Sollte Theologie wirklich noch an Universitäten gelehrt werden?

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In einem Interview mit dem BRalpha sprach Prof. Dr. Johanna Rahner von der Universität Tübingen jüngst darüber, warum Theologie weiterhin an Universitäten gelehrt werden sollte. Gastautor Robert Wolf wendet sich in einem offenen Brief an Prof. Dr. Rahner, welchen wir auf seine Bitte hin sehr gerne veröffentlichen.
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Das festhalten an „Überzeugungen“ und „Glaubenssätzen“ läuft der Idee einer sich der jeweiligen Erkenntnislage anpassenden Wissenschaft grundsätzlich zuwider. Es ist von vornherein ausgeschlossen ist, dass Theologen gewisse Teile ihrer Überzeugung hinterfragen oder als falsch erkennen, da ihre berufliche Existenz davon abhängt.
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Das Studium welcher Glaubensrichtung und
Religion wird an Universitäten zukünftig angeboten? Nur jene mit den meisten Mitgliedern? Dies scheint mir reichlich beliebig. Würden wir also Lehrstühle für Scientology-Theologie anbieten, sofern Scientology nur eine kritische Masse an Mitgliedern akquiriert?
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"Sollte Theologie wirklich noch an Universitäten gelehrt werden?" - Der goldene Aluhut

Das sind wirklich schwierige Fragen! - Vor allem muß man sich glaube ich erst einmal darüber klar werden, was "Theologie" überhaupt bedeutet. Und: ob Theologie mit "Religion" gleich gesetzt werden kann. Die Frage, ob Religion, Theologie und Kirche gleiche Begriffe sind, sollte auch geklärt werden.

Grüsse,
Oregano
 
Sollte Theologie wirklich noch an Universitäten gelehrt werde

Die gleiche Frage etwas anders,
Wozu (noch) Theologie an Universitäten? bei Google-Books.

Eine ketzerische, gar nicht theologische Frage (erstmal),
was machen wir mit den Wirtschaftswissenschaften,
deren irgendwie nicht überzeugendes Ergebnis eine fast kaputt
und zu Tode gezählte und gerechnete Welt ist,
und die immer noch behaupten, dass sich das alles 'lohnt' und 'rechnet', das alles nur weiter wachsen muss uswusw.

Das ist für mich kein Glaube mehr, sondern schierer Wahnsinn.
Spätestens seit dem Club of Rome (nein, das ist nicht der Vatikan :cool:).

Wenn uns Menschen ein paar, oder auch ganz viele(!) Dinge, Lebewesen,
Landschaften etc 'heilig' wären, und wir auch wirklich etwas mit dem Begriff anfangen könnten,
dann könnte es meiner Meinung nach schon etwas besser auf der Welt aussehen.
Zumindest der Begriff kommt wohl(?) aus der Theologie oder Religion.

Denn 'Aufklärung' kann das doch nicht mehr sein, ganze Arten auszurotten, Landschaften unwiederbringlich zu zerstören, Luft, Wasser und Boden (und auch die geistige Welt) immer weiter mit Müll jeder Art zu belasten, zu verschmutzen, zu vergiften.

Meine Gedanken dazu - Gerd
 
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Sollte Theologie wirklich noch an Universitäten gelehrt werde

"Sollte Theologie wirklich noch an Universitäten gelehrt werden?" - Der goldene Aluhut
erst einmal darüber klar werden, was "Theologie" überhaupt bedeutet. Und: ob Theologie mit "Religion" gleich gesetzt werden kann.

Hallo Oregano,

biete hier einfach mal zwei Definitionen als Link an:
Was ist Religion
Was ist Religion? Definition
Da geht's schon los, eine klare wissenschaftliche Definition gibt es nicht.
Was ist Theologie
Theologie - Was ist Theologie?
Für beide gibt es noch weitere, die sich teilweise widersprechen bzw. voneinader abweichen. Daher ist ein Link je Thema zu wenig, um sich ein Bild zu machen.

