Vom Raucher zum Nichtraucher

Horaz

in memoriam
Themenstarter
Beitritt
05.10.06
Beiträge
4.009
Hallo zusammen,

es gab Zeiten, da rauchte ich mehr als 40 Zigaretten pro Tag. Ich rauchte gerne, aber dass das zuviel war, merkte ich am zurückgehenden Genuß. Also beschloß ich zu reduzieren. Ich schrieb mir täglich (und ganz ehrlich) die Anzahl der gerauchten Zigaretten auf und setzte mir Ziele; ein monatlicher Durchschnitt von nur noch 30 Zigaretten pro Tag war das erste. Um dorthin zu kommen, schuf ich "rauchfreie Zonen", z.B. keine Zigarette mehr im Auto; keine Zigarette nach dem Frühstück.

Nachdem ich den sportlichen Wettbewerb in und mit mir geweckt hatte, begann eine Art Automatismus. Ich setzte im Lauf der Jahre die Ziele immer tiefer und erfand weitere rauchfreie Zonen, z.B. die erste Zigarette erst nach dem Nachmittagskaffee.

In diesem jahrelangen Prozess hatte ich nie das Ziel Nichtraucher vor Augen, sondern "mehr Genuß durch weniger" rauchen. Schließlich war ich aber auf eine so geringe Zigarettenzahl pro Tag gekommen, dass es erste Nichtrauchertage gab und inzwischen rauche ich nur noch ganz selten (vielleicht drei Stück im Jahr).

Hätte ich mir das Ziel "Nichtraucher sofort" gesetzt wäre ich gescheitert, weil ich damals wie auch heute das Rauchen als Genuß und Nichtrauchen als Verlust ansehe, mit dem ich inzwischen aber umgehen kann.

Aufgeschrieben habe ich es hier, um aufhörwilligen Rauchern einen sanfteren Ausstieg zu zeigen, wenn´s nicht "von Heute auf Morgen" funktioniert.

Viele Grüße, Horaz
 
Hallo Horaz, du hast deinen Weg zum Nichtraucher sehr schön beschrieben.
Du hast auch viel erreicht in der Zeit, jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass du dir selbst vornimmst, dich als Nichtraucher darüber zu freuen, nicht mehr auf Zigaretten angewiesen zu sein. Denn so lange es für dich ein "Verlust" und kein Geschenk (Lebensqualität, Gesundheit, frische Luft atmen, frei sein) ist, wirst du immer noch denken auf etwas verzichten zu müssen.
 
Hallo Done,
wahrscheinlich kann sich`s niemand vorstellen, aber es ist genauso, wie ich es beschrieben habe. Rauchen war für mich wirklicher Genuss, um den es mir leid tut. Zu ganz besonderen Momenten erlaube ich`s mir ja sogar. Ich bin völlig frei in meiner Entscheidung. Es ist wohl ein Idealzustand, eine Sucht aufgeben zu können, aber hin und wieder noch einmal daran zu kosten ohne Rückfallgefahr.
Gruss, Horaz
 
Horaz - dann geht es dir anders als mir, ich habe vor acht Jahren aufgehört, aber ich könnte keine mehr rauchen - auch wenn ich wollte, mein Körper will es nicht mehr. :wave:
 
Lieber Horaz!
Find ich ganz toll Deine Methode!Ich glaube,so könnte ich es auch mal versuchen(Du hast recht,da sieht man nicht immer nur den Verlust vor Augen,sondern kann sich gezielt auf den Genuß konzentrieren...bis es irgendwann vielleicht dann kein Genuß mehr für Einen ist)!
Dir geht es jetzt bestimmt tausendfach besser ,sag hast Du eine "Suchtverlagerung"festgestelt?
(weil davor,daß ich noch mehr Süßes brauche,davor hab ich ein bißel Angst).
Ansonsten wirklich "Herzlichen Glückwunsch"-Du hast es gepackt!!!
Lieben Gruß,
Pernell.
 
Hallo Pernell,

es hat meine kühnsten Erwartungen übertroffen.
Ich rauche praktisch nicht mehr. Und es geht mir nichts ab. Vor Monaten habe ich mit Freunden eine Zigarette geraucht; es war himmlisch. Und das war es. Ich habe keine Sucht mehr. Und meine Süßigkeitssucht habe ich bei dieser Gelegenheit gleich mitentsorgt. Ich süße heute nur noch mit Stevia, wenn du das nicht kennst, gehe einfach auf die Suchfunktion hier im Forum.

Viele Grüße, Horaz
 
Hier stern.de werden viele gute Tipps für den Übergang vom Raucher zum Nichtraucher gegeben.

