Todkrank und abgeschrieben!

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Todkrank und abgeschrieben
Zwei-Klassen-Medizin in Deutschland


Die Anwältin Dr. Ulrike Mandelartz kämpft vor Gericht für das Überleben ihrer Mandantin.
An lange Wartezeiten beim Arzt hat man sich inzwischen gewöhnt. Auch mit Zuzahlungen und Praxisgebühr können die meisten Kassenpatienten leben. Doch die Zwei-Klassen-Medizin in Deutschland reicht viel weiter.
Menschen, die schwer erkranken, stehen oft alleine in ihrem Kampf ums Überleben. Sie brauchen Kraft, um gegen die Krankheit zu kämpfen und müssen sich zusätzlich gegen ihre Kasse und deren Weigerung wehren, die Kosten für eine lebenserhaltende oder lebensverlängernde Therapie bei ihrem behandelnden Arzt zu übernehmen. Eine bittere Erkenntnis für Patienten, gerade wenn sie auf Sicherheit und Zuversicht angewiesen sind.

Eine von ihnen ist die 38-jährige Julia L. aus München."Wollt Ihr uns sterben lassen, nur weil wir diesem System ausgeliefert sind?" fragt die schwer kranke Patientin. Mit ihrem Arzt und einer Anwältin kämpft sie um eine Therapie, doch die Kasse lehnt ab. Die Behandlung wird abgebrochen. Ebenso wie bei der 28-jährigen Stefanie R. "Ich will behandeln, darf aber nicht", sagt ihr Arzt, "man zwingt mich, gegen meinen medizinischen Eid zu verstoßen".

Der 57-jährige Ingenieur Eckhard Z. wird mit der Diagnose 'Lungenentzündung' ins Krankenhaus eingeliefert. Zwei Monate später ist er tot. Wurde ihm aus Kostengründen eine lebensrettende Behandlung versagt? Die Tochter ist überzeugt: "Mein Vater hätte nicht sterben müssen."

Viele Menschen sterben einen leisen Tod, weil sie keine Kraft haben, neben der Krankheit auch noch die Vorschriften, Absagen und bürokratische Entscheidungen zu bekämpfen. Sie werden zerrieben in einer Maschinerie, in der die Kosten das zentrale Kriterium zu sein scheinen und in der über Schicksale von Menschen nur nach Aktenlage entschieden wird.

Der Film sollte die Nation erschüttern denn er zeigt sehr eindrigend wie nach "Aktenlage" gehandelt und starrsinning (fast schwachsinnig) gehandelt wird. Sicher nicht wirklich was neues das Menschen einfach die Behandlung untersagt wird aber hier sieht man so eindringlich wen es trifft und wer durch blanke Gier leiden und verrecken muss. Sind die Entscheidungsträger wirklich schon so krank und wie könnte man Ihnen helfen zu verstehen das wir den Menschen als kostbares Gut ansehen sollen um nicht automatisch auch noch unsere Würde zu verlieren. Schlafen alle hier ?
 
Ups, sorry... war schon spät gestern Abend. Hab ich doch glatt verschwitzt. ARD/WDR

ARD Sendezeit 22.45 - 23.30 Uhr

Weitere Informationen zur Sendung:
Ein Manuskript ist kostenlos erhältlich als pdf-Datei:
per Email anzufordern über: inland at wdr.de
oder per Post: WDR Fernsehen, PG Inland, 50600 Köln

Interessant war jedoch heute morgen die AOK Wuppertal. Dort wusste niemand etwas über den Film und der Geschäftsführer war zufällig "ausser Haus...". Naja, als Geschäftsführer der lokalen AOK kann man sich sowas scheinbar erlauben wenn man (als Institution) den Tag zuvor noch im TV zu sehen war und als Mörder (im Rahmen einer unterlassenen Hilfestellung) dargestellt wird.
 
hallo,

ich hab zwar nur die letzte hälfte gesehen, war aber ganz schön harter tobak.
die behandlung wurde immer mit der begründung, es ginge der patientin noch nicht schlecht genug, abgelehnt. die frau war wirklich schon schwer gezeichnet und wog nur noch 35kg!!! es ging ihr dann so lange "nicht schlecht genug", bis sie kurze zeit nach dem beitrag starb.
auch erschreckend: es braucht in der Regel 10 Jahre eingehende Prüfung durch das hauptsächlich von den krankenkassen abgestellte komitee,
bis eine therapie auf gesetzliche kassenbasis zugelassen wird.

