Sollte Theologie wirklich noch an Universitäten gelehrt werde
"Sollte Theologie wirklich noch an Universitäten gelehrt werden?" - Der goldene Aluhut
erst einmal darüber klar werden, was "Theologie" überhaupt bedeutet. Und: ob Theologie mit "Religion" gleich gesetzt werden kann.
Hallo Oregano,
biete hier einfach mal zwei Definitionen als Link an:
Was ist Religion
Was ist Religion? Definition
Da geht's schon los, eine klare wissenschaftliche Definition gibt es nicht.
Was ist Theologie
Theologie - Was ist Theologie?
Für beide gibt es noch weitere, die sich teilweise widersprechen bzw. voneinader abweichen. Daher ist ein Link je Thema zu wenig, um sich ein Bild zu machen.
Kirche ist m.E. eine Institution, die theologische, religiöse Ansichten vertritt und sie verbreitet. Gehört zu einer anderen Kategorie. Sie wird nicht an einer Uni ausgebildet, nur ihre Mitarbeiter.
Religion und Theologie haben recht scharf umrissene Inhalte, auch wenn sie nur auf Glaubenssätzen beruhen. Wissenschaftlich beweisbar sind sie natürlich nicht - oder sollte es besser heißen: NOCH nicht - eingedenk der vielen ungeklärten Phänomene? Doch es ist eine Art geordnetes Konstrukt mit einigermaßen klaren Vorgaben, die je nach Religion variieren.
Doch was verschafft dann der Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft die Ehre an einer Uni gelehrt zu werden? Beide beinhalten jeweils 1001 Theorien, Hypothesen usw., die nicht nur grundverschieden sind, sondern sich allesamt ständig widersprechen, wissenschaftlich nicht bewiesen werden konnten. Dieses Chaos ist bei Psychologie, Phylosophie, Sozialwissenschaft und weiteren noch um ein Vielfaches potenziert, dennoch werden sie an Unis gelehrt. Von der angeblich evidenzbasierten Medizin ganz zu schweigen.
Saubere, wissenschaftliche, evidenzbasierte, bewiesene Inhalte von Uni-Lehrfächern gibt es daher m.E. überhaupt nicht, nur ganz winzige Teile können manchmal bewiesen werden. Ich glaube auch nicht, daß es sie jemals wirklich geben wird. So lange die Ansichten von Laien wie Forschern derart unterschiedlich sind, ständig Neues entdeckt wird, was Altes umwirft oder integrieren muß, ist das ein aussichtsloses Unterfangen. Einstein entdeckte vieles, was teils widerlegt wurde, Hawkins ist der neue Stern am Himmel mit einleuchtenden Theorien, viele Beweise stehen noch aus, da die technischen Möglichkeiten fehlen. Hat er Recht oder wird auch er teilweise widerlegt werden?
Unis sind dazu da, daß Menschen lernen nachzudenken, ihnen viele verschiedene Ansätze zu bieten, die dann zum Weiterlernen und Weitersuchen animieren sollen. Aus meiner Sicht viel zu spät, das sollte schon im Kindergarten beginnen - d.h. alles hinterfragen lernen. Dieses alte und möglichst viel neues Wissen zu vermitteln, um das Gehirnschmalz auf Trab zu bringen ist m.E. Sinn und Zweck von Universitäten.
Will man Wissenschaftlichkeit als Leitlinie, sind dann Theologie und Religion mit ihrem engen Korsett nicht doch eher als Lehrstoff an Unis geeignet als das Theorienchaos von BWL, VWL, Psychologie, Phylosophie usw. - ketzerisch gefragt? Wissenschaftlich könnte ja auch bedeuten, daß eine Theorie in sich schlüssig und stimmig ist, ohne daß sie unbedingt auch bewiesen werden muß.
Dazu kann das Gemisch vieler Fachrichtungen an einer Uni zu einem regen Austausch unter den Studenten führen. Warum sollte der VWLler nicht mit einem Theologen diskutieren? Es könnte für beide eine Bereicherung sein. Als ich begann mich mit östlichen Religionen, Theologien zu befassen, weil ich herausfinden wollte, was da gelehrt wird und wie es sich mit den westlichen vergleichen läßt, fielen mir einige Schuppen von den Augen. Religion und die damit verbundene Theologie prägt eine Gesellschaft in viele Richtungen, moralisch, ethisch, kulturell, sozial und so manch "fremdes" ist vielleicht sogar besser als das, was man bisher kannte.
Insofern sehe ich durchaus eine Berechtigung Religion
EN und Theologi
EN an Unis zu unterrichten, einhergehend mit ihren Ursprüngen, Geschichte, Entwicklungen. Dabei erscheint mir aber selbstverständlich, daß die Kirche als Institution, die Kosten für diese Ausbildungsgänge übernimmt, das ist nicht die Aufgabe von Staat oder Universität. Vielfalt der Religionen/Theologien ist hier ebenfalls besonders wichtig.
Gruß,
Clematis