Schon allein die Beschäftigung mit diesem langen Text erspart mindestens zwei Zigaretten, wenn man ihn einfach so liest, ohne zur Zigarette zu greifen ;) .

Uta
 
na super, danke uta!

ich hab schon 2 geraucht, vor zorn, weil ich den beitrag nicht finde.


grüße
richter
 
Nichtraucher-Tagebuch


Lernen fürs Leben

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© Johannes Eisele/DDP
Wie ein Pennäler muss der ambitionierte Ex-Raucher wieder die Schulbank drücken, nur dass diesmal "Alltag" auf dem Lehrplan steht



Von Björn Erichsen

"Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir." So manchem dürfte dieser Satz überzeugter Vollblut-Pädagogen aus der Schulzeit noch in den Ohren schmerzen. Doch nach einem halben Jahr ohne Zigaretten habe ich tatsächlich etwas gelernt.

Rauchfreie Tage zähle ich schon länger nicht mehr. Im Laufe des Sommers, irgendwo knapp jenseits der 100 Tage, habe ich damit aufgehört. Daran, dass meine letzte Zigarette nun schon ein halbes Jahr zurückliegt, hat mich vergangene Woche ein Freund erinnern müssen. Ein positives Zeichen, das auf Normalität hindeutet. In jedem Fall ein krasser Gegensatz zu der heftigen Anfangszeit, in der noch jede Stunde ohne Zigaretten ein kleiner Sieg war.

Zu den Leuten, die den Rauchstopp im Vorübergehen schaffen, zähle ich sicher nicht. "Ich habe die letzte Zigarette ausgemacht und nie wieder daran gedacht." So oder ähnlich hat mancher User in den Kommentaren den eigenen Rauchstopp beschrieben. Das macht neidisch und ist kaum zu glauben. Meine Lebenswirklichkeit - und auch die vieler anderer Bemühter - sah und sieht ganz gewiss anders aus. Komplizierter, überhaupt nicht elegant, ziemlich holprig.

Ausnahmezustand verwandelt sich langsam in Normalität
Anspannung, Aggression und Verzweiflung in den ersten Tage sind dabei nur das Vorspiel für die wirkliche Herausforderung: das große Lernen. Wie ein Pennäler muss der ambitionierte Ex-Raucher wieder die Schulbank drücken, nur dass diesmal "Alltag" auf dem Lehrplan steht. Es gilt, all die Situationen, die bis dahin ganz selbstverständlich mit Zigaretten verbunden waren, neu, sprich rauchfrei zu durchleben. Bei mir waren das so einige, vor allem nach dem Essen, beim Kaffee, im Auto, beim Schreiben. /* '); /* ]]> */


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Ihre Meinung


Nach dem Rauchstopp - wann wurde bei Ihnen aus dem Ausnahmezustand Normalität?
Bisherige Leserbeiträge [1]





Die innere Programmierung, die bei all diesen Anlässen nach Nikotin giert, ist nicht leicht zu knacken, aber so langsam wandelt sich der Ausnahmezustand in Normalität. Die Prüfungen werden seltener, aber nicht weniger tückisch. Vor allem, wenn man sich in Sicherheit wiegt, bekommen sie den Charme einer unangekündigten Klassenarbeit. Schockzustand - wehe, man ist nicht vorbereitet.

Wenn gar nichts mehr geht, geht immer noch Schokolade
Bei mir sind es vor allem noch die Situationen mit beruflichem Stress, etwa wenn ein Abgabetermin drückt und ich eine Nachtschicht einlegen muss. Dann klopft die Sucht wieder an, die eben noch gut verpackt im Unterbewusstsein schlummerte. Aber auch damit lernt man zu leben und entwickelt Strategien: Spaziergänge helfen mir, oder etwas auf der Gitarre herumzupfen, zur Freude meiner Nachbarn. Und wenn gar nichts mehr geht, geht immer noch Schokolade, um das Klassenziel doch noch zu erreichen. /* '); /* ]]> */


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"Ganz aufhören werden diese Attacken niemals", erzählte mir vor kurzem ein Bekannter aus leidiger Erfahrung. Er raucht seit sieben Jahren nicht mehr, doch beim Anblick einer dampfenden Tasse Kaffee läuft ihm noch immer ein kalter Schauer über den Rücken. "Einmal Raucher, immer Raucher", so jedenfalls sein nüchternes Fazit. Das ist wohl etwas dran, ich kenne eine ganze Reihe von Leuten, die auch nach vielen abstinenten Jahren noch rückfällig geworden sind.