lg
mingus
 
Ich gebe es zu: ich mag solche Beiträge schon gar nicht mehr sehen, weil sie mich total deprimieren. Das Zweiklassensystem im Gesundheitswesen hat sich langsam aber sicher so ziemlich installiert, und man kann froh sein, wenn man einen Arzt hat, der einen guten Anteil an Privatpatienten hat, so daß er die gesetzl. versicherten Patienten praktisch mit deren Anteil mitversorgen kann.

Was mich deprimiert und wütend zugleich macht ist, daß man als Patient weiter nicht immer die Möglichkeit hat, überhaupt mitzubestimmen, was nun gut ist oder was nicht. ERstens hat man das Wissen im allgemeinen schon nicht und zweitens hat man selbst mit Wissen kaum Einfluß auf die Entscheidungen der Weißkittel und zusätzlich und wahrscheinlich schlimmer - der Krankenkassen, der Medizinischen Dienste, der Gutachter.

Uta
 
Wiederholung wahrscheinlich:

EinsEXTRA: 04.08.06 - 20.15 h

ich hätte auch gerne das Script hochgeladen aber bei 19,7kb für eine PDF klappt das nicht.

ADMIN! ändern, bitte! 100kb für PDF ist schon verdammt schmal (Text Bilder, Fonts) also 150-250kb oder sowas...!
 
Hallo,

ich habe die Sendung auch gesehen und war tief erschüttert.

Gerade 2 Tage vorher hatte ich einen Widerspruch an meine Krankenkasse verfasst aber noch nicht abgesandt.
Ich werde jetzt noch einen Zusatz einfügen und mal nachfragen welche Stellung sie zu dieser Sendung beziehen.

Liebe Grüße
Anne S.
 
Beispiele der Zwei-Klassen-Medizin gibt es ja immer wieder.

Privatpatienten erhalten z.B. die besseren und innovativeren Medikamente.

Studie: Privatversicherte bekommen mehr neue Medikamente | RP ONLINE

Studie
Privatversicherte bekommen mehr neue Medikamente

Stuttgart (RPO). Wer privat versichert ist, hat einer aktuellen Studie zufolge größere Chancen, Medikamente mit "innovativen Wirkstoffen" verschrieben zu bekommen. Der Grund: Die gesetzlichen Krankenversicherungen sind verpflichtet, bei den Ärzten auf die Verordnung kostengünstiger Medikamente zu drängen.

Privatversicherungen hätten hier einen größeren Spielraum, erklärte Frank Wild vom Wissenschaftlichen Institut der Privaten Krankenversicherungen in Köln. Die Untersuchung wurde in der Fachzeitschrift "Gesundheitsökonomie und Qualitätsmanagement" veröffenlicht.

Viele Privatversicherte sparten bei Mitteln, die der Patient rezeptfrei in der Apotheke kaufen könne, sagte Wild, der nach eigenen Angaben die Verordnungsdaten aus den dem Jahr 2005 analysierte. Nach seinen Angaben beträgt die sogenannte Innovationsquote bei den "Privaten" 7,3 Prozent, bei den "Gesetzlichen" nur 5,3 Prozent. Innovative Medikamente seien zwar in der Regel teurer als ältere Mittel. Sie könnten dennoch zu Einsparungen führen, wenn sie die Heilung beschleunigten und weniger Nebenwirkungen hätten.

Liebe Grüße
Anne S.
 
wo das enden wird kann man bei michaels moores film "Sicko" sehen. scheint so ziemlich das endstadium der mehrklassenmedizin zu sein.

glücklicherweise trifft mich das kaum, denn in österreich an der versorgungsstruktur zu rütteln käme einer revolution gleich, scheinbar ähnlich wie in frankreich oder england, wie in diesem film auch von vertretern der politik prophezeit wurde.

felix austria.


schöne grüße
richter
 
Hallo,

inzwischen hat eine Studie des Institus für Gesundheitsökonomie der Universität Köln nachgewiesen, daß Kassenpatienten im Schnitt dreimal so lange auf einen Termin beim Facharzt warten müssen wie Privatpatienten.
Kassenpatienten müssen warten - Kölnische Rundschau

Paßt doch in das Schema. Ich selbst hatte vor ein paar Tagen eine kardiologische Praxis angerufen, weil ich aufgrund nun schon länger anhaltender Schmerzen hinter dem Brustbein einen Termin haben wollte. Der früheste verfügbare Termin war im August! Leider hatte ich vergessen zu fragen, wann ich einen bekommen könnte, wenn privat abgerechnet würde.

