Hallo weissnicht, Akim und Kayen,
ich habe jetzt diesen Thread mal von Anfang an gelesen, da ich ihn sehr interessant finde. Über die Sucht ging er zur Liebe und weiter zu einer "Revolution der Liebe", wie es Akim schrieb.
Fragen wurden aufgeworfen und weissnicht hat versucht, einige aus seiner Sicht der Dinge, seiner Weltsicht zu beantworten. Einiges wurde mir klarer, anderes hat neue Fragen aufgeworfen, einiges hat mich verwirrt. Macht ja nichts, man kann sich auch aus der Verwirrung heraus entwickeln.
Manche Antworten aber fand ich nicht nur verwirrend, sondern sie haben mich sonderbarerweise traurig gestimmt. Sie hinterließen bei mir ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Nicht Klarheit und Licht brachten sie mir, sondern ein Gefühl von Nebelhaftigkeit und Beunruhigung.
Die Religionen haben es verstanden diese Welt von der jenseitigen und angeblich besseren und heiligeren Welt zu trennen, daher entstand Deine sehr tiefe Frage.
Die Strategie der Priesterschaft ist offensichtlich, wenn diese unnatürliche Dualität kreiert wird, dann schafft es diese Lobby sich zwischen uns und dem Göttlichen zu schieben und das Verlangen der Menschen wurde auf die jenseitige, heiligere,
bessere Welt gelenkt und das alles natürlich in der Zukunft.
Dadurch wurde diese Welt gewöhnlich und ordinär.
...
Das völlige Akzeptieren dieser mondänen Welt, aus dem ganzen Herzen transformiert diese "gewöhliche" Seite dieser Welt in das Lotusparadies im Hier und Jetzt.
Dann der Zustand der Meditation in täglichen Verrichtungen.
Das Suchen nach etwas Besonderem, etwas Metaphysischem, nach Spirtualität. etc. beeinhaltet die Absonderung davon, da dadurch ein Ziel, ein Weg und die Zeit geschaffen wird.
Viele Menschen suchen nach Spiritualität, bzw. wenden sich diesen Themen zu, suchen darin Antworten für ihre Sinnkrisen.
Ich bin vor cirka zwei Jahren per Zufall über E. Tolle gestolpert und seither hat mich das Thema Spiritualität neu interessiert. Spiritualität muss man wahrscheinlich nicht suchen, da sich ja da ist. Mir ging es mir dem Buch "Jetzt" so, dass ich die ersten Seiten las und vollkommen zustimmte. Ja, so ist es und klar erlebe, erlebte ich es so. Und doch ging es ja immer wieder verloren - im Alltag.
So musste ich mich also doch mühsam auf die Suche begeben nach Zusammenhängen und sogar nach Wissen. Das hatte ich immer vermieden, weil ich befürchtete, das Wissen trübt meine eigene Wahrnehmung. Diese Wahrnehmung reichte jedoch nicht mehr aus. Zusehr hatten sich die alltäglichen Sorgen und Nöte darübergelagert, der Kampf ums Überleben stand im Vordergrund, meine Spiritualität, die ich bis zu meinem 17 Lebensjahr ohne Probleme leben und sehen konnte im direkten Kontakt und die bis dahin Kraftquelle war, verschwand nach und nach im Versuch, die Welt zu erobern in der Hoffnung, damit im Leben zu landen. Es war ein verzweifelter Versuch, der gar nicht glücken konnte. Das ist mir jetzt nach vielen Jahren klar geworden.
Das Akzeptieren mag nicht gesucht werden, denn ansonsten wird ja das Nichtakzeptieren unterdrückt.
Es ist mehr ein Aufwachen, das beinhaltet kein Tun.
Dann der Ruf aaahhh, das ist es!
Aber es war nicht einfach ein Ruf aaaahhhh, wie weissnicht es beschreibt. Es hat mich Verirrungen und Umwege gekostet, bis ich jetzt endlich da gelandet bin, dass ich zumindestens erkennen kann, dass ich etwas wichtiges verloren hatte. Nein, stimmt nicht, verloren ist nicht der richtige Ausdruck . Es war überlagert, zugebaut, verdeckt unter einem Leben aus Mühen, Sorgen und Widerständen.