500 gesparte Euro als Trostpflaster
Doch wäre das alles nur Leiden, vermutlich hätte ich schon längst wieder angefangen. Doch man wird belohnt für die Mühen. Der bellende Husten ist verschwunden, das Kratzen im Hals, die Kurzatmigkeit. Ich habe mich im vergangenen halben Jahr so fit gefühlt wie schon lange nicht mehr. Die etwa 500 gesparten Euro sind ein nettes Trostpflaster für die neun Kilogramm mehr auf den Hüften.

Rauchfreie Zone

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Björn Erichsen, Jahrgang 74, lebt und arbeitet als Journalist in Hamburg. Schwerpunkte sind Politik, Kultur, Medien und Sport. Seit Mai treibt ihn die Frage um, ob man sich nach 120.000 Zigaretten noch einmal Nichtraucher nennen darf.



Ich den vergangenen sechs Monaten habe ich viele Gespräche über das Thema "Nichtrauchen" geführt, vor allem auch mit Rauchern. Erstaunt war ich darüber, dass der Antrieb dabei meist von ihnen ausging. Viele bewegt das Thema, viele wollen lieber heute als morgen damit aufhören. Fast alle haben es schon einmal probiert, manche sind wirklich verzweifelt, es will einfach nicht gelingen. Ich kenne das nur zu gut, ich selbst hatte den Gedanken einige Jahre vor mir hergeschoben, habe einige bemerkenswert klägliche Versuche hingelegt.

Nach einem halben Jahr ohne Zigaretten freue ich mich vor allem darüber, die Sache endlich angepackt zu haben. Aber mehr als ein Achtungserfolg sind die 187 Tage nicht (ja, ich habe jetzt doch noch gezählt). Ich kann überhaupt nicht ausschließen, dass ich mir vielleicht irgendwann mal wieder einmal eine Zigarette anzünden werde. Das zu glauben, wäre vermessen. Aber einen großen Lernerfolg habe ich tatsächlich erreicht: Ich habe der Scheiß-Sucht etwas entgegenzusetzen.
Nichtraucher-Tagebuch: Lernen fürs Leben - stern.de
 
ich hab schon 2 geraucht

Ja, genieße es. Die Tage sind gezählt. Der 6. November steht wie ein Fels in der Brandung.

Tick Tack Tick Tack Tick Tack Tick Tack Tick Tack Tick Tack Tick Tack Tick Tack . . .

Der Countdown läuft. Gnadenlos. Unaufhaltsam. Unbestechlich. Brutal und ohne Kompromisse.

Die Würfel sind gefallen.

Bodo
 
Das tut mir aber leid, RR. - Ich hatte den unvollständigen Link aufgeschrieben. Richtig ist: stern.de/forum


Da sind die Nichtraucher unter "Wissenschaft und Gesundheit".
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Aber ich merke jetzt, daß auch über den richtigen Link das Forum nicht kommt, bei mir wenigstens. Dann geht es so:
stern.de anklicken. Dann (ziemlich unten auf der Seite) "Community" anklicken. Auf der dann erscheinenden Seite "Foren" anklicken...

Gruss,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, das meine ich sicher, Sternchen, aber das funktioniert so leider auch nicht. Aber inzwischen habe ich es ja noch einmal beschrieben
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Uta
 
Hallo miteinander!

Kennt jemand von euch die Kurzgeschichte " Quitters, Inc. " von Stephen King?
Eine typisch ungemütliche King - Geschichte über eine todsichere Raucherentwöhnungsmethode...
Wenn man im Netz rumstöbert, findet man die Gruselstory.
Ich sag nur: Liebe Raucher, versucht doch bitte zuerst andere Methoden, bevor eure Lieben eurer Sucht einen Finger opfern müssen! :schock:

Sine
 
Hallo Sine,

natürlich kenne ich die Story. Etwas rauhe Methode, um sich das Rauchen abzugewöhnen. Es lohnt sich zu lesen, wenn man gerade mit dem Rauchen kämpft; schon die Vorstellung, dass Methoden wie in dieser Geschichte angewendet würden, läßt einen auf die nächste Zigarette verzichten.

Liebe Grüße, Horaz
 
Ich habe die Geschichte heute nochmals gelesen - selbstverständlich mit der gebotenen "Distanz", weil der Zeitpunkt für mich (noch) nicht der richtige ist ;) .

Liebe Grüsse
pita
 
- dann geht es dir anders als mir, ich habe vor acht Jahren aufgehört, aber ich könnte keine mehr rauchen - auch wenn ich wollte, mein Körper will es nicht mehr.

Ich habe am 9. November 2006, am Geburtstag meiner Frau, von heute auf
morgen aufgehört und habe es nicht bereut! ich fühle mich jetzt besser wie damals-mehr Ausdauer, mehr Luft beim Walking!
 
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