Was soll's? Ernste Erkrankungen erledigen sich bei so einer langen Wartezeit von selbst ...

Viele Grüße

Jürgen
 
Beispiele der Zwei-Klassen-Medizin gibt es ja immer wieder.

Privatpatienten erhalten z.B. die besseren und innovativeren Medikamente.

Studie: Privatversicherte bekommen mehr neue Medikamente | RP ONLINE



Liebe Grüße
Anne S.

Ich weiß, wahrscheinlich möchte das keiner hören, aber dennoch:
Was ist denn der Vorteil von den innovativeren Medikamenten?
U.U. ist der Patient da Versuchskaninchen der letzten klinischen Phase. Ein Vorteil?
Man denke an die Cholesterin-Senker und deren Folgen. War da nicht was mit Todesfolgen von Bayer?

Und was ist der Vorteil der "besseren Versorgung" in der letzten Lebensphase?
Gerade bei Privatpatienten besteht die Gefahr, dass die Behandlung solange erfolgt, wie noch gezahlt werden kann.
Bei Kassenpatienten kann da die Weigerung der Kassen, zu zahlen, dazu führen, dass man einen gnädigeren, schnelleren Tod erleidet.

Vielleicht kann man mit der "Zweiklassenmedizin" ganz gut leben, indem man sie als Anreiz zur - stets gesundheitsfördernden - Arztvermeidung nimmt.
 
Vorsicht Zynismus:

Man könnte noch einen Schritt weiter gehen als Hakushi.
Wir wissen doch aus vielen Statistiken, dass während Ärztestreiks deutlich weniger Menschen sterben als im Vollbetrieb des Gesundheitssystems. Wenn Kassenpatienten also länger auf eine Behandlung warten müssen/dürfen, dann ist das als eine vorsorgliche Maßnahme des Gesundheitssystems zu sehen, das Leben ihrer Schutzbefohlenen zu verlängern. Man könnte auch noch interpretieren, dass Privatpatienten als stärkere Umsatzerbringer bevorzugt ausgenommen werden. So wie jeder Betrieb danach trachtet, Kleinkunden (Kassenpatienten), die mehr Verwaltungsaufwand machen als sie bringen, langsam auszusortieren.

Viele Grüße, Horaz
 
Liiiieber Horaz,

man verzeihe mir das Abschweifen bei diesem ernsten Thema, das jedoch angesichts seiner "Ungestaltbarkeit" nichts Anderes als Zynismus erlaubt.
In diesem Sinne freue ich mich, von Dir übertrumpft worden zu sein. Ich freue mich überhaupt immer über überlegene Männer. *grins*

"Wir wissen doch aus vielen Statistiken, dass während Ärztestreiks deutlich weniger Menschen sterben als im Vollbetrieb des Gesundheitssystems."
Was genau ist eigentlich die Erklärung hierfür?
Das, was ich denke? Ist der alte Witz: Jemand weist auf eine Gräberreihe auf dem Friedhof hin mit den Worten "Die gesammelten Werke meines Vaters". tatsächlich zu einem Gutteil Beschreibung??

:wave: Hakushi noch immer in Lästermood, listening to Madisons Magic 98 meanwhile.
 
Manchmal werden ja auch sinnlose Untersuchungen, Therapien und Operationen bei Privatpatienten durchgeführt. Hauptsache Umsatz.

Bei meinem Vater - munkelt man - sei einer der Herzinfarkte auch kein Infarkt gewesen, und die OP überflüssig...

Aber wer weiss.

Jedenfalls weiss ich von verschiedenen Leuten, dass die Privatkassen und -patienten von den zahlreichen unterschiedlichsten (sinnlosen) Therapien profitieren (oder auch nicht).

Die Ärzte und Kliniken freuen sich !
 
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