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Hier habe ich noch einen Artikel gefunden über Abtreibung und psychische Folgen:
Ein Schwangerschaftsabbruch (SA) ist für viele Frauen ein schwieriger Entscheid und in jedem Fall eine schmerzliche Erfahrung. Er kann - wie viele andere schwierige Entscheide im Leben einer Frau - mit Traurigkeit, Reue, Schuld- oder Verlustgefühlen verbunden sein. Doch jede Alternative ist ebenso mit psychologischen Problemen verbunden, ganz besonders die Aufgabe des Kindes zur Adoption.
Vor allem Erleichterung
Eine ganze Reihe von Studien und Übersichtsarbeiten über die wichtigsten und methodisch verlässlichsten Forschungsergebnisse der neueren internationalen Fachliteratur ergeben:
Die psychische Belastung der Frauen ist vor dem SA am grössten. Die ungewollte Schwangerschaft bedeutet eine Lebenskrise, die mit dem Abbruch der Schwangerschaft meist gelöst ist (Zolese, 1992).
Nach dem SA empfinden die meisten Frauen vor allem Erleichterung. Die vorher festgestellten psychischen Stress-Symptome sind verschwunden (Blaser, 1975).
Bei einer Minderheit der Frauen (je nach Studie 14 - 30 %) treten leichte - meist vorübergehende - Traurigkeit, Reue oder Schuldgefühle auf. Doch die positiven Gefühle sind auch bei ihnen meist stärker als die negativen. Trotz der Trauer stehen sie zu ihrem Entscheid. Ein Gefühl des Verlustes, der Trauer, des Verzichts auf eine Lebensmöglichkeit ist nach einem SA im übrigen ebenso normal wie nach irgend einer andern schwerwiegenden Entscheidung, die eine Frau in ihrem Leben zu treffen hat.
Hinzu kommt, dass Schuldgefühle nicht zuletzt durch die Kriminalisierung, das Tabu, das den SA zudeckt, hervorgerufen bzw. verstärkt werden. Und natürlich durch die blutrünstige Propaganda und Sprache der extremen Abtreibungsgegner.
Schwerwiegende psychische Folgen sind selten.
Ernste psychische Probleme haben - je nach Studie - 4 bis 10 % der Frauen. Oft sind es jene, die schon vor dem SA in psychiatrischer Behandlung waren.
Ein erhöhtes Risiko für negative Reaktionen besteht überdies bei Frauen, die eine ursprünglich erwünschte Schwangerschaft abbrechen (z .B. aus medizinischen Gründen), die stark ambivalent sind, bei denen die Schwangerschaft weit fortgeschritten ist, die bei wichtigen Bezugspersonen keine Unterstützung finden, die sich in einem Glaubenskonflikt befinden oder auch bei sehr jungen Mädchen.
Langzeit- und Vergleichsstudien SA/Geburt
Der SA, wenn er unter guten Bedingungen durchgeführt wurde, hat weniger negative psychische Folgen als die Geburt eines ungewollten Kindes.
Es gibt eine ganze Reihe von in- und ausländischen Untersuchungen, welche Frauen nach einem SA mit Frauen verglichen haben, die eine Schwangerschaft austrugen:
Eine US-Studie verglich 773 Frauen, die vor mind. 7 Jahren einen SA hatten, mit 3'000 Frauen, die geboren hatten: Es fand sich kein Unterschied im psychischen Wohlbefinden der beiden Gruppen. Frauen mit einem SA hatten hingegen ein deutlich höheres Selbstwertgefühl als solche, die ein unerwünschtes Kind zur Welt gebracht hatten (Russo, 1992). Mehrere weitere Studien kommen zum gleichen Schluss.
In einer schweizerischen Untersuchung von Frauen 15 Jahre nach einem SA fand Hurni (1981), dass diese nicht häufiger den Arzt oder den Psychiater aufsuchten als Frauen, die die Schwangerschaft ausgetragen hatten. Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht in ihrem gesundheitlichen Befinden.
In Dänemark wurden 18 von 10'000 Frauen, die 1975 einen SA hatten, in einer psychiatrischen Klinik hospitalisiert, gegenüber 12 von 10'000 Frauen nach einer Geburt (David, 1985).
Brewer (1977) fand 0,3 Promille Abortpsychosen gegenüber 1,7 Promille Psychosen nach Geburt.
In der Untersuchung von Holzhauer (1989) gaben 69% der Frauen mit Schwangerschaftsabbruch an, dass sie voll zu ihrem Entschluss stehen würden. 23,5% hatten manchmal, 4.8% oft Zweifel, während 3% ihren Entscheid im Nachhinein für falsch hielten. Bei Frauen, die eine ungeplante Schwangerschaft austrugen, hatten bloss 57% keine Zweifel an der Richtigkeit ihrer Entscheidung.
Die wohl umfassendste Studie stammt aus England (Gilchrist, 1995): 2'000 Frauen, die einen SA hatten, wurden während 10 Jahren beobachtet und mit 3'000 Frauen verglichen, die eine ungeplante Schwangerschaft ausgetragen hatten: Es fanden sich zwischen den beiden Gruppen keine Unterschiede betr. Psychosen, Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Erkrankungen.
