Patient nicht als Mensch sondern immer mehr als "Sache" abgefertigt wird, sollte sich den Vortrag auch ansehen, um wieder Vertrauen zu bekommen.


Auch ich bin traumatisiert durch all das was ich mit Aerzten erlebt habe - aber ich glaube daran, dass die Heilberufe wieder "menschlich" werden - denn wir sind nun mal keine Maschinen.

HERZENSGRUESSE
KARDE
 
Liebe Karde,

da kann ich Dir und Professor Maio nur voll und ganz beipflichten, es wird allerallerhöchste Zeit, das endlich wieder mehr Menschlichkeit in der Therapie, Respekt vor jedem einzelnen Patienten, mehr Freundlichkeit und Vertrauen und weniger Technik in unserer Medizin Einzug halten.
Das Wort Behandler sollte man auch unbedingt wieder wörtlich nehmen, Menschen gesunden an Herzenswärme mehr als an den meisten Maschinen.
Es gibt keine medizinische Richtung die allein die einzig wahre ist. Ein alternativer Heiler oder auch ein Heilpraktiker ist im akuten Falle eines Schlaganfalles oder eines Herzinfarktes fehl am Platz, ein Schulmediziner bei den meisten chronischen Erkrankungen ebenfalls.
Eine vorurteilsfreie Zusammenarbeit ohne blödsinnige Standesdünkel wäre für jeden Patienten wünschenswert - denn um die geht es ja schließlich, oder?
Das finanzielle sollte bei der Berufswahl des Therapeuten generell in zweiter Reihe stehen und bitte auch nicht korrumpierbar sein durch Boni-Zahlungen für noch mehr Operationen, besonders gehäufte Untersuchungstechniken oder hohe Verschreibungsraten von bestimmten Medikamenten.
Die Medizin hat sich heutzutage immer mehr in Richtung Massenabfertigung und Komerz entwickelt, sehr zum Leid der Patienten.
Und nicht erst Professor Hackethal hat diese Entwicklung erbittert angeklagt, er würde sich heute im Grabe umdrehen wenn er sehen würde was sich die Menschheit seit seinem Ableben noch alles erdachte.
Die Krönung waren da ja wohl die Roboter, die künstliche Kniegelenke am laufenden Band einsetzten (von den Folgen für die Patienten ganz zu schweigen).

Ich finde Maios Überzeugung einen guten und notwendigen Anfang und hoffe sehr, dass sich weitere anschließen werden.

Vielleicht ist es auch mal wieder ganz brauchbar sich den Berufsethos der Medizin wieder mal vor Auge zu führen. Man meint zwar immer noch, dass Mediziner diesen Eid bei der Prüfung ablegen müssten, dem ist aber nicht so.


DER EID DES HIPPOKRATES

Ich schwöre und rufe Apollon, den Arzt, und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen an, dass ich diesen Eid und diesen Vertrag nach meiner Fähigkeit und nach meiner Einsicht erfüllen werde.

Ich werde den, der mich diese Kunst gelehrt hat, gleich meinen Eltern achten, ihn an meinem Unterhalt teilnehmen lassen, ihm, wenn er in Not gerät, von dem Meinigen abgeben, seine Nachkommen gleich meinen Brüdern halten und sie diese Kunst lehren, wenn sie sie zu lernen verlangen, ohne Entgelt und Vertrag. Und ich werde an Vorschriften und aller übrigen Unterweisung meine Söhne und die meines Lehrers und die vertraglich verpflichteten und nach der ärztlichen Sitte vereidigten Schüler teilnehmen lassen, sonst aber niemanden.

Ärztliche Verordnungen werde ich treffen zum Nutzen den Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber ich werde mich davor, sie zum Schaden und in ungerechter Weise anzuwenden.

Auch werde ich niemanden ein tödliches Mittel geben, auch nicht, wenn ich darum gebeten werde, und werde auch niemanden dabei beraten; auch werde ich keiner Frau ein Abtreibungsmittel geben.

Rein und fromm werde ich mein Leben und meine Kunst bewahren.

Ich werde nicht schneiden, sogar Steinleidende nicht, sondern werde das den Männern überlassen, die dieses Handwerk ausüben.

In alle Häuser, in die ich komme, werde ich zum Nutzen der Kranken hineingehen, frei von jedem bewussten Unrecht und jeder Übeltat, besonders von jedem geschlechtlichen Missbrauch an Frauen und Männern, Freien und Sklaven.

Was ich bei der Behandlung oder auch außerhalb meiner Praxis im Umgang mit Menschen sehe und höre, das man nicht weiterreden darf, werde ich verschweigen und als Geheimnis bewahren.

Wenn ich diesen Eid erfülle und nicht breche, so sei mir beschieden, in meinem Leben und meiner Kunst voranzukommen, indem ich Ansehen bei allen Menschen für alle Zeit gewinne; wenn ich ihn aber übertrete und breche, so geschehe mir das Gegenteil.


Liebe Grüße Tarajal :)
 
Danke liebe Tarajal
ich habe einen neuen Thread aufgemacht - Eid des Hippokrates, wäre einmal eine Ueberlegung wert sich den den Aerzten vorzulegen.
HERZLICHE GRUESSE
KARDE
 
Hallo an alle
Es ist zwar schon ein Weile her, dass der letzte Beitrag in diesem Thread geschrieben wurde, aber ich will trotzdem das Thema nochmals aufwärmen.
Wie so oft, kam ich durch Zufall und auch über Umwege zu diesem Thread und hörte mir den Vortrag von Prof. Maio an.

