@Grantler Ich schildere dir mal meine Erfahrung, damit du dir ein persönliches Bild machen kannst, was in so einer psychosomatischen Klinik in etwa passiert. Alles unter Vorbehalt wegen Covid.
Ich war ein gutes Jahr nach meinem Zusammenbruch, der eigentlich erst nach der Not-OP in der Wiedereingliederung stattfand, in der Mediclin in Bad Wildungen. Das ist eine Rehaklinik, die auch Akutpatienten hat.
Dort waren in erster Linie Patienten mit Burnout oder Zusammenbruch nach fortgesetztem Mobbing, Zusammenbruch nach Verlust des Kindes, Schmerzpatienten unterschiedlicher Genese, Missbrauchsopfer mit psychisch bedingten körperlichen Folgen, oder ähnliche Probleme. Mit dem Akutbereich hatte ich nur durch diverse Kontakte zu tun. Das Angebot ist ähnlich, wie im Rehabereich.
In der Klinik war auch ein Mann, der mir erzählt hat, dass die Rentenversicherung eine weitere Reha abgelehnt hat. Dann gibt es soweit ich erinnere immer noch die Möglichkeit, dass man vom Arzt einen solchen Aufenthalt verschrieben bekommt. Deshalb war er da. Manche waren auch privat dort.
Man hat dort natürlich keine Medikamente einnehmen müssen. Das ist auch gar nicht das Ziel. Manche haben, manche nicht. Ich nicht, da ich Psychopharmaka ablehne und das wurde auch sofort akzeptiert.
Mit den Ärzten hatte ich dort nichts weiter zu tun, da ich kein Schmerzproblem hatte und keine chronische Erkrankung habe.
Eine der Schmerzpatientinnen hat dort gelernt ihre Schmerzen mit ihren Gedanken zu stoppen. Was ich sehr beeindruckend fand.
Eine andere Frau war so zu und auf Abwehr, dass es gar nicht möglich war einen Zugang zu ihr bekommen.
Bei einer anderen Frau, die schon lange wegen angeblich eingebildeten Schmerzen behandelt wurde, wurde eher zufällig bei Untersuchungen nach einem Sturz im Krankenhaus die körperliche Ursache für die Schmerzen gefunden. In der Rehaklinik hätte man es eher nicht festgestellt.
Man hatte ein eher bescheidenes Einzelzimmer.
Man musste an keiner der Therapien, die ausgesucht wurden oder für die man sich entschieden hat, ständig teilnehmen. Die kann man absagen und am Besten mit der zugewiesenen Psycho besprechen, wenn es gar nichts ist. Aber wenn man nichts macht, ist auch blöd. Geht ja nicht.
Man kann im Rehabereich an verschiedenen Gruppentherapien teilnehmen, wie z.B. Trauergruppe, Schmerzgruppe, Depressionsgruppe, die 4 Wochen lang laufen und hat bis zum Schluss Gruppentherapie bei der zugeteilten Psycho, hat 1x die Woche ein Einzelgespräch bei der zugeteilten Psycho und einige Gespräche bei der Oberpsycho.
Dazu gibt es fast täglich ausser WE verschiedene Entspannungs- und Meditationsübungen, Malen, Basteln zum Spaß oder zur Leistungsbeurteilung, leichten Sport in der Halle, wenn man Glück hat noch Bogenschießen oder Reiten. Kurse zur Ernährung gab es auch.
Und es gibt natürlich auch physiotherapeutische Behandlungen wo notwendig, die vom Hörensagen wohl sehr gut sind. Ist aber eher Akutklinikbereich.
Schwimmbad, Sauna und Massage-Wasserbett fürs Privatvergnügen gab es auch.
Das Essen war ganz gut, so lange der Koch nicht in Urlaub war und die Auswahl zum Frühstück und Abends auch ganz gut. Kantine sehr groß und auch recht laut. Kaffee gab es nur zum Frühstück frei.