Kein erfolgsorientiertes Ego, dass sich im scheinbaren Glanz der Unwirklichkeit sonnte, es gelang nicht, was wuchs, war ein verkrüppeltes, verletzliches und kämpfendes Ego, aber auch ein überhebliches, ungnädiges Ego (da hast Du was ganz richtig gesehen, Kayen). Es sollte kein Verlust sein, dieses Ego ad acta zu legen, es loszulassen.
Kein "aaahhh, das ist es", das zu einer Befreiung führt und zu dieser Stille, von der E.Tolle spricht. Ein Ringen um Wahrheit, das ist zumindest in meinem Fall eher zutreffend. Über die Wahrheit werde ich noch lernen. So gesehen bin ich immer noch auf dem Weg.
Wenn Du auch bei Glücksgefühlen, bei Freude, wenn Liebe geschieht
dabeibleiben kannst wie ein unbeteiligter Zeuge,
genauso wie bei Kummer und Sorge,
dann wird dadurch ein alchemistischer Prozeß der Transzendenz eingeleitet.
Das ist dann anders als das Bitten um Auflösung, da die Erfüllung der Bitte
wohl keine Evolution in sich beinhaltet.
Ich bin mir inzwischen gar nicht mehr sicher, ob dieser unbeteiligt Zeuge, der die Gefühle beobachtet, das ist, was zum einen Transzendenz, zum anderen Evolution bewirkt.
Die Gedanken und auch die Gefühle beobachten, ja, da stimme ich wohl zu, aber unbeteiligt? Kann das tatsächlich funtktionieren? Ich kann mir schon vorstellen, dass das zeitweilig gut ist, wenn die Emotionen hoch schlagen und drohen, alles zu überrollen. Aber in jeder Gefühlssituation halte ich eine solche Vergehensweise für unterdrückend. Gefühle wollen nicht nur unbeteiligt wahrgenommen werden. Sie verlangen danach, gelebt zu werden, sonst fühlen sie sich mißachtet.
Der Beobachter und Wahrnehmer darf also durchaus seine Gefühle fühlen. Sie sind sowieso nicht beständig, ebensowenig wie Gedanken und Wahrheiten. Sie ändern sich laufend.
Ob sie aber im Moment, im Jetzt stimmig sind, daran macht sich die Wahrheit fest. Die kann für mich so sein, für einen anderen kann sie anders sein. Entscheidend für mich ist aber meine Wahrnehmung und meine Stimmigkeit und daraus resultierenden Wahrheit.
Dazu brauche ich durchaus ein Ich. Wahrscheinlich dieses "funktionale Ich", von dem auch hier die Rede war.
Schaue ich noch mal auf meine Geschichte, dann war die Entwicklung des funtionalen Ich genauso unzulänglich und zugleich arrogant. Es ist aber erforderlich, um willentlich einen Weg zu gehen, der z.B. in die Stille führen kann. Es ist ebenso erforderlich, um das Leben überhaupt bestehen zu können. Um eben in dieser "mondänen Welt" ein Dach über dem Kopf zu haben, seinen Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten nachkommen zu können.
Ist auch diese "funktionale Ich" krank oder geschwächt, besteht die Gefahr nicht in die Stille, die über dem Denken liegt, sich über das Denken erhebt, zu kommen, sondern in die Bewußtlosigkeit oder die Unbewußtheit. Erst wenn das Denken klar ist, so nehme ich inwischen an, wenn das "funktionale Ich" auch sicher funktioniert, dann kann ich mich über das Denken erheben, kann die Stille alles durchdringen und sich der Schleier der Illustion heben - entschleiern.
Diese Widerstände sind doch nur dazu da um Deine Aufmerksamkeit zu schärfen, auf etwas was vielleicht noch gesehen und verstanden werden kann.
Aber da ist noch der gesammelte Schmerz der Jahrtausende welcher angenommen werden könnte, aber das ist nicht ganz so einfach.