Kirche ist m.E. eine Institution, die theologische, religiöse Ansichten vertritt und sie verbreitet. Gehört zu einer anderen Kategorie. Sie wird nicht an einer Uni ausgebildet, nur ihre Mitarbeiter.

Religion und Theologie haben recht scharf umrissene Inhalte, auch wenn sie nur auf Glaubenssätzen beruhen. Wissenschaftlich beweisbar sind sie natürlich nicht - oder sollte es besser heißen: NOCH nicht - eingedenk der vielen ungeklärten Phänomene? Doch es ist eine Art geordnetes Konstrukt mit einigermaßen klaren Vorgaben, die je nach Religion variieren.

Doch was verschafft dann der Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft die Ehre an einer Uni gelehrt zu werden? Beide beinhalten jeweils 1001 Theorien, Hypothesen usw., die nicht nur grundverschieden sind, sondern sich allesamt ständig widersprechen, wissenschaftlich nicht bewiesen werden konnten. Dieses Chaos ist bei Psychologie, Phylosophie, Sozialwissenschaft und weiteren noch um ein Vielfaches potenziert, dennoch werden sie an Unis gelehrt. Von der angeblich evidenzbasierten Medizin ganz zu schweigen.

Saubere, wissenschaftliche, evidenzbasierte, bewiesene Inhalte von Uni-Lehrfächern gibt es daher m.E. überhaupt nicht, nur ganz winzige Teile können manchmal bewiesen werden. Ich glaube auch nicht, daß es sie jemals wirklich geben wird. So lange die Ansichten von Laien wie Forschern derart unterschiedlich sind, ständig Neues entdeckt wird, was Altes umwirft oder integrieren muß, ist das ein aussichtsloses Unterfangen. Einstein entdeckte vieles, was teils widerlegt wurde, Hawkins ist der neue Stern am Himmel mit einleuchtenden Theorien, viele Beweise stehen noch aus, da die technischen Möglichkeiten fehlen. Hat er Recht oder wird auch er teilweise widerlegt werden?

Unis sind dazu da, daß Menschen lernen nachzudenken, ihnen viele verschiedene Ansätze zu bieten, die dann zum Weiterlernen und Weitersuchen animieren sollen. Aus meiner Sicht viel zu spät, das sollte schon im Kindergarten beginnen - d.h. alles hinterfragen lernen. Dieses alte und möglichst viel neues Wissen zu vermitteln, um das Gehirnschmalz auf Trab zu bringen ist m.E. Sinn und Zweck von Universitäten.

Will man Wissenschaftlichkeit als Leitlinie, sind dann Theologie und Religion mit ihrem engen Korsett nicht doch eher als Lehrstoff an Unis geeignet als das Theorienchaos von BWL, VWL, Psychologie, Phylosophie usw. - ketzerisch gefragt? Wissenschaftlich könnte ja auch bedeuten, daß eine Theorie in sich schlüssig und stimmig ist, ohne daß sie unbedingt auch bewiesen werden muß.

Dazu kann das Gemisch vieler Fachrichtungen an einer Uni zu einem regen Austausch unter den Studenten führen. Warum sollte der VWLler nicht mit einem Theologen diskutieren? Es könnte für beide eine Bereicherung sein. Als ich begann mich mit östlichen Religionen, Theologien zu befassen, weil ich herausfinden wollte, was da gelehrt wird und wie es sich mit den westlichen vergleichen läßt, fielen mir einige Schuppen von den Augen. Religion und die damit verbundene Theologie prägt eine Gesellschaft in viele Richtungen, moralisch, ethisch, kulturell, sozial und so manch "fremdes" ist vielleicht sogar besser als das, was man bisher kannte.

Insofern sehe ich durchaus eine Berechtigung ReligionEN und TheologiEN an Unis zu unterrichten, einhergehend mit ihren Ursprüngen, Geschichte, Entwicklungen. Dabei erscheint mir aber selbstverständlich, daß die Kirche als Institution, die Kosten für diese Ausbildungsgänge übernimmt, das ist nicht die Aufgabe von Staat oder Universität. Vielfalt der Religionen/Theologien ist hier ebenfalls besonders wichtig.

Gruß,
Clematis
 
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