Man konnte die Klinik tagsüber jederzeit verlassen und war gleich in dem kleinen Ort, da es nicht direkt in Bad Wildungen ist. Da kommt man mit dem Bus hin oder kann hinlaufen.
Abends konnte man sich in verschieden Bereiche setzen und es haben sich auch diverse Gruppen gebildet.
Abends werden irgendwann die Aussentüren abgeschlossen und das ist sehr gewöhnungsbedürftig.
Diese Rehaklinik ist nach dem, was ich gehört habe, insgesamt lockerer als manche anderen. Heißt, dass es nicht überall gebilligt wird, wenn man Therapien absagt. Auch nicht, wenn man krank ist oder sich schlecht fühlt.
Hab auch noch ein Bild gefunden. Das ist aber vom Rehabereich. Da den Flur hinter hab ich quasi einige Wochen lang gewohnt.
https://www.mediclin-badwildungen.de/unsere-klinik/ueber-unsere-klinik/
Alle weiteren Informationen findet man über die Seite ebenso.
Wie sehr oder wenig der Einzelne profitiert, kann man vorher unmöglich sagen. Es kommt immer darauf an, wie es passt.
Die wichtigste Frage scheint aber insgesamt, ob das für jemanden ausreicht, der kurz vor der Psychiatrie steht.
Gab dort einen Fall, dass eine Frau von dort vorübergehend 2 Wochen in die Psychiatrie gekommen ist, weil sich ihr Zustand verschlechtert hatte.
Ein mögliches Problem, das ich sehe ist zudem Folgendes.
In der Psychiatrie würde man ihn nur "zupumpen" und bestimmt nicht auf die auch vorhandenen körperlichen Symptome eingehen.
Wenn man in eine psychosomatische Klinik kommt, dann weil man eines der obigen Probleme hat und oft die körperlichen Symptome der Psyche zugeordnet wurden. Es wird natürlich auch ein paar körperliche Untersuchungen geben und dafür gesorgt, dass chronisch Kranke ihre Behandlung weiter machen können und Akutbehandlungen geben. Eine Borreliosebehandlung wird es dort aber kaum geben.
Bin froh, dass ich in der Abteilung die Ärzte für den Körper über die Untersuchung am ersten Tag durch den Chefarzt hinaus nicht gebraucht habe.
Insofern, dass man dort in einer Schmerztherapie lernen kann, besser mit seinen Schmerzen und körperlichen Problemen umzugehen, kann es für manche Menschen hilfreich sein.
Einige Patienten fanden es nicht gut, dass die mit dieser Klinik verbundene Abteilung für Orthopädie gar nicht für sie zuständig war. Sie wollten in diese Klinik, weil sie dachten, sie würden dort von beiden Kliniken gleichermaßen betreut werden. Das war nicht der Fall und könnte auch in anderen Kliniken schwierig sein. Also beides auf einmal zu finden.
Eine der Frauen ist anschließend noch in eine andere Einrichtung gegangen, wo man ihr Blut getestet und einen extremen Vitamin D Mangel festgestellt hat. Sie bekam Spritzen oder Infusionen und nimmt seither Vitamin D mit K2. Das hat ihre psychischen Probleme gelöst.
Ich würde denken, das jemand, der extrem viele Antibiotikatherapien gemacht hat, körperlich kaputt gemacht wird und an vielen Nährstoffmängeln leidet. Vielleicht wäre es sinnvoll als Erstes einfach mal eine entsprechende Blutuntersuchung machen zu lassen und die fehlenden Nährstoffe ergänzen zu lassen. Zudem könnte es sinnvoll sein, die Bakterien zu ersetzen, denn auch das Mikrobiom dürfte stark geschädigt sein. Auch Q10 könnte sinnvoll sein, wenn ich mich der Studien erinnere, die ich hier früher zu Antibiotika gepostet habe.