Die Mütter wider Willen
Mehrere Studien fanden, dass etwa ein Viertel bis ein Drittel der Frauen, welchen ein SA verweigert wurde, auch Jahre danach noch negative Gefühle oder schwerwiegende psychische Probleme hatten.
Der SA als Lernprozess
Ungewollt schwanger zu werden, wird von Frauen oft als persönliches Versagen empfunden. Sie machen sich Selbstvorwürfe. Doch bewirkt die intensive Auseinandersetzung mit Sexualität, Partnerschaft, Fruchtbarkeit, Kinderwunsch, Lebenszielen während der Entscheidfindung häufig einen Reifeprozess.
Die Frau geht gestärkt, erwachsener, unabhängiger aus diesem Prozess hervor. Sie gewinnt an Selbstwertgefühl. Das Erlebnis kann positive Veränderungen in ihrem Leben auslösen und zur Klärung ihrer Lebenssituation beitragen.
Schwangerschaftsabbruch und Selbstmordtendenz
Eine Studie aus Finnland (Gissler 1996) fand bei Frauen, die einen SA hatten, eine höhere Selbstmordrate als allgemein in der weiblichen Bevölkerung. Die Abtreibungsgegner haben auch diese Studie fehlinterpretiert und für ihre Zwecke missbraucht.
Die Studie sagt überhaupt nichts Schlüssiges aus über die Gründe dieser Selbsttötungen. Die Schlussfolgerung der Autoren: "Das erhöhte Selbstmordrisiko nach SA weist entweder auf gemeinsame Risikofaktoren [für SA und Selbsttötung. Anm. d. Red.] oder auf schädliche Auswirkungen des SA auf die psychische Gesundheit hin."
Was liegt näher als die Vermutung, dass Frauen, die eine Schwangerschaft abbrechen, sich in besonders unglücklichen Lebensumständen befinden in Bezug auf ihre Partnerschaft sowie ihre soziale und gesellschaftliche Situation? Dass also ihre Tendenz zur Selbsttötung aus diesem Grund und nicht wegen des SA erhöht ist.
Unter den 2000 Frauen, die in England nach einem SA während 10 Jahren beobachtet wurden (Gilchrist, 1995), gab es keinen Selbstmord.
Die Quellen der Abtreibungsgegner
Die von den Abtreibungsgegnern erwähnten Zahlen stammen aus einigen wenigen Studien von Fachleuten aus ihren Kreisen. Es handelt sich meist um anekdotenhafte Fallgeschichten (Speckhard, 1987) oder um ein sehr spezielles Patientinnengut : nämlich vor allem Frauen, die aus medizinischen Gründen oder wegen Missbildung des Fötus die Schwangerschaft - oft im fortgeschrittenen Stadium - abbrechen mussten (Simon, 1986) oder junge Mädchen aus prekären Familienverhältnissen (Merz, 1979). Die Interpretation der Befunde durch solche AutorInnen ist oft mehr als fragwürdig:
wenn eine Frau sich nicht interviewen lassen will, so hat sie "verdrängte Schuldgefühle";
ein Mädchen wird kurze Zeit nach dem SA von einem Automobilisten angefahren. Er ist fehlbar, aber das Mädchen hat eine "Selbstbestrafungstendenz";
"80 % der Paare trennten sich wegen der Abtreibung." - Ist es nicht eher umgekehrt: die Abtreibung erfolgte u. a. deshalb, weil die Beziehung brüchig war?
Die Pariser Abtreibungsgegnerin Dr. Marie Peeters malt Schreckensvisionen über die Folgen der Abtreibung, aber sie "foutiert sich um die Fachliteratur", wie sie selbst sagt. Und Maria Simon bezieht sich in ihren Arbeiten "nur auf die Literatur, die meine Erfahrungen bestätigt". Sie hält die Opferrolle der Frau für die natürliche.
Skepsis ist auch gegenüber den sogen., durch Abtreibungsgegner ins Leben gerufenen Selbsthilfegruppen von "Opfern der Abtreibung" angebracht. Es wäre interessant zu wissen, wieviele und was für Frauen in solchen Gruppen mitmachen. Am Frauenspital Bern und im Frauenambulatorium Zürich wurden Angebote für solche Nachbearbeitungs-Gruppen mangels Nachfrage aufgegeben.
Schweizer Studie
Wenig psychische Probleme
Eine neuere Schweizer Studie bestätigt, was in der internationalen Fachliteratur längst erhärtet ist: Psychische Folgen nach einem Schwangerschaftsabbruch sind selten.
In Genf wurden 103 Frauen 6 Monate nach dem Abbruch befragt. 10% hatten psychische Probleme, die allerdings nicht unbedingt eine Folge des Abbruchs waren, sondern ebenso mit ihrer schwierigen Lebenssituation zusammenhingen. (10% psychisch Angeschlagene finden sich auch in der "normalen" Bevölkerung. 10-15% aller Mütter leiden an einer schweren Depression nach einer Geburt.)
Die Befragung zeigte auch, dass sich Frauen nicht unter dem Druck der Umgebung zum Abbruch entschliessen, sondern aus freiem Entscheid. Sie wollen ihre Lebensperspektiven nicht aufgeben oder ein Kind nicht in eine nicht tragfähige Beziehung hinein zur Welt bringen.
[geändert von Löwe am 02-23-05 at 10:59 AM]