Diese Antwort gehört für mich zu den Antworten, die eher Hoffnungslosigkeit und Beunruhigung auslösen. Es ist keine Klarheit, kein Licht zu erkennen, sondern nur nebelhafte Andeutungen. Schade!
Ein Wunsch ist oft ein Nichtannehmen von dem Zustand im Hier und Jetzt,
also eigentlich eine Ablehnung von dem was ist.
Ein Hoffen auf etwas Besseres, Schöneres, Reicheres in der Zukunft.
Aber damit lehnen wir aber das ab was gerade ist.
Dieses Verhalten des Wünschens welches wir überall antreffen, mag eine gewisse Unzufriedenheit entspeichern.
Tatsächlich kann diese Unzufriedenheit in der Gesellschaft wahrgenommen werden.
In einer etwas bewußteren Welt werden wir das was ist feiern,
das wir der Schlüssel sein zu einem besseren Wohlbefinden
und Lebensqualität.
Wir befinden uns an der Schwelle zu einem anderen Zeitalter.
Wir verlassen das Zeitalter der Gesinnung und bewegen uns in das
Zeitalter des Bewußtseins.
Deswegen werden soviele Verhaltensmuster, soviele gesellschaftliche,
wirtschaftliche, politische, alte religiöse Strukturen in Frage gestellt.
Beobachten wir was dabei rauskommt, es kann sich vieles unglaublich verändern.
Auch diese Antwort bewegt sich für mich in der Unklarheit. Es beeinhaltet ein Abwarten von etwas, dass ich nicht nachvollziehen kann. Nebel breitet sich aus.
Ein Zustand etwa wie nach Alkohol- oder Drogenmißbrauch oder in einem hochemotionalen Zustand, Ohnmacht und Desorientierung; man sucht den Haus- oder Autoschlüssel, ist mit den Gedanken nicht bei der Sache, kann sich nicht auf das Hier und Jetzt konzentrieren, der Kopf schmerzt, die Glieder sind lahm, man ist unfähig, irgendetwas Sinnvolles auf die Reihe zu kriegen.
Das Rad dreht sich in Mittelpunktnähe langsam,
aber außen kann einem schwindlig werden.
Es geschieht niemals etwas,
denn was ist das ist-
Auch diese Antwort fällt in diesen Bereich der Vernebelung. Was soll sie bedeuten?
Keiner aber hat bisher diese Frage gestellt. So stelle ich sie jetzt. Denn auch Du, weissnicht oder auch Akim, habt eine Entwicklung gemacht, auch ihr seid Suchende oder zumindestens seid ihr es gewesen. Wie sah, sieht Euer Weg aus? Ist Euch wirklich die "Erkenntnis" einfach so zugeflogen? Nach was habt Ihr gesucht, wo hab ihr geirrt, wo seid ihr ins Straucheln gekommen, in Zweifel und Selbstzweifel? Gab es auch für Euch die vierzig Tage in der Wüste oder seid ihr so wie ihr jetzt seid vom Himmel gefallen?
Bei Dir Kayen habe ich das Problem so nicht. Ich kann etwas fühlen und auch wenn ich es nicht immer einsortieren kann, so ist es für mich nachvollziehbar auf einer Ebene jenseits des Denkens. Es kann sein, weil Du auch eine Frau bist, so dass ich intuitiv besser verstehen kann. Du aber wiederum verstehst weissnicht und Akim offenbar problemloser als ich.
Ich möchte es immer gerne mit konkreten Menschen zu tun haben. Niemand muss hier über sich selbst und sein Privatleben aus dem Nähkästchen plaudern, aber ein bißchen Eures Weges durch - leuchten zu lassen, wäre für mich schön. Der Nebel in diesen oben erwähnten Antworten könnte sich dadurch etwas lichten. Geister haben auch immer etwas unwirklich beunruhigendes. Wirkliche Menschen dagegen sind präsent und schon allein durch die Präsenz hoffnungsvoller.
Lieben Gruß und nichts für ungut. Möge sich bitte niemand dadurch persönlich angegriffen fühlen. Das ist nicht die Intention dieses Beitrages.
Mir geht es um Licht und Klarheit - auch im Ausdruck.
Lieber Gruß
LieberTee