Dieser begnadete Mann hat von einem Umdenken in der Medizin gesprochen. Der Vortrag hat mich sehr berührt. Aber auch zu weiteren Gedanken angeregt.
Einen davon möchte ich mit euch teilen: Die Annahme des Lebens. Nämlich des Lebens, das so ist, wie es ist. Diese Annahme, auch wenn es unangenehm oder sogar der Tod ist, das ist uns heutigen Menschen gänzlich verloren gegangen. Wir suchen ständig nach Glück, nach mehr Geld, mehr Ruhm oder Wichtigkeit, immer nur mehr! Wir lehnen es ab, auch mal das Leid als notwenig mit in unser Leben herein zu lassen. Es kann nicht immer nur Freude geben, es muss auch mal das Gegenteil stattfinden.
Ich weiss, dass dieser Gedanke von vielen Menschen nicht akzeptiert wird. Das Streben nach Glück wird als die wichtigste und stärkste Triebfeder des Lebens betrachtet. Und in der Tat, dieses Streben nach Glück ist schon ein sehr mächtiger Wunsch in uns. Jedoch, so mächtig er auch sein wird, wenn wir nicht anerkennen, dass es gar nicht möglich ist, immer nur glücklich zu sein, sondern dass auch mal das Leid, die Traurigkeit und auch eine Krankheit zum Leben dazu gehört - dann gehen wir irgendwie am Leben und sogar am Sinn des Lebens vorbei. Es ist so, wie mit dem Licht. Es kann gar nicht immer nur Licht oder nur den Tag geben. Wir brauchen auch die Nacht, die Ruhe, die Stille.
Ja, nun wird man sofort sagen: Die Krankheit brauchen wir aber nicht! Man wird sagen: Das mit Tag und Nacht, ja das macht schon Sinn. Aber wozu die Krankheit?
Die Frage nach dem "wozu" ist jedoch sinnlos. Krankheiten gibt es und unser noch so großer Wunsch nach ewiger Gesundheit wird keinem Menschen gelingen. Sicherlich gibt es Menschen, die weniger krank sind. Aber ich kenne niemanden, jedenfalls keinen älteren Menschen, der noch nie krank war. Das Leben anzunehmen, wie es ist, auch mit Trauer, Ärger, Krankheit, das kann sogar zu einem inneren Glück führen. Nicht ein Glück des Jauchzens, nicht ein Glück der Äußerlichkeiten, sondern es kann zu einem tiefen und inneren Gefühl des Annehmens und somit in gewisser Weise ein Glückgefühl hervorrufen. Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen: Wenn man gegen eine Krankheit ständig ankämpft und sie als Feind betrachtet, dann leidet man viel mehr, als wenn man sie akzeptiert.

Ich habe vor einigen Jahren eine Geschichte geschrieben mit dem Titel: Es ist so, wie es ist.
Ich würde diese Geschichte gerne euch allen zur Verfügung stellen und lesen lassen. Aber sie ist 9 Seiten lang und ich weiss nicht, ob ich das hier machen kann. Vielleicht in drei Teilen?
Falls ihr sie lesen wollt, dann meldet euch, ich werde es dann versuchen.

Schöne Grüße
Werner
 
Hallo Werner
Danke für deine Zeilen - ich wäre sehr interessiert deine Geschichte "Es ist so, wie es ist" zu lesen, werde dafür zwar sicher einige Zeit brauchen, aber wäre schön, dazu die Möglichkeit zu bekommen.

Für mich gibt es "Krankheit" an der man lernen kann, wahrscheinlich ist es auch so, dass wir Menschen besonders durch krank sein auch mit unserer Seele in Verbindung kommen (können). Schlimm finde ich einfach, wenn ein Mensch krank ist, und die Aerzte evtl. sein Krankheitsbild noch nicht oder zu wenig kennen, ihm nicht glauben. Da kommt ein unnötiges Leiden auf, das schlussendlich noch kränker macht (wohl erst mal in der Seele schmerzt, dann aber auch im Körper).
Der kranke Mensch hat heute gar nicht mehr die Möglichkeit gesund zu werden, die Zeit die Körper/Seele braucht wird nicht berücksichtigt, denn er sollte möglichst schnell wieder funktionieren, leistungsfähig sein.

Sicher gibt es verschiedene Krankheiten und verschiedene Menschen, aber da wo das Bewusstsein wächst, sollte auch der Mensch die Möglichkeit bekommen seinen Rhythmus und die Zeit die er braucht, zu bekommen. Manchmal sind es kleine "Krankheiten" machmal solche die einem (evtl.) den ganzen Rest des Lebens begleiten, da sie ja tagtäglich bei uns sind, sollten wir (jeder einzelne auf seine Art) damit umgehen lernen.
Auch das wird oft nicht von Aerzten und anderen Stellen im Gesundheitswesen gebilligt, Tabletten sind da einfacher zu handhaben als jemandem Mitgefühl und "Zeit" zu schenken, damit er lernt mit seiner Situation klar zu kommen.

Nun kommt mir der Film MOMO in den Sinn.

Grüsse dich von "Herz zu Herz" - da wo die Zeit endet, beginnt die Ewigkeit
Béatrice
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Karde

Ich habe gerade ganz ähnliche Dinge in folgendem Link geschrieben:
https://www.symptome.ch/threads/gehoeren-schmerzen-zum-alter.88316/page-2#post-963259

Vielleicht schaust du da mal rein. Das Thema überschneidet sich hier ein wenig mit unserem Thema hier.

Die Geschichte "Es ist so, wie es ist" schicke ich dir gerne per PN. Ich weiss nicht, ob ich sie hier öffentlich posten soll, denn es mag ja sein, dass sie sonst gar niemand lesen will und es somit nur die Platz hier im Forum unnötig belastet.
Also schau mal rein bei deiner Post.
Schöne Grüße
Werner
 
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